Praxisprojekt in Schulen und Kindergärten: Aktive Mediennutzung kann den Unterricht vertiefen

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NÜRNBERG. In einem Projekt sind Wissenschaftler im Landkreis Forchheim der Frage nachgegangen, wie Medienbildung bereits im Kindergartenalter sinnvoll gefördert werden kann.

Kinder, Jugendliche und Medien – das ist seit jeher ein kontroverses Thema. Gerade wenn es um digitale Medien geht, finden viele Erwachsene „weniger ist mehr“. Doch der Onlineunterricht in der COVID-19-Pandemie hat naturgemäß der Mediendiskussion in vielen Familien eine neue Dynamik gegeben. Bildschirmmedien und die digitale Kommunikation mit Freunden rücken gegenüber analogen Medien in den Vordergrund, zum Unwillen vieler Eltern. Für viele Kinder und Jugendliche weichen dabei die Grenzen von schulischem und privatem Bereich zusehendes auf.

Medienkonsum kann ein aktiver Prozess sein, der Kindern dabei hilft, sich mit Themen vertieft auseinander zu setzen. Foto: Victoria Borodinova / Pixabay (P. L.)

Doch sollten Kinder tatsächlich möglichst ganz die Finger von Fernseher, PC oder Smartphone lassen? Und stimmt es, dass junge Leute mit Büchern überhaupt nichts mehr anfangen können, sondern lieber Internet-Influencern folgen? – Solchen und weiteren Fragen sind Forscher der Universität Erlangen-Nürnberg im Rahmen eines Projekts zur Medienbildung in Kindergärten und Schulen nachgegangen, mit praktischer Unterstützung von Schulen und Kitas aus dem bayerischen Landkreis Forchheim.

Auch für die Nürnberger Forscher ergab sich dabei, dass Lesekompetenz einen elementaren Schlüssel zur Nutzung analoger wie digitaler Medien darstellt. Für ihre Studie nutzten die Wissenschaftler dabei Erfahrungen aus einem vorausgegangenen Lesepaten-Projekt.

„Die Kooperation mit dem Landkreis Forchheim besteht schon seit zehn Jahren, so dass wir unsere Forschung auf diese Region ausgerichtet haben“, erklärt Projektleiter Volker Titel. Die Ergebnisse seien jedoch weit darüber hinaus anwendbar. Das gelte etwa auch für das Thema „Distance Learning“, das aufgrund der Corona-Pandemie quasi über Nacht hoch relevant wurde.

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Kurzfristig untersuchten die Wissenschaftler daher auch die Digitalisierung des Unterrichts intensiver. „Trotz aller Startschwierigkeiten lieferte die Situation wertvolle Impulse für einen didaktisch sinnvollen Umgang mit digitalen Möglichkeiten“, fasst Projektleiter Titel zusammen, gibt aber zu bedenken, dass gerade im diesem Bereich noch recht große Unsicherheit herrsche – auf Seiten der Lehrenden wie der Lernenden.

Laut dem Team um Titel komme es derzeit im meist eng getakteten Betrieb sehr auf das Engagement einzelner Personen in den Bildungseinrichtungen an, wie Medienerziehung gestaltet wird. Dabei gehe es nicht ausschließlich darum, vor den Gefahren des Internets zu warnen, sondern Kindern und Jugendlichen zu zeigen, wie man welches Medium, ob analog oder digital, ganz konkret nutzbringend und selbstbestimmt verwenden könne.

Auch ohne ein eigenes Schulfach Medienerziehung berge der angestrebte Ausbau der Ganztagsbetreuung nach Ansicht Titels noch ein erhebliches Verbesserungspotenzial. Die zusätzliche Zeit am Nachmittag eröffne die Möglichkeit, ohne den üblichen Benotungsdruck entsprechende Projekte ins Leben zu rufen. Beispielhaft griff das Forschungsteam etwa die Waldwoche eines Kindergartens im Landkreis Forchheim auf: Neben einer Wald-Themenecke mit Büchern zum Lesen und Anhören, die im Kindergarten selbst eingerichtet wurde, knipsten die Kinder selbst draußen im Wald mit dem Tablet Fotos. Diese präsentierten sie am Ende der Waldwoche den Eltern in Form einer Ausstellung. Auch den Ausstellungskatalog hatten die Kinder selbst gestaltet.

„Das zeigt, dass Medien gar nicht immer nur passiv konsumiert werden müssen – wie von Kritikern einer Mediennutzung in frühen Jahren angeführt. Vielmehr kann man sie dafür nutzen, sich ganz aktiv und tiefgehend mit einem bestimmten Thema auseinanderzusetzen“, fasst Titel zusammen und fügt hinzu: „Wenn man weiß, wie – das heißt, wenn man über Medienkompetenz verfügt.“ (zab, pm)

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