Beckmann zum Weltkindertag: Ungerechtigkeiten im Bildungssystem endlich angehen!

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BERLIN. Anlässlich des heutigen Weltkindertages hat Udo Beckmann, Bundesvorsitzender des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE), die Bildungspolitik in Deutschland kritisiert. „Kinder haben ein Recht auf Bildung, unabhängig von ihrer sozialen Herkunft und dem sozioökonomischen Hintergrund ihrer Familien. Die multiplen Krisen unserer Zeit haben in den letzten Jahren allerdings für zunehmende Bildungsungerechtigkeit im Bildungssystem gesorgt“, erklärte er. 

Mahnt die Kultusminister: VBE-Bundesvorsitzender Udo Beckmann. Foto: Windmüller/VBE

Kinder, die bereits vor der Pandemie zu den Benachteiligten gehört haben, wurden stärker abgehängt als andere – wie Beckmann betont. Dies hätten verschiedene Studien der letzten Monate verdeutlicht. „Aber schon vor der Coronapandemie mussten wir einen rückläufigen Trend in puncto Bildungsgerechtigkeit beobachten. Bedingt durch fehlende Gelingensbedingungen konnte die individuelle Förderung für Kinder und Jugendliche, die in herausfordernden sozialen Lagen aufwachsen, auch schon vor 2020 oftmals weder in den Kitas noch in den Schulen in erforderlichem Maße geleistet werden. Hier besteht dringender Handlungsbedarf, beispielsweise durch eine bessere personelle Ausstattung der Kitas und durch die Bereitstellung von zusätzlicher Unterstützung für betroffene Schüler:innen.“

Auch die durch die pandemiebedingten Schulschließungen verursachten, noch immer bestehenden sozial-emotionalen Belastungen dürften nicht aus dem Blick geraten. Beckmann: „Ohne ihre Aufarbeitung kann gute Bildung für betroffene Kinder und Jugendliche nicht gelingen. Besonders in den Grundschulen, wo der Personalmangel am größten ist, muss dringend Abhilfe geschaffen werden.“

„Es wird höchste Zeit, dass bei politischen Entscheidungen das Wohl der Kinder stärker im Vordergrund steht“

Der VBE-Chef unterstreicht: „Kinder, die heute in der ersten bis dritten Klasse lernen, kennen Schule nur unter Corona-Bedingungen. Sie konnten und können vieles von dem, was Schule ausmacht, wie das soziale Miteinander in Arbeitsgemeinschaften oder Sportangeboten, kaum nutzen. Hinzu kommen Angst und Unsicherheit angesichts des Krieges in der Ukraine und der Klimakrise. Diese Nachteile müssen ausgeglichen werden. Dies kann aber nur gelingen, wenn mehr Menschen für das Lehramt gewonnen werden und die im System befindlichen Lehrkräfte durch andere Professionen unterstützt und endlich von Aufgaben entlastet werden, um sich wieder stärker auf das fokussieren zu können, wofür sie ausgebildet sind.“

Insbesondere für die Aufarbeitung psychischer Belastungen, aber auch für die Betreuung und Beschulung von Kindern und Jugendlichen, die aus der Ukraine geflüchtet sind, brauche es den Einsatz multiprofessioneller Teams in Schule und Kita. „Es wird höchste Zeit, dass bei politischen Entscheidungen das Wohl der Kinder stärker im Vordergrund steht“, sagt Udo Beckmann.

Zum diesjährigen Kindertag unter dem Motto „Gemeinsam für Kinderrechte“ rufen das Deutsche Kinderhilfswerk und UNICEF Deutschland sowohl Bund, Länder und Kommunen als auch die gesamte Gesellschaft auf, die Rechte von Kindern konsequenter in den Blick zu nehmen. Er geht zurück auf die Empfehlung der 9. UN-Vollversammlung am 21. September 1954. News4teachers

Beckmann rechnet mit der Bildungspolitik ab: „Kürzen, schönrechnen, verstecken, draufsetzen“ – und am Ende: Notstand

 

 

Zum diesjährigen Kindertag unter dem Motto „Gemeinsam für Kinderrechte“ rufen das Deutsche Kinderhilfswerk und UNICEF Deutschland sowohl Bund, Länder und Kommunen als auch die gesamte Gesellschaft auf, die Rechte von Kindern konsequenter in den Blick zu nehmen. Er geht zurück auf die Empfehlung der 9. UN-Vollversammlung am 21. September 1954.

 

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Ron
1 Jahr zuvor

„Die multiplen Krisen unserer Zeit haben in den letzten Jahren allerdings für zunehmende Bildungsungerechtigkeit im Bildungssystem gesorgt“, erklärte er.“

Ist das wirklich so? Wo ist denn die Ungerechtigkeit in unserem kostenlosen Bildungssystem, das schon jetzt deutlich mehr Energie in diese auffälligen Kinder steckt als in die große Mehrheit. Weltkindertag bedeutet für mich, dass man alle Kinder in den Blick nimmt. Wir vernachlässigen in meinen Augen derzeit sträflich unsere späteren Leistungsträger. Das Gleichgewicht zwischen Fördern und Fordern ist völlig aus den Fugen geraten. Wir brauchen Leistung, nicht noch mehr Gleichmacherei.

TaMu
1 Jahr zuvor
Antwortet  Ron

Das sehe ich auch so. Der psychologische Effekt gerade auch auf die „benachteiligten“ SuS, dass sie mit ihrer „Schwäche“ ständig im Fokus stehen und sie zum Teil gerade deshalb in ihrer Rolle bleiben , aber auch auf die Leistungsstärkeren, die irgendwann resignieren, weil um sie herum im Unterricht Chaos herrscht, ist deutlich sichtbar.

Alx
1 Jahr zuvor

Wenn man ehrlich ist, dann ist der Begriff Bildungsgerechtigkeit völlig falsch.

Gerechtigkeit: alle bekommen das Gleiche.
Ungerechtigkeit: manche bekommen mehr als andere oder ihnen zustehen würde.

Was bei uns mit Bildungsgerechtigkeit bezeichnet wird:
Wir fördern ausschließlich die Schlechten, wenn die dann immer noch schlechter sind als die Anderen, DANN erst ist das Ungerechtigkeit und wir Lehrer und Schulen sind schuld daran, dass Schüler X nicht will.

Last edited 1 Jahr zuvor by Alx
Georg
1 Jahr zuvor
Antwortet  Alx

Gerechtigkeit wird mit Ergebnisgleichheit verwechselt.

Gerd Möller
1 Jahr zuvor
Antwortet  Alx

@Alx und Georg:
Empfehle, sich mal mit den verschiedenen Gerechtigkeitstheorien zu beschäftigen, z.B. Rawls, Nussbaum, Sen, Honneth,…
Da wird deutlich, dass dies nicht mit dem schlichten Satz „alle bekommen das Gleiche“ getan ist

Schattenläufer
1 Jahr zuvor

Die Ursache des Problems liegt aus meiner Sicht eher nicht bei den Schulen.

Zumindest nicht für die Defizite der schwächeren SuS.

Ich würde sagen das Bildung der SuS funktioniert, wenn die Schule 80% der Bildung und 20% der Erziehung trägt.

Das Elternhaus muss im Gegenzug 20% der Bildung (z.B. lesen von Büchern usw.) und 80% der Erziehung übernehmen.

Viele Eltern haben sich aber sowohl aus Bildung als auch aus Erziehung der SuS komplett verabschiedet und vertreten statt dessen die All-Inclusive Forderung an die Schulen.
Dies teilweise sehr offensiv.

Diese Problem möchte die Politik aber weder ansprechen noch wahr haben.

Eltern werden schließlich als Arbeitnehmer gebraucht und da muss man eben hin nehmen , dass für Bildung und Erziehung der eigenen Kinder weder Zeit noch Motivation übrig bleibt.

Statt dessen geht man wie üblich vor und verlangt von den Schulen Dinge die eigentlich unmöglich sind.

Die Schulen können weder die komplette Bildung noch die gesamte Erziehung und Sozialisierung der Kinder übernehmen. Schon gar nicht mit den momentanen personellen Ressourcen.

Was kommt dabei heraus?
Kinder aus bildungsfernen Elternhäusern die 80% der Arbeitskraft der Lehrer binden um dabei ohne Unterstützung der Eltern wenig bis nichts zu erreichen und noch schlimmer leistungsstarke und vom Elternhaus gut sozialisierte SuS die nur so mit laufen und daher bedeutend weniger erreichen als möglich wäre.

Welchen Schluss ziehen wir aus dieser Entwicklung?
Klar, die LuL sind faule, und unfähige Versager die sich nicht genug Mühe geben aus Eseln Rennpferde zu machen.

Es gab schon immer starke und schwache SuS.

Heute machen wir daraus eine Lumumpe aus Mittelmaß.
Die schwachen SuS werden mit viel Glück etwas besser.
Die guten SuS lernen bedeutend weniger als Sie könnten.

Wie war das noch?
Ach ja „In Gefahr und größter Not bringt der Mittelweg den Tod“.

Könnte man als Nationalmotto in Deutschland nehmen.
Ein Land in dem Mittelmäßigkeit mit Gerechtigkeit verwechselt wird.

Lera
1 Jahr zuvor
Antwortet  Schattenläufer

So sieht’s aus. Gerecht ist, wenn Laura und Marie dem Kevin täglich beim Rumkaspern zusehen dürfen.