Zig-Tausende Kita-Beschäftigte bundesweit legen am Frauentag die Arbeit nieder

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FRANKFURT/MAIN. Im Tarifstreit für die Sozial- und Erziehungsberufe legen Tausende Kita-Beschäftigte bundesweit am Internationalen Frauentag die Arbeit nieder. Die Vereinigte Dienstleistungsgewerkschaft Verdi hat seine Mitglieder zu Warnstreiks an diesem Dienstag aufgerufen. „Die Arbeitgeber haben in der ersten Runde auf stur gestellt und in den Verhandlungen wichtige Kernforderungen der Gewerkschaften zurückgewiesen“, erklärte Frauke Gützkow, GEW-Vorstandsmitglied für Frauenpolitik, am Montag in Frankfurt am Main. „Die aktuellen Tarifverhandlungen für die Sozial- und Erziehungsberufe in den Kommunen sollen auch einen weiteren Schritt zur Gleichstellung von Frauen und Männern im Arbeitsleben bringen.“

Kita-Fachkräfte sind stark überlastet. (Symbolfoto) Foto: Shutterstock

In zahlreichen Städten haben die kommunalen Beschäftigten der Kitas, der sozialen Dienste, der Behindertenhilfe und der Ganztagsschulen Demonstrationen und Kundgebungen geplant. Darüber hinaus werde es eine ganze Reihe weiterer Aktionen wie Diskussionsrunden geben, teilte Verdi NRW mit. Der Internationale Frauentag am 8. März sei ein «guter Tag, um die Forderungen in der Tarifauseinandersetzung mit den kommunalen Arbeitgeberverbänden mit einem Streik zu unterstützen», sagte Verdi-Landesleiterin Gabriele Schmidt. «Dieser Tag steht auch für die Gleichstellung der sozialen Berufe in der Gesellschaft.»

Die Gesprächsbereitschaft auf der Arbeitgeberseite sei in der ersten Verhandlungsrunde im Februar «nicht sehr groß» gewesen, so Verdi-Landesfachbereichsleiterin Andrea Becker. «Das wollen wir mit diesem Streiktag ändern.» Für die Beschäftigten ginge es neben einer guten Bezahlung auch um die Wertschätzung für ihren Beruf und die Einstellung von Fachpersonal in den Einrichtungen. «Nur klatschen reicht den Kolleginnen und Kollegen nicht mehr», betonte Becker.

«Die Bundesregierung hat 100 Milliarden für Waffen, aber kein Geld für Pflege, Erziehung und Soziales», kritisierte Johanna Stoll, Pressesprecherin des «8M Bündnis», einem Zusammenschluss verschiedener feministischer Gruppen. Es sei «kein Zufall, dass genau in den Berufen, die überwiegend von Frauen ausgeübt werden, schlechte Arbeitsbedingungen, unzureichende Entlohnung und Fachkräftemangel herrschen».

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„Wir brauchen beispielsweise Vereinbarungen, in denen die Vor- und Nachbereitungszeiten festgeschrieben werden“

Schwerpunkte der dezentralen Warnstreiks sind größere Städte. Allein für die Demo zum Internationalen Frauentag unter dem diesjährigen Motto «Überlastet, ungesehen, un(ter)bezahlt. Wir streiken! Gemeinsam gegen Patriarchat und Kapitalismus» in Köln haben die Veranstalter 3.000 Teilnehmende angemeldet, darunter viele Erzieherinnen und Erzieher. «Wie viele Teilnehmende es im ganzen Land werden, lässt sich schwer voraussagen. Aber die Beteiligung wird sicher groß», sagte Verdi-Sprecher Udo Milbret der am Montag.

«Die Beschäftigten im SuE-Bereich sind verärgert, dass die Arbeitgeber bei vielen berechtigten Forderungen keinen Handlungsbedarf sehen. Unzureichende Arbeitsbedingungen und der gesellschaftlichen Aufgabe nicht angepasste Gehälter haben dazu geführt, dass es in diesen Berufen einen häufigen personellen Wechsel gibt und sich der Fachkräftemangel immer weiter zuspitzt. Schon heute fehlen an den Kitas des Landes Erzieherinnen und Erzieher im sechsstelligen Bereich“, betonte GEW-Sprecherin Gützkow.

Um die Sozial- und Erziehungsberufe (SuE) wieder attraktiver zu gestalten, sei es dringend notwendig, dass sich Arbeitgeber und Gewerkschaften darauf verständigen, die Arbeitsbedingungen zu verbessern und die Beschäftigten zu entlasten. Die Probleme seien durch die Corona-Pandemie noch einmal verstärkt worden. „Wir brauchen beispielsweise Vereinbarungen, in denen die Vor- und Nachbereitungszeiten festgeschrieben werden“, unterstrich Gützkow. Sie wies darauf hin, dass für die Gewerkschaften der Dreiklang bessere Arbeitsbedingungen, finanzielle Anerkennung der Arbeit und Maßnahmen gegen den Fachkräftemangel entscheidend sei.

Im Februar hatten Verdi und der Beamtenbund dbb nach knapp zweijähriger Pandemie-Pause in Potsdam Tarifverhandlungen für den Sozial- und Erziehungsdienst mit den kommunalen Arbeitgeberverbänden (VKA) wieder aufgenommen. Zwei weitere Verhandlungsrunden sind am 21./22. März und am 16./17. Mai geplant. News4teachers / mit Material der dpa

Warnstreiks von Kitapersonal: „Es geht auch um die Aufwertung von Frauenberufen“

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4 Kommentare
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Verärert
2 Jahre zuvor

Finde ich gut! Ich bekomme im Bekannten und Verwandten Kreis mit, wie sich Kiga und Co gewandelt haben und wie hoch der Leistungsanspruch an die Erzieher ist. Immer mehr Aufgaben (wie in der Schule) für zu wenig Geld!
Es fehlt an Fachkräften und die Gruppen sind zu groß, um bei all den Problemen die in die Kitas getragen werden noch Abhilfe zu schaffen. Bildung der Kleinsten soll hervorragend sein, aber bezahlen will das keiner. Heute kommen die Kinder in die Kita und die Eltern haben die große Erwartungshaltung, dass hier das Kind sauber wird, auf die Schule vorbereitet wird etc. Der Personalschlüssel gibt das aber nicht her. Vor- und Nachbereitungszeit wird kaum honoriert. Multifunktionale Teams (Sopäd/Sozialarbeit) gibt es so gut wie nicht.
Es wird Zeit dass sich hier etwas ändert.

Rosa
2 Jahre zuvor

Forderungen für ein besseres Berufsbild.https://www.tagesschau.de/wirtschaft/kita-warnstreiks-115.html