Studie: Eltern sind die wichtigsten Finanzratgeber von Jugendlichen

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BONN. Die meisten Jugendlichen bekommen ihr erstes eigenes Girokonto im Schnitt mit 14 Jahren. Zwei Drittel von ihnen nutzen Online-Banking. Nur rund ein Fünftel bewertet das in der Schule vermittelte Finanzwissen als gut.

Es geht ums Geld. Foto: Shutterstock

Jeder zweite deutsche Jugendliche im Alter von 16 bis 18 Jahren hat unter seinem eigenen Namen ein Girokonto, jeder dritte führt ein Spar- oder Festgeldkonto. Im Schnitt bekommen Teenager mit 13,8 Jahren ein erstes Girokonto, Sparkonten werden meist bereits drei Jahre vorher eingerichtet. Das geht aus der aktuellen repräsentativen Jugend-Digitalstudie der Postbank hervor. Für die Studie wurden 1.000 Jugendliche im Alter zwischen 16 und 18 Jahren in Deutschland befragt.

Wertpapierdepots oder Tagesgeldkonten seien seltener (jeweils 8 Prozent), verbreiteten sich aber zunehmen unter Jugendlichen. Der Anteil der Jugendlichen, die ein Wertpapierdepot besitzen, habe sich beispielsweise seit 2019 mehr als verdoppelt.

Im Schnitt standen den Befragten monatlich 251 Euro für private Ausgaben zur Verfügung. Das waren drei Prozent mehr als im Vorjahr. In den Jahren 2019 und 2020 lag der Zuwachs noch bei mindestens zehn Prozent. Der genauere Blick zeigt, wie zu erwarten, dass mit dem Alter auch das Budget wachse: Während etwa 16-Jährige durchschnittlich 141 Euro pro Monat ausgeben können, sind es bei 18-Jährigen 363 Euro.

Eltern vermitteln Finanzwissen besser als die Schule
Grundsätzliches Finanzwissen haben die Jugendlichen nach eigenen Angaben hauptsächlich von ihren Erziehungsberechtigten vermittelt bekommen. 47 Prozent der Befragten bekundeten, dass ihre Eltern ihnen Kenntnisse über Geldanlage, Vorsorge etc. gut beigebracht hätten. 2021 waren es noch 65 Prozent, 2020 immerhin 55 Prozent. Von den Erziehungsberechtigten fühlen sich die Jugendlichen aber immer noch deutlich besser aufgeklärt als durch die Schule. Geht das Vertrauen in die Eltern offenbar im Trend zurück, zeigten sich im Hinblick auf die Schule Schwankungen auf insgesamt niedrigem Niveau. In der aktuellen Befragung gaben nur von 22 Prozent der befragten Jugendlichen an, die Schule vermittle gutes Finanzwissen. Das sind drei Prozentpunkte weniger als im Vorjahr, aber acht Prozentpunkte mehr als 2020.

Zwei Drittel der jugendlichen Kontoinhaberinnen und Kontoinhaber nutzen Online-Banking
Online-Banking ist unter den jugendlichen sehr beliebt. Derzeit nutzen es 66 Prozent von ihnen, am häufigsten über eine Banking-App auf dem Smartphone (41 Prozent). Weitere 34 Prozent verwenden das Online-Banking-Portal ihrer Bank, sechs Prozent eine Finanzsoftware. Im Schnitt sind die Nutzerinnen und Nutzer rund 16 Jahre alt, wenn sie mit dem Online-Banking beginnen.

64 Prozent der jugendlichen Online-Banking-User haben bei der Einrichtung und den ersten Schritten die Unterstützung ihrer Eltern in Anspruch genommen. Das gelte vor allem für Mädchen. Hatten sich 71 Prozent von ihnen von den Eltern helfen lassen, waren es bei den Jungen nur 58 Prozent. Vier von zehn Nutzerinnen und Nutzern griffen auch auf die Unterstützung ihrer Bank zurück, jeweils rund zehn Prozent ließen sich von Freundinnen und Freunden oder ihren Geschwistern einweisen. 16 Prozent der Jungen verzichteten ganz auf Hilfe, aber nur sieben Prozent der Mädchen.

Eltern agieren als Sicherheitsberater
„Für eine Generation, die mit dem Smartphone aufgewachsen ist, ist das Online-Banking vielfach eine Selbstverständlichkeit“, sagt Thomas Brosch, Leiter Digitalvertrieb bei der Postbank. „Umso wichtiger ist es, dass Teenager die Regeln für einen sicheren Umgang mit der Technik von Anfang an lernen. Unsere Studie zeigt, dass die Eltern bei der Vermittlung dieser Kenntnisse eine entscheidende Rolle spielen. “

Tatsächlich gab fast die Hälfte der Jugendlichen an, sich beim sicheren Umgang mit persönlichen Daten beim Online-Banking an Tipps ihren Eltern zu orientieren. Nur etwas mehr als jeder dritte habe Hinweise von seiner Bank erhalten. Ein Viertel der Befragten Jugendlichen gaben an darüber selbst hinreichend Bescheid zu wissen. Ähnlich zeigten sich Zahlen hinsichtlich der Gefahren durch Phishingmails: Ein Drittel wurde von den Eltern oder dem Kreditinstitut darauf aufmerksam gemacht. Lediglich ein Viertel kannte sich nach eigener Aussage damit selbst aus. (zab, ots)

Umfrage: Jugendliche wünschen sich mehr Finanzbildung in der Schule

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2 Kommentare
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Dil Uhlenspiegel
1 Jahr zuvor

„Nur rund ein Fünftel bewertet das in der Schule vermittelte Finanzwissen als gut.“

Vorschlag: Für alle Extras (Entschuldigungen nachlaufen, Telefonate, Mails, Zweitkopien, nochmalige Erklärungen, Einzelgespräche, Nach-KAs usw.) stellen LuL ab sofort Einzelrechnungen ähnlich den Handwerkern, die selbstverständlich auch zu bezahlen sind, sonst drohen Mahnung und irgendwann Pfändung des Smartphones. Damit sollte sich das Finanzwissen ruckzuck einprägsam vermitteln. Jemand dagegen? … nö, also einstimmig angenommen.

Last edited 1 Jahr zuvor by Dil Uhlenspiegel
Georg
1 Jahr zuvor

160€ im Monat für 16-jährige? Im Durchschnitt? Entweder arbeiten etliche von denen nebenbei oder die Ausbildungsvergütung zählt mit oder die Studie ist nicht repräsentativ oder das Thema Kinderarmut in Deutschland wird deutlich überdramatisiert.

Last edited 1 Jahr zuvor by Georg