Bürokratie wächst: Fast nach jeder Landtagswahl mehr Bedienstete in den Ministerien

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POTSDAM. Trotz aller Sparappelle steigt die Zahl der Bediensteten in den Ministerien nahezu Jahr für Jahr, in Brandenburg jedenfalls. Eine aktuelle Erhebung zeigt: Das dortige Bildungsministerium wuchs binnen neun Jahren um knapp zwei Drittel.

Die Bürokratie wächst und wächst… Illustration: Shutterstock

Brandenburgs Ministerien haben seit 2013 die Zahl ihrer Beschäftigten nach fast jeder Landtagswahl erhöht. Nur bei den Ministerien für Inneres und Justiz gab es nach der Wahl 2014 und im Verkehrsressort nach der Wahl 2019 vorübergehend weniger Personal. Das geht aus der Antwort des Innenministeriums auf eine Anfrage der AfD-Landtagsfraktion hervor, die der dpa vorliegt. Demnach nahm die Zahl aller zehn Regierungsbehörden seit 2013 insgesamt um rund 20 Prozent auf etwa 2780 Beschäftigte zu.

Als einziges Ressort hat das heutige Ministerium für Infrastruktur und Landesplanung weniger Beschäftigte als früher. Das damalige Ministerium für Infrastruktur und Landwirtschaft zählte 2013 noch 402 Beschäftigte. In der heutigen Behörde waren es Anfang des Jahres 263. Den stärksten Aderlass gab es 2014, als das Agrarressort ausgegliedert wurde und die Belegschaft um ein Drittel schrumpfte.

Nur zwei Ministerien blieben in ihrem Zuschnitt unverändert: das Bildungs- und das Wissenschaftsministerium. Das Wissenschaftsministerium hob die Stellenzahl seit 2013 um 25 auf 165 an. Beim Bildungsministerium wuchs die Belegschaft dagegen von 167 auf 277.

Das Fachressort mit den wenigsten Stellen ist nach wie vor das Justizministerium. 2013 gab es dort 121 Beschäftigte, Anfang dieses Jahres waren es 133. Zwischenzeitlich, als die Zuständigkeiten für Europa und Verbraucherschutz 2014 hinzu kamen, stieg die Personalzahl auf 213. Nach der Landtagswahl 2019 wechselte das Europaressort zum Finanzministerium. Der Verbraucherschutz wurde im neuen Ministerium für Soziales, Gesundheit, Integration und Verbraucherschutz angesiedelt. 84 Stellen fielen dadurch weg. News4teachers / mit Material der dpa

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13 Kommentare
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Carsten60
1 Jahr zuvor

Genau sowas meinte ich, als es um „überflüssige Akademiker-Berufe“ in anderem Zusammenhang ging (Artikel zur Überakademisierung). Die Gruppenleiter benötigen mehr Untergebene, die Abteilungsleiter auch. Und dann werden eben überflüssige Funktionen definiert, für die man angeblich weitere „Referenten“ benötigt, natürlich zu Lasten des Steuerzahlers. Den kann man dann angeblich nicht entlasten, weil die Bürokratie so viele Milliarden verschlingt. Das Bundesbildungsministerium hatte zu Zeiten von Frau Schavan 900 Mitarbeiter, obwohl es für fast nichts wirklich zuständig war, weil Bildung Ländersache war.
Es ist doch merkwürdig, dass die Bildungsjournalisten diesen Bürokratieaufbau nie kritisiert haben. Bei der Bildungsbürokratie sind wir in Deutschland Spitze, bei den Leistungen leider nicht.

Carsten60
1 Jahr zuvor
Antwortet  Redaktion

„… können sich die Stellen ja nicht selbst schaffen“
Nein, aber Ministerien schaffen sich selbst zusätzliche Stellen (steht doch oben im Artikel), und insbesondere können auch Parteigenossen Stellen für andere Genossen schaffen, gerne auch für Hochschulabsolventen (z.B. Diversitätsbeauftragte, Queerbeauftragte). Man kann neue Behörden aufbauen (z.B. Landesinstitute für irgendwas mit Schule, das sind dann nur Akademikerstellen), bei der Bundesanstalt für Arbeit wurde mal festgestellt, dass nur 10 % der Mitarbeiter mit der eigentlichen Arbeitsvermittlung beschäftigt waren. Auch die zivile Verwaltung im Verteidigungsministerium ist berüchtigt dafür. Ein Bundeswehrgeneral hat mal sinngemäß gesagt: „Es gibt da eine sich selbst nährende Bürokratie, deren Wirken schon an Sabotage grenzt.“
SICH SELBST NÄHREND — das ist doch eine gute Formulierung. Bürokratie gebiert weitere Bürokratie.

Carsten60
1 Jahr zuvor
Antwortet  Redaktion

„… nichts zu tun“
Ich fürchte schon, die zusätzlich geschaffenen Stellen in den Ministerien sind vorwiegend Akademikerstellen, bestimmt keine für Handwerker. Auch Hausmeister werden wohl eher wegrationalisiert, aber man braucht mehr Juristen, Politologen und Absolventen von „Gender Studies“, im Bildungsministerium auch Diplom-Pädagoginnen und natürlich jede Menge Psychologen. Psychologen vermessen neuerdings unsere Bildung und entscheiden mit über die Verteilung von 14 Milliarden € jährlich aus dem BMBF. Die ganze neue Bildungs-wissenschaft (MPI f. Bildungsforschung, DIPF usw.), ist von Psychologen durchsetzt. Das ist zwar kein „Wahn“, aber es ist eine gewaltige Ausweitung. Und der Nutzen der ganzen Psychologisierung ist noch nicht nachgewiesen, das nützt bislang vorwiegend den Psychologen.

dickebank
1 Jahr zuvor
Antwortet  Carsten60

Ministerien sind oberste Behörden, welche und vor allem wie viele Stellen im einfachen Dienst Laufbahngruppe 1, erstes Einstiegsamt erwarten Sie denn in einer solchen Behörde.
Und nicht vergessen, viele Stellen im einfachen Dienst sind im ÖD an Dienstleister vergeben. Selbst die Dienstgebäude sind oftmals angemietet, so dass die Haustechnik und das „facility management“ nicht Teil der Behörde ist.

Carsten60
1 Jahr zuvor
Antwortet  dickebank

Genau: die Dienstleister rationalisieren Jobs weg, und der ganze „Wasserkopf“ der höheren Behörden bläht sich auf. Siehe auch den obigen Artikel. Und kurz vor jeder Wahl gibt’s eine Beförderungswelle in den Ministerien.

dickebank
1 Jahr zuvor
Antwortet  Carsten60

Bürokratisierung – ja welche denn?

Zum einen sind da unternehmenseigene bürokratische Anforderungen, dann kommmen noch die drauf, die durch Verbände , Innungen, Kammern und berufsständischen Organisationen sowie Versicherungen und Banken verursacht sind. Lediglich ein Teil der Bürokratie wird durch staatliche Stellen verursacht. Dass der staatliche Bürokratieaufwand zunimmt, ist letztendlich der tatsache geschuldet, dass die eigentlich allgemeingültigen gesetzlichen Regelungen durch immer mehr Ausnahmetatbestände aufgeweicht werden müssen, um den Interessen von Minderheiten, die Benachteiligungen zu befürchten vorgeben, Rechnung zu tragen.
Diejenigen, die sich vertreten durch ihre Lobbygruppen am stärksten für Ausnahmetatbestände bei der Legislative einsetzen, sind die jenigen, die sich im Nachgang über die zusätzlichen administrativen Folgen beschweren.

Teacher Andi
1 Jahr zuvor

Selbstbedienungsladen auf Kosten der Steuerzahler.
Bezeichnend ist auch, dass bei der Bildung trotz allem gespart wird, die Prioritäten liegen eindeutig woanders.

Konfutse
1 Jahr zuvor
Antwortet  Teacher Andi

Na klar, da müssen Nichten, Neffen, Ehepartner, Kinder usw. mit einem guten Job versorgt werden. Das ist erst einmal viel wichtiger. Nein, am wichtigsten.

Leseratte
1 Jahr zuvor

Trump möchte das Bildungsministerium ganz abschaffen. Zwar aus für uns schwer nachvollziehbaren Gründen, aber bei uns ließen sich andere Gründe fürs Abspecken diverser Ministerien finden…

https://www.zeit.de/politik/ausland/2022-08/usa-cpac-donald-trump-bildungsministerium-konservative-dallas?utm_referrer=https%3A%2F%2Fwww.google.com%2F

Ron
1 Jahr zuvor

Bürokratie ist super. Wer soll sonst entscheiden, in welchem Abstand gelüftet, desinfiziert, gefördert und evaluiert werden soll. Freie Entscheidungen und das Verlassen auf den gesunden Menschenverstand sind out. Vermutlich mit ein Grund, warum viele Lehrer sich entmündigt fühlen und gestresst sind. Wer kann sich schon 500 Seiten Coronavorschriften merken und nach ihnen handeln

Teacher Andi
1 Jahr zuvor
Antwortet  Ron

Wenn die Entscheidungen effizient, nachhaltig und auf Verstand basiert wären, hätte man ja nichts gegen die Vorschriften. Aber mir kommt das immer mehr wie „Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen“ für zu viele Minister vor, und je mehr diese Bürokratiewlaze rotiert, desto unbeweglicher und träger wird sie. Fazit: Frustration und Demotivation. Gut gemacht!