Fachkräftemangel: Heil will Berufsorientierung an allen Schulen – ab Klasse 5

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BENNECKENSTEIN. Vielen Unternehmen fehlen Fachkräfte – und auf der anderen Seite tun sich junge Menschen oft schwer mit dem Einstieg bei einer Firma. Um das Problem anzugehen, will der Bundesarbeitsminister an Deutschlands Schulen ansetzen.

Macht Druck: Sozial- und Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD). Foto: photocosmos1 / Shutterstock

Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) hat sich für flächendeckende Berufsorientierung an Deutschlands Schulen ab Klasse fünf ausgesprochen. An vielen Schulen gebe es bereits eine gute Berufsorientierung, sagte Heil am Freitag auf einer Sommerreise in Sachsen-Anhalt. «Aber ich will das für alle Schulformen.» Entsprechende Angebote bereits ab Klasse fünf seien wichtig, so dass die jungen Menschen auch spielerisch praktische Erfahrungen sammeln könnten.

«Ich habe ganz tolle Beispiele erlebt in Deutschland», sagte Heil am Rande des Besuchs der Stuhlfabrik Benneckenstein im Harz. Dort und auf weiteren Stationen seiner Tour hatte Heil sich von oft erheblichem Mangel an Fachkräften berichten lassen.

Heil erzählte: «Mein Sohn beispielsweise hat jetzt ab der fünften Klasse in der Grundschule in Brandenburg das Fach Arbeit, Technik, Wirtschaft.» Er habe in seinem Heimatbundesland Niedersachsen auch an Gesamtschulen frühe Berufsorientierung erlebt, so Heil. «Es gibt viele junge Leute, die Abitur machen wollen – die Hälfte eines Jahrgangs inzwischen.» Nicht alle brächten ihre akademische Ausbildung zu Ende. «Und viele kennen auch nicht alle Berufe, die es gibt, auch in der dualen Ausbildung beispielsweise», so Heil.

Berufsorientierung sei «ein Schlüssel», so dass die Menschen zu ihnen passende Berufe fänden und dass Deutschland die Potenziale besser ausschöpfe. «Dieses Land braucht nicht nur Master, sondern es braucht mehr Meister.» News4teachers / mit Material der dpa

Tag des Handwerks? Mehr Berufsorientierung? Hört endlich auf, die Lehrer zu überfordern! Ein Kommentar

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21 Kommentare
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Ron
1 Jahr zuvor

Obwohl ich ja durchaus für die Berufsorientierung bin, dürfte das für 10jährige dann doch etwas früh sein. Viel entscheidener fände ich eine Reformierung des Faches Wirtschaft. Statt Mülltrennung, Verwertungskreisläufe oder das Einrichten der eigenen Wohnung zu „üben“, wäre es sicher auch interessant, mal etwas über Unternehmertum und Geldanlage zu hören. Auch Vertragsrecht, Kreditwesen oder Abmahnungen betreffen Jugendliche mehr als man denkt. Wie wäre es zudem mit Börsenspielen, um zu lernen, sich aktiv über Unternehmen zu informieren?

Bla
1 Jahr zuvor
Antwortet  Ron

Genau das gibt es doch?
Bayern, Mittelschule, ab 5. Klasse (WiB), später BoZ (Wirtschaft und Kommunikation, Ernährung und Soziales, Technik).
Dazu gibt es sogar eine Qualimöglichkeit (bis vor einem Jahr noch verpflichtend, jetzt wählbar).
Berufsorientierung (Stellenbeschreibung bis Einstellung mit Bewerbungsgespräch, Unterlagen, Bewerbung usw.)
Dazu Wirtschaft, Technik, Recht, Wohnen, Testen von Waren und Dienstleistungen, Projektarbeit, Methoden und Medien, Praktika und Berufsvorbereitung als Praxisteile (BFZ, Arbeitsagentur).
Die Themen: Unternehmen, Geldanlage, Vertragsrecht, Kreditwesen, Börsenspiel und Simulationen sind dort im Lehrplan enthalten. Dazu sehr vieles Weitere.

Viele Themen auch fächerübergreifend super einsetzbar (in den meisten Fächern sogar …).
Daher: Einen solchen Lehrplan gibt es. Studiert habe ich mitunter Arbeitslehre als Fach (jetzt eben WiB im LP+). Also sollte man auch nicht nur „unstudierte“ dafür finden.
https://www.lehrplanplus.bayern.de/fachlehrplan/mittelschule/9/wib/mittlere-reife-klasse
(Beispiel aus dem LP+, Bayern, 9. Jahrgangsstufe, M-Zug, R-Klasse gibts aber auch)

Last edited 1 Jahr zuvor by Bla
Ron
1 Jahr zuvor
Antwortet  Bla

Glückwunsch! Ganz ehrlich gemeint. Dann müssen wir uns jetzt nur noch dafür einsetzen, dass der nicht nur in Bayern gilt. Aber das wird vermutlich schwierig.

Bla
1 Jahr zuvor
Antwortet  Ron

Und nicht nur an Mittelschulen.
Das wird ein langer Weg …

Noch 5 Jahre
1 Jahr zuvor

Idiot! Der soll sich einfach mal schlau machen, was in beruflicher Orientierung bereits ab Klasse 5/6 läuft: Konzepte, Maßnahmen gibt es dafür an jeder Schule.
Polemischer Sch…Dreck!

Achin
1 Jahr zuvor
Antwortet  Noch 5 Jahre

Um es weniger prosaisch zu sagen:

Reinste Symbolpolitik, die es nicht einmal darauf anlegt, die Realität zu verbessern. Einfach peinlich!

Leseratte
1 Jahr zuvor
Antwortet  Noch 5 Jahre

Viele Schulen bewerben sich um das Berufswahl-Siegel. Haben wir seit mehreren Jahren. Da muss man einiges in dem Bereich machen.

447
1 Jahr zuvor
Antwortet  Leseratte

Ja. Und wer da mal reinschaut, was „da gemacht wird“… erkennt schnell, dass es eher an sonderpädagogische Förderung erinnert. Mal in den „Berufsordner“ geschaut, den Kinder da führen sollen? Wer solche Hilfen überhaupt braucht – ist ohnehin kaum vermittelbar, der übliche Teufelskreis.

Die Praktikumsmöglichkeiten sind super – vele haben so die Chance, über die persönliche Schiene wenigstens irgendwo irgendwie unterzukommen.

Aber der Rest… joa, verständnisvolles Kopfnicken ist angesagt…

Und nun...?
1 Jahr zuvor
Antwortet  Noch 5 Jahre

Liebe @Redaktion,

wollen Sie diese Beleidigung hier stehen lassen, weil sie von jemandem von den „Guten“ kommt?

Und nun...?
1 Jahr zuvor
Antwortet  Redaktion

Falsch! Der User bezeichnet Heil als Idioten. Das ist ein persönlicher Angriff, keine Meinungsäußerung zu einer Aussage. Aber was soll’s, manche haben hier wohl Narrenfreiheit.

Bla
1 Jahr zuvor
Antwortet  Und nun...?

Ich glaube der User meinte mich mit dem Idiot. Namen gab es irgendwie keinen.
Finde das an dieser Stelle in Ordnung. Keine Angst, ich werde deshalb nicht den ganzen Tag weinen. Anzeige wird auch nicht gestellt.

Alles wieder okay?
Es gibt doch so einige andere Probleme.

Und nun...?
1 Jahr zuvor
Antwortet  Bla

Es ging um das, was Heil gesagt bzw. vorgeschlagen hat. Hat mit Ihnen nichts zu tun.

Bla
1 Jahr zuvor
Antwortet  Und nun...?

Okay, dann mal anders. Auch wenn ich den Herrn Heil tatsächlich mag/sympathisch finde und vieles wofür er wirkt als richtig sehe:

„Ausgesprochen“ und „aber ich will“ kommen bei Poltikern immer mal vor (Anordnen und Fordern). Dazu tolle Einzelbeispiele?
Dann auch geben: Konzept bspw. -> Wie genau? Was stellt das Land/der Bund? Wer macht das? Was fällt dafür evtl. weg? Werden Materialien/Unterstützungen gestellt? Wie bindet man die Unternehmen mit ein? Usw. usf.

Das Fach „Arbeit, Technik, Wirtschaft“ hieß in Bayern „Arbeit, Wirtschaft, Technik (AWT) und ist alter Lehrplan hier. Neuer LP+ heißt es WiB (Wirtschaft und Beruf). Zuvor hieß es Arbeitslehre.
Dazu kommen die BoZ-Fächer (früher Technik, Wirtschaft, Soziales -> Jetzt ES, T, WiK – siehe oben).
In Brandenburg müsste es WAT (Wirtschaft-Arbeit-Technik) heißen?
Naja … ATW, AWT, WAT, WiB … Da kann man schon mal durcheinander kommen, wenn jedes Land seine eigene Bezeichnung hat. (Wozu eigentlich? Könnte man vielleicht auch mal einheitlich machen – nur mal so als Vorschlag).

«Und viele kennen auch nicht alle Berufe, die es gibt, auch in der dualen Ausbildung beispielsweise»
Entschuldigung? Wer kennt denn bitte alle Berufe. Da wäre ich mal gespannt, ob Herr Heil alle Berufe aufzählen kann (am besten mit Rahmenbedingungen und Inhalten). Dazu ist die Schule auch kaum sinnvoll, dass die SuS Berufe pauken. Eine Basis schaffen und dann sollten die SuS selbständig sich für andere Berufe informieren (können!).
Da ist es auch egal, ob im Dualen-Ausbildungssystem oder sonst wo. Die verschiedenen Möglichkeiten sollten erklärt werden und examplarisch anhand einzelner Berufe dargestellt werden. Setzt natürlich voraus, dass die Lehrkräfte das wissen selbst haben. Also nochmal: Wer genau macht das wo und wie an bspw. Gymnasien dann?

Das Problem mit dem „viele wollen Abitur“ ist hausgemacht. Das könnte „die Politik“ an der Stelle auch mal klar benennen, warum das so ist und das man politisch die letzten Jahre genau darauf hingearbeitet hat.
«Dieses Land braucht nicht nur Master, sondern es braucht mehr Meister.»
Floskel, da eben auch hausgemacht.
Man braucht auch „mehr ohne Master und Meister“, also „nur“ mit Ausbildung.
Man hätte natürlich auch das 1. StEx in vielen Bundesländern beibehalten können, dann gäbe es zumindest im Verhältnis weniger Master. (Achtung: Das war Ironie, auch wenn man politisch so oft (schön)rechnet … Will hier keinen auf Ideen bringen.)
Und bei dem Lehrkräftemangel brauchen wir auch „mehr Master“ … Nur eben in den Mangelbereichen. Bspw. Lehramt.

Andre Hog
1 Jahr zuvor

Was steht auf einem aktuellen Plakat der Handwerkskammern?

„Das, was Kinder von einer Ausbildung in einem Handwerk abhält, sind nicht die mangelnden Informationen aus der Schule, sondern eher die Akademikereltern.“

Ein bereits etwas älteres Plakat hatte die Richtung bereits vorgegeben:

„Die meisten Kinder wollen später was mit ihren Händen arbeiten – bis die Eltern sich einmischen!“

Warum – zum Henker – immer alles den Schulen aufladen?
Vieles, was im Alltag als defizitär erlebt wird, ist auf die Elternhäuser (und damit meine ich explizit nicht nur die schwierigen, prekären) zurückzuführen … und dagegen sollen wir an arbeiten?
Das ist, wie Wasser in einem Sieb nach Hause tragen wollen.

Last edited 1 Jahr zuvor by Andre Hog
Maja
1 Jahr zuvor

Es gibt auch Kinder von Handwerkern die ein Abitur machen und dann studieren gehen.

Die Handwerkszunft wird sicherlich nicht aussterben. Es gibt immer wieder Betriebe, die geschlossen werden und dann gibt es immer wieder zu Betriebe, die neu eröffnet werden.

Krokodilstränen
1 Jahr zuvor
Antwortet  Maja

Warum das Handwerk nicht dort wirbt, wo die Kinder nach der Schule nicht studieren, weil sie nicht die
Hochschulzugangsberechtigung erlangen, mutet doch seltsam an. Wenn man potentielle Azubis aus anderen Schulformen ablehnt, darf man sich nicht wundern, wenn Abiturienten umgekehrt dasselbe machen. Selbstgemachtes Problem.

Georg
1 Jahr zuvor
Antwortet  Krokodilstränen

Die Handwerksbetriebe haben vermutlich ihre Gründe dafür. Der Firmenchef muss eine gewisse Arbeitsbereitschaft und Lernwilligkeit, bei Kundenkontakt zusätzlich Umgangsformen voraussetzen können. Dann schlägt die Mustererkennung zu.

447
1 Jahr zuvor

Wer die Kinder erlebt, die einen Großteil der „Adressaten“ von Bo-Maßnahmen ausmachen… weiß auch, was dahinter steckt: Anspruch und Leistung weiter verwässern (damit Eltern und Schüler subjektiv zufrieden sind, auch wenn das langfristig schadet) – wer selbst sowas wie den NRW-MSA nicht packt, wird eben über BO „ausgegliedert“.

Na ja, wenn es die Dienstherrin und die Gesellschaft so für richtig befinden… passt schon.

Tigrib
1 Jahr zuvor

Selbst für Schüler in den Abschlussklassen scheint der Beruf meilenweit entfernt zu sein und dass, obwohl diese zwei oder drei Jahre lang BO gehabt haben incl. Praktika.
Was soll das also schon in Klasse 5???