Bildungssenatorin rechnet mit Lehrermangel in Deutschland für viele weitere Jahre

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Berlins Bildungssenatorin Astrid-Sabine Busse (SPD) rechnet damit, dass an den Schulen trotz aller Bemühungen auch weiterhin Lehrer fehlen werden. «Das Problem des Lehrkräftemangels werden wir in ganz Deutschland noch viele Jahre haben», sagte Busse, die Anfang 2023 den Vorsitz der Kultusministerkonferenz übernimmt, der Tageszeitung «taz». Sie sei aber trotzdem optimistisch.

Hofft auf die Verbeamtung: Bildungssenatorin Astrid-Sabine Busse (SPD). Foto: Lena Giovanazzi / Bildungsverwaltung Berlin

Für Berlin erwartet Busse insbesondere positive Effekte durch die Rückkehr zur Verbeamtung als letztes aller 16 Bundesländer. «Wir können ja sehen, wie viele ausgebildete Lehrkräfte jedes Jahr in andere Bundesländer gegangen sind», sagte die Bildungssenatorin. «Ich würde sagen, 80 bis 90 Prozent von denen werden künftig bleiben.»

Busse sagte, die steigende Zahl der Schülerinnen und Schüler durch die vielen Geflüchteten aus der Ukraine sei eine tägliche Herausforderung für alle Beteiligten. «Und ich bin schon mal erleichtert, wenn es, wie diese Woche, heißt, es kommen nicht 200 weitere schulpflichtige Geflüchtete wie erwartet, sondern nur ein Viertel davon», so die Bildungssenatorin. «Aber wir werden wohl noch weiter zusammenrücken müssen.»

Es sei viel erreicht worden: «Wir haben bereits 7000 Schutz suchende Kinder und Jugendliche an unseren Schulen, allein seit Schuljahresbeginn sind noch einmal mehr als 2000 Schüler hinzugekommen», sagte Busse. «Es kann auch gar nicht sein, dass wir in kurzer Zeit so viele Kinder zusätzlich im System haben, ohne es zu merken.» Busse betonte, die Solidarität sei weiterhin sehr hoch. «Die Schulen jammern nicht. Dafür bin ich dankbar und hebe dieses Engagement immer hervor.» News4teachers / mit Material der dpa

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18 Kommentare
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Realist
1 Jahr zuvor

«Das Problem des Lehrkräftemangels werden wir in ganz Deutschland noch viele Jahre haben»

Und die „üblichen“ Lösungen werden wie immer sein, durch Arbeitsverdichtung, Erhöhung der Klassengrößen und Anordnung von unbezahlter Mehrarbeit bzw. Heraufsetzung der Pflichtstundenzahl den Lehrkräfteberuf noch unattraktiver zu machen. Kombiniert mit der seit nunmehr zwei Jahrzehnten im Vergleich zur „freien“ Wirtschaft unterdurchschnittlichen Lohnentwicklung, die sich aufgrund der vielen neuen Belastungen des Staates und der Länder eher verstärken als rückentwickeln wird, ist klar, dass es immer schlimmer werden wird.

Game over.

Gelbe Tulpe
1 Jahr zuvor

Man kann auch die jungen Menschen nur vom Lehrerberuf abhalten. Allein schon das 80-Stunden-Wochen-Referendariat mit oft völlig unbekannten Leistungserwartungen der Lehrerausbilder ist eine krasse Schikane. Danach wartet oft nur eine Angestelltentätigkeit, bei der man im Sommer arbeitslos wird und nicht weiß, ob man im nächsten Schuljahr wieder beschäftigt werden wird.

Mo3
1 Jahr zuvor

„Sie sei aber trotzdem optimistisch.“ – Warum? Klingt eher nach Augen zu und durch ohne Rücksicht auf Verluste.

Konfutse
1 Jahr zuvor
Antwortet  Mo3

Ich wäre auch optimistisch, wenn ich statt an der Schulfront in einem hübschen Büro sitzen dürfte.

DerechteNorden
1 Jahr zuvor

Wartung von Kopierern und anderen Geräten, Telefonate mit Eltern bei Abwesenheiten, Pausenaufsichten, Unterstützung im Unterricht, medizinische Betreuung … Dafür müsste man endlich mal Personal einstellen, um Lehrkräfte jedenfalls etwas zu entlasten, und man sonst nichts gebacken kriegt. Aber nicht mal das geht.

KARIN
1 Jahr zuvor
Antwortet  DerechteNorden

Wir haben vermehrt Jugendliche( Berufsschule) mit Panikattaken in den Räumen
!
Im Praxisunterricht sprengen diese häufig den gesamten Unterricht, da die Lehrkraft dann alleine diese Situation meistern muss und zusätzlich noch Unterricht halten soll, was dann aber nicht mehr möglich ist!
Manchmal Hilfe durch Sozpäd, sofern im Haus und gerade Zeit, manchmal tatsächlich auch durch hilfsbereite Sekretärin, welche aber auch heillos überfordert ist und eigentlich andere Aufgaben erledigen sollte, welche dann liegen bleiben!
Eltern oft nicht erreichbar oder abkömmlich und den Sanka ruft man auch nicht gleich, zudem wäre dieser auch nicht sofort vor Ort!
Aleingelassen auf weiter Flur, mit einer riesigen Verantwortung!

Riesenzwerg
1 Jahr zuvor
Antwortet  KARIN

Stimmt – das nimmt bei uns auch zu (GemS).

Emil
1 Jahr zuvor

Nahezu jeder Lehrer der Boomergeneration überlegt, wie er möglichst schnell aus dem System rauskommt. Der Lehrermangel wird sich massiv verstärken. Nur blöd, dass die da oben das seit Jahren, sorry Jahrzehnten, einfach aussitzen.

Vierblättriges Kleeblatt
1 Jahr zuvor
Antwortet  Emil

Ich kenne an meiner Schule keinen einzigen Kollegen, der den Lehrerberuf hinschmeißen will. Solche Behauptungen sind unsachlich und haltlos.

KARIN
1 Jahr zuvor

Ich bin seit August im Ruhestand und bin , obwohl ich meinen Beruf sehr geliebt habe, auch mehr als froh, aus dieser Mühle raus zu sein!
Anfragen meiner Schulleitung evtl. noch eine VABO ( Klasse ohne Deutschkenntnisse) zu übernehmen, habe ich dankend abgelehnt!
Die letzten zwei Jahre, mit Maske, ständigem Lüften, kalten Zimmern und immer der Angst sich anzustecken, haben mich mürbe gemacht und sind mir auf den Magen geschlagen, im wahrsten Sinne des Begriffes!
Zusätzlich die Arbeit mit BBB und Moodle im Hauruckverfahren zu erlernen, viel Praxisunterricht, da Abschlussklassen vorort Unterricht hatten und vereinzelt Online Klassen , welche viel Arbeit zusätzlich , durch Nachkontrollen( Ergebnisse dieser teilweise durch Mail, Schulclouds kontrollieren und festzfestzuhalten , was viel zusätzliche bürokratische Zeit zur Leistungskontrolle benötigten) haben die Arbeitszeit ins unermessliche getrieben. Anfragen der Jugendlichen teilweise bis in die späte Nacht und auch am Wochenende. Es war alles Neuland und man wollte alle mitnehmen!
Bis man sich dann seinen Selbstschutz der persönlichen Freiräume wieder holte, verging doch lange Zeit, die man bräuchte um alles richtig einzuordnen, man wurde damals einfach von den vielen zusätzlichen Anforderungen überrollt!
Auch heute liegt noch vieles im Argen und viele im Kollegium haben tatsächlich vor, sobald es vom Alter oder finanziell möglich ist, den Schuldienst an den Nagel zu hängen!

Vierblättriges Kleeblatt
1 Jahr zuvor

Da nun wieder alle Bundesländer verbeamten, kann man sich die Lehrer nicht mehr gegenseitig abwerben. Nun muss man anfangen zu tun, was man längst hätte tun müssen: mehr ausbilden. Nicht nur an den Schulen, sondern auch in der Ausbildung sind jahrelang viele Stellen gestrichen worden.

Das alles hätte schon vor Jahren beginnen müssen, denn eine Lehrerausbildung dauert ja im Schnitt 7 Jahre. Ich weiß nicht mehr, wann der Lehrermangel begann, aber 2015 wussten wir es bereits mit der großen Flüchtlingswelle !!!

Wir haben jetzt 2022 ! 7 Jahre später.

Last edited 1 Jahr zuvor by Vierblättriges Kleeblatt
D. Orie
1 Jahr zuvor

Seit 2010 war es schon ganz deutlich abzusehen, dass ein Lehrkräftemangel auf uns zukommt. Glaskar war das absehbar. Aber es ist nichts Sinnvolles passiert. Und ich kann auch nicht erkennen, dass inzwischen richtige Schritte zu besseren Bedingungen gibt. Eine Kommission zu gründen oder neue institute, das kann es ja wohl nicht sein. Eigentlich ist es sträflich, was da NICHT passiert!

Vierblättriges Kleeblatt
1 Jahr zuvor
Antwortet  D. Orie

Die haben einfach versucht, Lehrer aus anderen Bundesländern abzuwerben, um damit ihre Lücken zu füllen. Ich kann da fast verstehen, dass die ostdeutschen Bundesländer nun alle zur Verbeamtung zurückgekehrt sind.

Aber das Problem wurde dadurch verschlafen.

potschemutschka
1 Jahr zuvor

Wie ich schon an anderer Stelle schrieb: Der Lehrermangel in Berlin war schon 2003! so groß, dass man damals die Pflichtstundenzahl für Lehrer um 2 Wochenstunden „temporär“ erhöht hat (temporär = bis heute!) Andere Maßnahmen wurden bis heute nicht ergriffen!

Vierblättriges Kleeblatt
1 Jahr zuvor
Antwortet  potschemutschka

Doch, es wurden verschiedene monetäre Maßnahmen ergriffen, z,B,. dass man in Berlin mit Erfahrungsstufe 5 anfing, das machte bis zu 1600 Euro mehr aus. Half aber auch nicht bzw. sonst wäre es wohl noch schlimmer gekommen.

potschemutschka
1 Jahr zuvor

Warum wohl hat es nicht geholfen? Geld allein macht eben doch nicht glücklich.

Lehrer_X
1 Jahr zuvor

Tja, wenn sich alle (von meiner SL bis zum KM) so unmenschlich verhalten und den Beruf, die Ausbildung und alles drumherum weiter und weiter unattraktiv machen, braucht sich keiner zu wundern. Hab das hier schon mal geschrieben, aber ich arbeite am Ausstieg. Das ganze System ist einfach nur noch unmenschlich und arbeitet eigentlich genau damit: Menschen.

Riesenzwerg
1 Jahr zuvor

Nun, da scheint ja wenigstens eine der Glorreichen mal r e c h n e n zu können 😉

Allerdings frage ich mich, ob sie sich mit den 80 bis 90% „In-Berlin-Bleibern“ vertut.

Für Berlin wäre das sicher gut – doch was machen die anderen Bundesländer, die von der Abwanderung bislang profitiert haben? (Zum Glück nicht mehr ihr Problem… 😉 )

Ja, wir werden wohl noch mehr Stühle – auch in SH – brauchen. Doch: Woher nehmen, wenn nicht stehlen?

Die Räume wachsen übrigens nicht mit – internationale Massenkindhaltung – Hurra!

„«Es kann auch gar nicht sein, dass wir in kurzer Zeit so viele Kinder zusätzlich im System haben, ohne es zu merken.»“

Ähm, …, einfach nur ähm.

Immerhin – sie bemerken etwas! Wenigstens das!

Ein sich hinziehender Abwanderprozess von Lehrkräften konnte über Jahre unbemerkt bleiben…