Nach Einschätzung des Verbandes niedersächsischer Lehrkräfte (VNL) steht es auch zu Beginn des neuen Schuljahres schlecht um die Lehrerversorgung in Niedersachsen. Gerade in der Sekundarstufe 1, also an Hauptschulen, Realschulen und Oberschulen, aber teilweise auch an den Grundschulen gebe es landesweit zu wenig Fachpersonal, sagte der VNL-Vorsitzende Torsten Neumann. Auch im kommenden Schuljahr stelle man sich darauf ein, dass wieder viele Schulen ihre Lehrkräfte an andere Schulen abordnen müssten.
Die Planungen für die Schulen würden so immer umständlicher und schwieriger. «Das entspricht eher einer Notversorgung und wird den Kindern nicht mehr gerecht», sagte Neumann. In der Corona-Pandemie habe man die Knappheit durch das Distanzlernen etwas kaschieren können. Wenn nun aber der Präsenzunterricht wieder losgehen solle, dann würde das Problem wieder deutlich zu Tage treten, dass man zu wenig Personal habe. Es sei auch nicht absehbar, dass sich das ändere – zumal absehbar viele Lehrkräfte in Rente gingen.
Aus dem Kultusministerium hieß es, von den rund 2000 veröffentlichten Einstellungsmöglichkeiten habe man bisher rund 1600 (80 Prozent) besetzen können. Das entspreche dem Erwartungshorizont aus den letzten Einstellungsdurchgängen. In den kommenden Wochen werde sich die Einstellungsdynamik nochmals erhöhen. Das Verfahren für weitere Lehrkräfteeinstellungen bleibe auch nach Schuljahresstart offen. Erst zum Jahresende werde eine endgültige Bilanz möglich sein. In der bisherigen Gesamtbilanz 2021 habe man bereits mehr Lehrkräfte einstellen können als aus dem Dienst ausgeschieden seien.
Das Problem, das man seit Jahren habe, sei der mangelnde Nachwuchs, so der VNL-Vorsitzende Torsten Neumann. Besonders auf dem Land sei das Problem, dass man oft keine neuen Fachkräfte gewinnen könne, groß. Aus Sicht Neumanns seien die erforderlichen 100 Prozent, die das Kultusministerium veranschlage, nicht mehr realistisch. Die Statistik sei nicht mehr «up to date», die Anforderungen an Schule hätten sich verändert: Man müsse mehr Lehrer einplanen und das ganze System überdenken.
Die Sommerferien in Niedersachsen enden am 1. September. dpa
Sek 1 und Grundschule: Hier bekommen Lehrkräfte in Niedersachsen im allgemeinen nur A12. Die Einführung von A13 für diese anspruchsvollen Schulformen wäre gerechtfertigt und würde mit Sicherheit zur Verbesserung des Personalproblems beitragen. Gerade wer im sehr ländlichen Bereich nahe einer Landesgrenze wohnt, wird vermutlich das Bundesland, das A13 anbietet, bevorzugen.
Genau so ist es. Wird seit Jahren gesagt. Seit Jahren wird es von den Ministerien ignoriert.
Lieber Lehrermangel als gerecht bezahlte Lehrer. Sollen sich die Beamten halt ein wenig mehr anstrengen. Das kostet immerhin nix
In Mecklenburg-Vorpommern bekommen die Lehrer nun alle A13. Damit verdienen sie jetzt inetwa so viel wie die Grundschullehrer in Baden-Württemberg mit A12, las ich neulich irgendwo.
Ist das Setzen auf Zahlen (A13/A12) wirklich sinnvoll? Geht es nur um die gleiche Bezeichnung der Bezahlung?
Es geht dabei darum, dass die Lehrer eines BL gleich gezählt werden. Dass du in Sachsen niedrige Lebenshaltungskosten hast als in Hamburg wird dadurch nämlich berücksichtigt.
Gleich? Bundeseinheitlich oder landeseinheitlich?
Ist doch klar, dass Schwellenländer wie MV ein anderes Gehaltsniveau haben als z.B. der Kanton Zürich.
Nun grenzt BW nicht an Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen jedoch schon.
Die Politiker haben das System Schule komplett an die Wand gefahren . Personalmangel , kein Arbeitsschutz , aber immer mehr Aufgaben . Zum Beispiel Testen von Schülern . Aber es geht ja angeblich immer nur um die ” Bildungsgerechtigkeit ” .
Man tausche den Ort (Nds gegen MV) und die Branche (Schule gegen Krankenhaus) und irgendwie ist das dann dasselbe “in grün”, denn auch Mediziner “jammern” (Ironie) jetzt auf hohem Niveau.
Im Video (Brandbrief von 41 Medizinern der Uni-Klinik Rostock) fallen die Schlüsselsätze ab etwa Minute 0:45:
“… massive infrastrukturelle Missstände an allen Standorten und der Sparkurs sind ursächlich für die Notlage. Die Mediziner verweisen darauf, dass SEIT JAHRZEHNTEN KEINE nachhaltige medizinische und intensive Strategie … entwickelt wurde. …”
https://www.youtube.com/watch?v=3hFidZ0Dqp8
BTW: Auch die Kinderklinik ist betroffen – wenn das nicht nachdenklich stimmt …
Man höre und staune, Lehrermangel auch dort, wo verbeamtet wird. In Berlin tun manche so, als würde durch eine Wiederverbeamtung der Lehrermangel automatisch beseitigt werden. Nennt man sowas nicht neuerdings alternative Fakten?
Besonders Berlin ist vom Lehrermangel betroffen, weil dort nur noch die Hälfte aller Neueinstellungen überhaupt ausgebildete Lehrer sind.
Und ja, es würde sich was ändern, weil viele dann in Berlin nach ihrem Referendariat bleiben würden und nicht in andere BL ausweichen. Manche haben den Plan, nach fünf Jahren zurückzukommen, weil dann die Verneamtung aus einem anderen BL übernommen wird. Doof nur, dass man aufgrund der Familie (die vielleicht gegründet wird) dann eben doch nicht mehr nach Berlin zurückkehrt. Oder aus anderen Gründen (innere Sicherheit, Vorhandener Wohnraum). Also doof für Berlin, wo dann dahergelaufene eben Lehrer werden.
Aber ja, stelledje Verbeamtung nur weiter in Frage. Schulpflichtige Kinder, die Berliner sind, hast du nicht, oder?
Was war denn nun zuerst da? Das Huhn oder das Ei? Die schlecht ausgebildeten Lehrkräfte oder das System, das in dieser Hinsicht alles nicht so genau nimmt? Oder findet da gerade etwas zusammen, was im Eigentlichen zusammen gehört?
Bei der „Massenhaltung“ in unserem Schulsystem kapitulieren die Qualifizierten früher oder später an ihren Ansprüchen und reden die anderen oft davon, dass alles nicht so schlimm ist (Improvisationskompetenz). Die Zukunft liegt dann weiterhin in deren Hände – verbeamtet oder nicht.
Also ein quantifizierter Lehrermangel kann auch differenzierter betrachtet werden. Aber, wenn die Qualifizierten schwinden, die in ihrer in manchen Ländern Minderheit das Meiste tragen, spricht es sich sich auch mal vom Lehrermangel leichter! Frohes Schaffen!
Inzwischen glaube ich nicht mehr, dass es alleine die unterschiedliche Bezahlung ist, die das Lehramt für GS und SEK1 unattraktiv macht!
Wir müssen immer mehr ungelernte Lehrkräfte einstellen, da wir sonst die Stunden an der “Verlässichen Grundschule” nicht abdecken können. Meist sind es Frauen aus kaufmännischen Berufen, die sich einen Seiten- oder Quereinstieg vorstellen können.
Ein Halbtagsjob, 3 Monate Ferien, gute Bezahlung und ein entspanntes Leben, in dem man einfach mal ein paar Kinder betreut, klingt erst einmal attraktiv!
Gerade “Coronamütter”, die ja in den erst 4 und später 6 Wochen Lockdown ihre eigenen Kinder betreut haben, sind sich ziemlich sicher, Lehrfähigkeiten zu besitzen!
Wie auch viele Praktikanten, fühlen sie sich aber durch die Realität geschockt! Keine Dankbarkeit seitens der Schüler und Eltern, vollgestopfte Räume in Zustand eines Gulag, keine Sekunde Ruhe vor immer neuen Ansprüchen und Herausforderungen, immer ruhig und freundlich bleiben, trotz Lärm und Frechheiten, so haben sie sich den Beruf ganz sicher nicht vorgestellt!
Und sie waren auch ohne Stundenvorbereitung und Korrekturen, (die ja von den ausgebildeten LuL übernommen werden müssen), Konferenzen, Fachleitungen, Elternabenden und Hauptfächern überfordert.
Nur wenige (In den letzten 5 Jahren eine Kunst- und eine Musiklehrerin) wollen es dann doch noch versuchen. Diese konnten aber einen verkürzten Quereinstieg machen, da sie ja schon pädagogisch vorgebildet waren.