Lehrkräfte sollen von nicht-pädagogischen Aufgaben entlastet werden – durch Künstler

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STUTTGART. Die Schülerzahlen steigen – nicht nur wegen der geflüchteten Kinder aus der Ukraine. Während Baden-Württembergs Ministerpräsident Kretschmann Teilzeit-Lehrkräfte zu mehr Stunden verpflichten will, kommt  seine Grünen-Fraktion mit einem anderen Vorschlag.

Will Wechselunterricht – in Ausnahmefällen jedenfalls: Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann. Foto: Staatsministerium Baden-Württemberg

Die Grünen-Fraktion im Landtag von Baden-Württemberg will Lehrkräfte stärker von nicht-pädagogischen Aufgaben entlasten. Fraktionschef Andreas Schwarz schlug in der Ulmer «Südwest Presse» vor, zusätzliche Schulsozialarbeiter oder auch arbeitslose Künstlerinnen und Künstler einzustellen, die dann in multiprofessionellen Teams mitarbeiten könnten. Der Chef der großen Koalitionsfraktion will dafür einen Teil des Geldes einsetzen, das durch nicht besetzte Planstellen für Lehrkräfte gespart wird.

Hintergrund ist, dass jedes Jahr mehrere Hundert Planstellen freibleiben, weil Bewerberinnen und Bewerber fehlen. Nicht-pädagogische Aufgaben sind zum Beispiel Aktivitäten außerhalb des Unterrichts, psycho-soziale Betreuung von Kindern und Jugendlichen oder die Wartung von Computern.

Die Grünen regen zudem an, duale Studiengänge einzurichten, um mehr Quer- und Seiteneinsteiger für den Lehrerberuf zu gewinnen. Schwarz machte in der Zeitung aber auch deutlich, dass man kein frisches Geld einsetzen könne. Zwar stiegen absehbar die Schülerzahlen und man müsse auch noch mehr für die Integration von behinderten Kindern und Jugendlichen tun. Zudem müssten Geflüchtete aus der Ukraine betreut und beschult werden.

«Schon jetzt zeichnet sich für die nächsten Jahre ab: Wir können nicht all die Brötchen backen, die wir wollen»

Doch müsse man realistisch bleiben, weil die Steuereinnahmen wegen der Krisen wohl perspektivisch sinken werden. «Schon jetzt zeichnet sich für die nächsten Jahre ab: Wir können nicht all die Brötchen backen, die wir wollen.» Umso mehr müsse man überlegen, «an welchen Stellen vorhandene Ressourcen klug umgelenkt und effizient eingesetzt werden können».

«Dann machen Sie doch endlich», sagte der SPD-Bildungsexperte Stefan Fulst-Blei. «Ich fordere Herrn Schwarz auf, unmittelbar für den nächsten Haushalt und bereits im Vorfeld konkrete Konzepte vorzulegen. Mehr Lehrkräftestellen, mehr Entlastung und eine sichergestellte Finanzierung.» Das Nein zum Ausbau der Reserve für die Krankheitsvertretungen zum Stopp der Entlassungen von angehenden Lehrern über die Sommerferien seien eine «Bankrotterklärung» gewesen.

Zuletzt hatte Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) vorgeschlagen, dass Lehrerinnen und Lehrer künftig etwas weniger in Teilzeit arbeiten könnten. Das Land prüfe wegen des Lehrermangels, ob Teilzeit-Lehrkräfte künftig etwas mehr arbeiten können. Auch Referendare sollen mehr unterrichten. Von den Lehrerverbänden gab dafür heftige Kritik. News4teachers / mit Material der dpa

Personalmangel an Schulen: Kretschmann will Teilzeit von Lehrern einschränken (und brüskiert ihre Verbände)

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Noch 5 Jahre
1 Jahr zuvor

Aha, es wird also noch mehr Schüler geben und weitere Aufgaben, aber mitnichten mehr Geld. Und weil es auch keine Lehrer gibt- also ausgebildete- wird in Schulen hinenrekrutiert was nicht bei 3 auf dem Baum ist. Und das nennt man dann multiprofessionelles Team. Klasse!

Das alles mag im Einzelfall auch klappen, weil sich alle redlich mühen, doch es entwertet einen akademischen Beruf und macht- allein durch die vielen Absprachen und Hilfen der (noch-) Nichtlehrer noch mehr Arbeit.

Aber es geht ja ohnehin nur noch um Betreuung, ganz gleich durch wen.
Aber wir Lehrer sind ja brav, wir maulen und jammern zwar (hier) herum, machen’s am Ende aber doch mit. Die fehlende Courage wird dann begründet, es sei ja für die Kinder.

Hesse
1 Jahr zuvor
Antwortet  Noch 5 Jahre

In meiner Umgebung rate ich jedem davon ab Lehrer zu sein… mehr tun für die gleiche Entlohnung. Lehramtstudium lohnt sich gar nicht mehr.

Angelika
1 Jahr zuvor

Als ob es etwas Neues wäre, dass Künstler an Schulen – zumeist allerdings in der OGS oder in der Schulbegleitung tätig wären! Sie waren es schon vor Corona und die Förderprogramme waren so honoriert, dass es sich für die Musiker, Schauspieler oder bildenden Künstler kaum rechnete, sobald sie auch noch die Räume selbst umgestalten und wieder aufräumen mussten.

Attraktiver waren dagegen Teilzeitstellen während der Pandemie für die von Auftrittsverboten Betroffenen. Wer wollte, fand mühelos eine Stelle in der OGS. Und die ersten Bewerber waren nicht selten diejenigen, mit der geringsten Angst vor Corona. Den Kindern tat der frische Wind oft gut, aber Fachkräfte hätten vermutlich stärker auf die Einhaltung von Hygieneregeln geachtet.

Als ob es für Lehrer eine nennenswerte Entlastung wäre, wenn ein Externer den Kunstunterricht übernimmt und ein Lehrer stattdessen „nur Mathe“ unterrichten kann…

Realist
1 Jahr zuvor

„Schulsozialarbeiter oder auch arbeitslose Künstlerinnen und Künstler“

„Nicht-pädagogische Aufgaben sind zum Beispiel Aktivitäten außerhalb des Unterrichts, psycho-soziale Betreuung von Kindern und Jugendlichen oder die Wartung von Computern.“

Sozialarbeiter sind sicherlich sinnvoll, aber arbeitslose Künstler?. Was ist denn überhaupt die Definition von „arbeitslose Künstler“? Muss man dazu studiert haben oder genügt es, einen Roman im Selbstverlag auf Amazon veröffentlicht zu haben oder selbstgemalte Bilder auf dem Flohmarkt anzubieten?

Wird jetzt die Schule zum Auffangbecken für gescheiterte Existenzen? Und diese „Künstler“ warten dann die Computer? Was für eine Vorstellung von IT in der Schule haben denn die Grünen? Erst die Republik mit der „Energiewende“ ins industriepolitische Aus führen, und jetzt die Schulen mit einer Vorstellung von IT wie in den 80er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts „beglücken“?

Wieder ein Konzept, dass zu Mehraufwand an der Basis führt. Wir brauchen Profis in den Schulen, nicht alle, die es anderswo nicht geschaftt haben!

KARIN
1 Jahr zuvor

So wird Schule zum Kasperlestheater!

Schattenläufer
1 Jahr zuvor

So löst man bei der KMK und in den Ländern Bildungs-Probleme.

Problem:
Es gibt zu wenige Lehrer um alle großen und hochfliegenden Pläne zu erfüllen.

Lösung:
Man winkt einfach ein paar arbeitslose Künstler, Frührentner oder zur Not noch den einen oder anderen Obdachlosen rein und macht ihn zum Hilfslehrer.

Ergebnis:
Weniger als nichts. Der Beruf Lehrer ist, entgegen der allgemeinen Ansichten, nicht so einfach, dass jeder ihn ausüben könnte.
Völlig fachfremde Leute sind dabei eher eine Belastung als eine Hilfe.
Was passiert wenn ein schulfremder Künstler oder sonst wer von außen die Verwaltung übernimmt?
Der Lehrer macht sie nicht selbst aber er hat trotzdem mehr Arbeit. Die Wahrscheinlichkeit diese unübersichtlichen Abläuft auch KORREKT, wie vom Ministerium gefordert, zu erledigen ist sehr gering. Die Lehrer müssen dann alles überwachen, überarbeiten oder sogar nochmal machen. Da bräuchte man wenigsten einen ausgebildeten Verwaltungsfachangestellten. Keine gutwillige Hilfskraft.
Angelernte Akademiker ohne pädagogische Ausbildung sind oft nur begrenzt als Lehrer einsetzbar. Sie haben zwar das erforderliche Wissen, brauchen aber Jahre bis sie in der Lage sind Stoff pädagogisch zu reduzieren und in geeigneter Form an die Schüler weiter zu geben. Dazu brauchen sie anfangs intensive Einarbeitung durch die nicht vorhandenen Lehrer, die sie ja eigentlich entlasten sollen.
Fachfremde Personen als Sozialarbeiter oder zur psychologischen Betreuung ist haarsträubend. Oma hat immer jedem mit Problemen zugehört und ihn getröstet. Da wird sie wohl auch ein paar Schüler beraten können. Unglaublich.

Das komplette Umfeld Schule wird in allen Instanzen so dargestellt als könnte das einfach jeder machen.

Wird es trotzdem so kommen?
Ja!
Wer sollte sich wehren?

Die Lehrer?
Die hat man als Beamte geknebelt. Sollte trotzdem jemand Beschwerden vorbringen, dann gibt es ja die gute alte „Zum-Wohle-der-Schüler“ Geiselhaft. Die zieht bei Lehrern immer.

Die Eltern?
Die mögen das Ganze seltsam finden und Bedenken haben. Am Ende wird der Druck durch die Arbeitgeber aus der Wirtschaft aber den Ausschlag geben.
Wird schon klappen, ich muss eben Arbeiten. Geht nicht anders. Hauptsache die Kinder sind sicher und warm beaufsichtigt.

Die Folgen solch glorreicher „Lösungen“ werden uns erst in 15-20 Jahren auf die Füße fallen. Wir sind ein Land ohne nennenswerte Rohstoffe. Unsere Wirtschaft überlebt nur dank gut ausgebildeter Facharbeiter und Akademiker.
Politiker lesen bei dem Satz nur in 15-20 Jahren. Also alles prima, bis dahin bin ich längst nicht mehr verantwortlich.
Hat bei der Umweltpolitik in den letzten 50 Jahren doch auch geklappt.

Dobby
1 Jahr zuvor
Antwortet  Schattenläufer

Wieso warm beaufsichtigt?
Im nächsten Herbst stehen bestimmt wieder alle Fenster offen …

S.
1 Jahr zuvor

Diplomierte bildende Künstler*innen von Kunsthochschulen sind meist nicht arbeitslos, sondern verdienen mit dem Verkauf ihrer Arbeiten so wenig, dass sie davon nicht leben können. Sie müssen nebenher jobben und haben dennoch meist weniger als 1100 Euro, die ihnen monatlich zum Leben verbleiben. (https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2021/02/PD21_083_21.html) Materialien sind teuer, Ateliers sind teuer.

Die Künstler*innen in BW sollen dann vermutlich ohne Tarifvertrag auf Honorarbasis arbeiten. Und das Honorar ist dann so hoch wie für Student*innen. In einer Mainzer Grundschule sind das 22 Euro für die Nachmittagsbetreuung – vielleicht sind die Honorare in BW etwas höher. Aber immer noch Hunderlohn, wenn man bedenkt, dass die Künstler*innen ja eigentlich etwas für die Rente und für die KV davon zurückhalten müssten.

Sollten Künstler*innen mit E13 eingestellt werden, dann fände ich Kretschmanns Idee nicht schlecht. Ansonsten ist es eine Ausnutzung von Menschen, die prekär leben.

cravie
1 Jahr zuvor

Vor etwa 20 Jahren war ich an einer Schule, die gerade begeistert und mit vielen hochtrabenden Versprechungen an die Eltern das Konzept der gebundenen Ganztagsschule etablieren wollte.
Leuchtender und zentraler Punkt des Ganzen sollte eine Art „Projekttag“ an einem festen Nachmittag der Woche sein. Dazu sollten Künstler, Sportler, Vereinsvertreter von außen in die Schule kommen und Projektgruppen leiten.
Es meldeten sich zunächst viele Begeisterte, die sich richtig freuten, endlich einmal das in die Schulen tragen zu können, was sie für gut, richtig und wichtig für die Kinder erachteten.

Um es vorweg zu nehmen:
Der Projekttag war für den Rest des Schuljahres die Hölle für alle Beteiligten – und auch für die, die eigentlich zunächst gar nicht als Beteiligte vorgesehen gewesen wären.

  1. Wurde die Zahl der gemeldeten begeisterten Projektgruppenleiter dadurch reduziert, dass „von Oben“ nur eine geringe Gruppenzahl parallel genehmigt wurde. Man könne ja nach einigen Wochen dann wechseln. Einige sprangen sofort ab, weil ihnen der Zeitdruck nicht passte.
  2. Die Projektgruppen wurden damit deutlich größer als geplant. Es mussten sich viele Schüler zwangsweise in eine Gruppe integrieren, weil entweder aufgrund von Überbelegung ausgelost werden musste oder der für sie interessante Kurs nicht zustande kam. Gemotze vorprogrammiert.
  3. Die außerschulischen Leiter kamen nicht damit klar, dass sie mit einer Menge Schüler mit „Null Bock“ konfrontiert wurden. Die kannten bis dahin entweder nur ihre eigene Begeisterung für das Thema oder hatten mit Freiwilligen in den Vereinen zu tun, die jederzeit gehen oder austreten konnten.
  4. Manche hatten auch ein Problem damit, den Stundenplan als für sie festen Wochenbestandteil zu akzeptieren und nicht den Projektnachmittag wegen anderer eigener Verpflichtungen oder lukrativer Workshops abzusagen.
  5. Eine große Enttäuschung war auch, dass der für die Gruppen zur Verfügung gestellte finanzielle Pool in ihren Augen lächerlich war. Material musste auf eigene Kosten angeschafft werden oder von den Eltern eingefordert. Es musste alles möglichst billig gehalten werden.
  6. Fiel ein anderer Projektleiter aus, mussten die Schüler auf die verbliebenen, ohnehin schon zu großen Gruppen verteilt werden – die Ganztagsklassen konnten ja nicht heimgeschickt werden. Dort störten sie, hatten kein Material, keinen Bock,… und erforderten immense Betreuungsressourcen.
  7. Als nach wenigen Wochen klar wurde, dass es in den Projektgruppen über Tische und Bänke ging und die Aufsichtspflicht nicht mehr zu halten war, wurden Lehrer zusätzlich zu ihrem Stundenplan zur nachmittäglichen Aufsicht in diesen Gruppen verpflichtet. Die Stimmung im Kollegium kann man sich vorstellen. Die Gruppenzahl musste nochmals verringert werden, weil nicht langfristig genug Lehrer dazu verpflichtet werden konnten. Eine zusätzliche Lehrkraft wurde nicht zugewiesen. Auch die Außerschulischen hatten plötzlich kein Interesse mehr daran, „unter den gestrengen Augen der Lehrerschaft“ zu arbeiten.

Insgesamt eine Erfahrung, die niemand mehr wiederholen wollte.

Hirschlgruber
1 Jahr zuvor
Antwortet  cravie

Ich kann Ihre gemachten Erfahrungen in ähnlicher Form bestätigen! Kosten darf es nie etwas.
Mir wurde vor knapp 20 Jahren versprochen, als ich „versuchsweise“ 2 Kinder einer Förderschule in meine eigene Klasse bekam, dass mich jede Woche eine Förderschulkraft an verschiedenen Tagen für mehrere Stunden unterstützt. Nach dem Schuljahr waren es insgesamt nicht einmal ein halbes Duzend Tage, an denen jemand kam, da dort wegen Personalmangel keine Kräfte zur Verfügung standen. Wie viele Unterrichtsstunden durch diese Förderkinder „für die Katz“ waren, habe ich glücklicherweise nicht genau notiert. Für die Störungen solcher Kinder bin ich nicht ausgebildet worden und nicht umsonst gab es früher an Förderschulen kleine Intensivklassen. Inklusion kann meiner Ansicht nach nur funktionieren, wenn mehr als ausreichend Stunden mit zusätzlichen Lehrkräften (speziell Förderlehrkräften) je Klasse vorhanden sind. Wie ich es erlebt habe, war weder für die Förderkinder hilfreich, noch sorgte es für Verständnis bei der restlichen Klasse.

Deshalb wäre es ehrlich, wenn man aufgrund des Personalmangels die Inklusion abbricht, Bildungspläne und Unterrichtszeit kürzt und sich auf die wesentliche Vermittlung eines Kerncurriculums beschränkt. In der Not sollte der Effizienzgedanke in den Vordergrund rücken, statt weiterhin sich im Klein-klein zu verlieren.

Klugscheisser
1 Jahr zuvor
Antwortet  Hirschlgruber

Auch hier wurde Inklusion als Sparmassnahme des Staates vereinamt.
Förderschulen konnten so geschlossen werden und der Lehrkräftepool abgebaut werden.
Dass die für solche Bedürfnisse ausgebildete Lehrkräfte für die Inklusion an den anderen Schulen eingesetzt werden, kam in Sparprogramm der Länder nicht vor.

Jede der in den letzten Jahren umgesetzten Maßnahmen scheint nur eine weitere Möglichkeit der Einsparung vom Geld im Bildungssektoren zu sein.

Allein die Tests waren eine teure „Maßnahme“, wurden aber zu Beginn vom Staat bezahlt und nicht von den Ländern.

Last edited 1 Jahr zuvor by Klugscheisser
Indra Rupp
1 Jahr zuvor
Antwortet  Hirschlgruber

Es wäre auch ehrlich, wenn man aufgrund des Personalmangels noch mehr abbrechen würde. Abitur, MINT, Ganztag, Sitzen bleiben, alles nach Klasse 4,…

Indra Rupp
1 Jahr zuvor
Antwortet  Indra Rupp

Habe ich mir schon gedacht, dass die Daumen da runter gehen 😉
Aber ich bin unbedingt DAGEGEN , dass wir, egal wie die Situation ist, die Kinder in „wichtige“ und „unwichtige“ unterteilen ! Das scheint im Bezug auf Beeinträchtigungen der Gesellschaft viel weniger zu bedeuten als zB im Bezug auf Flüchtlingskind vs Einheimische! Das die Förderschule zZt bessere Fördermöglichkeiten hat, spielt keine Rolle, denn die Fördermöglichkeiten dienen nicht dem späteren Broterwerb sondern der Integration in die Gesellschaft und genau diese wird durch die Förderschule verhindert mit weiteren späteren Auswirkungen, zB Unkenntnis der Gesellschaft bezüglich Beeinträchtigungen und entsprechende Vorurteilen. Wir sprechen ja gerne allem, was uns fremd ist, das Menschsein ab, siehe Rassismus/Sklaverei. Wird ein Kind gemobbt, ist es ja auch nicht die Lösung, es von anderen Kindern fernzuhalten, mit der Begründung, dass das mobben dann ja weniger wird. Im Grunde genauso eine hinterhältig falsche „Verbesserung“, wie diese von Kretschmann….

Mary-Ellen
1 Jahr zuvor
Antwortet  cravie

Kommt mir, zumindest in gewissen Anteilen, seeehr bekannt vor!

kanndochnichtwahrsein
1 Jahr zuvor
Antwortet  cravie

Genau so lief es – und läuft es in AG’s auch weiterhin.
Am Ende machen die Lehrer zusätzlich die Betreuung und Aufsicht, vertreten die ewig fehlenden Projekt- oder AG-Leiter, arbeiten am Vormittag gleich noch gegen die Missstimmung („AG ist doof!“), damit es den Außerschulischen nicht gleich vergrätzt, argumentieren möglichst positiv ggf. zweifelhafte Alleingänge von Projekt-oder AG-Leitern, überzeugen Kinder, wie toll die AG ist, die sie nicht gewählt haben, in der aber noch ein Platz frei war, bringen Kinder eigenhändig hin, weil sie sonst auf dem Weg verschwinden, kontrollieren die Anwesenheit, weil die Außerschulischen das vergessen oder nicht rückmelden etc.

Nicht zu vergessen die Arbeit, die es macht, Leute mit Teilzeitanwesenheit jedes Mal wieder neu auf den aktuellen Stand zu bringen (multiprofessionell nur am Freitag…), ausfallende AG’s anzukündigen, Eltern anzurufen, dass AG’s am Ende doch ausfallen, Kinder betreuen, die nicht nach Hause können, deren Eltern nicht erreicht wurden, Dokumentation von Schulsozialarbeit am Ende doch selbst zu machen, weil die Sozialarbeiter zwischen mehreren Schulen springen und dafür keine Zeit oder keine Lust oder keine Einsicht haben…

Gerne finden sich für solche Jobs auch Leute ein, die genau wissen, was wir Lehrer falsch machen, wie wir es richtig, besser machen müssten (Künstler: „Man muss die Kinder motivieren!“/ Sozialarbeiter: „Man muss auf die Kinder eingehen/ihre Probleme verstehen/mal was Schönes mit ihnen machen/den Notendruck wegnehmen…“ – Sorry, ja, sicher, auch das sind wieder Klischees; trifft sicher nicht auf alle zu!)
Klar. Machen wir. Den ganzen Tag.
Die Zusatzkräfte machen das für zwei oder vier oder… Stunden die Woche, von denen sie noch drei Mal im Halbjahr mit den Kids Eis essen gehen, weil das Wetter zu schön ist innen zu sitzen, die Hälfte der Zeit diskutieren, ob man Lust hat oder warum nicht oder was man alternativ projektieren könnte.
Eefolg: „Warum macht das der Mathelehrer eigentlich nicht? Der ist immer so ernst. Der ist doof!“
Gerne nehmen die Eltern dies alles auf und finden, man könne das doch von ausgebildeten Lehrern dann erst recht erwarten.
Aber bitte am Ende Kind mit Abi wieder übergeben!

Gabriele
1 Jahr zuvor

Oh, nein! Gott bewahre die armen Schulleitungen und Lehrkräfte davor!

Denn nur sie tragen doch letztendlich die Verantwortung für die Unterrichtspraxis – und den Schulerfolg durch Prüfungserfolg (!) der SchülerInnen.

Erneut eine Schnapsidee von so einem Oberschlaumeier (schwäbisch „Oberschlaule“) zum Thema Schule! Eine Lachnummer!

Kann doch wirklich nur von einem völligen (!) Outsider kommen, von jemandem, der von Tuten und Blasen in der heutigen Schule keinerlei Ahnung hat.

Jeder Hinz und Kunz fühlt sich inzwischen bemüßigt, nur weil er/sie auch mal in eine Schule ging, seinen/ihren Senf dazu abzugeben.

Schule liefe noch mehr Gefahr, immer mehr zur „Verwahr- und Bespaßungsanstalt“ zu degenerieren.

Außerdem, nur am Rande: Definition von „KünstlerIn“ in diesem Kontext??

Indra Rupp
1 Jahr zuvor

Wir, die wir Hobbys für Kinder (in meinem Fall Reit-früher Musikunterricht) anbieten, sind schon längst zu Pädagog*innen befördert worden – nur ohne Gehaltserhöhung!

Den Musikunterricht hatte ich vor einigen Jahren wegen der Ganztagsschule aufgegeben. Da hatte ich für nicht teuer ein bis drei Kinder in der Stunde und dann nach acht Kindern so vierundsechzig Euro am Nachmittag verdient. War schon viel für mich. Aber der Ganztag ist nicht zu toppen : Kostet nichts, Instrument kann geliehen werden, Eltern müssen nicht fahren! Allerdings dann etwa acht Kinder in der Gruppe, von denen sieben keine Lust haben und nur da sind wegen Betreuung und weil es gratis ist. Das merken die Eltern dann hinterher oder garnicht weil sie keinen Vergleich haben.
Jetzt könnte ich ja dort anfangen. Aber acht lustlose Kinder für fünfzehn Euro und nach zwei Stunden ist überall der Ganztag zuende. Maximaleinkommen also (Mo-Do) hundertzwanzig Euro /Woche – wenn man denn nahtlos Schulen abklappern kann und überall die Zeiten / Aufträge stimmig sind. Dafür bräuchte es dann wohl ein Auto und dann bleibt noch ein Taschengeld. Das macht ja nicht mal ein armer Schlucker wie ich! Erst durch den Ganztag den Job aufgeben und dann beim Ganztag dasselbe nur unter schlechteren Bedingungen und entsprechend schlechteren Ergebnissen für Taschengeld statt Grundeinkommen. Ich bin doch nicht blöd! Aber das scheint jetzt auf Dauer die Lösung zu sein…?

Nun also Reitunterricht und da komme ich zu meiner Anfangsaussage: Schön wäre es, wenn da lauter etwa achtjährige und ältere Kinder wären, die da sind, weil sie REITEN wollen… Natürlich muss man auch dann emphatisch sein und einen Zugang zum Kind haben. Früher war das in meiner Kindheit auch nicht so dolle. Da hatte der Reit/Voltigierlehrer garnichts mit Kindern am Hut und die Sicherheitsvorschriften /Aufsichtspflicht ließ auch zu wünschen übrig. Gab dann bei Teamsport schnell Mobbing. Allerdings musste man lange betteln um da anfangen zu dürfen und erstmal ein paar Jahre üben, bevor man sich auf einem Turnier zeigte.

Heute dagegen ist es so, und dass spiegelt auch die Situation in der Schule/Kita ect. :
Die Kinder werden viel zu früh angemeldet. Wegen Betreuung, wegen Therapie, Pädagogik, Frühförderung, um sich auszulasten und weil sie das Hobby einmal kurz erwähnt hatten. In vier Wochen wollen sie was anderes oder sind unzufrieden, weil sie nicht auf ein Pony, sondern auf ein Pferd wollen. Die Eltern wollen entlastet werden und sind enttäuscht weil das Hobby vielleicht noch Frust /Konflikte bringt (wie überall im Leben) und die Kinder hinterher nicht einfach müde und glücklich ins Bett fallen.
Beim Voltigieren zB hat man dann also eine Gruppe von acht drei-bis fünfjährigen. Nach heutigen Sicherheitsstandards bräuchte es hierfür : Eine, die das Pferd longiert
Eine, die den ja sehr kleinen Kindern aufs Pferd und am Pferd hilft
Eine, die die restlichen Kinder betreut und beschäftigt
Eine, die zur Verfügung steht, falls mal ein Kind aus der Gruppe genommen werden muss, weil es zur Toilette muss, bockig ist, sich verletzt hat ect

Also vier Leute, vorzugsweise mit (Reit-) pädagogischer Ausbildung plus Pferd, Halle, Reiterhof – und keiner fragt sich, wie man das finanzieren soll…

Auch hier wird wieder davon ausgegangen, dass wir am besten alles nur noch ehrenamtlich aus Spaß machen. Dazu kommt noch, dass Kinder gerne früher gebracht und später abgeholt werden. In Filmen sieht man die Kids doch auch den ganzen Tag auf dem Reiterhof verweilen…. Nur sind die Kids in den Filmen älter, helfen beim Ausmisten und gehen nicht einfach bei einem wilden Hengst in den Stall! Dann kommen noch Aufgaben hinzu, die man so nicht erwartet hätte, denn zum Teil können Fünftklässlerinnen noch keinen Doppelknoten und so läuft Pferd auf einmal auf der Straße herum.

Dagegen braucht es nur drei Wochen Unterricht um auf einem ersten Turnier starten zu können. Während das früher zum zugucken Spaß machte, hat man dort heute zu vier fünftel Kleinkinder in Schrittgruppen. Die brauchen nicht hundert Zuschauer und stellen schnell fest, egal was sie machen, der Beifall tobt…

Also alles in allem, was der Kretschmann da will passt zu allem anderen.

GriasDi
1 Jahr zuvor

Wann wachen die „Oberen“ endlich mal auf. Das sind alles nur Reparatur-Arbeiten.
Hat man nicht genügend LehrerInnen, ist der Job einfach nicht attraktiv genug. Lösung: Job attraktiver machen UPZ herabsetzen, sinnlose Verwaltungstätigkeiten weglassen usw. usw. usw. Ein 10-minütiges Gespräch mit einer „normalen“ Lehrkraft würde genügen, dann wüssten die „Oberen“ was zu tun wäre. Würde halt Geld kosten, darf es aber nicht.

Dil Uhlenspiegel
1 Jahr zuvor
Antwortet  GriasDi

Lohnt sich „Aufwachen“ für die Zeitspanne? Anfangs Erleichterung nach der Einsetzung, dann Winterschlaf um Energie zu sparen, danach angestaute Gewitterneigung abwettern und dann vollends auslaufen. – In Lehrerjahren gerechnet wäre das ja gerade mal eine Bildungsplan-Halbwertszeit oder etwa 3,5 zukunftsweisende Bildungsinitiativen.