VBE: Zwischen ukrainischen und russlanddeutschen Schülern kochen Konflikte hoch

24

STUTTGART. Die Kommunen bereiten sich auf den Zuzug weiterer Flüchtlinge aus der Ukraine vor, die Lage ist aber nach Auskunft des Städtetages Baden-Württemberg unkalkulierbar. Es fehlt landauf landab an Platz – und an Schulen gibt es Konflikte.

Der Krieg in der Ukraine lässt Schülerinnen und Schüler nicht unbeeindruckt. Foto: Shutterstock

«In vielen Städten, Gemeinden und Landkreisen ist man momentan dabei, weitere Unterbringungskapazitäten zu schaffen», sagte das Geschäftsführende Vorstandsmitglied des Städtetags Baden-Württemberg, Ralf Broß. In den Städten, die keine eigenen Räumlichkeiten hätten, würden Hotels angemietet. Auch Jugendherbergen kämen für eine Unterbringung infrage.

Städtetag, Landkreistag und der Gemeindetag tauschten sich jede Woche mit dem Landesjustizministerium über aktuelle Entwicklungen aus, um auf dem Laufenden zu bleiben, sagte Broß. Außerdem sei man auch immer mit dem Sozialministerium und dem Kultusministerium im Gespräch. «Es geht ja nicht ausschließlich um die Erstunterbringung oder Anschlussunterbringung von Geflüchteten, sondern es geht auch darum, Kinder und Jugendliche in das Betreuungs- und Schulsystem zu integrieren», sagte Broß.

Gerhard Brand, Landes- und seit vergangener Woche auch Bundeschef des Verbands Bildung und Erziehung (VBE), sprach von einem uneinheitlichem Bild an den Schulen. «Manche sagen, die ukrainischen Kinder integrieren sich hervorragend. Es gibt aber auch Fälle, wo die Kinder denken, das sie ohnehin in ein 3 oder 4 Monaten wieder in ihre Heimat zurückkehrenwerden und bringen sich gar nicht großartig ein.»

«In manchen Vorbereitungsklassen weigern sich die Kinder mitunter, von russischen Lehrkräften die Sprachförderung zu erhalten»

In den Schulen gebe es die Möglichkeit, die jungen Flüchtlinge im Unterricht zu integrieren. «Das klappt aber nur dort, wo wir genügend Lehrer für den Regelunterricht haben, damit Kontinuität stattfinden kann», sagte Brand. Auch Konflikte gebe es nicht selten. «In manchen Vorbereitungsklassen weigern sich die Kinder mitunter, von russischen Lehrkräften die Sprachförderung zu erhalten. Wo russlanddeutsche und ukrainische Kinder in der Klasse seien, herrscht auch schlechte Stimmung.»

Nach Angaben des Migrationsministeriums sind bislang rund 170.000 Geflüchtete und Migranten im Südwesten angekommen, 142.000 von ihnen kommen aus der Ukraine. Die Zahl der Plätze in den Erstaufnahmeeinrichtungen des Landes ist seit dem russischen Angriff auf die Ukraine Ende Februar von rund 6000 auf derzeit mehr als 13.500 ausgebaut worden. In der vorläufigen Unterbringung finden derzeit rund 55.000 Menschen Platz.

«Wir können momentan nicht kalkulieren, wie viele Geflüchtete vor dem harten Winter nach Baden-Württemberg kommen. Das hängt von verschiedenen Faktoren ab, etwa der konkreten Strom- und Energieversorgung im Kriegsgebiet und den weiteren Kriegshandlungen», sagte Broß.

Die Solidarität der Menschen in Baden-Württemberg, Hilfe zu leisten, ist laut Broß nach wie vor hoch. «Wenn man die Stimmung der Geflüchteten vor Ort mitbekommt, so gehen wir davon aus, dass ein Großteil von ihnen nach Ende des Ukraine-Krieges wieder in ihre Heimat zurückkehren.» News4teachers / mit Material der dpa

Lehrkräfte über ukrainische Schüler: „Ich habe den Eindruck, dass die Eltern den Deutschunterricht für ihre Kinder nicht unterstützen“

Anzeige


Info bei neuen Kommentaren
Benachrichtige mich bei

24 Kommentare
Älteste
Neuste Oft bewertet
Inline Feedbacks
View all comments
Georg
1 Jahr zuvor

Überraschung!

Wird es auch zwischen anderen Nationalitäten oder Glaubensrichtungen geben. Die Frage ist nur, wie sehr das jeweils eskaliert und wer anfängt.

Geht's noch
1 Jahr zuvor
Antwortet  Georg

Wer anfängt? Das ist die Frage, die dich interessiert? Und wie sehr es eskaliert? Damit du deine Ressentiments hier wieder ausleben kannst!? Sehr bezeichnend und irgendwie total bekloppt.

Carsten60
1 Jahr zuvor

Buschkowsky behauptete für B-Neukölln schon vor etlichen Jahren: Die schlimmsten Konflikte gibt’s nicht zwischen den Deutschen und den Zuwanderern, sondern zwischen Zuwanderern der einen und denen der anderen Art, etwa Türken und Kurden. Angeblich ging das so weit, dass die lieber in getrennten Mietshäusern wohnen, also „ethnisch sauberen“ Häusern. Ob das so stimmt, weiß ich nicht, aber es hat eine gewisse Wahrscheinlichkeit. Das gilt natürlich nicht annähernd für alle. Aber klar ist: politische Konflikte werden aus den Heimatländern auch nach Deutschland exportiert. Wenn man aber sagt „wir wollen diese Konflikte nicht haben und auch kein Geld dafür aufwenden“, dann gilt man als „Rassist“. Aber je mehr Zuwanderung, desto mehr solche Konflikte.

Darfdaswahrsein
1 Jahr zuvor

Ja, ich gebe zu, es gab auch an unserer Schule Konflikte zwischen ukrainischen und russischstämmigen Kindern. Darauf waren wir vorbereitet, man weiss auch nie, was in den Elternhäusern vorgelebt wird.
Wir konnten diese Konflikte lösen, auch mit konsequenten Hinweisen und Handeln, dass wir uns alle respektieren (SuS, LuL, EuE) , ohne Bezug auf Herkunft, Religion etc. , dass Ausgrenzungen und Auseinandersetzungen und Ablehnung, die sich darauf begründen, nicht toleriert werden.
Ich kann für unsere Schule sagen, es funktioniert sehr gut. Russisch sprachige SuS helfen und übersetzten inzwischen unaufgefordert, ukrainische Kinder wenden sich an diese ohne Zögern und bitten um Hilfe, wenn sie diese benötigen.
Ich kann natürlich nur für unsere Schule sprechen, aber es ist sicher gut zu hören, dass es funktionieren kann.

mussteichmalloswerden
1 Jahr zuvor
Antwortet  Darfdaswahrsein

Welches Alter haben die Schüler bei Ihnen?…Ich erlebe es in einer großen Mittelschule (über 500 Schüler in Bayern) nicht so harmonisch. Und da sich hier alle Nationalitäten versammeln, sind die Probleme bei der Integration, Inklusion und dem Versuch alle gesellschaftlichen und elterlichen Defizite auszugleichen nur mit einem riesigen Input zu bewerkstelligen. Und dafür reicht die personelle Ausstattung einfach nicht…Die Folgen werden wir alle spüren, wenn diese letzen Bastionen in den Grund- und Mittelschulen fallen, weil die Kollegien es nicht mehr stemmen können, auch wenn sie sich weiter im Namen der Kinder ausbeuten…

Darfdaswahrsein
1 Jahr zuvor

Es handelt sich um eine Grundschule im ländlichen Raum.
Personelle Probleme gibt es natürlich auch. Da wir eine überschaubare Schülerzahl haben( 3 bis 4 zügig) konnten wir die Probleme so gut lösen. Aufwand war es selbstverständlich trotzdem.
Ich sagte ja auch, ich kann nur von unserer Schule sprechen.

Darfdaswahrsein
1 Jahr zuvor
Antwortet  Darfdaswahrsein

@roter Daumen?
Wie lautet die Begründung?
Nur Interesse halber.

Darfdaswahrsein
1 Jahr zuvor
Antwortet  Darfdaswahrsein

AHA, alles klar. Danke. Jetzt kann ich die roten Daumen und ihre Vergeber einschätzen.

Andre Hog
1 Jahr zuvor
Antwortet  Darfdaswahrsein

Ja, manchmal wundert man sich einfach nur noch … da hat wieder jemand die Kiste mit den Vollidioten offen gelassen.

Darfdaswahrsein
1 Jahr zuvor
Antwortet  Andre Hog

Ja, das stimmt wohl.

Riesenzwerg
1 Jahr zuvor
Antwortet  Darfdaswahrsein

Das sind bestimmt die Dauer-Down-Voties…

Ich habe ja noch die Hoffnung, dass sie „nur“ rot-grün blind sind, und nicht links-rechts-unorientiert…. 😉

DerechteNorden
1 Jahr zuvor

Man fragt sich schon, was mit den deutsch-russischen Menschen hierzulande oft los ist. Russland haben sie verlassen, finden aber richtig, was Putin tut. Seltsam. Wieso leben diese Menschen eigentlich noch hier?

Georg
1 Jahr zuvor
Antwortet  DerechteNorden

Hartz IV ist super

Schattenläufer
1 Jahr zuvor
Antwortet  Georg

Schon mal selbst versucht?
Viel Spaß bei der Lebensgestaltung mit den paar Euro.

Georg
1 Jahr zuvor
Antwortet  Schattenläufer

Wenn man in der Heimat mit weniger auskommen musste, ist Hartz IV super. Beachten Sie auch die inkludierte Krankenversicherung.

Maja
1 Jahr zuvor
Antwortet  DerechteNorden

Das Phänomen ist nicht neu (Erdogan).

potschemutschka
1 Jahr zuvor
Antwortet  DerechteNorden

Wieso leben diese Menschen (Russlanddeutsche) eigentlich noch hier? Ganz einfach, sie gehören nirgendwo richtig hin: in Russland wurden sie als Deutsche diskriminiert, hier als Russen. Da ist es schon möglich, dass man gewisse „schizophrene“ Züge etwickelt. (mein persönlicher Eindruck)

potschemutschka
1 Jahr zuvor
Antwortet  potschemutschka

@Roter Daumen
Haben Sie eine bessere Erklärung? Dann her damit!

potschemutschka
1 Jahr zuvor
Antwortet  potschemutschka

@Georg“
Sind Sie einer der roten Daumen? Dann, „jolkij zelljonnye“, verstehe ich so einiges!
(@redaktion – das ist russisch und heißt „grüne Tannenbäume“ – passend zum Weihnachtsfest).
Ich wünsche allen ein schönes Weihnachtsfest (ALLEN: Ukrainern UND Russen ein friedliches Jolka-Fest) und ALLEN ein friedliches und besseres 2023!

Georg
1 Jahr zuvor
Antwortet  potschemutschka

Auch wenn sie es mir nicht glauben: Ich habe seit Wochen keine Daumen mehr verteilt, weder rot noch grün. Lediglich als die Funktion eingeführt wurde, bekam der Nutzer mit den vielen Namen aufgrund der immer gleichen Leier (kein Inhalt, kaum Bezug zum Artikel, nur Schmähung aufgrund des falschen Namens) rote Daumen.

potschemutschka
1 Jahr zuvor
Antwortet  Georg

Dann habe ich mich geirrt, tut mir leid.

Georg
1 Jahr zuvor
Antwortet  potschemutschka

Türkische Jugendliche sind hierzulande den Deutschen zu türkisch, in der Türkei den dortigen Türken zu deutsch. Das Problem haben nicht nur Russen.

potschemutschka
1 Jahr zuvor
Antwortet  Georg

Sehe ich genauso! Mein Kommentar war nur die Antwort auf die Frage, warum die Russlanddeutschen nicht nach Russland zurückkehren. Meine Vermutung trifft sicherlich auch auf viele andere Migranten auch zu.

Vierblättriges Kleeblatt
1 Jahr zuvor

Leider war das zu erwarten.