MÜNCHEN. Vor einem halben Jahr haben einige Abiturienten für kräftigen Wirbel gesorgt: Mithilfe einer Petition brachten sie das bayerische Kultusministerium dazu, sich mit Depressionen und Angststörungen bei Schülern zu befassen (news4teachers berichtete). Das bisherige Ergebnis fällt bei ihnen aber klar durch.
Im Frühjahr war es einer Gruppe von Abiturienten in Bayern gelungen, mit einer Petition die Aufmerksamkeit auf psychische Erkrankungen bei Schülerinnen und Schülern zu lenken. Das Kultusministerium veröffentlichte daraufhin einen Zehn-Punkte-Plan und versprach mehr Aufklärung. Doch mit dem nun vorliegenden Zwischenbericht sind die Initiatoren mehr als unzufrieden – und wollen Landtagspräsidentin Ilse Aigner (CSU) deshalb einen offenen Brief überreichen. „Keine der vor einem halben Jahr geplanten Initiativen wurde umgesetzt oder überhaupt begonnen“, kritisieren die sechs Jugendlichen darin.
„Wir wollen, dass man die Aufklärung jetzt wirklich mal durch Informationsveranstaltungen an die Schulen holt“, erläutert Alexander Spöri stellvertretend für die Gruppe. Er beklagt besonders, dass das Ministerium erst nächsten Juli wieder Bericht erstatten wolle. „Das klingt für uns wie ein Aufschub, ohne die Dinge konkret anzupacken.“
42.000 Unterschriften
Die Gruppe um Spöri hatte nach einem Fall im eigenen Freundeskreis zunächst einen Film über Depressionen bei Jugendlichen gedreht und dann eine – rechtlich nicht bindende – Online-Petition gestartet, die inzwischen von mehr als 42.000 Menschen unterschrieben wurde. Der Bildungsausschuss des Landtages überwies diese Petition nach intensiver Diskussion dann zur Würdigung an die Staatsregierung – ein ziemlich seltener Schritt, der bedeutet, dass sich die Staatsregierung detailliert mit dem Anliegen befassen muss.
Neben der Grünen-, SPD- und FDP-Landtagsfraktion haben auch Fachorganisationen wie das Max-Planck-Institut für Psychiatrie oder das Münchner Bündnis gegen Depression den offenen Brief an Aigner unterschrieben. Darin heißt es: „Viel zu oft wird vergessen, dass Aufklärungsarbeit über psychische Krankheiten auch Prävention für Suizide bedeutet. Aufklärung schafft Prävention.“ An die Landtagspräsidentin gerichtet appellieren sie: „Wir wollen diese jungen Menschen retten; helfen Sie uns dabei.“ (dpa)
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