KMK erlaubt nochmal Spielräume bei den Abschlussprüfungen – GEW begrüßt das

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FRANKFURT/MAIN. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) hat begrüßt, dass die Kultusministerkonferenz (KMK) vor dem Hintergrund der Pandemiefolgen ermöglicht, dass auch im nächsten Jahr die Abitur- und Abschlussprüfungen flexibler zu gestalten sind.

Bei den Abschlussprüfungen 2023 darf’s nochmal Erleichterungen geben – zum letzten Mal. Foto: Shutterstock

„Die Freiheiten bei der Organisation von Prüfungen in den Corona-Jahren haben gezeigt, dass das Niveau nicht sinken muss. Spielräume bei der Wahl der Prüfungsaufgaben oder der Bearbeitungszeit machen es Schulen sowie den Schülerinnen und Schülern leichter“, sagte GEW-Vorsitzende Maike Finnern mit Blick auf den gestrigen KMK-Beschluss zu den Abschlussprüfungen.

Bedauerlich sei jedoch, dass die coronabedingten Maßnahmen in 2023 zum letzten Mal erlaubt sein sollen. „Die KMK sollte den Mut haben, die pädagogisch und organisatorisch sinnvollen Spielräume auch über die Pandemie hinaus möglich zu machen. Auch – aber nicht nur – weil die Schulen noch eine ganze Weile mit den Pandemiefolgen für das Lernen zu tun haben werden“, betonte Finnern.

„Nicht nur der Schulstoff hat in Coronazeiten gelitten, sondern auch das soziale Miteinander, zum Beispiel die Berufsorientierung“

Mit Blick auf die psychosozialen Auswirkungen der Pandemie auf die jungen Menschen mahnte die GEW-Vorsitzende weitere Unterstützung für die Schülerinnen und Schüler an, die vor dem Abschluss stehen. „Nicht nur der Schulstoff hat in Coronazeiten gelitten, sondern auch das soziale Miteinander, zum Beispiel die Berufsorientierung. Alle Schülerinnen und Schüler – bis hin zu den Oberstufen – sollten Angebote für ihre persönliche, soziale und gesundheitliche Stabilität sowie eine intensive Begleitung bei ihrer Studien- oder Berufswahl erhalten. Dies sollte kein Corona-Pflaster sein, sondern dauerhaft ins Schulwesen integriert werden“, unterstrich Finnern. News4teachers

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Dil Uhlenspiegel
1 Jahr zuvor

Der kleine Dil möchte aus dem Spielraum abgeholt werden.

Carsten60
1 Jahr zuvor

Was hat denn die Berufsorientierung mit dem „sozialen Miteinander“ zu tun, was meint die GEW nur? Unter sozialem Miteinander stelle ich mir in erster Linie das Verhalten anderen in der Schule gegenüber vor, z.B. die Abwesenheit von Mobbing.

Trinkflasche
1 Jahr zuvor

„Die Freiheiten bei der Organisation von Prüfungen in den Corona-Jahren haben gezeigt, dass das Niveau nicht sinken muss. Spielräume bei der Wahl der Prüfungsaufgaben oder der Bearbeitungszeit machen es Schulen sowie den Schülerinnen und Schülern leichter“,“

Andere Formate sind häufig mit einer Niveau-Absenkung verbunden, weil nichts so klar ist wie etwas geschriebenes. Und gerade „mehr Zeit“ ist ja wohl eindeutig eine Niveau-Absenkung (Gleiche Leistung in mehr Zeit = weniger Arbeit).

Und ja, leichter = Niveauabsenkung. Nur im Sprachgebrauch der Einheits-Gewerkshaft scheint dem nicht so zu sein. Bildungsfeindlich wäre dazu ein Begriff, der mir einfällt.

Carabas
1 Jahr zuvor
Antwortet  Trinkflasche

Jain. Wenn Kompetenzen abgeprüft werden, steht in erster Linie das Wissen und die Anwendungsfähigkeit dessen im Vordergrund. Sicherlich ist es auch eine Fähigkeit, dies unter Zeitdruck zu können. Ob aber ein Abiturient eine Funktionsgleichung in drei oder fünf Minuten ableitet und daraus die entsprechenden Schlussfolgerungen wiederum in fünf anstatt drei Minuten zieht, ist für die Folgeverwendungen an Unis oder Berufsausbildungen schlicht egal. Deren Anforderungen sind nicht Anwendung unter Zeitdruck, sondern das man den Stoff beherrscht.

Mika
1 Jahr zuvor
Antwortet  Carabas

Öööhm, Nö! An der Uni haben Sie für Klausuren auch nur begrenzt Zeit, da ist es absolut entscheidend, ob Sie eine Funktion in drei oder fünf Minuten ableiten können. Leistung ist Arbeit pro Zeit!

Lehrerin
1 Jahr zuvor
Antwortet  Trinkflasche

Ja, wieder mal ein Glanzleistung der sogenannten „Bildungsgewerkschaft“, der eine wirklich breite und solide Allgemeinbildung absolut nichts wert ist, weil sie alles als „ungerecht“ verachtet, was nicht jeder hat. Die Begabungen sind eben verschieden verteilt. Alle sollen noch leichter an das „Studierzugangszertifikat“ kommen, das dann nur eine billige Eintrittskarte ohne Wert ist. Die Studierfähigkeit ist mit immer niedrigeren Anforderungen nicht mehr gegeben, das zeigt dann die Masse der Abbrecher, die schon an der Bruchrechnung scheitern, geschweige denn ein rudimentäres Verständnis für höhere Mathematik haben. Ich habe schon sehr naive Schülerinnen erlebt, deren geplantes Psychologie-Studium nach ein oder zwei Semestern daran gescheitert ist, dass sie dachten, sie bräuchten nie wieder Mathe, und die dann mit Stochastik und ähnlichen Themen, die man für diese Wissenschaft braucht, brutal an die Wand gefahren sind. Aus war der Traum…
Es ist eine Lüge, dass man mit „pädagogisch und organisatorisch sinnvollen Spielräumen auch über die Pandemie hinaus“ den Schülern etwas Gutes tut – von nix kommt nix.

Lehrer
1 Jahr zuvor
Antwortet  Lehrerin

Genau – die Schere immer weiter öffnen zwischen denen, die die Pandemie dank begüterter Elternhäuser gut überstehen konnten (was oft auch nicht hilft) und denen, die unter den Pandemiefolgen doppelt leiden. Es geht nicht um das Verschleudern von Studierzertifikaten, sondern um Bildungsgerechtigkeit und um Realismus in der Bildungsdebatte. Kein Ministerium macht sich wirklich ehrlich. Irgendwie bis zu nächsten Legislatur durchmogeln und alles schönreden. Aktionismus ohne Wirkung und vom ständigen Messen wird die Sau auch nicht fetter – sagt der Bauer 🙂

KARIN
1 Jahr zuvor

Entweder man hat den Stoff drauf oder nicht! Wurde das Denken oder Niederschreiben von Texten über längere Zeitspanne verlangsamt durch Corona?? Eher nicht!
Die Verlängerung der Prüfungszeit wurde von den Jugendlichen kaum in Anspruch genommen.
Von der Schulleitung wurde ein frühest möglicher Abgabetermin angesetzt und viele Jugendlichen mussten dadurch noch unnötige Zeit ruhig auf ihren Plätzen verbringen, was teilweise auch für Unmut sorgte!