„Refugee Teachers Program“: Über 100 Flüchtlinge wurden für den Schuldienst qualifiziert

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POTSDEAM. Lehrerinnen und Lehrer werden händeringend gesucht. Mit einem speziellen, bundesweit beachteten Programm sollen geflüchtete Lehrkräfte in Brandenburg für den deutschen Schuldienst qualifiziert werden. Nicht alle bleiben allerdings dabei.

105 Absolventinnen und Absolventen haben das Programm erfolgreich durchlaufen – immerhin. (Symbolfoto) Foto: Shutterstock

Das Ausbildungsprogramm für geflüchtete Lehrer an der Universität Potsdam haben von März 2016 bis September 2020 insgesamt 167 Lehrkräfte durchlaufen. Davon hätten 105 Pädagogen das «Refugee Teachers Program» erfolgreich abgeschlossen, wie das Wissenschaftsministerium in Potsdam auf eine Anfrage aus der AfD-Landtagsfraktion mitteilte. 62 Menschen brachen das Programm vorzeitig ab. Angaben über die Zeit nach dem September 2020 könnten erst nach Abschluss der laufenden Ausbildungsgänge gemacht werden, erklärte das Ministerium.

Die Gründe für das vorzeitige Ausscheiden aus dem Programm sind nach Angaben des Ministeriums sehr unterschiedlich. Als Beispiele nannte das Ressort familiäre Entscheidungen, zu lange Fahrzeiten zu den Arbeitsstätten oder falsche Vorstellungen vom Schulbetrieb. Andere wiederum hätten eine Familie gegründet, den Beruf gewechselt oder die sprachlichen Anforderungen nicht erfüllt. Welche weiteren Berufe die Programmabbrecher ausübten, sei dem Ausbildungsteam nicht bekannt.

Insgesamt 78 Teilnehmer des Programms waren bislang an Schulen in Brandenburg eingestellt, ein Teil von ihnen habe den Schuldienst aber bereits wieder verlassen. Die Gründe für diesen Schritt würden statistisch nicht erhoben, erklärte das Ministerium.

Im November dieses Jahres waren den Angaben zufolge 17 Absolventinnen und Absolventen als Lehrkraft und 22 als sonstiges pädagogisches Personal an Brandenburger Schulen in öffentlicher Trägerschaft beschäftigt. Über die Tätigkeit an Schulen freier Träger sowie in anderen Bundesländern habe die Landesregierung keine Kenntnis.

Mit dem «Refugee Teachers Program» können geflüchtete Lehrerinnen und Lehrer an der Universität Potsdam in einer mehrjährigen Ausbildung eine volle Anerkennung als Lehrkraft in Deutschland erreichen. Inzwischen können sich auch Lehrkräfte mit einer anderen Migrationsgeschichte und einem ausländischen Berufsabschluss bewerben.

Laut Ministerium bilden mit 88 Prozent Flüchtlinge aus Syrien die weitaus größte Gruppe der ehemaligen Teilnehmer des Programms. Drei Prozent kamen aus dem Iran und aus Palästina. Weitere Herkunftsländer seien die Türkei, Irak, Libyen, Saudi-Arabien, Russland und die Ukraine. Das Programm wird seit 2019 mit jährlich einer halben Million Euro vom Land Brandenburg finanziert. Von 2016 bis 2018 erhielt die Uni Potsdam für die Fortbildung geflüchteter Pädagogen 770.000 Euro.

In ihrer Antwort widerspricht die Landesregierung der AfD, die die Wirksamkeit des Programms bezweifelt. Das Projekt werde bundesweit beachtet und erfahre nach wie vor große Unterstützung aus der Zivilgesellschaft. Mit einem erneuerten Programm sei auf die Entwicklung der vergangenen Jahre reagiert worden, so das Ministerium. Die AfD war im September 2021 mit einem Antrag im Landtag gescheitert, die Finanzierung des Programms einzustellen. News4teachers / mit Material der dpa

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Georg
1 Jahr zuvor

Falsche Vorstellungen vom Schulbetrieb kann ich mir durchaus vorstellen. In den Heimatländern dürfen sich die Kinder mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht ohne ernsthafte Konsequenzen das leisten, was hierzulande noch nicht einmal einen schriftlichen Verweis bedingt.

Mika
1 Jahr zuvor

17 von 167 Menschen, die das Traineeprogramm für geflüchtete Lehrkräfte begonnen haben, arbeiten im Ergebnis des Programms als Lehrkraft in Brandenburgs Schulen. Das sind rund zehn Prozent – ich halte das im Gegensatz zur Brandenburger Landesregierung nicht für einen Erfolg, sondern für ein eklatantes Scheitern des Programms in seiner aktuellen Form. Die Trainees sind in ihrem Heimatland qualifizierte Lehrkräfte, keine Ungelernten! Es ist in 90% der Fälle nicht gelungen, die Absolventen so zu begleiten, dass sie dauerhaft als Lehrkräfte an Brandenburger Schulen arbeiten können oder wollen. Hier wäre nicht Schulterklopfen, sondern Problemanalyse mit anschließender Anpassung des Programms an die Erfordernisse der Trainees angesagt!