Bundesland schreibt 916 Lehrerstellen aus – und findet nur 414 Bewerber

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MAGDEBURG. Das Land Sachsen-Anhalt schreibt viele Stellen aus und bietet für viele Zulagen an – dennoch bleibt es sehr schwierig, ausreichend Lehrkräfte zu finden. Wie soll es nun weitergehen?

Mehr als die Hälfte war nicht zu bekommen. Foto: Shutterstock

Sachsen-Anhalt findet weiterhin nicht ausreichend Lehrer. In der jüngsten großen Ausschreibungsrunde von Mitte Dezember bis Ende Januar meldeten sich 414 Bewerberinnen und Bewerber auf 916 Stellen für allgemeinbildende und Berufsschulen, wie das Bildungsministerium am Donnerstag auf Nachfrage mitteilte. Weil sich viele Bewerber mehrfach bewarben, summierte sich die Zahl der Bewerbungen auf 1783. 131 der 414 Bewerber waren sogenannte Seiteneinsteiger.

Viele der ausgeschriebenen Stellen blieben ganz ohne Interessenten. Auf 263 gab es laut Ministerium keine Bewerbung. Und auch die Zulage, mit der schwer zu besetzenden Stellen attraktiver gemacht werden sollen, zog in vielen Fällen nicht. 181 Stellen mit Zulage blieben ohne Bewerbung.

Das Land setzt nun auf eine Neuausschreibung, die gleich am 1. Februar auf den Weg gebracht wurde. Offene Stellen sind dabei zu regionalen Bedarfen zusammengefasst. Beispielsweise wird nach Grundschullehrern für beliebige Fächer der Stundentafel in bestimmten Landkreisen und kreisfreien Städten gesucht oder nach Lehrkräften für Sekundarschulen oder Gymnasien für Mathematik und Naturwissenschaften. Über diese Ausschreibungsform soll allen geeigneten Bewerberinnen und Bewerber ein im Vorfeld mit ihnen abgestimmtes Angebot unterbreitet werden, erklärte das Ministerium.

Auch bei vorhergehenden Ausschreibungen hatte es zu wenige Bewerber gegeben. Im Herbst 2021 etwa waren ebenfalls gut 900 Stellen ausgeschrieben worden, 500 blieben ohne Bewerbung. Damals hatten 286 Frauen und Männer ihr Interesse bekundet. Auf eine Ausschreibung von 1000 Stellen für Lehrkräfte im März 2021 hatten sich 787 Bewerberinnen und Bewerber gemeldet, wie das Ministerium damals mitteilte. Für 331 Stellen hatte es seinerzeit keine Bewerber gegeben. dpa

VBE-Studie zum Lehrkräftemangel: „Viel dramatischer als von der KMK kommuniziert“

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Klugscheisser
2 Jahre zuvor

Ich bin maximalst möglichen Niveau verwundert.
Lehrkraft sein is doch ein toller Job:
Viele soziale Kontakte (endlich raus aus der Isolation)
Gut bezahlt (wenn man verbeamtet wird)
Eine Piñata für den Rest Deutschlands (also ein hochangesehenes Geschenk gefüllt mit Bonbons)
Lernwillige Schülerschaften (wenn man Glück hat)
Nur vormittags arbeiten (wenn man nichts vor- und nachbereitet oder Klassenarbeiten korrigieren muss)
Eine sichere Arbeitsstelke ( überschüttet von Fürsorge des Arbeitgebers)

Also wenn das kein Deal ist….

Palim
2 Jahre zuvor

Ein Bundesland kann seine ausgeschriebenen Stellen für Lehrkräfte nicht besetzen.
Welche Möglichkeiten bestehen jetzt?
a) die Stellen werden noch einmal ausgeschrieben, wieder und wieder
b) es werden beim nächsten Mal weniger Stellen ausgeschrieben, dann ist die Besetzungsquote erheblich besser
c) man bietet Zulagen für ungeliebte Schulen/Regionen und schreibt die Stellen aus, wieder und wieder, Bestandslehrkräfte erhalten diese Zulagen nicht
d) man rechnet die Fehlstunden schön, indem man jede beaufsichtigte Stunde als vollen Unterricht zählt

oder
1) Man unterstützt die Schulen, die keine Bewerbungen erhalten, indem man den Lehrkräftemangel vor Ort ausgleicht, durch andere Lehrkräfte oder erheblich mehr zusätzliches Personal, 1:2 – also wird eine Vollzeit-Lehrkraft ersetzt durch 2 zusätzliche Kräfte für Aufsicht und Förderung.
2) Man bezahlt Lehrkräfte den Ausbildungsabschlüssen entsprechend – A13 für alle als Einstiegsgehalt, gleiche Möglichkeiten für Entlastung bei besonderen Aufgaben und Aufstiegsämter.
3) Man erkennt den Lehrkräften an diesen Schulen die zusätzliche Belastung, die sich außerunterrichtlich fortsetzt, an und bietet ihnen Entlastung.
4) Man unterstützt diese Schulen, indem man die multiprofessionellen Teams genau dort einsetzt und aufstockt, also Sonderpädagogen mit einer Lehrende-Lernende-Relation von z.B. 1:50, zusätzlich Sozialpädagogen, Sprach- und Ergotherapeuten oder andere pädagogisch qualifizierte Kräfte, die diese Schulen unterstützen, sowie Anerkennung von Kooperationszeiten und Beratungszeiten.
5) Man unterstützt diese Schulen, indem man ihnen zusätzliches Personal – für genau diese Schulen – gibt, die bei Organisation, Bürokratie oder IT helfen, und zwar umfänglich und nicht 1x im Monat für 1 Std..

Nun haben wir ein föderales System. Die Bundesländer sind eigenständig, manche schreiben ihnen auch Konkurrenz zu. Dann müssten doch die Länder erpicht darauf sein, an ihren Schulen bestmögliche Unterstützung zu gewähren, um möglichst viele Lehrkräfte gewinnen zu können, oder?

dickebank
2 Jahre zuvor
Antwortet  Palim

Blödsinn, man muss nur auf dem Verwaltungsweg den Eltern der schulpflichtigen Kinder das Sorgerecht entziehen und die Blagen zur Adoption in anderen Bundesländern freigeben. – Schon passt die Schüler-Lehrer-Relation (m/w/d) im eigenen Bundesland.
Eltern die sich dagegen wehren kann man ja immer noch abschieben:)

D. Orie
2 Jahre zuvor
Antwortet  Palim

Gut geschrieben! Nur hinzuzufügen wäre, dass man verstärkt Lehrkräfte auch ausbilden sollte, d .h. es müsste eine viel bessere Situation an den Unis geschaffen werden. (Da kommt natürlich kein Bildungsverantwortlicher drauf …) In ganz Sachsen-Anhalt gibt es m. E. keine einzige (!) Professur für den Rechtschreiberwerb (Sprachdidaktik)! Das muss man sich mal vorstellen. Jeder und jede angehende GrundschullehrerIn (und darüber hinaus) braucht dringend hier ein solides Wissen. Aber Sorge dafür zu tragen, dass dieses Wissen in der Ausbildung vermittelt wird (qualitativ und quantitativ)? Fehlanzeige! Genauso sieht es dann auch aus – zum Schaden von uns allen!

Peter L.
2 Jahre zuvor
Antwortet  D. Orie

Es dürfte schwer sein, zum A13-Lohn von ~4000€ brutto oder sogar A12-Hungerlohn für 46,7 Wochenstunden noch motivierte und qualifizierte LehrerInnen zu finden.
Jeder mit etwas IT-Kenntnissen kann nach ein paar Jahren im Job das Doppelte verdienen, als Handwerkermeister ebenso.

Grundschullehrer
2 Jahre zuvor
Antwortet  Palim

Warum bloß will in Sachsen-Anhalt keiner mehr Grundschullehrer werden……? Vermutlich weil alle (!) angrenzenden Bundesländer besser bezahlen. Alle – außer Niedersachsen – bieten A13/ E13. Niedersachsen immerhin eine Zulage. Frau Feußner sieht in ihrem aktuellen Interview in der GEW-Zeitschrift immer noch keinen Anlass für die besser Bezahlung. Man habe immer noch genug Bewerbungen. Fragt sich nur, wo die ganzen Bewerber sind?

lehrer002
2 Jahre zuvor

„Bundesland schreibt 916 Lehrerstellen aus“
Wieso nicht gleich schreiben, dass es sich um Sachsen-Anhalt handelt? Das wäre deutlich sinnvoller.

Lakon
2 Jahre zuvor
Antwortet  Redaktion

Es gibt halt weniger Kinder in Deutschland. Es wird Zeit, die Lücken mit Menschen mit Migrationshintergrund zu füllen. Warum nimmt man nicht einfach die?

Palim
2 Jahre zuvor
Antwortet  Lakon

Wo gibt es denn weniger Kinder in Deutschland? Mit welchen Zahlen belegen Sie, in welchem Land die Geburtenzahlen und die Rate der Kinder im schulpflichtigen Alter rückläufig sein sollen?

Grundschullehrer
2 Jahre zuvor
Antwortet  Redaktion

Liebe Redaktion, Sachsen-Anhalt hat vor allem auch deshalb ein Problem Grundschullehrer-Stellen zu besetzen weil es – wie der Kommentator „Marc“ treffend schreibt – „die Insel im Meer von Bundesländern, die nach A13 bezahlen“ ist. Das wird in den nächsten Jahren zu massiven Schwierigkeiten bei der Personalfindung für die Grundschulen führen. Die drei Koalitionsparteien SPD, CDU und FDP hatten alle in ihren Wahlprogrammen eine Anhebung auf A13 befürwortet. Im Koalitionsvertrag stand dann aber nichts mehr davon.

andre
2 Jahre zuvor

Wie siehts denn in Thüringen aus?

und in welchen Fächern mangelt es?..das wäre doch vor allem wichtig zu wissen

Palim
2 Jahre zuvor
Antwortet  andre

Grundschule, Fächerausschreibung: beliebig – beliebig
oder, wenn es die Vorgaben des Landes ergeben: Hauptfach (das jedeR studieren muss) – beliebig,
in vielen Ländern reicht inzwischen auch Bachelor in irgendeinem schulisch möglichen Fach, um als Vertretungslehrkraft arbeiten zu können – eigenverantwortlich einschließlich Klassenleitung und Benotung

Den Schulleitungen, die wirklich Not haben, sind die Fächer inzwischen egal, Hauptsache, sie finden überhaupt eine Person, die sie vor eine Klasse stellen können.

Monika bücker
2 Jahre zuvor

In den Schulen wird falsch unterrichtet und mit den Schulabgängern verkehrt umgegangen! Der Mangel an Arbeitskräften in vielen Branchen ist schon länger bekannt! Geht in die Schulen und schaut euch die Lehrpläne an! Hier liegen die Probleme und – nicht jeder muss, kann und will Abitur machen! Wir brauchen auch noch die ganz normalen Leute! Nichts gegen Abiturienten, auch die werden gebraucht! Aber lasst das doch bitte die Kinder entscheiden ob sie Abi machen wollen oder nicht.

potschemutschka
2 Jahre zuvor
Antwortet  Monika bücker

@Monikabücker
Wer zwingt denn die Kinder Abi zu machen? Sicher nicht die Lehrer.

Marc
2 Jahre zuvor

War Sachsen-Anhalt nicht die Insel im Meer von Bundesländern, die nach A13 bezahlen? Wundert mich nicht, geschieht denen absolut Recht. Wertschätzung Null, also auch Stellenbesetzung Null.

dickebank
2 Jahre zuvor
Antwortet  Marc

Nun A13 in ST ist eben nicht weit oberhalb vom Hartz IV-Satz, da ist A11 in Bayern schon besser.

Marc
2 Jahre zuvor
Antwortet  dickebank

Es geht aber um Sachsen-Anhalt und nicht um Bayern. Da juckt es nicht was Leute irgendwo in Bayern verdienen, sondern es interessiert die Leute wss sie vor Ort verdienen können, oder eben im Nachbarbundesland

Hoffnung
2 Jahre zuvor

Mich wundert es nicht.
Bei der hohen Anzahl an individuellen Verhaltensweisen der SuS, die durch Corona zugenommen hat, ist fraglich, wer in Zukunft diesen Job überhaupt machen möchte.

dickebank
2 Jahre zuvor

Na, dann hoffen wir einmal, dass die 414 auch für eine Vollzeitstelle unterschreiben und nicht gleich bei Vorlage des Stellenangebotes ihre Deputatsverpflichtung reduzieren wollen.

Vielleicht sollten die Länder das Besetzungsverfahren ändern. Nicht dem geeignetesten Bewerber (m/w/d) soll die Stelle im Anschluss an das Auswahlverfahren angeboten werden, sonderm demjenigen, der für die geringste Besoldungsstufe die höchste Zahl an Deputatsstunden anbietet – MyRotstift statt MyHammer:)

Stefan
2 Jahre zuvor

Der furchtbarste und undankbarste Job der Welt. Respektlosigkeit und Unverschämtheiten am laufenden Band.
Wird niemand mehr in Zukunft machen wollen.
Ganz sicher.

Indra Rupp
2 Jahre zuvor

Liegt es daran, dass die Afd dort so beliebt ist?

Marc
2 Jahre zuvor
Antwortet  Indra Rupp

Nein. Eher dass das Gehalt an Grundschulen sehr miest ist

Grundschullehrer
2 Jahre zuvor
Antwortet  Marc

Volle Zustimmung.

Pension in 5 Jahren
2 Jahre zuvor

Nehmt Quereinsteiger. Lehrer, das kann doch jeder.

Christoph T.
2 Jahre zuvor

Wenn da noch so viele offene Stellen stellen sind, wäre es da nicht ratsam einen Link zu den Angeboten mit einzubinden … ? Um eventuell interessierte Leser zu erreichen die da vielleicht Interesse haben..? Ich helfe einmal, da es die Redaktion es wohl nicht schafft..
https://lehrer.sachsen-anhalt.de/

Leicht genervte Grüße
Christoph

W.
2 Jahre zuvor
Antwortet  Christoph T.

@Christoph T.
Ja danke sehr.
Wer also demnächst vor den Klassen in Sachsen-Anhalt steht, ist dann sogar zu blöde um eine Internet-Adresse ganz allein ( = ohne Einhilfe ) googeln zu können.
Aua!
Aber wenn man rein physisch vor der Klasse steht, ist ja schon viel gewonnen. Oder wie lautet das neue Motto?

Und?
Ist die Seite schon zusammengebrochen wegen der schier irrsinnigen Anzahl von Zugriffen?
( Ironie )

Heidi
2 Jahre zuvor

Sind doch die Politiker schuld dran. Lehrerberuf ist das undankbarste was man ergreifen kann. Kaputt gespart. Gegängelung bei Versetzungswünschen. Angestellte als Lehrer. Pfui

fabianBLN
2 Jahre zuvor

Wie kann es sein, dass Sachsen-Anhalt einen Lehrermangel hat? Dort gibt es schon länger wieder die Verbeamtung und hier in Berlin wurde die Verbeamtung als das Allheilmittel gegen den Lehrermangel gespriesen! So oft!