HEIDELBERG. Die Eltern sind das wochenlange «Homeschooling» der Grundschüler leid. Wenn jetzt einige von ihnen wieder in die Schule gehen, ist das für die Familien kaum Entlastung. Zu unregelmäßig, zu kurz sind aus ihrer Sicht die Zeiten im Präsenzunterricht. Die Stadt Heidelberg will Eltern unter die Arme greifen – und erhöht damit den politischen Druck, die Grundschulen weiter zu öffnen.
Als landesweit erste Gemeinde will die Stadt Heidelberg Eltern bei der Betreuung der Grundschüler deutlich entlasten. Weil viele der nach der Corona-Zwangspause wieder unterrichteten Viertklässler nur zwei Stunden am Tag die Schulbank drücken, soll ein pädagogischer Dienstleister von diesem Montag an die Betreuung mitübernehmen. So soll die bisherige Notbetreuung von allen Kindern, deren Eltern unabkömmlich sind oder deren Wohl gefährdet ist, bis 17 Uhr genutzt werden können, erläuterte ein Stadtsprecher. Bislang habe es dafür nicht genügend Plätze gegeben.
Viertklässler verlässlich betreuen – wenigstens bis zum Mittag
Vom grünen Licht des Kultusministeriums hängt nach Angaben des Stadtsprechers noch ab, ob – wie geplant – mit Hilfe der kommunalen Fachkräfte alle Viertklässler zumindest bis zur Mittagspause verlässlich betreut werden können. So könnten wenigstens Menschen mit Halbtagsjobs wieder arbeiten gehen. Das aus der Stadtkasse finanzierte Angebot soll an allen 18 Grundschulen in der Stadt aufgebaut werden. Laut Gemeindetag ist Heidelberg mit dieser Initiative Vorreiter im Land Baden-Württemberg.
Die Stadt setzt dabei auf den Verein «pädAktiv», der sich seit Jahren in der Nachmittagsbetreuung bewährt habe. Die Vorsitzende des Heidelberger Gesamtelternbeirats, Andrea Dittmar, sprach von einer «Superlösung für die erste Zeit». Die Stimmung der Eltern sei derzeit geprägt von einer «Hilflosigkeit ohne Ende». Eltern, Lehrer und Kinder würden mit den Problemen alleine gelassen. Am Samstag demonstrierten nach Polizeiangeben bis zu 150 Menschen für mehr Präsenzunterricht an den Schulen. Derzeit sind des nur zehn Stunden pro Woche, die entweder mit zwei Stunden an jedem Tag oder an zwei Tagen mit je fünf Stunden erreicht werden.
Eltern beschweren sich bei der Kultusministerin
In einem bislang unbeantworteten Brief an Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) beklagen die Eltern, dass die bisherige Öffnung der Schulen die Vereinbarkeit von Familie und Beruf nicht im Ansatz im Blick habe. «Das perspektivlose Fortführen der Parallelwelten «Homeoffice» und «Homeschooling» wird von Tag zu Tag unerträglicher.» Die Eltern trügen die Pflichten, die sich aus der Situation ergeben, hätten aber kein Mitspracherecht bei den sie betreffenden Entscheidungen, sagte Dittmar. Sie ist Mutter eines Erst- und eines Drittklässlers, die ab dem 15. Juni wieder in die Schule kommen. Auch für diese Klassen müsse ein verlässlicher Schulbetrieb am Vormittag eingerichtet werden, sagte der Stadtsprecher.
Heidelbergs Oberbürgermeister Eckart Würzner (parteilos) hatte moniert, dass das Land viele Eltern von Viertklässlern in eine «untragbare Situation» gebracht habe. Er hat sich nach Angaben der Stadt mit einem Schreiben an die Kultusministerin gewandt und eine Änderung der «halbherzigen und undurchdachten» Landesregelungen gefordert. «Wie soll jemand arbeiten, der sein Kind zwischendurch für zwei Stunden in die Schule bringen und dann gleich wieder abholen soll?» Nicht nur Eltern, sondern auch deren Arbeitgeber bräuchten Verlässlichkeit. Würzner sprach sich dafür aus, ganze Jahrgänge in vollem Umfang in die Schulen zu holen. dpa
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In Bayern machen wir jetzt schon länger Präsenzunterricht mit geteilten Klassen bei den Viertklässlern. Jeden Tag 3 Unterrichtsstunden unter folgenden Bedingungen:
frontal, nur Einzelarbeit oder Lehrer- Schülergespräch, Lehrerdemonstration, Schüler bleiben möglichst immer am Platz, Abstände, Lehrer versucht Annäherung an die Schüler zu vermeiden, sehr wenig eigene Schüleraktivierung, keine Nutzung von irgendwelchen Materialien im Klassenzimmer außer den eigenen. Leihe ich einmal eine Schere aus, muss ich diese desinfizieren.
Wir können nur mit einem Bruchteil der Methoden unterrichten, die wir normalerweise zur Verfügung haben, um den Unterricht abwechslungsreich und mit Schüleraktivierung und überhaupt – grundschulgerecht – zu gestalten. Zur Auflockerung darf man ja auch vieles nicht machen, auch keine normalen Bewegungsspiele, wo man sich im Klassenraum bewegt, gescheige denn singen.
Diese Art von Unterricht mit Stillsitzen halten die Schüler (Viertklässler) höchstens 3 Unterrichtsstunden aus, länger nicht! Wir können kein stundenlanges Stillsitzen am Platz von Grundschülern erwarten, was aber aus Infektionsschutzgründen gefordert wird.
Je mehr Unterrichtsstunden in der Grundschule, desto mehr müssen die Infektionsschutzmaßnahmen gelockert werden können. Und das ist im Augenblick leider noch in weiter Ferne, zumal man nun festgestellt hat, dass Aerosole zu den häufigsten Übertragungswegen gehören.
Halbe Grundschulklassen – wie idyllisch. 28er-Klassen an weiterführenden Schulen der sekI müssen gedrittelt werden, um dem Abstandsgebot nachkommen zu können. DAs frisst so richtig Ressourcen. Da sind die fehlenden Kollegen weniger das Problem als die fehlenden Räumlichkeiten zumal ein Schichtbetrieb unerwünscht ist. Hinzu kommt dass das Fachlehrer-Prinzip aufgegeben werden muss, die Fächer der Fächergruppe I weder fachleistungsdifferenziert (D, E, M) noch neigungsdifferenziert (Wahlpflichtfach) unterrichtet werden können. Sport fällt wegen der verbotenen Hallennutzung weg, Fachunterricht in afchräumen fällt weg, Religionsunterricht fällt weg, da durch die Konfessionszugehörigkeit neue Gruppen gebildet werden müssten. Was übrigbleibt ist eine Schülerbespaßung, die hin und wieder geringe Spuren von Unterricht enthält, wovon ein Teil dann auch noch fachfremd verabreicht wird.
Stellt sich die Frage:
“Was soll dieser Schei …?” Wenn kein Unterricht drin ist, dann soll man es auch nicht Unterricht nennen dürfen. Ansosnten ist es Konsumentenbetrug bzw. Wählerverarschung.
Ich finde gut, dass von euch klar dargelegt wird, was unter den Vorgaben überhaupt an Unterricht möglich ist.
Durch die aufgeteilten Klassen hat man sicher einen direkteren Blick auf die SchülerInnen, darf ihnen beim Arbeiten aber nicht über die Schulter schauen.
Wie ysnp schreibt: Der in der Grundschule übliche Unterricht ist nicht möglich, es bleibt Frontalunterricht.
Die Klassenbildung richtet sich nach den Vorgaben der Ministerien und geht auch in Grundschulen z.B. in BY bis 28 und in NRW bis 29 hoch. Ob man da halbiert oder drittelt, gibt derzeit wohl eher die räumliche Situation vor.
Bei uns dürfen maximal 15 Schüler in einen Raum. An meiner Schule gibt es Klassen zwischen 24 und 28 Schülern, meistens haben wir Klassenstärken von 26 Schülern. Dadurch, dass wir mehrzügig sind, bleibt uns meistens eine Klasse von 29 Schülern und mehr erspart, weil man Neuankömmlinge dort zuweisen kann, wo noch mehr Platz ist. Dennoch sind unsere Klassen viel zu groß für Grundschulklassen.
Nachtrag:
Die Klassenlehrkraft unterrichtet nur D, M, HSU und auch mal andere Nebenfächer in Gruppenstärken bis zu 15 Schülern (Klasse geteilt). Wie in anderen Bundesländern: kein Sport, keine Religion, kein Musik (also praktisch), kein Werken, sogar für Kunst gibt es Einschränkungen.
“Je mehr Unterrichtsstunden in der Grundschule, desto mehr müssen die Infektionsschutzmaßnahmen gelockert werden können. Und das ist im Augenblick leider noch in weiter Ferne, zumal man nun festgestellt hat, dass Aerosole zu den häufigsten Übertragungswegen gehören.” Es ist nicht mehr in weiter Ferne, in Sachsen und Sachsen-Anhalt jedenfalls nicht. Im Zuge einer solchen Lockerung unter Abschaffung jeglicher Schutzmaßnahmen müssen aber auch alle Eltern über die Risiken aufgeklärt werden! Das ist die Pflicht der Kultusministerien und Schulbehörden!
Als Elternteil frage ich mich, wie unter Aussetzung der Schulpflicht dann der Heimunterricht für Kinder aussieht, die nicht zur Schule gehen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Lehrer dann für einzelne Kinder dann noch Aufgaben bereitstellen oder Erklärvideos drehen. Das wäre ja auch zeitlich überhaupt nicht machbar. Die Eltern wären in diesem Punkt also wohl eher auf sich allein gestellt.
Ich kann die Eltern voll und ganz verstehen, wüsste aber auch nicht, wie sich dieses Dilemma im Moment beheben ließe.
Vll. mal als Anregung für nach Corona (irgendwann – träum):
Auch wenn man kaum Unterricht in einer Klasse hat, lernen diese gefühlt in einer Stunde ca. doppelt so viel, als vorher mit bis zu 33 Kindern in einer Klasse! Die Kinder blühen richtig auf, in den kleinen Gruppen und ohne Ablenkungen.
“Die Kinder blühen richtig auf, in den kleinen Gruppen und ohne Ablenkungen.” Das stimmt. Das beobachte ich auch jeden Tag. Leistungsstarke Schüler kommen öfter zu Zug, schüchterne Kinder trauen sich häufiger, sich am Unterrichtsgespräch zu beteiligen und Kinder, die Hilfe brauchen, können zeitlich mehr Unterstützung bekommen. Dadurch hat man kaum bis gar keine Unterrichtsstörungen und kommt im Stoff schneller voran. Gleichzeitig kann man sich den Kindern stärker und öfter zuwenden. Das Lernklima in einer Kleingruppe ist mit dem Unterricht in Klassenstärken von 25 bis 28 nicht ansatzweise zu vergleichen.
Wir stehen gerade vor dem Dilemma 42 Klassen (da ja halbiert) mit 20 Lehrern zu fahren + Notbetreuung und Helpgruppen Ein echter Balanceakt wenn jedes Kind gleichermaßen berücksichtigt werden muss. Viele Kollegen arbeiten jetzt bis zu 4 h mehr, allerdings leider unbezahlt und ohne Ausgleich. Ich könnte mir vorstellen, dass viele Kollegen bereit wären mehr zu arbeiten, wenn es denn auch bezahlt würde. Bei uns wird nur M/D unterrichtet, Frontal, das frustriert die Kinder, die sich auf die Schule gefreut haben. Mein Sohn besucht die 4. Klasse und hat sich sehr auf den Schulbeginn gefreut. Jetzt meint er, dass er dich lieber wieder von zu Hause lernen würde, wegen 2 Stunden lohnt sich das mit der Schule nicht.
Ich kann verstehen, dass Eltern verzweifeln. Wie soll das funktionieren. Die Politik hat wieder mal die Familien außen vor gelassen. Bildung war und ist unserer Politik keinen Cent wert.
Die Verzweifelung der Eltern ist aber nicht das Problem der Lehrkräfte.
Warum sollen lehrkräfte unbezahlte mehrarbeit auf sich nehmen um andere Leute zu entlasten, um sich im Anschluss anhören zu müssen, sie hätten sich ja einen lauen Lenz gemacht und bei halben Gruppen lediglich Arbeitsblätter ausgegeben. Bei weiterführenden Schulen kommt dann noch hizu, dass neben den an die Raumgröße angepassten Gruppen den SuS vollkommen unbekannte lehrkräfte eingesetzt worden sind, kein niveaugerechter Unterricht stattgefunden hat, dass viele Lehrkräfte fachfremden Unterricht abgehalten hätten, der Unterricht keine Mindeststandards gesichert hätte usw. usf.
Ich freue mich schon auf den Spätherbst, wenn der eine Teil der Öffentlichkeit sich darüber beschweren wird, dass der eine Teil des Lehrkörpers sich vollkommen unverantwortlich verhält, da er sich mit Erkältungssymptomen in die Schule schleppt, und der andere Teil der Öffentlichkeit sich darüber mokieren wird, dass Teile des Lehrkörpers wegen ein bischen Schnupfen zuhause bleiben.
Schauen wir ‘mal, wann der erste Elternteil einen Prozess anstrengt, weil der eigene Nachwuchs von einer Lehrkraft oder einem Mitschüler (m/w/d) infiziert worden ist und deshalb die gesamte Familie unter Quarantäne gestellt werden musste.
“Schauen wir ‚mal, wann der erste Elternteil einen Prozess anstrengt, weil der eigene Nachwuchs von einer Lehrkraft oder einem Mitschüler (m/w/d) infiziert worden ist und deshalb die gesamte Familie unter Quarantäne gestellt werden musste.” Da haben Eltern, glaube ich, keine Chance vor Gericht. Alle Schüler müssen den Gesundheitszettel ausgefüllt mitbringen. Nur wer (laut Zettel!) gesund ist, darf die Schule betreten. Damit sind Lehrer, Schulleitungen und Ministerium m.E. aus dem Spiel. Korrigiert mich, falls das nicht so sein sollte (bin ja schließlich Lehrer – und nicht auch noch Jurist..)
Eben, da geht es doch schon los. Der Gleichbehandlungsgrundsatz wird nicht eingehalten. Warum müssen die SuS den zettel einreichen und die Lehrkräfte nicht? Können die Eltern sicher sein, dass ihr Kind nicht von einer Lehrkraft infiziert werden kann. Da der Dienstherr sich ja nicht zuständig fühlt, finde ich es ausreichend, wenn jede Lehrkraft sich auf eigene Kosten testen lässt und so die Dienstfähigkeit proaktiv nachweist. Die Kosten können ja steuerlich geltend gemacht werden. Und so 150,– EUR jede Woche müssten doch bei den üppigen Besoldungen aus der Portokasse zu begleichen sein.
Und den Anwürfen, man ließe sich als Lehrkraft nur testen, um nicht unterrichten zu müssen … Also da stehen wir doch wohl drüber