Hygiene-Empfehlungen für Kitas: Giffey rät Erzieherinnen dazu, Maske zu tragen

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BERLIN. Bundesfamilienministerin Giffey hat in Berlin Empfehlungen abgegeben, wie Kitas möglichst unbehelligt durch die Corona-Pandemie kommen. «Hygiene ist das A und O, Lüftungsverhalten ist ganz wichtig», sagte die Sozialdemokratin. Giffey kündigte außerdem an, die Rolle von Kindern und Kitas in der Pandemie stärker zu erforschen und den bundesweiten Informationsaustausch dazu zu verbessern. Der VBE begrüßt das – fürchtet aber, dass die Kitas dann doch mit ihren Problemen allein gelassen werden.

„Hygiene ist das A und O“: Bundesfamilienministerin Franziska Giffey. Foto: Bundesregierung/Jesco Denzel

Bundesfamilienministerin Franziska Giffey will erneute Corona-bedingte Schließungen von Kitas unbedingt vermeiden. «Die komplette Schließung ist das allerletzte Mittel», sagte die SPD-Politikerin. Dafür müssten jedoch alle nötigen Maßnahmen ergriffen werden. Vorschriften machen kann sie nicht, da Kitas wie auch Schulen in der Zuständigkeit der Bundesländer liegen. Trotzdem hat sie fünf Leitlinien ausarbeiten lassen – wörtlich:

  • „Hygiene ist das A und O: viel frische Luft und häufig die Hände waschen
  • Verantwortung der Erwachsenen: Abstands- und Hygieneregeln werden durch Erzieherinnen, Erzieher und Eltern eingehalten, nur enge Personenkreise haben Zugang
  • Infektionen rasch erkennen: alle Erzieherinnen und Erzieher müssen sich auch ohne Symptome überall kostenlos und zeitnah testen lassen können
  • Im Falle einer Infektion: Kontakte reduzieren und Infektionsketten nachvollziehen; möglichst feste Gruppen beibehalten und Fachkräftewechsel vermeiden
  • Klare Vorgaben: keine kranken und fiebernden Kinder in die Kindertagesstätte und Kindertagespflege“.

Sollten keine festen Gruppen gebildet werden können, sollen die Kitas zumindest sicherstellen, dass das Infektionsgeschehen im Zweifelsfall nachvollzogen werden kann. Masken für Kinder in der Kita hält Giffey nicht für praktikabel. Wo es nötig sei, sollten Erwachsene wie Eltern und Erzieherinnen eine Maske tragen. Von größeren Veranstaltungen wie Sommerfesten «mit vielen externen» Gästen rate man ab. Die SPD-Politikerin forderte zudem – wie in einigen Bundesländern auch bereits umgesetzt – in ganz Deutschland kostenlose Corona-Tests für Erzieherinnen und Erzieher.

Giffey verwies auf ein Investitionsprogramm des Bundes in Höhe von einer Milliarde Euro zum Ausbau der Kitaplätze in den Jahren 2020 und 2021, mit dem auch Maßnahmen zur Bewältigung der Coronakrise finanziert werden können. Als Beispiele nannte sie unter anderem den Umbau von Schlafräumen zur besseren Belüftung oder die Anschaffung von Desinfektionsspendern.

Ein „Corona-Kita-Rat“ soll die Erfahrungen bündeln

Bundesweit verstärkt werden sollen die Bemühungen zur Erforschung der Rolle von Kitas und Kindern in der Corona-Pandemie. Giffey kündigte am Montag in Berlin die Einberufung eines «Corona-Kita-Rates» für den 31. August an. Vertreter von Bund, Ländern, Kommunen, Gewerkschaften, Eltern und Kindertagespflege sollen sich in dem Gremium einmal im Monat über Erfahrungen und Konzepte in den Kitas austauschen.

An diesem Dienstag soll zudem ein bundesweites «Kita-Register» online gehen. Kitas und Tagesmütter sollen auf der Internetplattform regelmäßig unter anderem Informationen zum Infektionsgeschehen und den Kapazitäten in ihrer Einrichtung eintragen können. «Wir hoffen auf eine hohe Beteiligung, die uns einen guten Überblick über die bundesweite Situation in der Kindertagesbetreuung verschafft», sagte der Direktor des Deutschen Jugendinstituts, Thomas Rauschenbach.

Mit dem Kita-Register soll die seit der stufenweisen Wiederöffnung der Kitas laufende «Corona-Kita-Studie» unterstützt werden. Diese wird vom Familien- und Gesundheitsministerium finanziert und vom Deutschen Jugendinstitut und dem Robert Koch-Institut umgesetzt. Die Studie erforscht die Rolle von Kindern im Infektionsgeschehen.

VBE mahnt die Politik, Kitas bei der Umsetzung nicht allein zu lassen

„Wir hoffen, dass dadurch spezifischere Erkenntnisse und damit gezieltere Handlungsgrundlagen für Kitas gewonnen werden können. Auch das Investitionsprogramm, durch das zusätzlich eine Milliarde Euro durch den Bund bereitgestellt werden soll und die Einrichtung eines Corona-Kita-Rates sind zu begrüßende Maßnahmen“, kommentiert VBE-Bundesvorsitzender Udo Beckmann die Initiativen.

Allerdings mahnt er: „Erkenntnisse werden erst dann wirklich wertvoll, wenn sie in notwenige Handlungen und konkrete Unterstützungsmaßnahmen übersetzt, also umgesetzt werden. Hier erwarten wir von der Politik einen jederzeit transparenten, kontinuierlichen und lösungsorientierten Austausch mit allen Beteiligten, bis in die Kitas hinein, sowie ein entschiedenes Handeln der Politik.“

Zudem ist es laut Beckmann „zwar richtig und nachvollziehbar, wenn die Ministerin entlang grundsätzlicher Empfehlungen von Seiten des Bundes darauf hinweist, dass alle möglichen Maßnahmen von Kitas getroffen werden sollten, um ein Infektionsgeschehen zu unterbinden. Die Realität zeigt aber, dass die Umsetzung jederzeit getrennter Kleingruppen, keine Mehrfachnutzung von Räumen etc., auf Grund der mangelhaften Gegebenheiten nicht von allen Kitas zu leisten sein wird. Hier muss sich Politik ehrlich machen.“

Der VBE habe wiederholt betont, dass genau bei diesen neuralgischen Punkten Kitas nicht allein gelassen und die Verantwortung auf sie abgewälzt werden darf. Beckmann: „Es braucht klare Rahmenvorgaben, spezifische und transparent kommunizierte Szenarien und Verfahren, die auch wirklich realisierbar sind, sowie unterstützende und jederzeit verfügbare Ansprechpersonen für Kitas in den Ländern. Es dürfen keine Erwartungen geweckt werden, die nicht einlösbar sind.“

Personalmangel in den Kitas verstärkt sich durch Corona

Zentral dabei: „Wir dürfen nicht ausblenden, dass der massive und durch die Politik zu verantwortende Personalmangel an Kitas jetzt Corona-bedingt nochmals verstärkt wird. Personen mit einem erhöhten Risiko fallen aus, zusätzliche Aufgaben wie Sicherheitsmaßnahmen, Hygienevorkehrungen oder auch administrative Aufgaben, wie etwa eine kontinuierliche Beteiligung an der neuen Corona-Kita-Studie, zu der wir Kitas, sofern ressourcenseitig realisierbar, ausdrücklich einladen, kommen noch hinzu. Um einen möglichst umfassenden Vollbetrieb an Kitas realisieren zu können, den wir uns alle wünschen, muss die Politik den Kitas in jeder Hinsicht deutlich spürbare Unterstützung geben.“

Hier können sich Kitas beim Kita-Register anmelden.

Der Beitrag wird auch auf der Facebook-Seite von News4teachers diskutiert.

Corona-Studie in Kitas: Infektionsrisiko für Kinder und Erzieherinnen weiterhin unklar

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Angelika Mauel
3 Jahre zuvor

Als Erzieherin habe ich sowohl in Kindergärten als auch in Schulen gearbeitet und ich kenne genug Räume, in denen ich Kinder schon ohne Corona nicht betreuen möchte, geschweige denn jetzt.

In meiner Freizeit gehe ich gern in die Sauna, aber Dauerhitze in Schule oder Kita ? Nein danke!

Insbesonders Eltern, die ihre Kinder früh bringen und spät abholen bekommen leider nicht mit, wie schlecht die Luft ist. Und einmal ganz nüchtern: Viele wollen es auch nicht wissen.