Lehrerverband fordert Erhebungen, um Lernlücken von Schülern zu erfassen – bundesweit

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Nach mehr als zwei Jahren mit pandemiebedingten Einschränkungen fordern Lehrervertreter eine bundesweite Erfassung des Lernstands in den Schulen. «Spätestens Anfang des nächsten Schuljahres brauchen wir bundesweit vergleichbare Lernstandserhebungen, um den Handlungsbedarf ehrlich einschätzen zu können», befand der Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, Heinz-Peter Meidinger, im Interview mit den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Das Aufholprogramm von Bund und Ländern habe bislang wenig bewirkt.

Wo fehlt’s denn? Foto: Shutterstock

«Viele Schülerinnen und Schüler haben nach zweieinhalb Schuljahren in der Pandemie noch immer massive Lernrückstände», sagte Meidinger. Das Aufholprogramm von Bund und Ländern habe an dem Problem bislang wenig geändert.

Das liege auch daran, dass die Zusatzangebote oft nicht flächendeckend zur Verfügung stünden und nicht die Schüler erreicht hätten, die die Nachhilfe besonders dringend benötigten. Sinnvoll wären nach Meidingers Worten Erhebungen in Deutsch, Mathematik und der, ersten Fremdsprache, möglicherweise auch in den Naturwissenschaften. «Wichtig wäre zudem, dass diese Tests in bestimmten, für eine erfolgreiche weitere Schullaufbahn entscheidenden Klassenstufen stattfinden: Beispielsweise in der dritten, in der sechsten Klasse, in der achten und in der zehnten Jahrgangsstufe.»

«Das Aufholprogramm muss weiterlaufen, und es muss vor allem verbindlicher werden»

Es gehe nicht um aufwendige Klausuren, sondern um unbenotete Kurztests, die eine grundsätzliche Einschätzung ermöglichten. Klar sei aber jetzt schon: «Das Aufholprogramm muss weiterlaufen, und es muss vor allem verbindlicher werden. Es darf nicht sein, dass viele besonders betroffene Kinder und Jugendliche gar nicht davon profitieren», so der Lehrerpräsident.

Er warnte zudem davor, sich dauerhaft auf schlechtere Leistungen einzustellen. Es sei zwar richtig, dass die Länder derzeit mit großzügigen Regelungen bei Versetzungen und Abschlüssen auf die pandemiebedingten Lernrückstände reagierten. Das müsse sich aber wieder ändern. «Wir riskieren sonst, dass das Leistungsniveau der Schulabgänger generell abgesenkt wird.»

Die KMK hat auf ihrer jüngsten Sitzung den Bund dazu aufgerufen, das Corona-Aufholprogramm zu verlängern. «Die Verlängerung und Aufstockung dieses Programms ist aus unserer Sicht unabdingbar», sagte Hamburgs Bildungssenator Ties Rabe (SPD) am Freitag zum Abschluss der Kultusministerkonferenz (KMK) in Berlin. Der hessische Kultusminister Alexander Lorz (CDU) begründet die Forderung nach einer Verlängerung mit langfristigen Auswirkungen: «Sechs Wochen Schulschließungen werfen die Kinder deutlich mehr als sechs Wochen zurück». Deshalb brauche man auch deutlich mehr Zeit und einen langen Atem.

Wie die Länder selbst – die ansonsten gerne auf ihre Bildungshoheit pochen – die Lernlücken zu schließen gedenken, das blieb auf der Pressekonferenz der KMK offen. News4teachers / mit Material der dpa

Corona-Aufholprogramm: Ein wildes Sammelsurium von Einzelmaßnahmen

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Klaus.lehmkuhl
1 Jahr zuvor

Und so fordert Meidinger noch mehr Arbeit für die Lehrer , denn die müssen das Ganze ja nachgucken und auswerten . Sonst wird immer über die hohe Belastung geklagt . Das ist Logik .

Realist
1 Jahr zuvor
Antwortet  Klaus.lehmkuhl

Mit fortschreitender Pandemie entfernen sich die Lehrerverbände immer weiter von der Basis. Nicht nur die GEW sondern jetzt offensichtlich auch die anderen Lehrerverbände. Es ist so traurig…

Wann bekommen Lehrräfte endlich eine echte GEWERKSCHAFT? So wie die IG Metall (die dieses Jahr bestimmt wieder bei den Abschlüssen mindestens eine 4 vor dem Komma herausholt im Gegensatz zu diesem Witzverein Verdi / GEW mit der faktischen Nullrunde für 2022)

KARIN
1 Jahr zuvor
Antwortet  Klaus.lehmkuhl

Nicht jede Schulart ist gleich betroffen mit Lernrückständen!
Je nach Ausstattung , Schülerklientel und unterrichtenden Lehrkräften, sowie Ausfallhöhen durch Corona bei Schülern und Lehrkräften kann man hier keine Vergeallmeierung machen.
Was soll bei dieser Erhebung rauskommen ?? Dass jede Klasse ganz verschieden betroffen ist, siehe letzter Satz! Und was wird nach der “ Auswertung “ dann unternommen??
Nichts, da zum einen dann das halbe Schuljahr wieder vorbei ist und zum anderen keine Lehrkräfte für irgendwelche Aufholprogramme vorhanden sind!
Viel heißer Wind um Nichts!!

Klaus Lehmkuhl
1 Jahr zuvor
Antwortet  KARIN

Ich habe bei meiner Schule den Eindruck , dass die Lernrückstände nicht so gigantisch sind , wie interessierte Kreise behaupten . Ehrlich gesagt kann ich in vielen Klassen und Kursen keine feststellen – vor allem in höheren Jahrgängen und E – Kursen . Die angeblichen Defizite werden nur benutzt , um die sogenannten ˋ Schulschließungen ´ – also den Distanzunterricht – unter allen Umständen auszuschließen . Andererseits : Wenn die Schüler zuhause lernen , wird Gas gespart …

KARIN
1 Jahr zuvor
Antwortet  Klaus.lehmkuhl

Verallgemeinerung natürlich 😉

Gerlinde
1 Jahr zuvor
Antwortet  Klaus.lehmkuhl

Natürlich sind Deutsch, Englisch, Mathe vorgesehen – wie immer und ewig.

Dil Uhlenspiegel
1 Jahr zuvor

Ich sehe was, das du nicht siehst, und das ist … komplexer und langwieriger als 8x Mathezusatz.

Dil Uhlenspiegel
1 Jahr zuvor
Antwortet  Dil Uhlenspiegel

PS: Ich habe dieses Schuljahr in den Monaten seit letzten September bereits den Lernstand erhoben. Man nennt es Klassenleitung, Unterricht, Noten usw. Darin hat aber freilich noch kein externer Theoretiker sich selbst als unverzichtbar hervorgereckt.

Hornisse
1 Jahr zuvor
Antwortet  Dil Uhlenspiegel

Praktiker mit Humor, wie wir Hornissen auch;
tut den Kindern sicher gut
(“ erhebt “ täglich )

Realist
1 Jahr zuvor
Antwortet  Dil Uhlenspiegel

„Klassenleitung, Unterricht, Noten usw“

Faule S… sind halt keine Experten. Da braucht es externer Evaluation aus dem Elfenbeinturm (natürlich nur die Aufgaben, die eigentliche Arbeit, das Korrigieren und Rückmelden, sollen natürlich wieder die f… Säcke machen, sozusagen als „Arbeitstraining“ (besser als Ernteeinsätze wie zu anderen Zeiten der Mangelwirtschaft, oder?))

Ron
1 Jahr zuvor

„Sinnvoll wären nach Meidingers Worten Erhebungen in Deutsch, Mathematik und der, ersten Fremdsprache, möglicherweise auch in den Naturwissenschaften.“

Wenn Schulen Lerndefizite ausgleichen wollen, empfehle ich mit der Arbeit in Form von Unterricht anzufangen. Erhebungen in allen möglichen Fächern verplempern dagegen weitere wertvolle Zeit. Sie helfen nur, beauftragte Forschungseinrichtungen wie z.B. die Bertelsmann-Stiftung zu finanzieren.

Georg
1 Jahr zuvor
Antwortet  Ron

… zumal die Ergebnisse ähnlich aussagekräftig sein werden wie die der Lernstandserhebungen und für politische Zwecke verwendet werden würden.

Uwe
1 Jahr zuvor

Eine der beliebtesten Illusion des deutschen Bildungssystems ist die: Das Schwein wird durch häufigeres Wiegen sicher fetter.

Realist
1 Jahr zuvor
Antwortet  Uwe

Nicht das Schwein, aber sicherlich die Anzahl der Stellen an den Universiäten, Instituten für Qualitätsentwicklung usw. Wo sollen diese universitären „Bildungsexperten“ denn sonst beschäftigt werden? In die Schulen wollen die ja nicht, sonst hätten sie auf Lehramt studiert (was man aber ehrlicherweise heute NIEMANDEM mehr empfehlen kann).

potschemutschka
1 Jahr zuvor
Antwortet  Realist

Einige (viele?) von denen haben mal Lehramt studiert. Sie sind dann nach spätestens 2 Jahren Praxisschock an die Unis und Institute. (So zumindest meine Erfahrung nach 40 Jahren Schuldienst) Allerdings gibt es auch unter Künstlern einige ehemalige Lehramtsstudenten, vielleicht sollte man die alle zurück an die Schulen holen?

potschemutschka
1 Jahr zuvor
Antwortet  potschemutschka

Ergänzung: Es soll auch unter Politikern ehemalige Lehrer geben.

MeinSenf
1 Jahr zuvor

Genau das haben wir an unserer Schule am Beginn des Schuljahres gemacht. Zählt das? Dürfen wir die schon vorhandenen Ergebnisse einreichen oder müssen wir dann noch einmal diese Mehrarbeit ableisten? Das war nämlich so, als ob wir gleich zu Beginn des Schuljahres fünf Klassenarbeiten gleichzeitig zu korrigieren hätten. War ein echt entspannter Einstieg ins Schuljahr für alle Beteiligten!

Palim
1 Jahr zuvor
Antwortet  MeinSenf

War vom Land NDS vorgegeben, viel Arbeit für nichts.
Ich würde dann auch die Ergebnisse vom letzten Jahr abgeben.

Bla
1 Jahr zuvor

D.H. es kommen dann zu Jahresbeginn vorbereitete Materialien/Kurztests, welche man zur Auswertung einschicken kann und die extern zeitnah korrigiert und evaluiert werden? Dann bekommt man als LuL ein qualitatives Feedback zugeschickt und sieht, wo genau die Lernrückstände sind? Bestenfalls gleich mit differenziertem Material, um diese zu schließen?

Coole Idee eigentlich. Aber leider glaube ich, das habe ich jetzt nur geträumt. Schade aber auch.

Palim
1 Jahr zuvor
Antwortet  Bla

Nein, es kommt jemand, übernimmt für 1 Woche die Klasse und die Lernstandserhebungen, samt Dokumentation, Elterninformation, Auswertung, Rückmeldung.

Anschließend kommt jemand, übernimmt die Klasse für 3 Wochen und arbeitet differenziert die Lernrückstände auf. Gleichzeitig nutzen sie die Wochen, um Unterstützungsbedarfe zu testen und die Formalitäten zu erledigen, die Digitalisierung umzusetzen, die Anbauten zu koordinieren, die fehlenden Lehrkräfte zu finden, die Mittel und das Personal für den DaZ-Unterricht zur Verfügung zu stellen und die multiprofessionellen Teams einzuweisen.

In der ersten Woche nehmen die Lehrkräfte einen Teil ihrer Überstunden des letzten halben Jahres, nachfolgend haben sie 3 Wochen, um sich um Teile der außerunterrichtlichen Aufgaben zu kümmern und das Team neu aufzustellen bzw. den Stundenplan an die 120%-Versorgung mit ausgebildeten Lehrkräften und die zusätzlichen Kräfte für Inklusion anzupassen.

Leseratte
1 Jahr zuvor

Mathe, Deutsch, FS sind ja immer die gekniffenen LuL, egal ob Kompetenztest, Prüfung Klasse 10, Abitur. Immer noch was drauf.

Klaus.lehmkuhl
1 Jahr zuvor
Antwortet  Leseratte

Der Unterschied ist aber , dass es dieses Mal ein Lehrerfunktionär fordert …

Rike
1 Jahr zuvor

Lernstandserhebungen haben wir am Anfang des Sj doch gemacht! Und was ist dabei herausgekommen? Nichts was ich nicht schon vorher wusste – jedenfalls bei mir in Mathematik. Auch bei den SuS, die aus der GS zu uns gewechselt haben: immer die altbekannten Baustellen, nichts wirklich Neues wegen Corona und DU.
Hat einen Haufen Zeit gekostet, alles zu korrigieren, individuelles Feedback zu geben usw. – und von den Eltern kein Wort dazu.
Diese Arbeitsbeschaffungsmaßnahme können sie sich sparen, sollen mich lieber ungestört unterrichten und mit den SuS arbeiten lassen.

Schattenläufer
1 Jahr zuvor

Mich interessier die Lernrückstände der SuS keinen Deut.

Warum? Weil mir die SuS egal sind????

Nein!!! Aus Selbstschutz!

Die Ermittlung der Lernrückstände und der Ausgleich der Rückstände ist eine Aufgabe der Bildungspolitik. Dies ist Sache der KMK.

Wenn ich die Lernrückstände ermittle und ihren Ausgleich fordere, dann ist es alte Tradition der KMK, dass man mir auf die Schulter klopft und dann den Ausgleich auf mich abwälzt. Für Gottes Lohn, den SuS zu Liebe.

Was ist bei der KMK die Belohnung für das schnelle graben eines großen und tiefen Lochs? Man bekommt eine größere Schaufel.

Wenn die politisch Verantwortlichen sich nicht für die Lernrückstände und deren Ausgleich interessieren, kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen warum dies meine Aufgabe oder die Aufgabe der Lehrerverbände sein sollte.

Wenn da jemand Druck machen müsste wären es doch Wohl die Schüler- und Elternverbände.

Die Lehrer erscheinen mir mit Unterricht, extensiven Vertretungen, sinnlosen Reformen und Bergen von Verwaltungsarbeit wirklich ausgelastet genug.
Von den Konferenzen bei denen über Gott und die Welt diskutiert wird bis die Thema am Boden liegen und sich nicht mehr bewegen ganz zu schweigen.

Sissi
1 Jahr zuvor
Antwortet  Schattenläufer

Diesmal reicht die Schaufel nicht;
Es braucht einen Bagger.
Was trotzdem praktisch ist,
weil man mit dem dann die alten leidigen Maskenstudien umso besser verbuddeln kann und die neue genehme auf stabilem festgestampften Trümmerboden
als der Weisheit letzten Schluss präsentieren kann.

Ron
1 Jahr zuvor

Ich würde sogar noch einen Schritt weitergehen und behaupten, dass die teils ausufernde Bürokratie der Lehrkräfte ein Grund dafür sind, warum viele Beschäftigte nicht mehr können oder wollen.