Shakespeare und Schiller in der Grundschule: Klassiker können (gut aufbereitet) genauso fesseln wie andere Büchern

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BERLIN. Kinder für klassische Literatur begeistern? Geht das überhaupt? Verlegerin und Autorin Barbara Kindermann zeigt bereits seit 25 Jahren, dass das durchaus möglich ist – wenn schon den Jüngsten ein ansprechender Zugang eröffnet wird. Die Neuerzählung von Shakespeares „Der Sturm“, den der Kindermann Verlag jetzt zum Jubiläum herausgebracht hat, ist einer der Chancen, Kinder im Grundschulalter für die Klassiker zu interessieren und langfristig die Neugier aufs Original zu wecken. Denn dann stehen sie dem sogenannten Kanon noch völlig unvoreingenommen gegenüber.

„Wir sind vom Stoff aus dem die Träume sind.“ – Autorin Barbara Kindermann und Illustratorin Sonja Wimmer verwandeln Shakespeares Klassiker in ein magisches Märchen. Foto: Kindermann Verlag.

Inmitten einer ruhigen Nacht erhebt sich auf See urplötzlich ein gewaltiger Sturm und bringt ein Schiff mit Edelleuten aus Italien in größte Not. Alle drohen, im tosenden Meer zu ertrinken – doch wie durch Zauberhand können die Schiffbrüchigen sich auf eine mysteriöse Insel retten, auf der Prospero herrscht, der mächtige Zauberer über Geister, Wind, Wasser und Luft. Schon bald wird klar, dass es sich bei diesem Sturm nicht um Zufall handelte, sondern um eine von ihm ausgeheckte Zauberei. Doch was führt er im Schilde?

Schon lange hatte Barbara Kindermann vor, Shakespeares spannendes Drama für Kinder erlebbar zu machen. Nicht nur für die eigene Tochter, der sie als Sechsjährige ein Kinderbuch zu „Der Sturm“ vorlas. „Sie fand es genauso packend wie irgendein anderes Buch“, erzählt Kindermann. „Nebenbei merkte sie sich die markantesten Figuren wie Ariel, den Luftgeist, oder Prospero, den Zauberer. Dies war der Auslöser: Warum sollten es nicht Faust, Wilhelm Tell oder Hamlet sein, an die sich Kinder erinnern und die sie später immer wieder erkennen?“ Also begann sie zu schreiben und gründete kurz darauf den eigenen Verlag.

Nach angelsächsischem Vorbild erzählte sie die klassischen Werke in leicht verständlicher Prosa für Kinder nach. Die Reihe umfasst mittlerweile achtzehn Bände der Weltliteratur, so zum Beispiel den mehrfach ausgezeichneten Titel „Faust“ mit Bildern des mit dem Hans-Christian-Andersen-Preis für Illustration prämierten Klaus Ensikat. „Romeo und Julia“ und „Wilhelm Tell“ sind ebenso dabei wie „Die Räuber“ oder der „Schimmelreiter“. Jeder Band wurde von bekannten Künstlern illustriert: Mal magisch-dramatisch, mal märchenhaft, mal herrlich komisch, immer aber spannungsreich und voller Lebensweisheit. Den „Sturm“ und die Geister machte Sonja Wimmers mit stimmungsvollen Bildern lebendig, die die jungen Leser, aber auch die Vorleser, direkt in ihren Bann ziehen.

Bei der klassischen Prosa ist es nicht geblieben: Für Kinder ab vier Jahren ist im Laufe der Jahre eine Poesie-Bilderbuch-Reihe entstanden, die eine intensive Auseinandersetzung mit einem Gedicht beziehungsweise einer Ballade ermöglicht und den Zugang zum Text erleichtert. Dazu gehören all die Klassiker, die später an weiterführenden Schulen zur Pflichtlektüre gehören: Vom „Zauberlehrling“ und „John Maynard“, über Gedichte von Wilhelm Busch bis zu Rilkes „Der Panther“.

Mit Leidenschaft für die Leseförderung: Barbara Kindermann. Foto: Kindermann Verlag

Kleine Leser ab sechs Jahren können sich in der Reihe „Kinder entdecken Kunst“ mit Bildern von Miró, Picasso, Kandinsky und Co. beschäftigen. Autorin Britta Benke, Kunsthistorikerin und Kunstvermittlerin, stellt darin Leben und Werk der berühmten Künstler vor. Kindern ab acht Jahren stellt die Journalistin und Kinder- und Jugendbuchautorin Christine Schulz-Reiss „berühmte Leute“ vor und weckt spielerisch die Lust auf Geschichte und Geschichten. Bislang sind Bände zu Johannes Gutenberg, Leonardo da Vinci und – diesen Herbst – Ferdinand Magellan erschienen.

Autorin Kindermann hat sich 2016 aus dem Verlagsgeschäft zurückgezogen und überlässt ihrer Tochter Anna – inzwischen selbst Mutter – das Tagesgeschäft. Und noch etwas hat sich verändert: einige Klassiker des Verlags gibt es jetzt auch in einer App als animierte E-Books, gelesen von Schauspielern wie Devid Striesow und Rainer Strecker. Das gedruckte Buch soll aber weiterhin das Programm bestimmen.

Nach wie schreibt Barbara Kindermann Bücher und ist in zahlreichen Schulen mit ihren Lesungen zu Gast. Schulen können Lesungen, auch mit anderen Autoren des Verlags, unter kindermannverlag.de/lesungen-kindermann/ buchen.

Weitere Infos zum Verlag: www.kindermannverlag.de

(Hier gibt es auch den gerade prämierten Buchtrailer zu „Der Panther“ zu sehen.)

 

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