Mehr Studienplätze fürs Lehramt? Würden nichts bringen (es mangelt an Interessenten)

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MAGDEBURG. An vielen Schulen fällt regelmäßig Unterricht aus. Es fehlen Lehrer. Ist es sinnvoll, die Zahl der Lehramtsstudienplätze zu erhöhen? Der Wissenschaftsminister von Sachsen-Anhalt hat eine Antwort darauf, die vielen nicht gefallen dürfte.

Wer möchte Lehrkraft werden? Nicht genügend junge Menschen. (Symbolfoto). Foto: Shutterstock

Wissenschaftsminister Armin Willingmann (SPD) hat sich dagegen ausgesprochen, zur Bekämpfung des Lehrermangels die Zahl der Studienplätze im Land zu erhöhen. «Wir haben jetzt im Wintersemester 1000 Erstsemesterstudienplätze in Halle, von denen sind etwas über 800 besetzt. Wir haben 200 Studienplätze in Magdeburg, die auch nicht alle besetzt sind. Das heißt: Wir haben eine gewisse Maximalauslastung erreicht», sagte der SPD-Politiker.

«Es fehlt im Moment nicht am Angebot an Studienplätzen. Unser Dilemma ist eher, dass die jungen Menschen auch Fächer studieren, die jetzt nicht unmittelbar zum Bedarf des Landes gehören», sagte Willingmann. «Und wir müssen – nicht nur für studierte Lehrkräfte – interessante Optionen bieten, in Sachsen-Anhalt zu bleiben.»

Der Wissenschaftsminister bringt dafür finanzielle Anreize ins Spiel. «Die Lehrer, die im Wesentlichen in Halle ausgebildet werden, brauchen wir auch in der Altmark oder im Harz. Warum soll es keine Zulage dafür geben, dass man in einer etwas weniger nachgefragten Region in den Schuldienst geht?», sagte er. «Um dem Mangel gerade jenseits der Großstädte zu begegnen, brauchen wir Fantasie und die Bereitschaft, unorthodoxe Modelle auszuprobieren.»

Die Hochschulen selbst würden nicht steuern können, dass junge Menschen hier blieben, so Willingmann. «Da müssen wir gemeinsam als Land Verantwortung übernehmen. Wie machen wir Sachsen-Anhalt noch attraktiver? Was motiviert junge Menschen, auch in den ländlichen Raum zu gehen und dort eine Existenz aufzubauen?»

In der Landespolitik hatte es zuletzt Forderungen nach einer Erhöhung der Zahl der Lehramtsstudienplätze in Magdeburg gegeben. Davon hält der SPD-Politiker nichts. «Wir haben jetzt 1220 Erstsemesterstudienplätze für Lehramt. Diese sind im Wesentlichen auf Halle konzentriert. Und das ist auch gut so, weil ein Land unserer Größe mit gut 2,1 Millionen Einwohnern vernünftigerweise eine große lehrerbildende Universität hat. Das ist in anderen Ländern dieser Größe ähnlich», sagte Willingmann. Nach Angaben seines Hauses gibt es in Sachsen-Anhalt pro Jahr etwa 5000 Abiturienten. News4teachers / mit Material der dpa

Ein Sechstel weniger Lehramts-Absolventen als 2012 – Deutscher Lehrerverband schlägt Alarm

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Hoffnung
1 Jahr zuvor

Aber warum gibt es immer weniger Interessenten? Der Job wird doch gut bezahlt und man arbeitet ja nur bis 13 oder 14 Uhr und dann noch so viele Ferien. Warum nur?

Dio
1 Jahr zuvor
Antwortet  Hoffnung

Tja, die SuS lesen nicht genug, um manipuliert zu werden.
Sie erleben die Realität jeden Tag.

Andre Hog
1 Jahr zuvor
Antwortet  Hoffnung

Geliefert, wie bestellt!

Anstatt ins Lehramt zu gehen kann man sich auch die Haare anzünden und das Feuer mit nem Hammer ausklopfen.

Dil Uhlenspiegel
1 Jahr zuvor
Antwortet  Andre Hog

Muss der Hammer digitalisiert sein?

Andre Hog
1 Jahr zuvor
Antwortet  Dil Uhlenspiegel

Nein. … auf keinen Fall – hier wird ausdrücklich das analoge Modell in Form eines sog. FÄUSTELS empfohlen. 😉

Realist
1 Jahr zuvor

„Mehr Studienplätze fürs Lehramt? Würden nichts bringen (es mangelt an Interessenten)“

Holter sorgt schon einmal vor: Demnächst reicht ein „Duales Studium“ für das Lehramt, also eine „bessere Ausbildung“:
https://www.spiegel.de/panorama/bildung/bildung-personalnot-an-schulen-zukuenftige-lehrkraefte-ohne-uni-abschluss-a-d67ad409-662d-4552-a0b3-61a6ba815f71

Wer zu bl… für die Hochschule ist, wird dann Lehrer. Auf zum letzten Gefecht!

Game over!

Schattenläufer
1 Jahr zuvor

Als Firma wäre die KMK schon längst pleite.

Sie ist beim Lehrerberuf so wie eine Firma die seit 300 Jahren Sättel herstellt und verkauft.
Lief früher prima. Jeder hatte ein Pferd und war über einen guten Sattel froh.

Heute fahren 99% der Leute mit Auto, Bus oder Bahn zur Arbeit. Die Leute reiten nicht mehr so viel. Trotzdem verkauft man weiterhin unverdrossen den gleichen Sattel wie vor 100 Jahren. Um Kosten zu sparen hat man nur die Qualität abgesenkt.

Jetzt wundert man sich warum das Geschäft nicht mehr läuft. Sollte man eventuell die Produktionskapazitäten erhöhen um die Lage zu retten?

Das ganze System ist überaltert, kaputt reformiert und kaputt gespart.

Die Gutsherrn der KMK weigern sich jedoch zu akzeptieren, dass selbst ihr Totschlag-Argument des Beamtentums das nicht mehr herausreißt.

Immer weniger Leute wollen sich das antun.

Wenn jetzt noch ein Arbeitsmarkt dazu kommt, der aus Mangel dazu bereit ist praktisch jeden zu beschäftigen hat sich die Lage eben so verschärft, dass man es beim besten Willen nicht mehr ignorieren kann.

Wenn Leuten, die das Zeug zu einem Studium habe, alle Türen offen stehen ist man auch für eine Verbeamtung nicht mehr bereit sich für ein Gehalt im oberen Durchschnitt den Stress eines Lehrers in uralten Ruinen und mit immer schwierigeren SuS an zu tun und sich dabei noch von unerträglich aufgeblasenen und bornierten Dienstherren gängeln zu lassen.

Leider sind diese Dienstherren so weit ab der Realität, dass diese Erkenntnis noch nicht einmal ansatzweise bei ihnen angekommen ist.

Bla
1 Jahr zuvor
Antwortet  Schattenläufer

Und ich dachte der/das Drahtesel ist wieder mehr im kommen und sogar schon im Trend?
Würde man die Sattel zumindest ändern, dann wär die Planung der KMK sogar noch vorausschauend gewesen … Ist doch alles jetzt eine Art der Betrachtung und Perspektive.

Schattenläufer
1 Jahr zuvor
Antwortet  Bla

Bei der Reformbereitschaft der KMK würde diese sich jedoch weigern eine Halterung fürs Fahrrad an dem Sattel anzubringen.
Wenn Sie das Qualitätsprodukt der KMK gerne auf einem Drahtesel nutzen wollen, dann wird erwartet, dass Sie mit dem Sattel auf der zugehörigen Stange am Fahrrad balancieren.
Außerdem sollten Sie noch Stolz sein diesen Sattel überhaupt benutzen zu dürfen.

Dil Uhlenspiegel
1 Jahr zuvor
Antwortet  Schattenläufer

Neulich habe ich von einem Lehrstuhl gehört, dem es offensichtlich in einer Studie gelungen sein soll, durch eine moderne Analyse-Theorie ein mumifiziertes Pferd wieder zu animieren (offenbar hat es sogar richtig gute Laune gekriegt).
Wäre das eine sattelfeste Lösung? Nun, man könnte praktisch sagen: theoretisch ja.

Schattenläufer
1 Jahr zuvor
Antwortet  Dil Uhlenspiegel

Würde die KMK nur in Betracht ziehen, wenn es absolut nichts kostet.

Leseratte
1 Jahr zuvor

Unser KM Holter kommt ja diesbezüglich ständig mit neuen Ideen um die Ecke (Unterricht aus einer Klasse an andere Schulen streamen, Fachhochschulabschluss reicht statt Hochschulabschluss…), nun sollen es ausländische Kräfte richten:
„[…] Der Minister nannte mehrere Beispiele: Es gehe um Lehrer aus dem Ausland, aber auch um Deutsche, die im Ausland studiert und dort ihren Abschluss erworben hätten. Sprechen müsse man auch über die Anforderungen an das Sprachniveau. An der Fachhochschule im nordthüringischen Nordhausen gebe es angehende Informatiker, die ihr Studium teils auf Englisch absolvierten. Um in Deutschland unterrichten zu können, sei derzeit ein Deutsch-Sprachniveau der Stufe C2 nötig. „Die Frage ist: Muss im Fach Informatik wirklich dieses Sprachniveau erreicht werden? Das muss man mal auf den Prüfstand stellen“, so Holter.[…]“
https://www.thueringer-allgemeine.de/leben/arbeit-ausbildung/thueringens-bildungsminister-will-huerden-fuer-lehrer-aus-dem-ausland-senken-id237240013.html

Wir haben ohnehin schon mit steigender Tendenz LuL, die es mit der Rechtschreibung und dem Ausdruck nicht so genau nehmen, um es mal vorsichtig auszudrücken. Dabei auch LuL für Deutsch, und da rede ich nicht von ausländischen KuK, sondern von Muttersprachlern. Und wenn jemand für Info eingestellt wird, wird er bei der Personallage kaum ausschließlich für Info eingesetzt werden. Bei uns unterrichtet eine nicht unerhebliche Anzahl von KuK fachfremd, z.B. Kunst, Mathe, Ethik, Geschichte in der Sek I. Wohin wollen wir das (Sprach)niveau Deutsch noch absenken?

Pit2020
1 Jahr zuvor
Antwortet  Leseratte

@Leseratte

„Wohin wollen wir das (Sprach)niveau Deutsch noch absenken?“

„The sky is the limit.“ dachten sich 16 Glorreiche beim morgendlichen Kopfstand. 😉

Leseratte
1 Jahr zuvor
Antwortet  Pit2020

Danke für den Lacher. Mein Kopfkino läuft 😉
Hm… Kopfstand… Ob sie den wohl überhaupt hinkriegen? Holter will doch die Sportnoten abschaffen. Da wird es wohl bald niemanden mehr geben, der solch überflüssige talentabhängige akrobatische Höchstleistungen noch abliefern kann…

Grundschullehrer
1 Jahr zuvor

Solange Sachsen-Anhalt nicht die A13 für Grundschullehrer einführt, wird sich der Absturz fortsetzen. Und zwar erdrutschartig, wenn die Generation 60plus demnächst den Schuldienst verlässt.

GriasDi
1 Jahr zuvor
Antwortet  Grundschullehrer

Das geht nicht nur Grundschulen so.