Langzeiterkrankungen verschärfen den Lehrermangel! Verband: Kein Wunder

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ERFURT. Rund 100 Vertretungslehrer mit befristeten Veträgen sollen in Thüringen die Lücken schließen, die durch 883 langfristig kranke Lehrer entstehen. Der Freistaat prüft, die Vertretungsreserve zu erhöhen. Doch schon jetzt fehlt – wie in ganz Deutschland – reguläres Personal.

Verbandschef Busch fordert bessere Perspektiven für Vertretungslehrer.                                                          Foto: Youtube

Immer mehr Thüringer Lehrer sind längere Zeit krank. Das geht aus Zahlen des Bildungsministeriums hervor. Im Herbst 2017 galten demnach 883 Pädagogen als langzeitkrank. Das entspricht einem Anteil von 5,1 Prozent; im Vorjahreszeitraum lag der Anteil noch bei 4,6 Prozent.

In der Überalterung sieht der Lehrerverband Thüringen einen Grund für den Anstieg der Zahl dauerhaft kranker Lehrer. «Wir brauchen eine bessere Altersmischung bei den Lehrern im Land», sagte Verbandschef Rolf Busch. Es sei ganz natürlich, dass bestimmte, oft langwierige Krankheiten eher im Alter auftreten.

Das Thüringer Bildungsministerium will diesen Zusammenhang nicht herstellen und betont, dass ältere Lehrer zwar am Stück länger krank seien, dafür aber nicht so häufig. Auch die Zahl der Ausfälle wegen Schwangerschaft sei gestiegen, weil mehr junge Lehrerinnen eingestellt werden.

Hausgemachtes Problem

Busch bezeichnete dies als «hausgemachtes Problem». Er kritisierte, dass in Thüringen immer noch viele angehende Lehrer nach dem Studium auf einen Referendariatsplatz warten müssten. «Manche treten ihre erste Stelle mit Anfang 32 an. Verständlich, dass in diesem Alter viele dann relativ schnell über ihre Familienplanung nachdenken.»

Im Referendariat – die praktische Phase der Lehrerausbildung – stehen den angehenden Lehrern Fachleiter zur Seite. Laut Busch gibt es davon aber zu wenige. «Wir müssen es für Lehrer attraktiver machen, diese Aufgabe zu übernehmen, damit die Wartezeit auf das Referendariat kürzer wird», sagte er.

Kompensiert werden längerfristige Ausfälle mithilfe von Vertretungslehrern. In Thüringen sind aktuell 97 Vertretungslehrer befristet eingestellt, wie das Bildungsministerium mitteilte. Sie decken die Stunden von 82,02 Vollzeitstellen ab. Angestrebt sei eine Abdeckung von 100 Vollzeitstellen, zudem prüfe man, ob die Vertretungsreserve erhöht werden könne.

Der Lehrerverband hingegen fordert, dass auch Vertretungslehrer direkt unbefristet eingestellt und nach der Vertretungszeit regulär eingesetzt werden. Befristete Stellen seien zu unattraktiv.

Verbindliche Perspektive

Das Bildungsministerium prüft nach Angaben eines Sprechers derzeit, wie Vertretungslehrern eine verbindliche Perspektive gegeben werden könne. So könnte womöglich vertraglich geregelt werden, dass im Anschluss an eine Vertretung die unbefristete Festanstellung winkt.

Ab dem Schuljahr 2018/2019 will das Land Thüringen ein Schulbudget zahlen – 30 Euro pro Schüler. Damit will die Landesregierung unter anderem den Unterrichtsausfall reduzieren. Mit dem Geld sollen «Lehrkapazitäten für die Verbesserung der Unterrichtsversorgung gewonnen werden», wie es auf Anfrage aus dem Ministerium heißt.

«Zugleich können Möglichkeiten geschaffen werden, um über Maßnahmen der Gesundheitsförderung Krankheitsausfälle zu reduzieren.» Lehrer sollen entlastet werden – auch, indem ihnen Verwaltungsaufgaben abgenommen werden. Denn je mehr Lehrer wegen Krankheit ausfallen, desto mehr Arbeit bleibt für die gesunden. dpa

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2 Kommentare
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Palim
5 Jahre zuvor

„Rund 100 Vertretungslehrer mit befristeten Veträgen sollen in Thüringen die Lücken schließen, die durch 883 langfristig kranke Lehrer entstehen.“
Ist das ein Tippfehler … oder können sich die Vertretungslehrer in Thüringen mehrteilen?

sofawolf
5 Jahre zuvor

ZITAT: “ … 883 langfristig kranke Lehrer … “

Darunter sicher so mancher ausgebrannte Kollege oder jemand, der anderweitig berufsbedingt krank wurde (Stimme, Gehör …). Massive Entlastungen könnten helfen, dass wir weniger ausbrennen (und dauerkrank werden), uns durch Teilzeit schützen (wo möglich) oder früher in Pension gehen ( wo möglich).

Einfach nur paar hundert Euro mehr helfen uns nicht. (Außer in Teilzeit zu gehen, aber das verstärkt den Lehrermangel ja auch.)