GEW: Prien bekommt Lehrkräftemangel nicht in den Griff („Politikversagen“)

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KIEL. Um den Lehrkräftemangel in Schleswig-Holstein zu kaschieren, hangelt sich das von Bildungsministerin und KMK-Präsidentin Karin Prien (CDU) geführte Bildungsministerium von Notmaßnahme zu Notmaßnahme – erklärt die GEW. Sogar 1.400 Männer und Frauen ohne jegliche Lehramtsausbildung würden zurzeit in Schleswig-Holsteins Schulen unterrichten. Besonders betroffen sind Förderzentren. 

Hat – wie Kultusminister bundesweit – mit Lehrkräftemangel zu kämpfen: Schleswig-Holsteins Bildungsministerin Karin Prien (CDU). Foto: Frank Peter / Land Schleswig-Holstein

Der Einsatz von Lehrkräften ohne abgeschlossenen Vorbereitungsdienst, Quereinsteigerinnen und Quereinsteigern, Seiteneinsteigerinnen und Seiteneinsteigern sowie Senior-Teachers illustriere: „Das Bildungsministerium bekommt den Lehrkräftemangel nicht in den Griff.“

Aus Sicht der GEW verschärft sich die Situation noch dadurch, dass der Lehrkräftemangel sich nicht gleichmäßig über Regionen, Schularten, Schulen und Fächer verteilt. „Es gibt Schulen, an denen ein Fünftel der Lehrkräfte ohne eine entsprechende Ausbildung unterrichtet. So produziert die Landesregierung produziert bei Kindern und Jugendlichen ungleiche Bildungschancen. Die von Bildungsministerin Karin Prien immer wieder gerühmte angebliche Unterrichtsversorgung von über 100 Prozent wird letztlich nur auf Kosten der Unterrichtsqualität erbracht“, kritisierte die GEW-Landesvorsitzende Astrid Henke in Kiel. Regional seien in erster Linie die Kreise Steinburg, Dithmarschen sowie das Hamburger Umland betroffen.

„Das ist Politikversagen zu Lasten der schwächsten Schülerinnen und Schüler“

Besonders düster sieht die Lage an Förderzentren und in der Inklusion aus. Landesweit sind fast acht Prozent der Stellen für Sonderpädagoginnen und –pädagogen gar nicht besetzt, zehn Prozent der Stellen mit Personen ohne die erforderliche Ausbildung. Der Blick übers Land verdeutlicht für die GEW-Landesvorsitzende das Versagen des Bildungsministeriums: „Eltern von Kindern mit Förderbedarf sollten sich ihren Wohnort ganz genau aussuchen. Denn in vielen Kreisen fallen viele Stunden schlichtweg aus oder werden nicht-fachgerecht unterrichtet.“

Im Kreis Segeberg seien 35 Prozent der Stellen für Förderschullehrkräfte nicht regulär besetzt, im Herzogtum Lauenburg  28 Prozent, in Pinneberg 26 Prozent, in Neumünster 26 Prozent, in  Dithmarschen und Steinburg 20 Prozent. „Das ist Politikversagen zu Lasten der schwächsten Schülerinnen und Schüler. Denn gerade bei ihnen liegen besondere Lern- und Hilfebedarfe vor, für die zwingend gut qualifizierte Lehrkräfte notwendig sind. Wir brauchen ausgebildete Lehrkräfte überall im Land!“

Die GEW-Landesvorsitzende plädierte dafür, Zuschläge für Lehrkräfte in Mangelregionen zu zahlen. An den Universitäten müssten außerdem mehr Studienplätze bereitgestellt werden. Dringend erforderlich seien darüber hinaus bessere Arbeitsbedingungen in den Schulen: „So, wie es ist, kann es nicht bleiben. Sonst haben immer mehr junge Leute keine Lust, den an sich schönen Beruf einer Lehrerin oder eines Lehrer zu ergreifen. Der Beruf muss wieder attraktiver werden. Eine Absenkung der Pflichtstunden ist dafür ein guter Schritt.“ News4teachers

Lehrkräftemangel: KMK zeigt sich ratlos – und will jetzt erst einmal Bildungsforscher befragen

 

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14 Kommentare
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Realist
2 Jahre zuvor

Gerade die GEW ist doch mitschuldig, wenn es um die Arbeitsbedingungen geht: Immer schön mitgewedelt, wenn Frauchen (= die Politik) von Integration, Inklusion und Ganztag geschwärmt hat, jedesmal freudig mitgebellt. Die Ressourcenfrage hat ja nur bei den Luftschlossträumereien der Möchtegern-Bildungspolitiker gestört…

DerechteNorden
2 Jahre zuvor
Antwortet  Realist

Das sind zwei Paar Schuhe. Und das sage ich als Lehrkraft an einer großen GemS mit Ganurag und Inklusion in SH, die von diesem schlechten Management stark betroffen ist. Dafür ist nicht die GEW verantwortlich. Prien hat nichts für die Schulen in SH getan, DAS ist die Wahrheit.

DerechteNorden
2 Jahre zuvor
Antwortet  DerechteNorden

Es muss natürlich *Ganztag heißen.

Alla
2 Jahre zuvor
Antwortet  DerechteNorden

Hatte Frau Prien die Hinweise auf den Lehrermangel nicht als Panikmache abgetan?
Da waren die Grund- und Förderschulen schon bei knapp unter 100% Besetzt, eine Vertretungsreserve nicht vorhanden.
Davon wollte die gute Frau aber nichts wissen.
Nun kollabiert das System und es ist zu spät.
Und es sind mit Sicherheit weit mehr als die offiziell zugegebenen 1400 Menschen, die ohne jegliche pädagogische Vorbildung an Schulen unterrichten. An unserer kleinen GS sind es schon 2. Von Praktikanten und Studierenden und PensionärInnen mal ganz abgesehen!

Die Berlinerin
2 Jahre zuvor
Antwortet  Realist

Also in Berlin waren alle sauer auf die GEW, weil sie sagte, die Verbeamtung hilft auch nicht gegen den Lehrermangel. Nun wird in Berlin wieder verbeamtet und ich bin gespannt, ob dadurch der Lehrermangel tatsächlich behoben wird.

Die Berlinerin
2 Jahre zuvor

In Berlin kennt man ein Mittel gegen den Lehrermangel: die Verbeamtung.

Hat man in Sachsen auch gedacht.

gehtsnoch
2 Jahre zuvor

Dauerhafte Schönrechnerei wird sich dann auch mal schön rächen …

Gab es schon 2012: Ursula von der Leyen kann einfach alles schönrechnen. Toll!
Uschi mach kein‘ Quatsch! 2 Min (anklicken)
https://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/extra_3/rueckschau/extra3749.html

Kajo
2 Jahre zuvor

Ich war vor 3 Jahren auf der Personalversammlung auch persönlich vor meine Kolleg:Innen getreten und habe für eine Absenkung der Pflichtstunden statt einer Verbeamtung plädiert, um Lehrkräfte nach Berlin zu locken bzw zu halten.
Leider wird darüber nicht gesprochen, da ja eh keine Lehrer da sind.
Heute kurieren viele Lehrkräfte, die seit 30 Jahren im Dienst sind, ihren Burnout aus oder gehen in die Teilzeit, da sie ansonsten ausbrennen. Die Anforderungen sind in den letzten 10 Jahren so immens gestiegen, Inklusion ist nur ein Punkt von vielen, dass es tatsächlich sinnvoll wäre, statt jetzt 28 auf 22 Wochenstunden runterzugehen. Damit sind nur die zu unterrichten Stunden gemeint. Jede Stunde muss /sollte i.d.R. vor- und nachbereitet werden. So kommt man locker allein für die Unterrichtsqualität auf 40 Wstd… Als Klassenlehrer ist man zusätzlich mit Elternarbeit, Inklusion und Teamgesprächen beschäftigt. Wenn dann ausreichend Erholung gewährleistet ist, kann man gut und gern den Beruf auch noch bis 67 ausüben. Das werde ich leider nur mit einer Teilzeitstelle schaffen.

AusderPraxis
2 Jahre zuvor
Antwortet  Kajo

22 Stunden sind jetzt ja Teilzeitarbeit mit den entsprechenden Lohn- und Renten/Pensionskürzungen.
Und, egal ob Teilzeit oder Vollzeit, die „untrennbaren“ Aufgaben, wie Klassenleitung, Fachleitung, Konferenzen usw. müssen komplett ohne Lohnausgleich mit übernommen werden.
Teilzeitanträge werden heutzutage auch kaum mehr genehmigt, da eh schon zu viele LK fehlen….
Aufstocken geht immer, für das Herunterfahren von Stunden braucht man schon seeehr gute Gründe.

Hat man das Pech, in einem „schwarzen Loch“ (einer unterversorgten Region) zu arbeiten, kann man sich auch nicht versetzen lassen. Familienzusammenführung reicht als Grund nicht aus. Das gilt aber meines Wissens nach nur für Beamte.
Also, Zähne und A….backen zusammenkneifen und durch!
Man kann sich ja jeden Tag positive Gedanken machen und am Wochenende „Seminare zur Lehrergesundheit“ besuchen! Ist nicht ganz billig, aber man bekommt „tolle“ Tipps ( siehe: positive Gedanken)!

undheitergehtsweiter
2 Jahre zuvor
Antwortet  AusderPraxis

Die außerunterrichtlichen Aufgaben wie Klassenfahrten oder Schulfeste planen und durchführen, die Durchführung von Sportfesten, Tagen der offenen Tür etc. werden von Teilzeitkräfte in der Regel auch nicht proportional geleistet sondern wie eine Vollzeitkraft.

Lera
2 Jahre zuvor

Selbst wenn ein KM willens und fähig WÄRE: Die Mischung aus Bräsigkeit, Missgunst und Zynismus, die er in seinem „Ministerium“ vorfindet, lässt nur eine Option zu: aussitzen und auf bessere Posten hoffen – sich vielleicht in das eine oder andere Kompetenzteam rufen lassen, den geschenkten KMK- Vorsitz für Eigen-PR nutzen und gaaanz wichtig, wenn man real nix bewegen kann: schön die Symbolthemen mitnehmen, irgendein verschnarchter Studienrat wird schon drauf anspringen, wenn man ihn mit „Schreibschrift statt Tastaturtippen“ triggert.

SonderBar
2 Jahre zuvor

Die fehlenden Stunden in der Sonderpädagogik reduzieren sich zusätzlich noch dadurch, dass wir Sonderpädagogen auch gerne als Vertretungslehrkräfte benutzt werden. Das geht nämlich einfach, weil man ja eh gerade in der Regelschulen zur Verfügung steht und sich nicht wehren kann, weil das leider nicht offiziell geregelt ist. Die Schulleitung des Förderzentrums will sich ja nicht mit den Schulleitungen der Regelschulen anlegen und die kompensieren das fehlende Personal durch Einsatz der Sonderpädagogen. Inklusion, hahaha, bei den Kindern kommt einfach nichts an. Seit zwei Jahren jetzt nur Corona, Testen, Distanzlernen, fehlende und jetzt auch zusätzlich zahlreiche kranke Kolleg/innen haufenweise ( für 13 Klassen noch 8 Personen zur Beaufsichtigung, das kann dann wohl nicht mehr Unterricht genannt werden, wenn die Schulassistentin mit 3 Klassen draußen spielt/spielen lässt). Seit 10 Tagen zunehmend Kinder aus der Ukraine, die ja besondere Betreuung brauchen- ohne zusätzliches Personal ( das reicht ja jetzt schon nicht) und ohne ausreichendes Raumangebot. Die Quadratmetervorgaben für Käfighaltungen sind großzügiger bemessen als die für Kinder in der Schule.Das hält bald keiner mehr durch. Die letzten Mohikaner werden dadurch auch nicht fitter…Frau Prien sieht da keine Herausforderungen-ist doch alles geregelt und vielen Dank an alle Lehrkräfte ( welche meint sie, es gibt kaum noch welche). Und besucht/ in den Medien gezeigt werden nur die Schulen, die sich dann gut darstellen möchten. Bei diesen Anlässen gibt es keine Hinweise auf die wirkliche Situation- und die geht nicht mehr lange gut. Das Schulsystem fährt sich gerade selbst gegen die Wand.
Es gibt auf YouTube einen Film“ Der Lehrerberuf in den 50er Jahren“. Erschreckend, dass die Zustände sich seit damals kaum verändert haben. Das kann man aber nur verstehen, wenn man in diesem irren System drin steckt…

DerechteNorden
2 Jahre zuvor

Absolut! Leider denken die Menschen aber, dass Prien & Co schon wissen, was sie tun. Uns Lehrkräften wird nicht geglaubt, im Gegenteil, wir kriegen auch von der Seite noch eins drauf.

Digital Teacher
2 Jahre zuvor

Referendariat abschaffen und Streikrecht einführen sowie normale Arbeitnehmerrechte + Betriebsrat.