Lehrermangel: Wie Quereinsteiger für den Unterricht pauken

48

BERLIN. Lehrer gesucht: Bundesweit können nicht alle Stellen an öffentlichen Schulen mit ausgebildeten Lehrkräften besetzt werden. Quer- oder Seiteneinsteiger sind immer gefragter geworden. Kritik kommt von der Bildungsgewerkschaft GEW. 

Der Anteil der Quereinsteiger im Lehrerberuf steigt beständig. In nächster Zeit wird sich das kaum ändern prognostizieren Experten. Foto: Shutterstock

«Ich bin der Prinz», sagt ein Mann. Er ist umringt von Kollegen. Sie verstecken sich hinter einem kleinen Vorhang und schnellen nach oben, wenn sie in dem Theaterstück an der Reihe sind. Andere in dem Seminarraum in Berlin sehen sich das Ganze an, sie kichern und applaudieren. Der eine oder andere von ihnen wird die Variante des «Aschenputtel»-Märchens vielleicht nutzen – als Lehrer an einer Berliner Grundschule. Studiert haben sie alle nicht auf Lehramt, sondern etwas anderes. Über einen Quereinstieg gelangten sie in den Schuldienst und qualifizieren sich nun parallel weiter. Vielerorts in Deutschland wird mit ähnlichen Konzepten seit Jahren versucht, das Problem des Lehrermangels einzudämmen. Doch es gibt auch Kritik.

«Das Land Berlin braucht dringend Lehrkräfte», sagt die Referatsleiterin für Lehrkräftebildung in der Berliner Bildungssenatsverwaltung, Anja Herpell. In den naturwissenschaftlichen Fächern wie Mathe, Physik und Biologie besonders. Die Quereinsteiger gehen demnach «sofort in den Schuldienst, das liegt am Bedarf». Parallel dazu qualifizieren sie sich über Jahre berufsbegleitend, am Ende steht dann die Lehramts-Staatsprüfung an.

In der Regel haben sie mindestens eines der Fächer bereits studiert, das sie in der Schule unterrichten. Ein Beispiel: Ein Germanist kommt über einen Quereinstieg in den Schuldienst, muss ein zweites Fach berufsbegleitend nachstudieren, dann folgen wie bei der klassischen Lehrkräfteausbildung der Vorbereitungsdienst an den Schulen und die Staatsprüfung. In Berlin laufen derzeit die letzten Quereinsteiger-Einstellungen, wie es aus der Senatsverwaltung heißt. Wie viele es am Ende sein werden, ist noch nicht bekannt.

Mehr Quereinsteiger in allen Bundesländern

In den Bundesländern gibt es unterschiedliche Konzepte zu Quereinsteigern und auch die Bezeichnungen variieren. In den vergangenen Jahren stieg deutschlandweit der Anteil von Quer- oder Seiteneinsteigern an allen Einstellungen in den öffentlichen Schuldienst, wie Zahlen der Kultusministerkonferenz belegen. 2018 lag er bei 13,3 Prozent (2017: 12,6 Prozent, 2016: 8,4 Prozent). Sachsen führte 2018 die Liste an – dort machten die Seiteneinsteiger die Hälfte der Einstellungen aus. Berlin folgte mit rund 40 Prozent.

In Sachsen läuft noch das Einstellungsverfahren für grundständig ausgebildete Lehrer. «In der Tendenz gehen wir davon aus, dass wir in diesem Jahr weniger Seiteneinsteiger brauchen, aber das können wir erst mit Sicherheit sagen, wenn das Einstellungsverfahren komplett abgeschlossen ist», teilt das Staatsministerium für Kultus mit. Das Problem sei, dass sich zwar mehr Grundständige beworben haben, aber viele nur nach Dresden oder Leipzig gehen und nur am Gymnasium unterrichten wollen.

In einem Stockwerk über dem Seminarraum, wo das Theaterstück geprobt wurde, kommen wenig später mehrere Quereinsteiger zusammen, die noch nicht so lange dabei sind. Das Land Berlin eröffnete vor Jahren das Studienzentrum für Erziehung, Pädagogik und Schule. Dozenten und Seminarleiter unterrichten dort. Herpell betont, dass ihr kein anderes Bundesland bekannt sei, das wie Berlin ein eigenes Institut für die Weiterbildung von Quereinsteigern geschaffen hätte.

Büffeln für besseren Unterricht: Lehrer in einer Fortbildung (dem Lehrerkongress 2013 Chemie Baden-Württemberg). Foto: Chemie-Verbände Baden-Württemberg / flickr (CC BY 2.0)
Quereinsteiger in Berlin qualifizieren sich berufsbegleitend neben ihrer Unterrichtsverpflichtung für den Schuldienst. Foto: Chemie-Verbände Baden-Württemberg / flickr (CC BY 2.0)

Die Veranstaltung, zu der es mehrere Männer und Frauen gezogen hat, heißt: «Lehrkrafthaltung stärken – ein überzeugender Auftritt». «Heute geht’s um Haltung», leitet der Coach ein. Er fragt, wie sich die Teilnehmer vor ihren Klassen positionieren. Ein Mann hebt die Hand, wird aufgerufen und sagt: «Ich stehe, ich bin Sportlehrer.» Ein anderer Teilnehmer berichtet, wie es ihn beeinflusse, wenn Unvorhergesehenes passiere. Zum Beispiel wenn der Kopierer für Unterrichtsmaterial kaputt sei.

Auf Kärtchen schreiben die Quereinsteiger, von denen viele an Berliner Grundschulen tätig sind, Fähigkeiten auf, die sie in der Klasse erfolgreich und effektiv machen. «Auf Schüler konzentrieren», «Begeisterung», «ausgeglichen sein» ist da zu lesen.

Der Coach betont: «Wir sind für die Kinder nicht ein weiterer Kumpel». Es geht jetzt darum, wie freundlich ein Lehrer sein sollte. Eine Frau berichtet, dass sie manchmal das Gefühl habe, «die tanzen mir auf der Nase rum». Sie versuche aber dennoch, freundlich zu bleiben und nicht laut zu werden, nur um respektiert zu werden. Nächste Übung. Es wird wieder auf Kärtchen geschrieben.

Was den Lehrermangel angeht, so sei der Druck an Berliner Gymnasien noch nicht so groß, in den Grundschulen schon mehr und auch in Schulen mit Sonderpädagogik sowie an beruflichen Schulen gebe es erhöhten Bedarf, erläutert Herpell. Probleme hätten auch weniger beliebte Schulen. Können Stellen mit studierten Lehrern nicht besetzt werden, kommen Quereinsteiger zum Zug.

Häufig mit Erziehungserfahrung

Spricht man die Seminargruppe auf ihre Motivation an, warum sie in den Schuldienst wollten, sagen mehrere, dass sie beruflich «etwas Neues» wollten. Einer war vorher Journalist, sagt er. Eine Frau studierte Chemie und arbeitete in einem Büro. Die Studienfächer Amerikanistik und Geschichte bringt eine andere Frau mit. Die Quereinsteiger seien im Vergleich zu den klassischen Lehreranwärtern, die an Hochschulen studieren, im Schnitt zehn Jahre älter, hätten häufiger bereits eine Familie gegründet und hätten mehr Erfahrung in Erziehungsbereichen zum Beispiel durch Tätigkeit in Sportvereinen oder Musikschulen, sagt Herpell.

Die Bildungsgewerkschaft GEW Berlin hält einige Punkte für kritisch. «Die Quereinsteiger machen eine tolle Arbeit und bereichern, aber sie brauchen eine noch bessere Unterstützung», sagt Sprecher Markus Hanisch. Sie sollten weniger Unterrichtsstunden haben, um sich besser auf den jeweiligen Unterricht vorbereiten und ihre berufsbegleitende Ausbildung erfolgreich absolvieren zu können. Auch sollten Schulen mehr Stunden zur Verfügung bekommen, dass sich andere Lehrer quasi als Mentor stärker um die Quereinsteiger kümmern könnten.

Innerhalb Berlins sei die Verteilung der Quereinsteiger unterschiedlich, in manchen Bezirken gebe es eine Ballung, heißt es weiter. Kritisch sei das dann, wenn wie an Grundschulen weniger die fachliche als vielmehr die pädagogische Arbeit im Vordergrund stehe. Die Gewerkschaft in Berlin fordert eine fairere Verteilung der Quereinsteiger. Deren Zahl, so schätzt die GEW, werde in der Hauptstadt weiter hoch bleiben. Sprecher Markus Hanisch: «Die Decke wird immer dünner und die Not immer größer.» Anna Ringle, dpa

Wenn die Reisekauffrau Geografie unterrichtet – immer mehr Seiteneinsteiger kommen in den Schuldienst, einzelne sogar schon ohne Abitur

Anzeige


Info bei neuen Kommentaren
Benachrichtige mich bei

48 Kommentare
Älteste
Neuste Oft bewertet
Inline Feedbacks
View all comments
Herr Mückenfuß
4 Jahre zuvor

An dieser Stelle kann ich die GEW mal voll und ganz unterstützen: (Zitat) “ «Die Quereinsteiger machen eine tolle Arbeit und bereichern, aber sie brauchen eine noch bessere Unterstützung», sagt Sprecher Markus Hanisch. Sie sollten weniger Unterrichtsstunden haben, um sich besser auf den jeweiligen Unterricht vorbereiten und ihre berufsbegleitende Ausbildung erfolgreich absolvieren zu können. Auch sollten Schulen mehr Stunden dafür zur Verfügung bekommen, dass sich andere Lehrer quasi als Mentor stärker um die Quereinsteiger kümmern könnten.“

!!!

FElixa
4 Jahre zuvor
Antwortet  Herr Mückenfuß

Jein. Ich finde auch, dass Quereinsteiger durchaus guten Unterricht machen können. Das Problem dabei ist nur die Abwertung des Lehramtsstudiums. Warum sollt es denn noch solch ein Studium geben, wenn man später sowieso noch einsteigen kann? Zudem zweifle ich die Motivation der Quereinsteiger an:

„Spricht man die Seminargruppe auf ihre Motivation an, warum sie in den Schuldienst wollten, sagen mehrere, dass sie beruflich «etwas Neues» wollten. Einer war vorher Journalist, sagt er. Eine Frau studierte Chemie und arbeitete in einem Büro. Die Studienfächer Amerikanistik und Geschichte bringt eine andere Frau mit. Die Quereinsteiger seien im Vergleich zu den klassischen Lehreranwärtern, die an Hochschulen studieren, im Schnitt zehn Jahre älter, hätten häufiger bereits eine Familie gegründet und hätten mehr Erfahrung in Erziehungsbereichen zum Beispiel durch Tätigkeit in Sportvereinen oder Musikschulen, sagt Herpell.“

Wenn man ehrlich wäre, würde es eher so klingen: ich verdiene zu wenig, habe keinen sicheren Job, zu lange Arbeitszeiten, möchte mich mehr um mein Kind kümmern, in meinem Job habe ich kaum mehr Aufstiegsmöglichkeiten, o.ä Wie dort erwähnt, sind die meisten Quereinsteiger mind. 10 Jahre älter. Es sind also nicht diejenigen, die nach dem Studium feststellen, sie wären doch lieber Lehrer. Nein. Es sind diejenigen, die nach einem Jahrzehnt feststellen, dass die einzige Option nur noch das Lehramt darstellt. Das sollte zu denken geben. Wir bekommen also mal wieder nicht die Besten, sondern den Rest (natürlich gibt es Ausnahmen!).

Zudem ist das Argument mit dem Alter auch absolut lächerlich. Was hat denn die Familiengründung oder die Erfahrung in Vereinen mit der Arbeit als Lehrkraft zu tun? Zudem würde ich mal die These aufstellen, dass jedes aktive Vereinsmitglied nicht erst mit Ende 30 tätig wird, sondern meist sein Leben lang in einem Verein tätig ist.

Fazit: die GEW redet ein Problem schön. Entweder man schafft das Lehramtsstudium komplett ab oder man muss zeitnah die Einstellung von Quereinsteigern wieder auf Null führen.

dickebank
4 Jahre zuvor
Antwortet  FElixa

Zu Zeiten des Lehrkräfteüberschusses sind viele examinierte Lehrkräfte in der „freien Wirtschaft“ als Quereinsteiger angefangen. Dadurch sind die Studien- bzw. Berufsabschlüsse der regulären Angestellten ja auch nicht entwertet worden.

Ziel jeder akademischen Bildung ist es ja bzw. ist es vor der BAchelorisierung gewesen, sich in unbekannte Materien mithilfe des erworbenen Rüstzeuges einarbeiten zu können.

FElixa
4 Jahre zuvor
Antwortet  dickebank

Und das soll nun wofür ein Gegenargument meiner Aussagen sein? In der freien Wirtschaft zählt am Ende die Erfahrung und Leistung und nicht der Abschluss. Das ist ein signifikanter Unterschied zum Schulsystem. Wenn Sie also ein Lehramtsstudium z.B. in der Informatik absolviert haben, 5 Jahre in einem Unternehmen in der Softwareentwicklung gejobbt und mehrere Praktika in IT-Unternehmen gemacht haben, dann würden Sie natürlich den Informatikabsolventen schlagen, der nur Pflichtpraktika absolviert hat. In der Wirtschaft schlägt Praxiserfahrung Abschlüsse und Abschlussnoten. In der Schule schaut man sich wenige Unterrichtsstunden von ihnen an und entscheidet dann, ob Sie für den Job qualifiziert sind. Wenn man sich nicht ganz dumm anstellt, kann jeder „Depp“ das Referendariat bestehen.

Meine weiteren Aussagen lassen sich auch nur schwer entkräften. Ich sage nicht, dass Quereinsteiger per se schlecht oder unfähig sind, es gibt durchaus kompetente und geeignete Quereinsteiger, aber die Argumente der GEW sind nur halt echt schwach und blendet die Schwächen bei der Ausbildung und jetzigen Einstellungssituation der Quereinsteiger aus.

Palim
4 Jahre zuvor
Antwortet  FElixa

Im Schulbetrieb gehen Sie dann in eine Probezeit und wenn Sie für den Job wirklich nicht geeignet sind, sind sie danach raus. Komplett. Bundesweit. Da nützt Ihnen weder die Erfahrung, noch der Abschluss.

FElixa
4 Jahre zuvor
Antwortet  FElixa

Ach kommen Sie Palim. So unwissend kann man sich doch gar nicht anstellen. Sie werden in ihrer gesamten Lehrerkarriere eine handvoll Mal besucht. Im Referendariat, immer noch viel zu wenig, am häufigsten. In der Probezeit steht doch auch niemand ständig hinter ihnen und schaut, ob Sie gute Arbeit leisten. Sie müssen schon absolut unfähig sein, um im Referendariat oder in der Probezeit rauszufliegen. Schwächen lassen sich eben in wenigen Besuchen einfach kaschieren.

„Im Schulbetrieb gehen Sie dann in eine Probezeit und wenn Sie für den Job wirklich nicht geeignet sind“

Zeig dies nicht die offensichtlichen Schwächen auf? Sie unterrichten bereits 18-24 Monate, teilweise eigenverantwortlich mit annähernd vollem Deputat, und danach kommen Sie erst in eine Probezeit? In jeder anderen Branche stellt man in den ersten 6 Monaten fest, ob der Arbeitnehmer den Anforderungen gewachsen ist.

Palim
4 Jahre zuvor
Antwortet  FElixa

Der Unterschied ist wohl, dass das Referendariat als _Ausbildung_ gilt und nicht als Berufseinstieg, auch wenn dort eigenverantwortlicher Unterricht erteilt wird. Dieser erfolgt aber nicht in annähernd vollem Deputat, nicht mal in halbem (!).

Abgeschlossen ist die Ausbildung erst nach bestandenem Referendariat und auch dort gibt es Gespräche zum Ausbildungsstand, es gibt Gespräche dazu, was passieren muss, damit man besteht, Protokolle und Zielsetzungen nach Unterrichtsbesuchen,
es gibt Personen, die nach erfolgreich absolviertem Studium das Referendariat abbrechen oder sich trotz bestandener Prüfung direkt etwas anderes suchen.

Steigt man in den Beruf ein, hat man zwar alle Prüfungen absolviert, kann aber nur in diesem Beruf arbeiten, wenn man die Probezeit schafft, an deren Ende quasi noch eine Prüfung steht.
Besteht man nicht, wird einen keine Landesschulbehöre mehr einstellen, nicht als Lehrkraft und nicht für eine Vertretung. DAS ist in anderen Berufen sicherlich anders.

P.S. Ich kenne Ihre Hände nicht, aber meine „handvoll“ reicht für die Anzahl erfolgter Besuche bei weitem nicht aus.

FElixa
4 Jahre zuvor
Antwortet  FElixa

Sie brauchen mir die Ausbildungsmodalitäten nicht erklären. Da kenne ich mich bestens aus. Wir müssen hier an 2 Stellen unterscheiden:

1. klassisches Referendariat:
Da haben Sie zunächst einmal Recht. Eigenverantwortlicher Unterricht wird in der Regel ca. 40% zum vollem Deputat gegeben. Dennoch findet also mind. 1 Schuljahr in diesem Rahmen unkontrollierter Unterricht statt. Im schlimmsten Fall auf Kosten der Schüler. Daneben ist anzumerken, dass es auch keinerlei Kontrollen beim Unterricht unter Anleitung gibt. Wie gut Sie die entsprechenden Kollegen unterstützen (können), entspricht im Grunde einer Lotterie. Es finden dahingehend keine Fortbildungen oder Lehrgänge statt und es gibt auch keine konkreten Vorgaben, wie Lehrkräfte mit Referendaren umzugehen zu haben. Die Qualität an dieser Stelle ist also auch sehr schwankend.

Sie unterrichten also ca. 60% im Vergleich zum vollen Deputat. Daneben haben Sie einen Seminartag inkl. Arbeitsaufträgen, mehrseitige Ausarbeitungen, die oftmals am Lehreralltag vorbeizielen, usw. Es ist wahrlich keine Luxussituation, die die Referendare da genießen. Sie investieren mehr Zeit in die Seminare und Unterrichtsbesuche, als in den alltäglichen Unterricht.

„auch dort gibt es Gespräche zum Ausbildungsstand, es gibt Gespräche dazu, was passieren muss, damit man besteht, Protokolle und Zielsetzungen nach Unterrichtsbesuchen“

Ja und was bringt das einem? Das ist mehr ein „Nice-to-Have“ als ein „Das brauche ich um ein guter Lehrer zu werden/sein“. Es stellt sich ja dann auch die Frage, was diese Gespräche einem bringen, wenn der Coach (so nennen sich ja jetzt die Seminarleiter in NRW) einen nur alle paar Wochen mal für 45 Minuten im Unterricht sieht.

„an deren Ende quasi noch eine Prüfung steht“
Was muss man eigentlich machen, um diese „Prüfung“ nicht zu bestehen?

In NRW sind es 10. Das habe ich ihnen schon vor 2-3 Wochen gesagt. Das könnte man sich auch mal merken. 5 Besuche pro Fach in 18 Monaten ist absolut lächerlich. Damit dieses Referendariat eine Daseinsberechtigung haben kann, müssten wöchentlich Unterrichtsbesuche stattfinden.

2. Quereinstieg
Hier befinden wir uns nun, worum es in dem Artikel ging. Ich zitiere mal das Schulministerium NRW:
„[…] absolvieren einen zweijährigen berufsbegleitenden Vorbereitungsdienst und legen anschließend eine Staatsprüfung ab. Nach dieser Qualifizierung verfügen Seiteneinsteigerinnen und Seiteneinsteiger über die entsprechende Lehramtsbefähigung und sind damit den „grundständig“ ausgebildeten Lehrkräften gleichgestellt.“

Zudem gilt:
„Für die Ausbildung stehen durchschnittlich sieben Ausbildungsstunden pro Woche zur Verfügung. Für die Teilnahme an der Ausbildung erhalten die Lehrkräfte in Ausbildung während der gesamten Ausbildungszeit durchschnittlich sechs Anrechnungsstunden auf ihre Unterrichtsverpflichtung.

Ges/Gym: 25,5 – 6 = 19. Wenn Sie also den Quereinstieg wählen absolvieren Sie ebenfalls diese Unterrichtsbesuche, Seminartage, etc. haben jedoch eine deutlich höhere Stundenverpflichtung. Das sagt schon viel über die Qualität dieser „Ausbildung“ und des Referendariats.

Sie erhalten aufgrund der obigen Aussagen für Gesamtschule/Gymnasium dann auch nicht AW13Z, sondern E13 (TV-L). Jetzt kann man formal von „Ausbildung“ sprechen, aber bei E13 handelt es sich um kein Ausbildungsgehalt. Das erhalten auch erfahrene Lehrkräfte.

Wieso „trauen“ wir Quereinsteigern zu 19 Stunden zu unterrichten und den Lehramtsstudenten deutlich weniger? Das müssen Sie mir mal erklären.

Um es mit den Worten meiner Schulleitung zu formulieren: ohne Vertretungslehrer und Referendare könnten wir den Unterricht nicht mehr garantieren und es käme zu regelmäßigen Unterrichtsausfällen.

Ich übersetze das mal: durch billige Arbeitskräfte drücken wir die Ausgaben im Landeshaushalt und die Leute sind so dumm und lassen das auch noch mit sich machen.

dickebank
4 Jahre zuvor
Antwortet  FElixa

Sie verwechseln da KMU und DAX-Unternehmen. Es gibt DAX-gelistete Unternehmen, die sind bürokratielastiger als Behörden und deren Mitarbeiter haben beamtengleichen Status. Mit Leistungsüberprüfung und leistungsabhängiger Bezahlung ist da auch nichts.

Selbst wenn die Gehälter gem. ERA einen leistungsabhängigen Anteil haben, heißt das eben nicht, dass nicht nach formellem Bildungsabschluss tarifiziert würde. Klar kann es dann vorkommen, dass auf der gleichen Hierarchiestufe staatlich Geprüfte, Bacheloren und Master sowie langgediente betriebliche Meister stehen. Das ist dann im Lehramt tatsächlich anders, da der einzige Zugang über das erste und das zweite StEx führt und somit der formale Bildungsabschluss für alle gleich ist.

Btw ab einer gewissen Hierarchiestufe muss in der freien Wirtschaft auch niemand damit rechnen betriebsbedingt gekündigt zu werden. Ausscheiden aus einem Betrieb erfolgt dann ab einer gewissen Position immer 2auf eigenen Wunsch und im gegenseitigen Einvernehmen“. – Die höhe der Abfindung ist dann reine Verhandlungssache. bzw. auf die Klageeinreichung beim Arbeitsgericht zurück zu führen.

FElixa
4 Jahre zuvor
Antwortet  FElixa

Ach dickebank mit ihnen zu schreiben ist echt anstrengend. Sie mischen sich überall ein, sind aus Prinzip anderer Meinung und diskutieren der Diskussionslust wegen oder schießen einfach komplett am Thema vorbei. Sind Sie in der realen Welt auch so und hat ihnen noch niemand gesagt wie nervtötend solch ein Verhalten ist?

Sie reden über langjährige Mitarbeiter, obwohl es in der obigen Diskussion um Berufsanfänger ging. Auf Inhalte meines Kommentars sind Sie ja auch gar nicht eingegangen, insofern weiß ich nicht was Sie jetzt von mir wollen.

dickebank
4 Jahre zuvor
Antwortet  FElixa

@FELixa – das langgedient bezog sich lediglich auf die betrieblichen Meister, die Berufsanfängern mit den genannten akademischen und staatlichen Abschlüssen gleichgestellt sind.

Herr Mückenfuß
4 Jahre zuvor

@ Felixa,

die von Ihnen oben genannten Gründe spielen sicherlich eine Rolle beim Seiteneinstieg. Sie spielen auch für grundständige Lehrer eine Rolle, wenn wir ehrlich sind.

Wer die normale Lehrerausbildung absolviert, wird immer gegenüber Seiteneinsteigern bevorzugt. Das ist auch einzusehen. Wenn es wieder genügend Lehrer gibt, haben Seiteneinsteiger automatisch geringere Chancen. Dann haben womöglich auch wieder grundständig ausgebildete Lehrer mit schlechtem Abschluss geringere Chancen. Das hatten wir ja alles auch schon mal.

Insofern sehe ich keine Gefahr für die „volle und echte“ Lehrerausbildung!

FElixa
4 Jahre zuvor
Antwortet  Herr Mückenfuß

„Sie spielen auch für grundständige Lehrer eine Rolle, wenn wir ehrlich sind.“

Für einen sehr großen Teil der Lehramtsstudenten gilt das auch. Das möchte ich auch nicht schön reden und auch das stößt mir auf.

„Wenn es wieder genügend Lehrer gibt, haben Seiteneinsteiger automatisch geringere Chancen.“

Und wann wird das sein? Dadurch muss der Beruf insgesamt attraktiver werden. Ich sage ja nicht, dass Quereinsteiger das Übel aller unserer Probleme sind, im Gegenteil, Sie tragen aber zu gewissen Teil insofern dazu bei, dass sich viele denken: „Ach Lehrer kann ich ja scheinbar zur Not ja noch immer werden“ und somit wird der Lehrerjob eben zu Plan B in vielen Lebensplanungen.

dickebank
4 Jahre zuvor
Antwortet  FElixa

Diese Berufswahl ist doch in den meisten Fällen ohnehin Plan B – außer bei Lehrkräftinnen, die – wie alle weiblichen Bediensteten im ÖD – erhebliche Vorteile bezgl. der Vereinbarkeit von Familie und Beruf haben. Die reduzierung der Wochenstundenzahl um 50% führt in anderen Wirtschaftssektoren in der Regel zu einer oktoyierten Reduzierung um 100% und dem Bezug von staatlichen Transferleistungen, wenn der Anspruch auf ALG I ausläuft.

Emma Keeboo
4 Jahre zuvor
Antwortet  dickebank

„Diese Berufswahl ist doch in den meisten Fällen ohnehin Plan B – außer bei Lehrkräftinnen, die – wie alle weiblichen Bediensteten im ÖD – erhebliche Vorteile bezgl. der Vereinbarkeit von Familie und Beruf haben.“
Dieses Diskriminierung von Vollblutlehrerinnen und – lehrern und darüber hinaus von Frauen finde ich vollkommen daneben.
… allerdings lässt es Schlüsse auf ihren eigenen Lebensplan zu. Schade, dass Sie das Lehren nur als Plan B ausüben.

dickebank
4 Jahre zuvor
Antwortet  Emma Keeboo

… wäre ich sonst Seiteneinsteiger? Plan A ist eben nicht aufgegangen und ALG II keine dauerhaft existenzsichernde Variante.

Warum ist der Anteil weiblicher Lehrkräfte, die Teilzeit arbeiten, größer als der der männlichen?

Vollblutlehrkraft? – Verwechseln Sie Beruf mit Berufung?

Emma Keeboo
4 Jahre zuvor

„… wäre ich sonst Seiteneinsteiger? Plan A ist eben nicht aufgegangen und ALG II keine dauerhaft existenzsichernde Variante.“

Schade für Sie. Aber kein Grund, alle Lehrer über einen Kamm zu scheren.

„Warum ist der Anteil weiblicher Lehrkräfte, die Teilzeit arbeiten, größer als der der männlichen?“

Das ist in allen Berufen so. Das bedeutet aber nicht, dass Frauen deswegen den Beruf der Lehrerin erwählen, damit sie Teilzeit arbeiten können.

„Vollblutlehrkraft? – Verwechseln Sie Beruf mit Berufung?“

Lebens-Plan A und Plan B haben immer etwas mit Interesse und Leidenschaft zu tun. Ich verwechsle also nichts sondern halte mich an Ihre Aussagen.

Herr Mückenfuß
4 Jahre zuvor

FElixa 25. Juli 2019 at 09:23

“Wenn es wieder genügend Lehrer gibt, haben Seiteneinsteiger automatisch geringere Chancen.”

Und wann wird das sein?
——————————–

Das beginnt doch schon. Die Zahlen zur Zulassung zum Lehramtsstudium steigen, weil die Ausbildungskapazitäten erhöht wurden und die Einstellungsperspektiven bestens sind. Es wird also rund 7 Jahre dauern bzw. 5-6, weil das ja nun schon im Gange ist.

An die Mär von den „schlechten Gehältern“ habe ich, wie Sie wissen, nie geglaubt. Dass die Arbeitsbedingungen Grund für den Lehrermangel sind, glaube ich auch nicht mehr so. Wer anfängt, auf Lehramt zu studieren, kennt die Gehälter mindestens ungefähr und die Arbeitsbedingungen, mindestens aus eigenem Erleben und will trotzdem Lehrer werden!

Grund für den Lehrermangel sind die gestrichenen Ausbildungsstellen, teilweise ein Numerus clausus und die schlechte Einstellungsperspektive gewesen!

FElixa
4 Jahre zuvor
Antwortet  Herr Mückenfuß

„und die Arbeitsbedingungen, mindestens aus eigenem Erleben“

Das ist für viele ehere eine Illusion und wird bei vielen zum bösen Erwachen führen. Nicht umsonst steigt der Anteil der Lehrkräfte, die ihre Stundenzahl reduzieren und die in Frühpension gehen.

„Grund für den Lehrermangel sind die gestrichenen Ausbildungsstellen, teilweise ein Numerus clausus und die schlechte Einstellungsperspektive gewesen!“

Der Andrang für die gymnasiale Schulform ist ungebrochen. Mangelfächer werden auf absehbare Zeit auch Mangelfächer bleiben. Schulen in ländlichen Gegenden werden zunehmend Probleme haben Nachwuchs zu gewinnen. Ich sehe da ehrlich gesagt keine Quelle, die einen beruhigend in die nahe Zukunft blicken lässt.

Palim
4 Jahre zuvor
Antwortet  Herr Mückenfuß

„Wer anfängt, auf Lehramt zu studieren, kennt die Gehälter mindestens ungefähr und die Arbeitsbedingungen, mindestens aus eigenem Erleben und will trotzdem Lehrer werden!

Grund für den Lehrermangel sind die gestrichenen Ausbildungsstellen, teilweise ein Numerus clausus und die schlechte Einstellungsperspektive gewesen!“

Nach Ihrer Logik, die Sie uns ja immer unterbreiten, müsste man dann weder an den Gehältern noch an den Arbeitsbedingungen etwas verändern.
Besser geht immer, aber letztlich wollen wir ja alle den Hals nur vollkriegen.

Mal sehen, wie viele neue Lehrkräfte an den Grund- und SekI-Schulen in 7 Jahren wirklich ankommen.
Bis dahin und vermutlich auch darüber hinaus werden sich die Landesregierungen noch einiges überlegen müssen, um die Zahl der Unterrichtsversorgung auf dem Papier hoch zu halten. Und etliches davon wird sicherlich zusätzlich zu allem anderen auch noch auf dem Rücken der bisherigen Lehrkräfte lasten.

Aber wir haben ja alle die Arbeitsbedingungen gekannt, als wir das Studium vor 10, 20, 30 oder 40 Jahren aufgenommen haben!

Herr Mückenfuß
4 Jahre zuvor
Antwortet  Palim

Haar in der Suppe? Haben Sie es diesmal gefunden? Oder glauben es?

Ich habe in meinen wenigen Sätzen nicht alles berücksichtig, ja … ist mir jetzt aber zu doof, auf Ihre Unterstellungen weiter einzugehen.

Nach Ihrer Logik führen höhere Gehälter zu mehr Lehrern. Die höheren Gehälter jetzt bekommen aber zunächst einmal die, die schon Lehrer sind bzw. zu studieren anfingen, als es diese höheren Gehälter noch gar nicht gab. Also keinerlei Lehrerzugewinn durch die erhöhten Lehrer jetzt und auf absehbare Zeit.

Nein, viele Lehrkräfte denken so wie ich, dass wir bessere Arbeitsbedingungen brauchen und nicht immer höhere Gehälter, um dem Arbeitsalltag standzuhalten. … Ach, ist mir jetzt echt zu doof. Sie kennen alle meine Argumente in dieser Hinsicht. Sie glauben jetzt, was gefunden zu haben, wo Sie mich der ??? überführen können, sodass was eigentlich daraus folgen soll ?????????????????????

Palim
4 Jahre zuvor
Antwortet  Herr Mückenfuß

Sie unterstellen fortwährend, dass bestimmte Lehrkräfte hier ALLEIN für mehr Gehalt wären. Dem ist nicht so. Ich kenne niemanden, der nicht auch für bessere Bedingungen eintritt.
„Ach, ist mir jetzt echt zu doof. “ Ja, mehr kommt ja auch nicht an Argumenten.

Oben führen Sie aus, dass alle die Bedingungen vor dem Studium kennen würden, für Gehalt UND für Arbeitsbedinungen, und dass dies NICHT der Grund für den Lehrkräftemangel sei.
Wenn es das nicht ist, müsste man ja allein an den von Ihnen genannten Punkten etwas ändern:
– mehr Ausbildungsplätze – gemeint sind wohl Studienplätze an den Universitäten
– geringerer NC
– bessere Einstellungschancen

Letztere sind ja nicht erst dieses Jahr neu, seit Jahren werden händeringend Lehrkräften gesucht. Dementsprechend hätten die Studierendenzahlen im Lehramt ja schon längst viel weiter oben sein müssen.
Zudem muss wohl der NC auf das Lehramtsstudium Grundschule und SekI in allen Fächern immens hoch gewesen sein, sicherlich wegen der extrem begrenzten Studienplätze, sodass sich gerade dort ein deutlicher Mangel abzeichnet und damit begründet werden kann, warum gerade für GS und SekI keine Lehrkräfte zu finden sind.
Und ja, es gibt Mangelfächer am Gymansium und es gibt unbeliebtere Schulen, die ihre Stellen nicht mit Gymnaisallehrkräften besetzen können. Das liegt aber nicht an den Einstellungschancen, dem NC oder den Studienplätzen.

Eine dem Ausbildungsstand entsprechende Entlohnung gehört aber eben auch dazu.
Wie Sie auf „immer höhere Gehälter“ kommen, ist mir nicht klar, angesichts schwacher Abschlüsse der letzten Jahre, gestrichenem Urlaubs- und Weihnachtsgeld und unendlich vieler unbezahlter Überstunden.
Die höheren Gehälter sollten in allen Bundesländern die erhalten, die sonst für A12 eingestiegen sind. Das schließt Quer- und Seiteneinsteiger an bestimmten Schulformen mit ein.

Es ist in Ordnung, wenn SIE persönlich kein höheres Gehalt wünschen. Das können SIE gerne noch und noch wiederholen oder das, was Sie mehr als A13 bekommen könnten, gemeinnützig spenden.
Meinen Standpunkt dürfen Sie dennoch lesen: ICH persönlich wünsche mir A13 für alle, die einen entsprechenden Studienabschluss vorweisen, mit diesem in die 2. Phase gehen und dort das 2 Examen ablegen, weil sie damit ihre Qualifizierung nachweisen oder bereits nachgewiesen haben
UND weil die übertragenen Aufgaben dies m.E. rechtfertigen, die zudem in allen Schulformen gleichwertig vergütet bzw. entlastet werden sollten.

Palim
4 Jahre zuvor

@FElixa
Ich teile Ihre schlechte Meinung über das Referendariat nicht, auch wenn ich mir selbst manches anders wünschen würde und finde, dass „Ausbildung“ anders laufen müsste. Das gilt auch oder besonders für die Situation mit Quereinsteigern.

Insgesamt halte ich das System der 2. Phase für sinnvoll, würde mir aber eben mehr Zeit in der Schule für Ref und MentorIn wünschen.

Waren Sie es nicht, der/die die gesamte Praxis-Ausbildung in die Schule verlagern wollte? Da treffen doch die Vorwürfe, die sie nun erheben, ebenso zu: Qualität wäre auch dann abhängig von den KollegInnen, die diese Aufgabe übernehmen sollen, umso mehr, wenn die Prüfung vom eigenen Schulleiter abgenommen wird.

Nicht nur in dieser Hinsicht sehe ich die Arbeit im Seminar als grundlegend, wichtig und sinnvoll an, gerade weil es dort um Didaktik, Methodik und eine Menge weitere schulrelevante Inhalte (Recht, Elterngespräche etc.) geht. Es ist strittig, ob diese Inhalte bereits ins Studium gehören oder ob dort der Schwerpunkt auf der Theorie liegt und Fragen der Praxis im 2. Teil der Ausbildung mehr Raum erhalten, unstrittig ist, dass es diese Inhalte sowohl allgemein als auch fachspezifisch braucht.

Hinsichtlich der Qualität oder der Absprachen, Standardisierung oder Überprüfbarkeit von Ausbildungsinhalten hat sich aus meiner Perspektive heraus in den letzten Jahren einiges getan, zumindest in meinem BL und meiner Region, was ggf. auch durch ein landesweit vereinbartes Praktikum während des Studiums bedingt ist. Jung-Referendare mit der Frage „Methodik? Didaktik? Was ist das denn?“ dürfte man inzwischen (hoffentlich) nicht mehr treffen.

Dass diese Inhalte mehr Raum einnehmen als der Unterricht, ist mir nicht bekannt. Unterricht beschränkt sich ja nicht auf die Stunde an sich, auch dieser muss vorbereitet werden … und dazu benötigen Referendare einfach länger, gerade weil sie sich in vieles noch einarbeiten müssen, während andere Lehrkräfte auch auf Bewährtes zurückgreifen können, ein breiteres Repertoire haben bzw. Neues schneller überblicken und adaptieren können.

Für MentorInnen würde ich mir wünschen, dass sie mehr Zeit für die Referendare haben, ja. Vorgaben wären u.U. hilfreich. Letztlich soll „angeleiteter Unterricht“ auch nicht bedeuten, dass die Refs nur hinten sitzen und die Lehrkraft den Unterricht durchzieht. Aber für die Betreuung einer ReferendarIn keinerlei Entlastung zu erhalten, bedeutet dann eben auch, dass es Mehrarbeit ist. DARAN macht sich wohl am ehesten die Qualität aus.

Zu Ihrer Zählweise der Besuche:
„Sie werden in ihrer gesamten Lehrerkarriere eine handvoll Mal besucht.“
„In NRW sind es 10. Das habe ich ihnen schon vor 2-3 Wochen gesagt. Das könnte man sich auch mal merken.“
Merke: 10 ist keine Handvoll und ich konnte doppelt so viele UBs zählen. Da bekommt man abgesehen von der Rückmeldung innerhalb der Schule etwa alle 3 Wochen Besuch „von außen“ und anschließende Auswertungsgespräche … entsprechend der SeminarleiterInnen und ihrer Auffassung ihrer Aufgabe.

„Wieso “trauen” wir Quereinsteigern zu 19 Stunden zu unterrichten und den Lehramtsstudenten deutlich weniger? Das müssen Sie mir mal erklären.“
Muss ich nicht.
„ ohne Vertretungslehrer und Referendare könnten wir den Unterricht nicht mehr garantieren und es käme zu regelmäßigen Unterrichtsausfällen.“
Ja, sehe ich auch so.

Für Sachsen war von 30-50% bei aktuellen Einstellungen die Rede.
Wie viele Seiten- und Quereinsteiger unterrichten inzwischen?
Hier (in Nds.) wird zudem vieles über pädagogische Mitarbeiterinnen (im besten Fall Erzieherinnen) und Vertretungslehrkräfte (ab Bachelor-Abschluss) aufgefangen, sie können 28 Std. erteilen/ betreuen, wenn eine Lehrkraft ausfällt. Auch das läuft ohne Qualifizierung, ohne Einarbeitung, ohne festgelegte MentorInnen, durchaus aber mit Mehrarbeit der Stammlehrkräfte.

Wie viel Unterricht würde ausfallen?
Sind Unterrichtsausfälle die bessere Alternative?

FElixa
4 Jahre zuvor
Antwortet  Palim

„Waren Sie es nicht, der/die die gesamte Praxis-Ausbildung in die Schule verlagern wollte? Da treffen doch die Vorwürfe, die sie nun erheben, ebenso zu“

Ja, das war ich. Nein würden Sie nicht. Die Ausbildungslehrer müssten ja, im Gegensatz zu jetzt, sich fortbilden und Prüfungen anhand von standardisierten Vorgaben abgehalten werden.

„umso mehr, wenn die Prüfung vom eigenen Schulleiter abgenommen wird“

In NRW schreibt die Schulleitung ein Gutachten, welches jetzt schon zu 25% in die Endnote einfließt.

„Nicht nur in dieser Hinsicht sehe ich die Arbeit im Seminar als grundlegend, wichtig und sinnvoll an, gerade weil es dort um Didaktik, Methodik und eine Menge weitere schulrelevante Inhalte (Recht, Elterngespräche etc.) geht.“

Das sehe ich anders. Meist ähneln diese Seminare Crashkursen. Wie viel Inhalt können Sie denn zu dieser Vielzahl an Themen vermitteln? Da können allerhöchstens Grundlagen vermittelt werden.

„unstrittig ist, dass es diese Inhalte sowohl allgemein als auch fachspezifisch braucht“

Ja, aber nicht in der aktuellen Form: Seminartage in denen eine kurze PowerPoint-Einführung gegeben wird, mit anschließender Erarbeitungs- und Diskussions- oder Reflexionsphase. Da wird die Zeit nicht effizient genutzt. Das ist Fakt.

„Hinsichtlich der Qualität oder der Absprachen, Standardisierung oder Überprüfbarkeit von Ausbildungsinhalten hat sich aus meiner Perspektive heraus in den letzten Jahren einiges getan“

Das sehe ich für NRW auch so.

„Jung-Referendare mit der Frage „Methodik? Didaktik? Was ist das denn?“ dürfte man inzwischen (hoffentlich) nicht mehr treffen“

Das ist ja auch nicht die entscheidende Frage. Es gut um das „Wie“ und nicht um das „Was“.

„und dazu benötigen Referendare einfach länger, gerade weil sie sich in vieles noch einarbeiten müssen, während andere Lehrkräfte auch auf Bewährtes zurückgreifen können, ein breiteres Repertoire haben bzw. Neues schneller überblicken und adaptieren können.“

Dem würde ich klar widersprechen. Unterricht von Referendaren wird im Schnitt (!) besser sein, als Unterricht von gestandenen Lehrkräften. Referendare sind einfach ausführlicher, Lehrer, bedingt durch ihre Vielzahl an Aufgaben, „fauler“. Lehrer sind nicht schneller oder breiter aufgestellt. Die entscheidende Aussage kommt von Ihnen: „auf Bewährtes zurückgreifen“ Anders formuliert: einmal gemacht und bis zur Pension in Gebrauch. Was nicht schlecht sein muss, aber eben weit vom Optimum entfernt.

Wenn man Referendaren direkt 25 Stunden geben würde, würde der Unterricht nahezu so aussehen, wie der von vielen Lehrern, da man keine Zeit zur Planung hat: eine Kopiervorlage nehmen, austeilen, bearbeiten, besprechen und fertig. (überspitzt formuliert!)

„Für MentorInnen würde ich mir wünschen, dass sie mehr Zeit für die Referendare haben, ja. Vorgaben wären u.U. hilfreich.“

Vorgaben wären essentiell. Sie ersparen den Mentoren Arbeit und es ist, so gut wie möglich, sichergestellt, dass Referendare gleich ausgebildet werden.

„Letztlich soll „angeleiteter Unterricht“ auch nicht bedeuten, dass die Refs nur hinten sitzen und die Lehrkraft den Unterricht durchzieht. Aber für die Betreuung einer ReferendarIn keinerlei Entlastung zu erhalten, bedeutet dann eben auch, dass es Mehrarbeit ist.“

Angeleiteter Unterricht darf, zumindest in NRW, auch eben nicht so umgesetzt werden, wie Sie es oben beschreiben. Zudem MUSS es dafür Entlastung geben. Das steht außer Frage. Ob die Entlastung bei den Fachleitern an den Seminaren stattfindet oder in der Schule direkt, spielt ja dann keine Rolle mehr. Die Verteilung ist dann nur neu.

„Merke: 10 ist keine Handvoll und ich konnte doppelt so viele UBs zählen.“

10 auf 18 Monate ist nicht viel. Mag sein, dass Niedersachsen Vorreiter in der Hinsicht ist. In NRW sind wir es nicht und 10 sind eben viel zu wenig. Pro Fach 5 entspricht dann eben 2 Besuchen pro Schulhalbjahr. Das ist zu wenig.

„Muss ich nicht.“

Kann ich verstehen. Die Frage ist natürlich sehr unangenehm, da sie einiges offenbart.

„Sind Unterrichtsausfälle die bessere Alternative?“

Das behaupte ich ja auch nicht. Es ist nur offensichtlich, dass Menschen im Schulsystem als billige Arbeitskräfte missbraucht werden. Ist das eine zufriedenstellende Alternative?

Palim
4 Jahre zuvor
Antwortet  FElixa

Sie möchten gerne das System umkrempeln und vergleichen das jetzige, das mit wenigen Entlastungen auskommt, mit einem, das erheblich besser ausgestattet ist. Wenn alle MentorInnen für einzelne Referendare Entlastungen erhielten und die ReferendarInnen begleiten könnten, bräuchte es doch erheblich mehr Stunden dafür im System.

Da würde ich mir wünschen, dass diese Entlastungen ins bestehende System gegeben würden und eine bessere Begleitung für die MentorInnen an den Schulen wie auch für die ReferendarInnen möglich wäre.

Dass Ihnen persönlich Gruppenarbeiten nicht liegen und Sie andere Methoden effizienter finden, bleibt Ihnen unbenommen.

Ansonsten weise ich das Bild, das Sie von gestandenen Lehrkräften zeichnen, klar von mir. Das ist wirklich schlimm, was Sie über Lehrkräfte und den Unterricht denken und äußern. Unterrichten Sie selbst so? Wie können Sie einerseits ein Ausbildungssystem fordern, das von diesen Lehrkräften getragen wird, während Sie gleichzeitig ein solch schlechtes Bild von den gleichen Personen zeichnen?

FElixa
4 Jahre zuvor
Antwortet  Palim

„Wenn alle MentorInnen für einzelne Referendare Entlastungen erhielten und die ReferendarInnen begleiten könnten, bräuchte es doch erheblich mehr Stunden dafür im System.“

Nein bräuchte es nicht. Das habe ich ihnen vor einigen Wochen ja bereits erklärt. Es bräuchte keine Seminarleiterstellen mehr. Diese Stunden würde den Schulen zu Verfügung gestellt werden und zwar nur den Lehrkräften, die auch an der Ausbildung der Referendaren beteiligt sind.

„Da würde ich mir wünschen, dass diese Entlastungen ins bestehende System gegeben würden und eine bessere Begleitung für die MentorInnen an den Schulen wie auch für die ReferendarInnen möglich wäre.“

Genau das würde ich mir ja auch wünschen.

„Dass Ihnen persönlich Gruppenarbeiten nicht liegen und Sie andere Methoden effizienter finden, bleibt Ihnen unbenommen.“

Das habe ich nicht behauptet. Es ging um die Inputmenge und die ist in den Seminarformen, bedingt durch viele Gruppenarbeiten und Diskussionsrunden, gering. Ich halte Diskussionen und Reflexionen für wichtig, aber ohne ausreichende Grundlage kratzt man nur an der Oberfläche. Die Themen in der aktuellen Lehramtsausbildung sind sehr oberflächlich gehalten. Was auch klar ist. Sie haben pro Inhaltspunkt vielleicht eine Seminarsitzung Zeit. Um grundlegende Inhalte darzulegen, müsste man aus diesen Seminaren „Vorlesungen“ machen. Das ist nicht gewollt, da ja dann die Diskussion wegfallen würde. Ich habe ja nichts dagegen, wenn man mir erklärt, warum die Ausbildung so gestaltet ist. Das Argument von Diskussionsrunden zieht meiner Meinung nach nicht, da Inhalte immer über Gesprächsrunden stehen sollten.

Zudem sind die Rückmeldungen von Referendaren seit jeher nicht gerade zufriedenstellend. Meist werden die Seminare als zusätzliche Last ohne großen Mehrwert empfunden. Aber vielleicht ist Niedersachsen da auch wieder eine Ausnahme.

„Ansonsten weise ich das Bild, das Sie von gestandenen Lehrkräften zeichnen, klar von mir. Das ist wirklich schlimm, was Sie über Lehrkräfte und den Unterricht denken und äußern.“

Was sage ich denn? Die Wahrheit? Zugegeben gibt es Lehrkräfte, die planen Unterricht sehr akribisch. Jede Woche, über Jahre. Die haben dann aber auch mit 45 Burnout.
Ich behaupte nicht, dass der Unterricht von Lehrkräften schlecht ist. Ich behaupte, dass der Unterricht von Referendaren im Schnitt besser ist, da diese eben deutlich mehr Zeit zur Unterrichtsplanung haben. Guter Unterricht müsste daraus bestehen, seinen Unterricht an der Klasse auszulegen. Dafür braucht man Zeit und die hat man im Alltag nicht. Ein Deutschlehrer ist gefühlt die Hälfte seiner Arbeitszeit mit Korrigieren beschäftigt. Wenn man also nicht 60-70 Stunden pro Woche arbeiten möchte, muss man irgendwo Abstriche machen. Das geht eigentlich nur bei der Unterrichtsplanung.

Sie können mir ja mal erzählen wie Sie Unterricht vorbereiten und wie viel Zeit Sie dafür aufwenden? Vielleicht kann ich ja dahingehend was lernen und dieses Wissen gebe ich dann gerne auch an andere Lehrkräfte weiter.

„Wie können Sie einerseits ein Ausbildungssystem fordern, das von diesen Lehrkräften getragen wird, während Sie gleichzeitig ein solch schlechtes Bild von den gleichen Personen zeichnen?“

Wie gesagt, ich sprach von besser. Das bedeutet nicht, dass Lehrer schlechte Arbeit leisten. Da gilt wie so oft das Pareto-Prinzip… Lehrer machen im Schnitt soliden bis guten Unterricht, Referendare im Schnitt guten bis sehr guten Unterricht. Der Schlüssel dazu ist die Zeit. Lehrer können Referendaren eben aufgrund ihrer Erfahrung Tipps geben, selbst wenn Sie selbst keine Zeit dafür haben.

Palim
4 Jahre zuvor
Antwortet  FElixa

„Da gilt wie so oft das Pareto-Prinzip… “
Nein. Das gilt eben nicht.
Aber offenbar sind Sie diesem aufgesessen, entweder selbst oder bei Ihren SeminarleiterInnen.

“ Guter Unterricht müsste daraus bestehen, seinen Unterricht an der Klasse auszulegen. Dafür braucht man Zeit“
Stimmt. Das gilt für Lehrkräfte, SeminarleiterInnen und Mentoren.

Die Arbeitsbedingungen einschließlich der Arbeitszeit stimmen nicht, sodass die Zeit für die vielen Aufgaben nicht ausreicht. Das sehe ich auch so. Es fällt sehr vielen Lehrkräften schwer, Abstriche zu machen. Gerade deshalb zeigen Arbeitszeitstudien, dass sehr viele Lehrkräfte eine extrem hohe Wochenarbeitszeit haben.

Das ist aber kein Grund, dies zu zementieren und als Optimum darzulegen oder auf dieser Grundlage das Ausbildungssystem umstellen zu wollen nach dem Motto: Der Alltag rechtfertigt nur den Einsatz von Kopien, dafür brauche ich keine fundierte Ausbildung.
oder nach Pareto: Der Aufwand, auch dem letzten Schüler etwas beibringen zu wollen, ist viel zu hoch. Das spare ich mir.

FElixa
4 Jahre zuvor
Antwortet  FElixa

Haben Sie das Pareto-Prinzip überhaupt verstanden, denn Sie sagen:
„Es fällt sehr vielen Lehrkräften schwer, Abstriche zu machen. Gerade deshalb zeigen Arbeitszeitstudien, dass sehr viele Lehrkräfte eine extrem hohe Wochenarbeitszeit haben.“

Genau das passiert eben, wenn man das Prinzip nicht umsetzt. Falsche Priorisierung und ein Perfektionismus, welcher in keinem gesunden Zeit-Nutzen-Verhältnis steht.

„Der Alltag rechtfertigt nur den Einsatz von Kopien, dafür brauche ich keine fundierte Ausbildung.“

Das sind nicht meine Worte. Sie haben sich übrigens auch noch nicht zu meiner Frage geäußert: „Sie können mir ja mal erzählen wie Sie Unterricht vorbereiten und wie viel Zeit Sie dafür aufwenden? “

„oder nach Pareto: Der Aufwand, auch dem letzten Schüler etwas beibringen zu wollen, ist viel zu hoch.“

Das ist nicht Pareto oder zumindest nicht so, wie man ihn anwenden sollte. Pareto soll auf die Unterrichtsvorbereitung angewandt werden und nicht auf die Schüler. Als würde jemand auf die absurde Idee kommen: „Ach solange wir 90% der Schüler erreichen passt das ja, die Mehrarbeit für die restlichen 10% ist es ja dann nicht Wert.“

ABC
4 Jahre zuvor
Antwortet  Palim

@Felixa
Mehr Mentorenbegleitung an Stelle von Begleitung durch Seminarleiter würde ich ebenfalls sehr begrüßen.
Meine Mentorinnen haben mir für die Unterrichtsrealität sehr geholfen, die Seminarleiterinnen kaum. Sie waren reichlich abgehoben und trieben uns Junglehrer zu Vorführstunden an, die keiner wegen ihres irren Aufwandes jemals im normalen Unterricht halten würde. Hier herrschte mehr Schein als Sein.
Nach dem Studium braucht man Alltagserfahrung und -beratung, Seminarleiter bieten das selten mit ihren schönen Lehrbuch-Theorien.

dickebank
4 Jahre zuvor
Antwortet  FElixa

OBAS – das liefe ja dann auf eine Ausbildung für Anwärter und Referendare hinaus, wie sie bereits heute mit der berufsbegleitenden Ausbildung für Seiteneinsteiger läüft. Also 75% von 25,5 Wochenstunden Unterrichtsverpflichtung und 6,5 WS für die Unterrichtung am ZfsL.

Das Dilemma dabei ist, dass es außerhalb der Einstiegsphase keinen angeleiteten Unterricht gibt und die Zahl der Ermäßigungsstunden für die Mentoren (m/w/d) ist zu gering, um „Doppelsteckungen“ zu ermöglichen.

Palim
4 Jahre zuvor
Antwortet  dickebank

„Das Dilemma dabei ist, dass es außerhalb der Einstiegsphase keinen angeleiteten Unterricht gibt und die Zahl der Ermäßigungsstunden für die Mentoren (m/w/d) ist zu gering, um “Doppelsteckungen” zu ermöglichen.“

FElixa meint ja, dass Seminare komplett aufgehoben werden und die Ermäßigungen in den Schulen landen.
In den Seminaren bekommt ein Seminarleiter für X Referendare X+2 Entlastungsstunden. Würden diese in die Schulen gegeben, hätte jede MentorIn vielleicht 3 Entlastungsstunden für 2 Fächer+Pädagogik, oder eben nur 1 Entlastungsstunde für das eine Fach.
In diesen Stunden soll er/sie dann aber den Ref begleiten und vollständig ausbilden, also alles, was in Seminaren vermittelt wird, ebenfalls weitergeben, sowie sich selbst fortbilden und in den Fächern auf aktuellem Stand halten.

Gefordert ist ein persönliches Coaching durch gestandene Lehrkräfte, quasi Einzelunterricht, mit den Ressourcen, die für Klassenunterricht zur Verfügung stehen.

dickebank
4 Jahre zuvor
Antwortet  Palim

Läuft dann aber so wie bei den Praktika, die die Lehramtsstudenten (m/w/d) an Schulen machen müssen. Schulstandorte weitab von Hochschulstandorten gehen im regelfall leer aus. Die Ausbildung im Vorbereitungsdienst wird sich auf eine bestimmte Anzahl von Schulen der einzelnen Schulformen landesweit konzentrieren.

Das führt dann aber nicht unbedingt zu einer hohen Zustimmung in der Elternschaft, bedeutet nämlich die Tasache, dass eine Schule „Ausbildungsschule“ ist, dass ein erheblicher Anteil der Unterrichtsstunden von Anwärtern und Referendaren (m/w/d) wahrgenommen wird, die dann auch noch mit großer Frequenz ständig wechseln.

FElixa
4 Jahre zuvor
Antwortet  Palim

„FElixa meint ja, dass Seminare komplett aufgehoben werden und die Ermäßigungen in den Schulen landen.“

Ich gehe noch einen Schritt weiter. Ich möchte das Referendariat am liebsten abschaffen und ein Mentoringprogramm im ersten Arbeitsjahr einführen.

„Gefordert ist ein persönliches Coaching durch gestandene Lehrkräfte, quasi Einzelunterricht“

Genau das. Meine Erfahrung zeigt, dass das einen größeren Input bei den Referendaren hat, als die aktuelle Ausbildung mit Seminaren und wenigen Unterrichtsbesuchen.

„oder eben nur 1 Entlastungsstunde für das eine Fach“

Das wäre absolut ausreichend. Aktuell gibt es diese Möglichkeit nicht, dass Sie ihren Unterricht jede Woche im Detail besprechen können. Sie sitzen ja momentan mit +- 20 anderen Referendaren in einem Seminar. Viel Zeit für einen Referendaren bleibt da nicht. Zumal der Seminarleiter ja nicht mit ihm Unterricht ist.

„In diesen Stunden soll er/sie dann aber den Ref begleiten und vollständig ausbilden, also alles, was in Seminaren vermittelt wird, ebenfalls weitergeben, sowie sich selbst fortbilden und in den Fächern auf aktuellem Stand halten.“

Wo ist das Problem?
1. Sich selbst fortbilden und auf aktuellem Stand bleiben gehört für jeden dazu, der seinen Job richtig macht.
2. Überfachliches müssen Schulen in NRW bereits jetzt schon vermitteln.
3. Fachliches ist gar nicht so viel, wie Sie meinen, zumal eine Großzahl davon bereits an den Unis gelehrt wird. Es geht vielmehr um die praktische Umsetzung.
4. vollständig ausbilden klingt so, als hätten wir da einen Haufen Amateure vor uns. Wie hat mein Fachleiter in Mathe damals gesagt: „Sie sind Akademiker und entsprechend sind meine Erwartungen an Sie. Sie sind fachlich top ausgebildet und besitzen alle Grundlagen der Didaktik. Nun geht es darum die Theorie in die Praxis umzusetzen.“ Vielleicht haben Sie ein anderes Bild zu ihren Referendaren. Bei uns nehmen wir diese als Kollegen ernst, unterstützen wo nötig, aber erwarten auch, dass Sie ihre Arbeit eigenständig und gewissenhaft erledigen.

@dickebank
„Das führt dann aber nicht unbedingt zu einer hohen Zustimmung in der Elternschaft, bedeutet nämlich die Tasache, dass eine Schule “Ausbildungsschule” ist, dass ein erheblicher Anteil der Unterrichtsstunden von Anwärtern und Referendaren (m/w/d) wahrgenommen wird, die dann auch noch mit großer Frequenz ständig wechseln.“

Das Problem existiert auch jetzt. Referendare unterrichten nur noch 1 Schuljahr eigenständig. Dadurch sind Wechsel vorprogrammiert. Dazu kommen die Seiteneinsteiger. Es muss darum gehen den Blick neu auszurichten. Referendare werden, besonders von Eltern, für Amateure gehalten, denen man erklären muss, wie guter Unterricht geht.

Wenn man mal über Assistenzärzte nachdenkt, kämen die wenigsten Personen auf die Idee, diese als Amateure zu bezeichnen, die man besser an die Hand nimmt. Diese führen sicherlich nicht eigenständig eine komplizierte OP durch, aber man muss Junglehrer (Referendare) ja auch nicht direkt den Leistungskurs an die Hand geben. Da täte zunächst ein bisschen Führung und Erfahrung gut. Ansonsten kann man auch Junglehrer eigenständig auf Klassen loslassen. Das macht man ja mittlerweile im überwiegenden Maße auch.

dickebank
4 Jahre zuvor
Antwortet  Palim

Vorsicht, der Verzicht auf den „klassischen Vorbereitungsdienst“ vulgo Anwärterzeit bzw. Referendariat könnte über kurz oder lang zum Verlust des Beamtenstatus führen.

Assistenzärzte werden von den allermeisten Patienten auch nicht als“richtige“ Ärzte angesehen – sofern ihnen der akademische Vorname fehlt. Ist der vorhanden, dann ist natürlich ein „richtiger Doktor“. Ich hoffe nicht, dass dann in Schulen gegenüber den Referendaren eine ähnliche Einstellung herrscht, wie gegnüber Assistenzärzten. „Haken und Fresse halten!“

dickebank
4 Jahre zuvor
Antwortet  Palim

Den Eltern ist doch in den allermeisten Fällen gar nicht klar, wer denn da OBASler, Referndar, Anwärter oder Praktikant ist und ob die Unterrichtenden als zeitlich befristete Vertretungslehrer oder Planstelleninhaber im Beamten oder Angestelltenverhältnis arbeiten.
Hinzu kommt dass durch betriebsbedingte Gründe – Abschlussklasse (Jhg. 10) oder Qali-Phase (GOSt) – der Einsatzbereich von Lehrkräften in der Ausbildung eingeengt wird. Dadurch und durch weiche Faktoren werden einzelne Klassen zu Trainingsräumen mit hoher Frequentierung.

FElixa
4 Jahre zuvor
Antwortet  Palim

„Den Eltern ist doch in den allermeisten Fällen gar nicht klar, wer denn da OBASler, Referndar, Anwärter oder Praktikant ist und ob die Unterrichtenden als zeitlich befristete Vertretungslehrer oder Planstelleninhaber im Beamten oder Angestelltenverhältnis arbeiten.“

Natürlich ist den Eltern bekannt, ob es sich um einen Referendar handelt.

Und ja Sie haben natürlich damit Recht, dass es bestimmte Stufen gibt, die besonders belastet sind. Am Gymnasium haben die Klasse 7 und EF überwiegend Referendare. Dann kann es durchaus vorkommen, dass Schüler in 3-4 Fächern von Referendaren, mit eigenständigen Unterricht, unterrichtet werden. Negative Auswirkungen, außer Konflikte mit Eltern, sind mir kaum bekannt.

„könnte über kurz oder lang zum Verlust des Beamtenstatus führen“

Nicht wenn man die Ausbildung neu gestaltet und diese in das Studium, ähnlich zur Polizei, gestaltet. Wenn nicht muss man sich auch Fragen, ob das Beamtentum an dieser Stelle noch gewollt ist von der Gesellschaft.

„Ich hoffe nicht, dass dann in Schulen gegenüber den Referendaren eine ähnliche Einstellung herrscht“

Das ist mehr die Regel, als die Ausnahme. Sie brauchen schon ein sehr starkes und kooperatives Kollegium, inkl. Schulleitung, damit die Referendare nicht als schwächstes Glied in der Kette in vielfältiger Weise ausgenutzt werden.

Mit dem Dr.-Titel haben Sie natürlich Recht, aber dass Assistenzärzte nicht als richtige Ärzte angesehen werden, würde mich schon wundern. Schließlich werden Sie in aller Regel zunächst von einem Assistenzarzt untersucht und erst später schalten sich Fach-/Oberärzte ein, sofern das nötig wird. Da zweifeln Sie ja auch nicht an der Kompetenz dieser Personen und bestehen auf eine Untersuchung vom Fach- oder Oberarzt.

Palim
4 Jahre zuvor
Antwortet  Palim

@Felix
Wenn man von den Inhalten, die in 18 Monaten im Ref vermittelt werden, so wenig hält, wie Sie, kann man das Referendariat gleich ganz sein lassen.
Gleiches gilt für die Einschätzung des Unterrichts von Referendaren und gestandenen Lehrkräften: Wozu der Aufwand, wenn doch Berufsanfänger alles schon so gut beherrschen? Warum nur macht man die 2. Phase und der Master im Lehramt allein reicht nicht aus?

Mir ist nicht klar, wie ich mit genau einer Stunde Entlastung pro Woche Inhalte vermitteln, mehrere Stunden in der Woche hospitieren und den Referendar coachen soll.
Auch muss die Fortbildung und Vermittlung neuerer Inhalte oder unterschiedlicher möglicher Ansätze eine andere sein, je nachdem, ob ich es für mich selbst und meinen Unterricht nutzen will oder ob ich es jemandem, der neu im Beruf ist und noch eine Prüfung dazu ablegen wird, vermitteln möchte. Das ist ähnlich dem Unterricht: Dass Sie selbst ein Thema für sich erschlossen haben ist nicht gleichbedeutend mit der Vorbereitung auf die Vermittlung desselben… es sei denn, Sie gehen davon aus, dass niemand seinen Unterricht wirklich vorbereitet.

Es erscheint mir, als wehre sich der Berufsanfänger gegen die Anforderungen der Ausbildung, der Prüfung und des Berufs und möchte sich selbst zusammenstellen, was ihm genehm ist.

FElixa
4 Jahre zuvor
Antwortet  Palim

„Wenn man von den Inhalten, die in 18 Monaten im Ref vermittelt werden, so wenig hält, wie Sie, kann man das Referendariat gleich ganz sein lassen.“

Hören Sie mir nicht zu? Ich halte von den Inhalten viel, es wird nur viel zu wenig davon gelehrt. 18 Monate klingen viel, aber selbst große Themen wie Reihenplanungen, Unterrichtsstörungen, o.ä. werden innerhalb einer Seminarsitzung abgehalten, deren Inhalte auf maximal 5 Seiten zusammengefasst wurden. Zumindest sieht das so in NRW aus. Sie wollen doch nicht etwas behaupten, dass mit 5 Seiten solche Themen ausführlich besprochen wurden?

„Wozu der Aufwand, wenn doch Berufsanfänger alles schon so gut beherrschen? Warum nur macht man die 2. Phase und der Master im Lehramt allein reicht nicht aus?“

Das ist eben die Frage, die man sich stellen muss. Aktuell unterrichten Referendare zum großen Teil eigenständig, ohne Aufsicht. Dies klappt in den meisten Fällen problemlos. Wieso braucht es dann diese Ausbildungsphase? Ich sage nicht, dass man in dieser Zeit nicht viel lernen kann, dass können wir beide als gestandene Lehrkräfte auch heute noch, aber wirklich Sinnig ist diese Phase nicht. Bisher haben Sie ja auch noch kein Argument außer „Ja das ist halt so“ hervorgebracht und der Unterstellung Referendare seien Amateure, denen man erst alles beibringen muss.

„Mir ist nicht klar, wie ich mit genau einer Stunde Entlastung pro Woche Inhalte vermitteln, mehrere Stunden in der Woche hospitieren und den Referendar coachen soll.“

Ich wiederhole mich da, aber nun gut. Das hängt davon ab, wie die „Ausbildung“ gestaltet sein soll. Vorstellbar wäre, dass Sie pro Fach in einem Kurs eine Lehrkraft als Begleiter bekommen. So wie das jetzt auch schon in einem Umfang von 5 (?) Wochenstunden im Referendariat geschieht. Die Lehrkraft erhält dann zusätzlich 1 Entlastungsstunde für die Besprechung mit dem Referendar. Das mache ich jetzt auch so mit den Referendaren, wenn es in meinen Fächern welche gibt, nur dass ich dafür keine Entlastungsstunde erhalte. Die Rückmeldung zeigt, dass das einen größeren Mehrwert schafft, als die Seminare.

„Auch muss die Fortbildung und Vermittlung neuerer Inhalte oder unterschiedlicher möglicher Ansätze eine andere sein, je nachdem, ob ich es für mich selbst und meinen Unterricht nutzen will oder ob ich es jemandem, der neu im Beruf ist und noch eine Prüfung dazu ablegen wird, vermitteln möchte. Das ist ähnlich dem Unterricht: Dass Sie selbst ein Thema für sich erschlossen haben ist nicht gleichbedeutend mit der Vorbereitung auf die Vermittlung desselben… es sei denn, Sie gehen davon aus, dass niemand seinen Unterricht wirklich vorbereitet.“

Den Absatz verstehe ich nicht. Sie haben ein Problem mit der Vorbereitung und dem dazugehörigen Zeitaufwand? Ich behaupte, dass sich dies in Grenzen halten sollte und gehört zur grundanständigen Weiterbildung einer Lehrkraft.

„Es erscheint mir, als wehre sich der Berufsanfänger gegen die Anforderungen der Ausbildung, der Prüfung und des Berufs und möchte sich selbst zusammenstellen, was ihm genehm ist.“

Wer ist damit gemeint? Wenn ein Berufsanfänger also als Feedback gibt, dass die Seminare keinen ausreichenden Input bieten und der Mehrwert des Referendariats in Frage gestellt wird, heißt es der Referendar will sich vor Arbeit drücken? Soll Kritik am System erstickt werden oder worauf wollen Sie hinaus?

Wir können ja mal den Spieß herumdrehen. Erklären Sie mir doch, warum die jetzige Ausbildungssituation gut ist und so bleiben sollte. Bitte sachlich begründet, und nicht anhand eigener Empfindungen.

dickebank
4 Jahre zuvor
Antwortet  Palim

@FELixa – „… wenn man das Studium wie bei der Polizei gestaltet …“

Ja, dann endet es mit einem Bachlor-Degree. Das führt dann zu einer Eingruppierung im gehobenen Dienst beginnend ab A8. Warum nicht gleich ein Zurück zu den Lehrerseminaren alter Provinienz, die ehemals der „Ausbildung“ von Volksschullehrkräften dienten?

Wie wäre es denn mit einer Entlastung von Lehrkräften bezüglich der Tätigkeiten, die nichts mit Unterrichten im weitesten Sinne zu tun haben. Auf diese Tätigkeiten bereitet das ZfsL nämlich im gegensatz zu Vorbereitungsdiensten in anderen Behörden überhaupt nicht vor. Ich habe jedenfall kein einziges Gutachten im Vorbereitungsdienst schreiben müssen, Verfügungen während des Refs in einer Sonderordnungsbehörde jedoch ohne Ende.

Generell bin ich ja bei Ihnen, ich finde eben auch, dass die schulpraktische Ausbildung auf die Schulen übertragen und weg von den ZfsL genommen werden soll. Des Weiteren bin ich der Meinung, dass die Schulen auch bezüglich der Lehrpläne eine höhere Aunomie erhalten sollten Also hohe freiheitsgrade auf der einen Seite und verbindliche sowie einheitliche Leistungsüberprüfungen am Ende der jeweiligen Schullaufbahnen, die dann aber von dritter Seite abgenommen werden müssen. Nur so kann sich ein best-practice-Modell enrwickeln, fernab von Bildungstheoretikern und Bildungsbürokraten.

Palim
4 Jahre zuvor

@Felixa
Warum das bestehende System an sich gut ist?
Auch ich finde manches verbesserungswürdig, bin aber davon überzeugt, dass gegenüber einer Ausbildung allein an den Schulen das System des Referendariats mit Ausbildungsseminaren, geleiteten Hospitationen, eigenem Unterricht, Begleitung durch Mentoren UND Seminarleitungen große Vorteile hat und insgesamt ausgewogener ist:

– Die Ausbildung ist professioneller, da Seminarleitungen über Jahre durchgängig diese Aufgabe wahrnehmen und durch die Entlastung mehr Zeit zur Einarbeitung haben, damit qualifizierter in _einem_ Fach sind und komplexes Fachwissen, das über die übliche Fortbildung im Alltag und über ihren eigenen Unterricht weit hinaus geht, verfügen. Es gleicht der dualen Ausbildung in der Berufsschule, in der man im Betrieb ausgebildet wird, überbetrieblich aber Unterricht in der BBS hat, in der Lehrkräfte darauf spezialisiert sind, unterschiedliche Bereiche des Berufes zu erläutern, mehr als das es im spezialisierten Handwerksbetrieb möglich ist.
– Austausch der Berufsanfänger untereinander, Vernetzung miteinander, sehen, wie andere mit Themen und Problemen umgehen, eigene Personalräte der Auszubildenden
– fachlicher Austausch der SeminarleiterInnen untereinander, die sich gegenseitig unterstützen
– größere Kontrolle der Ausbilder durch mehr Referendare, mehr beteiligte Schulen, gemeinsame Unterrichtsbesuche und Prüfungen im Team, das hier aus ca. 30 Leuten besteht
– eine erhöhte Anzahl an AnsprechpartnerInnen, die einem als Referendar zur Verfügung stehen, da man sich neben MentorIn und schuleigenem Kollegium auch mit Seminarleitungen und Referendaren austauschen kann. Darüber ergibt sich auch, dass die Schwächen einer einzelnen, an der Ausbildung beteiligten Person eher aufgefangen werden … oder eben auch aufgedeckt
– Blick über den eigenen Tellerrand für Referendare durch UB in anderen Schulen sowie der Seminarleitungen, die viele Schulen besuchen, viele verschiedene Bedingungen sehen und die Leistungen der Referendare in diesem Zusammenhang einordnen können
– Das Seminar berücksichtigt in der Regel mehrere Schulformen, auch wenn man selbst nur an einer eingesetzt ist. Lehrkräfte werden für GS+SekI ausgebildet oder für SekI+II, sie landen danach an einer dieser Schulformen, von denen es inzwischen unzählige gibt. Da ist es gut, in der Ausbildung nicht auf eine spezielle Schule und eine Schulformen reduziert zu werden.
– Wenn das Exzerpt zu Reihenplanung 5 Seiten umfasst, sind die Inhalte gut zusammengefasst. Zuvor wurden womöglich Beispiele und Vorgehensweisen dargelegt, im Anschluss exemplarisch in Gruppen die Planung für verschiedene Themen erarbeitet und danach im Plenum die Grenzen diskutiert. Was erwarten Sie denn zu diesem Thema noch?
– Festgeschriebene Ausbildungszeiten, die im Alltag nicht durch Lehrermangel, Vertretung, Schulveranstaltungen etc. zusammengestrichen werden können
– Referendare sind Berufsanfänger. Ich weiß nicht, wie viele Praktika mit welchen Verpflichtungen in Ihrem Bundesland ins Studium integriert worden sind, aber in der Vergangenheit gab es auch Referendare, die so gut wie keine Stunde selbst gehalten und die noch nicht einen Unterrichtsentwurf geschrieben hatten. Da sind Anfängerfehler üblich. Bei denen lief es eben nicht problemlos und bei vielen anderen auch nicht. Das Referendariat ist u.a. so anstrengend, weil der Unterricht herausfordernd ist und man in kurzer Zeit sehr viel lernen muss, um so mehr, wenn in der Uni keinerlei Begleitung in dieser Richtung erfolgte. Das Problem ist doch nicht die Teilnahme an den Seminaren, sondern die tägliche Herausforderung durch die in der Schule bzw. in den Klassen wartenden Anforderungen und sicher auch der Druck der ständigen Kontrolle durch UB, für die man Überlegungen nachweisen soll, indem man sie schriftlich auf den Punkt bringt. Dass man sich eine andere Betreuung wünscht, wodurch das Referendariat mehr Charakter einer Ausbildung bekommt statt einer Selbstbildung, kann ich verstehen und unterstützen, zusätzlich zum Seminarbetrieb, mit einer erfahrenen Lehrkraft, die einem hilft, die mit einem reflektiert, einen aber nicht benotet.
– Man ist in der Benotung nicht von Lehrkraft und SL einer Schule abhängig, die sich gut kennen oder bei denen auch einer vom anderen abhängig ist. Ich finde gut, dass in NDS. nicht länger Seminarleitungen mit den Dezernenten, von denen sie abhängig sind, die Prüfungen abnehmen. Und die von Ihnen genannten 25% sind eben nicht die von Ihnen angestrebten 100%, die die SL die Note bestimmen kann.
– Letztlich gehört dazu auch, das werden viele kritisch oder negativer sehen, dass Neuerungen in die Kollegien getragen werden. Dass man sich als Lehrkraft fortbildet, ist klar und _sollte_ selbstverständlich sein, fällt aber sicher häufig kürzer für Fachdidaktisches oder ganz neue Ansätze aus, weil man sich im Alltag ständig auch in ganz andere Themen einarbeiten muss (und weil es nicht einfach ist, qualifizierte Fortbildungen zu finden). Hinzu kommt aber noch ein anderer Punkt: Als Lehrkraft habe ich nach Jahrzehnten ein recht klares Konzept von Unterricht im Kopf, an dem Neues orientiert und angepasst wird. Dadurch verändert sich häufig nur wenig in Schule. Der Vorwurf, „Bewährtes“ hieße, über Jahre immer das gleiche Arbeitsblatt einzusetzen, kam von Ihnen, FElixa. Es ist nicht gleichbedeutend damit, über Jahre im Kollegium Absprachen zu treffen, die den Rahmen setzen, in dem man arbeitet, daran festzuhalten, weil es gut funktioniert und anderes gar nicht in den Blick zu nehmen, weil es keine Not gibt und weil anderes Vorrang erhält. Jeder, der über Jahrzehnte an einer Schule ist, weiß, dass sich Themen in der Entwicklungsarbeit wiederholen, dies ist aber häufig auch durch Äußeres gesteuert, weil weitere Forderungen der Ministerien Schwerpunkte setzen und Schulen anderes mangels Zeit zurückstellen und Bestehendes laufen lassen. Die Arbeitsüberlastung durch Außerunterrichtliches führt zu einer Reduzierung der Anstrengungen um Unterrichtsentwicklung in den Schulen. Das gleicht nach außen einem „haben wir schon immer so gemacht“. Berufseinsteiger sind in der Regel viel offener und lassen sich auf mehr ein, wodurch Neuerungen umgesetzt werden und allmählich auch in Schulen Einzug halten. Davon profitieren auch Schulen. Damit ist nicht gemeint, dass Ausbilder, seien es Lehrkräfte oder Seminarleitungen, nur die eine Vorgehensweise, neu oder alt, anerkennen, dieser Nachteil besteht schon heute, wird aber darüber reguliert, dass Mentoren UND Seminarleitungen an der Ausbildung beteiligt sind und es darüber zu einer breiteren Ausbildung kommt.
– Ähnlich anderer Ausbildungsformen, allen voran Schule vs. Einzelunterricht, halte ich es für effizienter, wenn in einem Seminar Grundlegendes vermittelt wird. Dies muss sicher immer wieder an die Schulrealität angepasst werden und ich greife dickebanks Kritikpunkt auf: inzwischen gehört dazu z.B. für jede ReferendarIn das Schreiben von Förderschulüberprüfungen, zumindest exemplarisch für einen Schwerpunkt, da dies in allen Schulformen erfolgt und Lehrkräfte diese Aufgabe übernehmen müssen, auch wenn es an manchen Ausbildungsschulen gerade nicht aktuell sein könnte. Hier lassen sich sicherlich weitere Inhalte benennen, die den Alltag der Lehrkräfte bestimmen und deshalb in die Ausbildung gehören. Etliches davon kann nicht von allen Lehrkräften geleistet werden, weil sie Selbstdarstellung (bisher noch) nicht betroffen waren.

Hinsichtlich der Betreuung durch MentorInnen an Schulen gehen wir offenbar von verschiedenen Konzepten aus. Sie sprechen von 5+1 Stunde, ich von genau einer. In Nds. bekommt man keine Entlastung, mit Glück eine Stunde, mit noch mehr Glück so gelegt, dass man auch mal hospitieren gehen kann. 5 Stunden wären schon gut – zusätzlich zu der Ausbildung im Seminar. Außerdem ist es so, dass Schulen mit dem größten Lehrermangel Referendare erhalten, damit die Unterrichtsversorgung auf dem Papier besser aussieht. Eine Schule mit vielen Abordnungen und Wechseln im Team und Vertretungskräften muss dann auch die Ausbildung begleiten, was eine Stammlehrkraft übernehmen wird, zusätzlich zu zahlreichen anderen Aufgaben auch. Sicherlich würden personengebundene bzw. an die MentorInnentätigkeit geknüpfte Entlastungsstunden mehr bringen, aber eben auch sofort die Unterrichtsversorgung verringern.

FElixa
4 Jahre zuvor
Antwortet  Palim

Zunächst vielen Dank für ihre ausführliche Antwort. Leider sind ihre Erläuterungen, bis auf wenige Aussagen, jedoch falsch oder beruhen auf subjektiven Erfahrungen, die kaum belegbar sind.

1. „Die Ausbildung ist professioneller […]“ Diese Aussage können Sie nicht belegen. Ich habe bereits Kritikpunkte offen gelegt, die diese Aussage fragwürdig erscheinen lässt.

2. „Es gleicht der dualen Ausbildung in der Berufsschule […]“ Nein das ist Falsch. Referendare haben bereits ein Hochschulstudium absolviert, wohingegen Berufsschüler lediglich über einen Schulabschluss verfügen. Die Ausgangslage ist grundlegend verschieden.

3. „Austausch der Berufsanfänger untereinander, Vernetzung miteinander, sehen, wie andere mit Themen und Problemen umgehen […]“ Damit haben Sie Recht und müsste bei einer Umstrukturierung bedacht werden.

4. „fachlicher Austausch der SeminarleiterInnen untereinander, die sich gegenseitig unterstützen“ Das entspricht nur bedingt der Realität und stellt keinerlei Aussage und Garantie bezüglich der Ausbildungsqualität dar.

5. „größere Kontrolle der Ausbilder durch mehr Referendare, mehr beteiligte Schulen, gemeinsame Unterrichtsbesuche und Prüfungen im Team, das hier aus ca. 30 Leuten besteht“ Dem ist zu widersprechen. Die Ausbilder unterliegen keiner Kontrolle. Sie haben als Referendar nur sehr wenige Möglichkeiten gegen den Ausbilder vorzugehen. Solange dieser keine formal-juristischen Fehler begeht, lassen sich selbst offensichtlich falsche Bewertungen nicht annullieren. Zudem ist der Kontakt zwischen Schulen und Ausbilder bzw. Ausbildungszentren nahezu bei 0. Prüfungen im Team finden in NRW nur in Ausnahmefällen statt und gemeinsame Unterrichtsbesuche sind auch nicht die Regel.

6. „eine erhöhte Anzahl an AnsprechpartnerInnen, die einem als Referendar zur Verfügung stehen, da man sich neben MentorIn und schuleigenem Kollegium auch mit Seminarleitungen und Referendaren austauschen kann. Darüber ergibt sich auch, dass die Schwächen einer einzelnen, an der Ausbildung beteiligten Person eher aufgefangen werden … oder eben auch aufgedeckt“ Da gilt im Grunde obiges und trifft nur in sehr seltenen Fällen zu. Der Austausch wurde ja auch bereits angesprochen, reduziert sich jedoch wirklich nur auf das Minimum innerhalb der Seminarsitzungen.

7. „Blick über den eigenen Tellerrand für Referendare durch UB in anderen Schulen sowie der Seminarleitungen, die viele Schulen besuchen, viele verschiedene Bedingungen sehen und die Leistungen der Referendare in diesem Zusammenhang einordnen können“ Das ist in NRW nicht Teil des Vorbereitunsdienst. Die Aussage zu den Seminarleitungen lässt sich auch nicht belegen, sondern stellt erneut eine subjektive Wahrnehmung ihrerseits dar.

8. „Das Seminar berücksichtigt in der Regel mehrere Schulformen […]“ Wenn das für Niedersachsen zutreffen sollte, stellen Sie damit eine Ausnahme dar.

9. „Wenn das Exzerpt zu Reihenplanung 5 Seiten umfasst, sind die Inhalte gut zusammengefasst. […]“ Das Thema Reihenplanung ist hier exemplarisch zu verstehen. Vielfach existieren nicht mal Skripte, die angesprochene Inhalte zusammenfassen oder darlegen. Da ich Zugang zu diesen Dokumenten habe, weiß ich wie wenig Input diese „Skripte“ beinhalten. In der Regel handelt es sich dabei um zusammenkopierte Dokumente, aus unterschiedlichen Quellen. An der Stelle, wo es eine Vielzahl von Literatur mit jeweils Hunderten Seiten Input gibt, an Unis zu diesen Themen ganze Vorlesungstermine verwendet werden, muss nach der Qualität gefragt werden. Für die Seminare ist vorgesehen, dass der überwiegende Teil der Arbeit in Gruppenarbeiten an exemplarischen Unterrichtssituationen gearbeitet werden sollen. Insofern bleibt nur ein geringer Teil für die Erarbeitung von Theorie. Theorie stellt jedoch die Basis jeglicher Professionalisierung. Wenn diese nicht vorhanden ist, ist die Qualität der Ausbildung ungenügend.

10. „Referendare sind Berufsanfänger.“ Das soll jetzt wofür ein Argument sein? Sie sagen selbst, dass sich Schule stetig wandelt. Lehrer sind also genauso Laien („Berufsanfänger“) für Inklusion, Heterogenität, Digitalisierung, u.v.m. Dennoch sollen Sie unter diesen Aspekten ihrer Arbeit nachgehen. Im Gegensatz zu ihnen oder mir, haben Berufsanfänger jedoch aus der Uni das theoretische Wissen zu den eben genannten Punkten. Wer ist also in diesen Bereichen deutlich professioneller aufgestellt?

„Da sind Anfängerfehler üblich.“ Genau. So wie Sie und Ich stetig neue Dinge machen müssen und Fehler machen. Das gehört zu unserem Beruf und darf nicht als Argument verwendet werden.

„Das Referendariat ist u.a. so anstrengend, weil der Unterricht herausfordernd ist und man in kurzer Zeit sehr viel lernen muss, um so mehr, wenn in der Uni keinerlei Begleitung in dieser Richtung erfolgte. Das Problem ist doch nicht die Teilnahme an den Seminaren, sondern die tägliche Herausforderung durch die in der Schule bzw. in den Klassen wartenden Anforderungen und sicher auch der Druck der ständigen Kontrolle durch UB, für die man Überlegungen nachweisen soll, indem man sie schriftlich auf den Punkt bringt.“

Im Grunde zerlegen Sie ihr Argument selbst. Deshalb bediene ich mich bei Ihnen: Das Referendariat ist so anstrengenden, weil man wöchentlich an Seminaren teilnehmen muss, die bewertet werden, stetiger Druck durch die UBs herrschen und für diese schriftliche Ausarbeitungen liefern muss, die genau definieren wie z.B. Lernziele o.ä. zu formulieren sind. Dabei geht es also primär darum den Ausbilder bzw. dessen Vorgaben zufriedenzustellen. Ich nehme da die Seminarleiter teilweise auch in Schutz, da diese sich die Vorgaben ja auch nicht selbst ausdenken, sondern höchstens unterschiedliche stark ausleben.

Um es nochmal deutlich zu machen: Der Druck entstehe dadurch, dass die Referendare mehr mit der Bewertung ihrer Arbeit beschäftigt sind, als sich auf ihre eigentliche Aufgabe zu konzentrieren. Wie können Sie Schülern gerecht werden, wenn Sie nicht daran gemessen werden, sondern an vordefinierten Vorgaben? Das System ist nicht frei, sodass eine gute Arbeit im Unterricht nicht den Anforderungen dieser konstruierten Prüfungssituation gerecht werden kann.

11. „Man ist in der Benotung nicht von Lehrkraft und SL einer Schule abhängig, die sich gut kennen oder bei denen auch einer vom anderen abhängig ist.“ 25% sind nicht gerade zu vernachlässigen. Diese werden durch Kollegen und Schulleitung gegeben. Ich verstehe ihren Punkt an dieser Stelle jedoch, weswegen ich ja auch kein Referendariat in dieser Form möchte. Bedeutet: es sollen keine Prüfungssituationen entstehen. Vielmehr soll es, wie in der Wirtschaft, eine Probezeit geben und ein Mentoringprogramm. Mehr nicht. Sie haben ein abgeschlossenes Hochschulstudium. Das sollte, wie in den meisten anderen Berufen auch, reichen.

12 „Als Lehrkraft habe ich nach Jahrzehnten ein recht klares Konzept von Unterricht im Kopf, an dem Neues orientiert und angepasst wird. Dadurch verändert sich häufig nur wenig in Schule.[…]“

Zu diesem langen Abschnitt kann man nur sagen, dass Sie den von mir hervorgebrachten Vorwurf nicht wiederlegen (können), sondern diesen nur schönreden und den schwarzen Peter anderen zuschieben.

13. „Ähnlich anderer Ausbildungsformen, allen voran Schule vs. Einzelunterricht, halte ich es für effizienter, wenn in einem Seminar Grundlegendes vermittelt wird. […]“ Dem stimme ich natürlich zu, es wird nur leider unzureichend gemacht.

14. „Hinsichtlich der Betreuung durch MentorInnen an Schulen gehen wir offenbar von verschiedenen Konzepten aus. Sie sprechen von 5+1 Stunde, ich von genau einer. “

Davon sprach ich auch nicht. Wenn Sie als Berufsanfänger im ersten Jahr im Mentoringprogramm sind, sollten Sie Unterricht unter Anleitung, pro Fach, bei einer Lehrkraft geben. Diese sieht Sie dann wöchentlich und erhält zudem 1 Entlastungsstunde, um mit ihnen darüber zu reden bzw. sie im weiteren Prozess zu unterstützen. Daneben bedarf es einer wöchentlichen Sitzung zu diversen Themen. Letzteres findet bereits jetzt schon in NRW statt, ohne dafür eine Entlastung zu erhalten. Ersteres findet ebenfalls statt, nur dass die Lehrkräfte nicht nur keine Entlastunsstunden erhalten, sondern auch selbst entscheiden, wie sehr sie die Referendare unterstützen. Um das nochmal deutlich zu machen:

In NRW unterrichten Referendare 9 Stunden pro Woche selbstständig. Da schaut niemand, was sie dort anstellen. Dann haben sie noch 5 Stunden pro Woche Unterricht unter Anleitung. Wie sehr die Referendare dabei Unterstützung durch die Lehrkräfte erhalten bzw. wie gut die Unterstützung ist, wird nirgends überprüft. Die einzige Instanz sind Fachleiter, die die Referendare pro Fach 2 mal pro Schulhalbjahr besuchen kommen. Wie können Sie da behaupten, dass das einer guten Ausbildungsqualität entspricht?

Palim
4 Jahre zuvor
Antwortet  FElixa

Zunächst vielen Dank für Ihre ausführliche Antwort. Leider sind Ihre Erläuterungen, bis auf wenige Aussagen, allein auf die von Ihnen erlebte Situation bezogen und beruhen damit auf Ihren subjektiven Erfahrungen und Empfindungen. Zudem lassen Sie eigene Ansätze vermissen. Ich bin gespannt auf Ihre Ausführungen zu einem von Ihnen bevorzugten System, die Details offen legen.

Gerne reagiere ich auf Ihre Behauptungen _ähnlich Ihrem Stil_:

Zu 1: Sie bringen keine Belege dafür, dass eine Ausbildung an allein einer Ausbildungsschule professioneller wäre.

Zu 2: Ein Vergleich mit einem Ausbildungs_system_ bezieht sich auf die Umstände, nicht auf das Vorwissen. Ausbildung setzt immer beim Vorwissen an, die Struktur des Systems ist davon unbenommen. Einen Bezug zum Argument lassen Sie vermissen.

Zu 4: Aussagen zum Austausch unter SeminarleiterInnen sehen Sie nur bedingt, können aber nicht belegen, dass diese nicht stattfänden. Austausch in Ihrem System findet nicht statt, das kommt einer Entprofessionalisierung gleich.

Zu 5: Die derzeitigen Seminarleitungen legen vorab eine Prüfung ab. An den UB nimmt die SL oder eine Mentorin teil sowie (in Nds.) 1-2 SeminarleiterInnen. An den Prüfungen nehmen alle 3 SeminarleiterInnen teil und auch die SL, da beide UB und das anschließende Kolloquium an einem Tag abgelegt werden. Alle haben Stimmrecht. Referendare werden durch eigene Personalräte vertreten, die Prüfungen können öffentlich (mit Zuschauer) erfolgen. Die Kontrolle der an der Ausbildung beteiligten Personen ist zudem nicht auf die Möglichkeiten der Referendare und nicht auf formal-juristische Fehler beschränkt.
Unter diesen Gegebenheiten ist ein System, das allein auf der Bewertung durch eine Mentorin und eine SL beruht, intransparent und ein immenser Rückschritt, sodass die Professionalität gemindert wird.

Zu 6: Warum Sie in Ihren Seminarsitzungen keinen Austausch mit Mitreferendaren herstellen konnten, ist mir nicht klar. Bitte erläutern Sie, warum Sie daran gehindert wurden. Geben Sie zudem an, wie Sie diesen Austausch ermöglichen möchten, wenn die Ausbildung allein an einer Schule stattfindet. (siehe 3)

Zu 7: Die Aussage lässt sich an Protokollen zu UB belegen, in denen Ausgangssituation der Schule Berücksichtigung finden. Beispiel: Wer kein IWB hat, kann keines nutzen, wer eines hat, sollte den Einsatz überdenken, so oder so wird immer der Einsatz von Medien bewertet – im Rahmen der vorhandenen Möglichkeiten.

Zu 8: „Wenn das für Niedersachsen zutreffen sollte, stellen Sie damit eine Ausnahme dar.“ Nein. Das ist falsch. Die Ausbildung von Lehrkräften für das Gymnasium erfolgt auch in NRW für die SekI wie SekII, nachfolgend werden sie an Gymnasien, Gesamtschulen (und BBS?) eingesetzt. Die Ausbildung von Lehrkräften für die SekI erfolgt an HS, RS, Gesamtschulen und Sekundarschulen (in Nds. Oberschulen genannt). Lehrkräfte können an EINER dieser Schulform ausgebildet werden, später an anderen unterrichten. Richtig ist, dass das die Regel ist.
Das Lehramt allein für die Primarstufe gibt es in Nds. nicht, wie auch in Berlin, Bremen und Hamburg, hier werden Lehrkräfte für GS+SekI ausgebildet. Richtig ist, dass diese Lehrkräfte ebenfalls später in unterschiedlichen Schulformen eingesetzt werden können.

Zu 9: Es war vorhersehbar, dass Sie Skripte verlangen würden. Dies mag in Ihren Unterrichtsfächern an der Uni üblich gewesen sein, ist es aber in anderen Fächern nicht. Erarbeitete Unterrichtsinhalte müssen nicht per Skript aufgegriffen werden. Stellen Sie dies für alle Ihre Unterrichtsstunden?
An der Uni sollte man wissenschaftliches Arbeiten mit Quellen erlernt haben. Es ist zu erwarten, dass Referendare die Theorie aus dem Studium mitbringen oder zumindest in der Lage sind, diese in kürzester Zeit zu erarbeiten.
Wenn dies nicht vorhanden ist, ist die Qualität der Ausbildung ungenügend. Das ist richtig.

Zu 10: Hier berufen Sie sich auf theoretisches Wissen aus der Uni, das Sie in Punkt 9 noch negieren. Im Grunde zerlegen Sie ihr Argument selbst. Ich verweise auf Punkt 9 hinsichtlich der theoretischen Vorbildung. Im Übrigen hat die professionelle Ausbildung an der Uni schon vor Jahrzehnten alle genannten Aspekte berücksichtigt.
Wenn Sie der Meinung sind, dass Referendare im Unterricht professioneller als gestandene Lehrkräfte sind, benötigen Sie das von Ihnen erwartete Coaching im 2. Teil der Ausbildung nicht. Damit führen Sie selbst die Diskussion um Referendariat oder Mentoringprogramm ad absurdum.
Zur Bewertung und Reflexion des eigenen Unterrichts nehme ich wahr, dass Ihnen kriterienorientierte Bezugsnormen offenbar unbekannt sind, und verweise ebenso auf Punkt 9.

Zu 11: 25% Bewertung durch die SL sind Ihnen gleichzeitig zu viel und zu wenig. Damit widersprechen Sie sich selbst und bekräftigen nachfolgend, dass Sie 100% Bewertung einer einzelnen Person (SL) bevorzugen, ohne dies zu erläutern.
„weswegen ich ja auch kein Referendariat in dieser Form möchte.(…) Sie haben ein abgeschlossenes Hochschulstudium. Das sollte, wie in den meisten anderen Berufen auch, reichen.“
Die Ausbildung ist auf 2 Phasen aufgeteilt. Davon möchten Sie eine Phase streichen. Die geteilte Ausbildung findet sich ebenso bei Apothekern, Ärzten und Rechtsanwälten. Ich erkenne nicht, wie das Streichen von Ausbildungsinhalten und Prüfungsleistungen die Professionalität erhöhen soll.

Zu 12: Ich habe das Argument wiederholt ausgeführt. Dieses können Sie offenbar nicht widerlegen. Ihre Wahrnehmung, ich wolle etwas schönreden, ist Ihr subjektiver Eindruck, der nichts belegt.

Zu 13: Sie stimmen zu, dass die Vermittlung von Inhalten in Seminaren effizienter ist, als dies über Einzelpersonen an den Schulen zu realisieren. Schön.

Zu 14: Sie schildern Ihren subjektiven Eindruck zu dem Ihnen bekannten System an einer Schule in NRW. Das entspricht nur bedingt der Realität, ist nicht belegt und stellt keinerlei Aussage hinsichtlich der tatsächlichen Ausbildungssituation an den Schulen und in den Seminaren dar.

Ihre Äußerungen zur Begleitung der Referendare sind widersprüchlich, die Begleitung durch eine Mentorin im Referendariat erscheint Ihnen – subjektiv! – nicht ausreichend, die Begleitung durch eine Mentorin im „Mentoring-Programm“ zielführend. Ein Korrektiv innerhalb Ihrer Ausbildungsform ist nicht erläutert.

Es ist so nicht möglich, die Ausbildungsqualität zu beurteilen, solange Ihre Ausführungen zu dem nicht existenten Mentoringprogramm im Bildungsbereich zu Ausgestaltung, Prüfungsvorgaben sowie weiterer Bedingungen derart dürftig sind. Ggf. unterrichten Sie uns über Ihre erklecklichen Erkenntnisse hinsichtlich Ihrer Vorstellungen in der föderalen Bildungsstruktur der BRD.

Ich frage mich, welches Interesse Sie an der Deprofessionalisierung der Lehrerausbildung haben.

FElixa
4 Jahre zuvor
Antwortet  Palim

„Gerne reagiere ich auf Ihre Behauptungen _ähnlich Ihrem Stil_:“

Jetzt reagieren Sie emotional und fühlen sich persönlich angegriffen. Ist es denn nicht möglich eine sachliche Diskussion zu führen und auf konkrete Fragen zu antworten? Sie haben kritische Fragen, die das Ergebnis dieser Diskussion entscheiden kann, bewusst ignoriert. Offensichtlich, weil Sie diese nicht in ihrem Willen beantworten können.

Zu 1: Jetzt versuchen die klassische Politiker-Rhetorik anzuwenden. Ich stehe nicht in der Bringschuld, sondern Sie. Ich habe in dieser Kommentarkette bereits 2 mal erklärt, warum die Qualität in der jetzigen Ausbildung nicht gewährleistet ist. Sie haben mir keine Antwort dazu geben können, warum Sie anderer Meinung sind und versuchen mit dieser Scheinfrage sich nun davor zu drücken. Schwach von Ihnen.

Zu 2: So viel Blödsinn in so wenigen Sätzen. Ich weiß nicht wie man darauf antworten kann. Natürlich spielt das Vorwissen eine wesentliche Rolle. Man könnte auch einfach mal zugeben, wie ich es auch tue, dass die eigene Aussage unbedacht oder einfach nicht durchdacht war.

Zu 4: Wie soll ich das denn Beweisen? Soll ich nicht-existente Protokolle von Seminarleitern auf dieser Plattform offen legen? Ich kenne die Arbeit von Seminarleitern in NRW und da ist dies nicht in dem Maße vorgesehen, wie Sie es behaupten. Zudem habe ich nicht gesagt, dass es nicht stattfindet, sondern nur unzureichend. Diesen Fehler machen Sie hier mehrfach. Ich spreche von unzureichend o.ä. und Sie behaupten, dass ich dies komplett absprechen würde. Das ist ein signifikanter Unterschied.

Zu 5: „Die derzeitigen Seminarleitungen legen vorab eine Prüfung ab.“ Und nun? Ein Nebensatz täte diesem Satz gut, damit dieser auch eine konkrete Aussage hat.

„Unter diesen Gegebenheiten ist ein System, das allein auf der Bewertung durch eine Mentorin und eine SL beruht, intransparent und ein immenser Rückschritt, sodass die Professionalität gemindert wird.“

Nochmals, und so langsam verzweifel ich an ihrer Lesekompetenz, ich möchte keine weitere Ausbildungssituation schaffen. Ich sprach von der Abschaffung des Referendariats und dem Ersetzen durch ein Mentoringprogramm…

„Die Kontrolle der an der Ausbildung beteiligten Personen ist zudem nicht auf die Möglichkeiten der Referendare und nicht auf formal-juristische Fehler beschränkt.“

Und weiter? Sie begründen ihre Aussagen nie.

Zu 6: “ Warum Sie in Ihren Seminarsitzungen keinen Austausch mit Mitreferendaren herstellen konnten, ist mir nicht klar. Bitte erläutern Sie, warum Sie daran gehindert wurden.“

Wie oben bereits erwähnt: Sie neigen zur Unterstellung und fehlenden Lesekompetenz. Ich sprach in meiner Aussage nicht von mir, sondern von der Ausbildungsstruktur. Austausch wird eben nur in den Seminaren vorgesehen. Zumeist als Gedankenaustausch zu Beginn der jeweiligen Seminare. Daran habe ich Kritik ausgeübt.

„Geben Sie zudem an, wie Sie diesen Austausch ermöglichen möchten, wenn die Ausbildung allein an einer Schule stattfindet. “

Die Frage wäre ja zunächst, ob dieser Austausch überhaupt erwünscht ist. Wenn ja, gäbe es durchaus die Möglichkeit an verpflichtenden Terminen fachgebunden oder fachübergreifend zu solchen Terminen einzuladen. Aber auch hier sollte gelten, dass man im Wohle der „Referendare“ handeln sollte. Vermutlich würde schon der wöchentliche Austausch innerhalb der Schule mit anderen „Referendaren“ ausreichen, welcher jetzt schon Teil der Ausbildung in NRW ist.

Zu 7: Und für NRW gilt das immer noch nicht. Haben Sie meine Aussage überhaupt gelesen?

Zu 8: Auch hier behaupten Sie etwas falsches, obwohl ich meine Aussage begründet habe. Getreu dem Motto: wir ignorieren so etwas einfach. Sie können nur dort eingesetzt werden, wofür Sie auch studiert haben. Das richtet sich nicht an der Sekundarstufe. Zumindest in NRW und nichts anderes habe ich behauptet.

Zu 9: Da kann ich mich eigentlich nur wieder selbst zitieren „Theorie stellt jedoch die Basis jeglicher Professionalisierung. Wenn diese nicht vorhanden ist, ist die Qualität der Ausbildung ungenügend.“ Das mag man an Grundschulen anders sehen, aber so ist es nun mal.

Zu 10: Diese Aussage hätte ich im Grunde auch nur alleine kommentieren können, da Sie die Diskussion damit beendet hätte. Sie können diese Aussage nicht entkräften und geraten jetzt hier in Widersprüche und Unterstellungen. Ach und Worte legen Sie mir wieder auch in den Mund.

„Hier berufen Sie sich auf theoretisches Wissen aus der Uni, das Sie in Punkt 9 noch negieren. Im Grunde zerlegen Sie ihr Argument selbst.“

Nein, aber meine Aussage ist eigentlich auch nur Missverständlich, wenn man sie nicht verstehen möchte. Zum Beispiel:

„Wenn Sie der Meinung sind, dass Referendare im Unterricht professioneller als gestandene Lehrkräfte sind, benötigen Sie das von Ihnen erwartete Coaching im 2. Teil der Ausbildung nicht. “

Das habe ich nicht behauptet, keine Ahnung wie man das nicht verstehen kann. Ich habe Teilaspekte der Lehrerarbeit aufgezählt und davon berichtet, dass Junglehrer dahingehend besser ausgebildet wurden. Besonders deshalb, da dass eben neue Themen sind und nicht Teil „unserer“ Lehrerausbildung war.

„Zur Bewertung und Reflexion des eigenen Unterrichts nehme ich wahr, dass Ihnen kriterienorientierte Bezugsnormen offenbar unbekannt sind, und verweise ebenso auf Punkt 9.“

Sie haben doch selbst gesagt, dass Sie von mir erwarten auf eine theoretische Schiene zu lenken. Jetzt unterstellen Sie mir, dass mir solch eine Grundlage unbekannt sei? Also bitte… Zudem ist es als Fun Fact sicherlich interessant zu erfahren, wie lange sich Referendare in NRW mit Bezugsnormen beschäftigen: ungefähr 2 PowerPoint-Folien. Mag man kaum glauben.

Zu 11: „25% Bewertung durch die SL sind Ihnen gleichzeitig zu viel und zu wenig.“ Nein, aber ich wiederhole mich so langsam. Das habe ich nicht gesagt.

„Die Ausbildung ist auf 2 Phasen aufgeteilt. Davon möchten Sie eine Phase streichen. Die geteilte Ausbildung findet sich ebenso bei Apothekern, Ärzten und Rechtsanwälten. Ich erkenne nicht, wie das Streichen von Ausbildungsinhalten und Prüfungsleistungen die Professionalität erhöhen soll.“

Das war auch nicht meine Aussage. Ich versuche es dahingehend noch ein letztes Mal: ich sage, dass die jetzige Ausbildunssituation nur unzureichend ist und die Struktur viele Fragen offenbart. Die Ziele der Lehrerausbildung lassen sich in der derzeitigen Struktur kaum erreichen, insofern stelle ich den Sinn dieser Ausbildung in Frage.

Zu 12: Welches Argument denn? Sie haben noch keins geliefert. Sie haben viel geschrieben, was überhaupt keinen Inhalt hat. Sie weigern sich ja sogar davon zu erzählen, wie Sie arbeiten. Das sagt schon viel über ihre Arbeit…

Zu 13: Natürlich ist das so, da man dadurch eher garantieren könnte Ausbildungsinhalte standardisiert zu vermitteln. Das findet nur nicht statt. Deshalb ist das ein großer Kritikpunkt an der jetzigen Ausbildungssituation. Das haben Sie aber wieder elegant ignoriert, da Sie bei diesen kritischen Stellen nichts entgegensetzen können.

Zu 14: „Sie schildern Ihren subjektiven Eindruck zu dem Ihnen bekannten System an einer Schule in NRW. Das entspricht nur bedingt der Realität, ist nicht belegt und stellt keinerlei Aussage hinsichtlich der tatsächlichen Ausbildungssituation an den Schulen und in den Seminaren dar.“

Nein ich beschreibe den aktuellen Ausbildungsrahmen in NRW. Keine Ahnung wie man das nicht verstehen kann.

„Ein Korrektiv innerhalb Ihrer Ausbildungsform ist nicht erläutert.“
Mal verstehen Sie, dass ich von gar keiner Ausbildungsform spreche und mal wieder nicht. Das ist schon merkwürdig.

„Es ist so nicht möglich, die Ausbildungsqualität zu beurteilen, solange Ihre Ausführungen zu dem nicht existenten Mentoringprogramm im Bildungsbereich zu Ausgestaltung, Prüfungsvorgaben sowie weiterer Bedingungen derart dürftig sind. Ggf. unterrichten Sie uns über Ihre erklecklichen Erkenntnisse hinsichtlich Ihrer Vorstellungen in der föderalen Bildungsstruktur der BRD.“

Auch hier wieder: Ich kritisiere die aktuelle Ausbildung und stelle dann den Sinn in Frage. Auf so viel Arroganz, wie von ihnen demonstriert, trifft man leider viel zu häufig im Schulsystem. Dinge kritisch hinterfragen, etwas vorantreiben wollen,… für viele ein Ding der Unmöglichkeit. Ich notiere: Sie gehören dazu und deshalb kann man sich das auch ersparen.

„Ich frage mich, welches Interesse Sie an der Deprofessionalisierung der Lehrerausbildung haben.“

Das ist schon fast unverschämt, aber das wissen Sie auch selbst. Wenn Sie auf meine kritischen Fragen eingehen wollen, die ich hier mehrfach getätigt habe, können Sie das gerne machen und ich reagiere dann auch sachlich darauf. Ansonsten sollten wir es hiermit belassen.

dickebank
4 Jahre zuvor
Antwortet  FElixa

Geht es kleikarrierter? Ja die Ausbidung von grundständigen Lehrkräften und die nachträgliche Qualifizierung von Seiteneinsteigern ist in den bestehenden Formen sowohl an den Hochschulen als auch in den ZfsL/Studienseminaren sowie an den Schulen stark verbesserungsfähig.

Im Studium „auf Lehramt“ passt der Mix aus fachspezifischen und erziehungswissenschaftlichen Inhalten nicht bzw. ist der heutigen Situation (Heterogenität, Inklusion, gesellschaftlicher Wandel etc.) nicht angemessen. Dasselbe gilt für den Vorbereitungsdienst in der bestehenden Form. Allein der Zeitrahmen von 18 Monaten ist eine Kopfgeburt, die die Schulen vor organisatorische Probleme stellt. – Also entweder Rückkehr zu zwei Jahren oder Verkürzung auf ein Jahr.

Aus meiner Sicht ist der Ansatz von @FELixa sinnvoll; die Schulen solen sich ihren „grundständigen“ Nachwuchs selbst aussuchen und ausbilden können, bei Seiteneinsteigern können sie dies ja bereits schon. Der derzeitige Ansatz für den Vorbereitungsdienst ist durch beamtenrechtliche Grundsätze geprägt – ohne Vorbereitungsdienst keine Verbeamtung. Was für Juristen und andere Bedienstete des ÖD zutrifft, sie sollen die behördeninternen Abläufe und Vorgehensweisen sowie die dafür bestehenden Rechtsvorschriften (VerwVerfG, VerwVerfO usw.) kennen und anwenden lernen, lässt sich nicht so ohne Weiteres auf Ärzte und vor allem Lehrkräfte übertragen. Für die letztere Gruppe bedarf es einer Neuausrichtung sowohl an den Hochschulen als auch für die Phase des Berufseinstieges.

Palim
4 Jahre zuvor

@Felixa
„Ist es denn nicht möglich eine sachliche Diskussion zu führen und auf konkrete Fragen zu antworten?“ Beantworten Sie sich selbst diese Frage. Wir tun es auch für die Beiträge, die wir hier lesen, und jedeR entscheidet selbst, wann er oder sie sich in welcher Form beteiligen möchte oder es bleiben lässt.

Zum Thema Referendariat vs. Mentoring:
Sie kritisieren das von Ihnen wahrgenommene Referendariat (in NRW für GY), verweisen auf Inhalte, die längst aus dem Studium bekannt sein sollten. Da kann man festhalten, dass es womöglich eine verbesserte Verzahnung oder Absprache bräuchte, welche Inhalte ins Studium gehören und welche in den 2. Teil der Ausbildung. Gleichzeitig scheint es sinnvoll, Inhalte erneut im zweiten Teil der Ausbildung aufzugreifen, wenn sie Referendaren derart unbekannt sind (Didaktik, Bezugsnormen, Heterogenität, Inklusion – übrigens allesamt pädagogische Themen), damit auf dieser Grundlage Unterrichtsplanung und Arbeit innerhalb der Schule erfolgen kann.
Mir ist nicht klar, welchen Vorteil ein Mentoring-Programm, wie es Ihnen vorschwebt, bringen sollte, bis auf den Punkt, dass man ein weiteres Examen umgeht und mehr Freiheiten genießt.
Die Nachteile liegen auf der Hand:

1. Man unterbindet Seminare, in denen
a) effizient Inhalte vermittelt werden, dabei werden Inhalte aus dem Studium (Theorie) erneut aufgegriffen und auf Situationen der Praxis bezogen
b) ein Austausch und ein Netzwerk unter Berufsanfängern ermöglicht werden
c) in denen die Möglichkeit der gegenseitigen Hospitationen organisiert werden können, was Ihrer Aussage nach in NRW nicht üblich ist, dennoch aber im Seminarprogramm der ZfsL genannt wird (gegenseitige Hospitationen an anderen Schulformen, kollegiale Beratung)
d) die Eigenheiten unterschiedlicher Schulen und Schulformen, für die man ausgebildet wird, aufgegriffen werden können, die an einer einzelnen Schule nicht vermittelt werden
e) Seminarleitungen mit nachgewiesener hoher fachlicher Perspektive und über Jahre gewonnener Erfahrung unterschiedliche Ansätze innerhalb der Fächer wie auch innerhalb der Pädagogik und weiterer an Lehrkräfte gestellte Anforderungen vermitteln
Es wird in Ihren Ausführungen nicht deutlich, wie Sie die dadurch resultierenden Nachteile innerhalb eines Mentoring-Programmes auffangen wollten oder Teile davon organisieren wollen oder würden. Verpflichtende Teilnahme an Treffen entspricht dem, was jede Sitzung des Studienseminars ermöglicht: das Kennenlernen, gemeinsame Arbeiten und den Austausch unter Auszubildenden. Ein Austausch unter Referendaren einer Schule geht von großen Systemen aus, berücksichtigt aber nicht, dass Kollegien aus 4 oder 400 Lehrkräften bestehen können und entsprechend höher oder geringer die Anzahl der Referendare und Häufigkeit der Betreuung ist. Den Nachteil von speziellen Ausbildungsschulen hat dickebank ihnen bereits erläutert.

2. Man legt die Ausbildungssituation in die Hand EINER Mentorin
a. die sich in allen fachlichen Aspekten und allen weiteren Aspekten der Ausbildung auskennen muss und dies vermitteln soll
b. die damit die alleinige Verantwortung für die Ausbildung trägt
c. die einzeln arbeitet, damit auch die gesamte Arbeit tragen muss, dafür aber wenig Entlastung erhält
d. die innerhalb der Schule eingebunden ist, sodass Entlastungen oder Anforderungen durch die SL verändert werden können und die Grundlage der Ausbildungsbedingungen nicht von außen kontrolliert oder gesteuert werden können
Es ist nicht deutlich, in welcher Form Sie einer Mentorin die Qualifikation geben und erhalten möchten, die bei ihrer Tätigkeit auf sich allein gestellt ist, kein Korrektiv hat und nicht im Team arbeitet. Dies bestreiten Sie zwar, ist aber Bestandteil selbst in NRW in den Ausbildungsstatuten der ZfsL, bei denen kollegiale Hospitationen unter Seminarleitungen vorgegeben sind.

Sie stimmen zu, dass Inhalte in Seminarform effizient vermittelt werden können, kreiden den derzeitigen Seminaren an, dass es „Crashkurse“ wären, führen dazu aber Themen an, die bereits Inhalte des Studiums waren und die man als bekannt voraussetzen kann (s.o.). Wie viele Seminarsitzungen hatten Sie im Referendariat wöchentlich in Ihrem BL? Warum eine Mentorin in 1 Std. wöchentlich mehr vermitteln kann als ein häufiger und länger stattfindendes Seminar, ist mir nicht klar. Welche Inhalte würden Sie streichen?
Im Übrigen gehen Sie bisher von 2 Seminarleitungen aus, die sich mutmaßlich auf die beiden Fächer beschränken. Offenbar fehlte in Ihrem System das Pädagogische Seminar und die entsprechende Begleitung durch einen weiteren Seminarleiter. DAS ist ein großer Mangel! Besteht der in anderen BL auch?

3. Man legt die Bewertung in die Hand EINER Schulleitung,
a) wodurch man eine Bewertung durch professionelle SeminarleiterInnen mit höherer fachlicher Expertise und Überblick über viele Schulen Schulformen verliert
b) womit man eine Kontrolle der Ausbildungsstandards durch ein Team unterbindet
c) womit man dabei von einer einzelnen Person abhängig wird, die zwar Dienstvorgesetzte ist und Aufgaben übertragen kann, einen aber nicht eingestellt hat

Es fehlt eine Erläuterung dazu, in welcher Form am Ende der Probezeit die Bewährung festgestellt werden soll, zumal Sie Prüfungssituationen unterbinden wollen. Diese erfolgen selbst derzeit, wenn man als Lehrkraft eingestellt wird, innerhalb der Probezeit, sodass man im Ablauf von 3 Jahren (ggf. mit Verlängerung) seine Fähigkeiten unter Beweis stellen muss.

Sie fordern hierfür – wofür genau ist nicht klar – standardisierten Vorgaben, die Ihnen wiederum im Referendariat nicht zusagen, obwohl es hier festgelegte Kriterien gibt, die in der Regel auch veröffentlicht werden und damit transparent sind. Was möchten Sie denn dann anders gestalten?

Dass man Seiten- und Quereinsteiger mit in diese Seminare gehen lässt, finde ich an sich richtig, da sie dadurch einen Teil der Lehramtsausbildung absolvieren, die Prüfung ablegen und damit zu regulären Lehrkräften werden. M.E. sollten dabei gleiche Bedingungen gelten.

Ich verstehe allerdings nicht, warum man hinsichtlich der fachlichen Qualifikation um die Absolvierung von 2 SWS bzw. Credit-Points im Studium streitet und solche Studienleistungen nachträglich einfordert, um eine Zulassung zum Ref zu gewähren, demgegenüber aber keinerlei pädagogische Qualifikation als Studienleistung verlangt. Auch finde ich, dass Vertretungskräfte, die nicht in ein Referendariat gehen, vor dem Einsatz im Unterricht eine Vorbereitung absolvieren sollten und alle innerhalb der Schule eine bessere Begleitung durch die dortigen Lehrkräfte bräuchten, die sich auch in Form von Entlastungsstunden für diese zeigt. Da dies nicht erfolgt, haben alle Beteiligten das Nachsehen, aber die Unterrichtsversorgung auf dem Papier stimmt und die Eltern nehmen wahr, dass Unterricht erteilt wurde.

Davon unabhängig trage ich Vorschläge, die 2. Phase unter 18 Monate zu kürzen oder komplett einzusparen, nicht. Meiner Meinung nach hat das Referendariat trotz Veränderungen, die angezeigt waren und umgesetzt wurden, über Jahrzehnte gut ausgebildete Lehrkräfte hervorgebracht. Besser noch fände ich, wenn Mentoren in der Schule mehr Zeit erhielten, sich um Referendare zu kümmern, Entlastungen müssten an diese Aufgabe bzw. Person gebunden sein, die die Mehrarbeit übernimmt.
Sich allein auf den Master zu berufen, reicht m.E. nicht aus, da dieser bisher nur den theoretischen Teil der Ausbildung abbildet. Die unterschiedliche Bewertung des bestehenden Referendariats beruht womöglich auf Unterschieden zwischen SekI/II oder Nds/NRW, sicher aber auch auf verschiedenen Erwartungen hinsichtlich der Zielsetzung desselben.

FElixa
4 Jahre zuvor
Antwortet  Palim

„Gleichzeitig scheint es sinnvoll, Inhalte erneut im zweiten Teil der Ausbildung aufzugreifen, wenn sie Referendaren derart unbekannt sind (Didaktik, Bezugsnormen, Heterogenität, Inklusion – übrigens allesamt pädagogische Themen), damit auf dieser Grundlage Unterrichtsplanung und Arbeit innerhalb der Schule erfolgen kann.“

Das habe ich nicht gesagt. Sie lesen nicht genau genug, wie so oft. Ich sagte, dass diese Themen einen viel zu geringen Anteil im Referendariat einnehmen, als dass diese eine Wirkung erzielen können. Im Gegensatz dazu, das habe ich auch gesagt, wird sich an der Uni deutlich intensiver damit beschäftigt.

Zu 1: „effizient Inhalte vermittelt werden, dabei werden Inhalte aus dem Studium (Theorie) erneut aufgegriffen und auf Situationen der Praxis bezogen“

Das ist einer meiner ersten und größten Kritikpunkte, die ich jetzt schon 3 (!) mal begründet habe. Sie haben jetzt auch zum dritten (!) Mal die Aussage negiert OHNE eine Begründung dafür zu liefern. Lesen Sie sich diesen Satz nochmal durch. Das ist eine Behauptung, mehr nicht.

„in denen die Möglichkeit der gegenseitigen Hospitationen organisiert werden können, was Ihrer Aussage nach in NRW nicht üblich ist, dennoch aber im Seminarprogramm der ZfsL genannt wird (gegenseitige Hospitationen an anderen Schulformen, kollegiale Beratung)“

Sehen Sie, das habe ich doch gesagt: Anspruch vs. Wirklichkeit. Das mag der Anspruch sein, sollte es auch damit das Referendariat auch einen Sinn hat, es entspricht nur nicht der Umsetzung. Ich erkläre ihnen gerne, erneut, warum:
1. gegenseitige Hospitationen sind nicht verpflichtend in NRW und unterliegen keiner Kontrolle bzw. Prüfungsleistung
2. kollegiale Beratung wird ebenfalls nicht dokumentiert. Wer und wie berät, weiß niemand.
Sie können dies also ins Ausbildungsprogramm schreiben, aber wenn es so umgesetzt ist, wie aktuell, ist dies eine der größten Angriffsflächen, die ich habe um das Referendariat zu kritisieren.

„die Eigenheiten unterschiedlicher Schulen und Schulformen, für die man ausgebildet wird, aufgegriffen werden können, die an einer einzelnen Schule nicht vermittelt werden“

Das findet auch jetzt nicht statt. Sie werden in der Regel für unterschiedliche Schulformen ausgebildet, absolvieren ihr Referendariat jedoch nur an einer Schulform.

„Seminarleitungen mit nachgewiesener hoher fachlicher Perspektive und über Jahre gewonnener Erfahrung unterschiedliche Ansätze innerhalb der Fächer wie auch innerhalb der Pädagogik und weiterer an Lehrkräfte gestellte Anforderungen vermitteln“

Und das begründen Sie wie? Ich lege diesen Aspekt nicht als Negativpunkt gegen das Referendariat aus. Wenn Sie dies jedoch als Positivpunkt darstellen wollen, müssen Sie es begründen.

Das war es leider schon zur „Verteidigung“ des Referendariats in der jetzigen Form. Deshalb macht es einfach keinen Sinn ihre weitere Ausführung zu kommentieren. Sie versuchen Kritikpunkte am Referendariat erst gar nicht zu entkräften und versuchen stattdessen ein nicht vorhandenes Konzept schlecht zu reden, wobei Sie auch in fast jeder Aussage inhaltliche Fehler oder Unterstellungen einfließen lassen. Sie haben es auch wieder mehrfach geschafft von Prüfungsleistungen zu sprechen, obwohl ich mehrfach davon sprach, dass es lediglich eine Probezeit geben soll. Ihre folgende Aussage zeigt die Problematik bei Ihnen mehr als deutlich:

„Davon unabhängig trage ich Vorschläge, die 2. Phase unter 18 Monate zu kürzen oder komplett einzusparen, nicht. Meiner Meinung nach hat das Referendariat trotz Veränderungen, die angezeigt waren und umgesetzt wurden, über Jahrzehnte gut ausgebildete Lehrkräfte hervorgebracht.“

„Sich allein auf den Master zu berufen, reicht m.E. nicht aus, da dieser bisher nur den theoretischen Teil der Ausbildung abbildet. Die unterschiedliche Bewertung des bestehenden Referendariats beruht womöglich auf Unterschieden zwischen SekI/II oder Nds/NRW, sicher aber auch auf verschiedenen Erwartungen hinsichtlich der Zielsetzung desselben.“

Es wäre angebracht Begründungen hervorzubringen, Kritikpunkte fachlich und sachlich zu wiederlegen. Stattdessen ignorieren Sie dies und beharren (!) auf einer subjektiven Meinung, getreu dem Motto „Alles bleibt so wie es ist“. Sie haben in ihren letzten Abschnitten keinerlei Begründungen ihrer Meinung hervorgebracht, sondern sprechen stetig von „Meiner Meinung nach“. Sehr professionell…

PS: Hier eine weitere Unterstellung, der ich gerne entgegnen möchte.

„Im Übrigen gehen Sie bisher von 2 Seminarleitungen aus, die sich mutmaßlich auf die beiden Fächer beschränken. Offenbar fehlte in Ihrem System das Pädagogische Seminar und die entsprechende Begleitung durch einen weiteren Seminarleiter. DAS ist ein großer Mangel!“

Nein das habe ich nicht behauptet und ich hatte, wie alle anderen in NRW, ein pädagogisches Seminar, neben meinen beiden Fachseminaren.

geli
4 Jahre zuvor
Antwortet  FElixa

Nicht genau zu lesen, Aussagen zu unterstellen oder auch gegnerische Argumente einfach zu ignorieren, um seine Meinung besser anbringen zu können, ist leider eine Unsitte, die mich auch immer wieder nervt.
Ich glaube, das nennt man „Filterblasen-Argumentation“, die sachlich konstruktive Auseinandersetzungen erschweren bis unmöglich machen.

Palim
4 Jahre zuvor
Antwortet  FElixa

„ein nicht vorhandenes Konzept“
Ach so.
Dann spare ich mir, weitere Fragen dazu zu stellen, wenn es darauf ohnehin keine Antworten geben kann.

Wenn einem die Ziele des Referendariats nicht gefallen, kann man dies konkret anhand der Ausbildungsordnung benennen und konstruktive Vorschläge der Veränderung unterbreiten, damit es zu Verbesserungen kommen kann oder welche Inhalte fehlen, erweitert werden sollten oder gestrichen werden können.

Wenn die eigene Erfahrung dazu führt, dass man den Anspruch der Ausbildungsordnung in der Wirklichkeit nicht abgebildet sieht, kann man kritische Punkte ansprechen, indem man angeführte Vorgaben dem Erlebten gegenüberstellt. Man muss überlegen, ob die eigenen Erwartungen den Vorgaben überhaupt entsprechen, und reflektieren, ob die Vorgaben tatsächlich nicht umgesetzt werden. Danach kann man dann Vorschläge finden, wie man dies ändern könnte, indem man sich z.B. über die Hintergründe und Notwendigkeiten genauer informiert, indem man klare Absprachen für die Umsetzung vorschlägt und festsetzt.

Wenn man eine Phase der Ausbildung ersatzlos streichen will, weil einen selbst etwas persönlich stört, gehen damit für alle Absolvierenden sämtliche Aspekte verloren, die diese Ausbildung bietet. Solche Vorschläge werden von der Politik gerne aufgegriffen und durchgeführt, umso lieber, wenn es keine Gegenvorschläge, Verbesserungen oder Alternativen gibt, da dies in der Regel zu Einsparungen führt, ohne Qualität berücksichtigen zu müssen.

Ich frage mich, welchen Zweck man verfolgt, wenn man selbst ins Gespräch bringt, die Ausbildung der Lehrkräfte von einer universitären Ausbildung in eine rein schulische zu verwandeln und die zweite Phase, den Praxisteil der Ausbildung, zu streichen.