So wirbt ein Bundesland um Lehrkräfte (Slogan: „Sichere Dir den Sonderzuschlag!“)

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Mit Zuschlägen, dem Seiteneinstieg und der Verbeamtung will Thüringen auf neuen Plakaten um Lehrer werben. «Sichere dir den Sonderzuschlag!», steht etwa auf den Werbetransparenten.

So wirbt Thüringen um Lehrkräfte – erfolgversprechend? Screenshot

«Thüringen kann sich im bundesweiten Wettbewerb sehen lassen, und wir werben um jede einzelne Lehrerin und jeden einzelnen Lehrer für unsere Schulen», erklärte Bildungsminister Helmut Holter (Linke) am Freitag. Die Plakat-Aktion sei ein wesentlicher Baustein der Thüringer Lehrergewinnungskampagne und begleite den Einstellungskorridor zum bevorstehenden Schulhalbjahr. Ein Schwerpunkt liege auf den Sonderzuschlägen, die Thüringen erstmals in diesem Schuljahr seit November 2022 neu eingestellten Lehrkräften zahlt, die dort unterrichten, wo der Bedarf am größten ist.

Den Sonderzuschlag soll es für neu eingestellte, verbeamtete Lehrer geben, die zwei von drei Kriterien erfüllen: Bedarfsfach, Bedarfsregion, Bedarfsschulart. Er soll über einen Zeitraum von fünf Jahren gezahlt werden und beträgt zehn Prozent der Einstiegsbesoldung.

«Dabei steht eine klare Botschaft, die beide Welten verbindet und den Beruf im ländlichen Raum zur Lebensvision macht»

Auf den Plakaten – die landesweit in Thüringen ausgehängt werden – wird auch für die Möglichkeit des Seiteneinstiegs geworben. Seiteneinsteiger erhalten die Sonderzulage aber nicht. Auch das auf den Plakaten beworbene Gehalt der Besoldungs- oder Eingruppierungsstufe A13/E13 gilt für sie nicht. Die beworbene Sonderzulage gibt es auch nicht für tarifangestellte Lehrer, sondern nur für Beamte. Holter: «Thüringen hat seinen Lehrerinnen und Lehrern viel zu verdanken und viel zu bieten: Die Wiedereinführung der Verbeamtung, die Besoldungserhöhung für Lehrkräfte an Grund- und Regelschulen, die Öffnung des Seiteneinstiegs und nicht zuletzt die Einführung des Sonderzuschlags für Lehrerinnen und Lehrer. Wir werden in unseren Anstrengungen nicht nachlassen.»

Unfreiwillig komisch ist allerdings die Beschreibung des Bildungsministeriums der neuen Plakat-Motive geraten. «Die nunmehr zweite Motivreihe zum Landgang basiert auf der für die Thüringer Lehrergewinnungskampagne charakteristischen kreativen Darstellung einer realen Thüringer Lehrkraft», so heißt es. «Eingebettet sind diese Testimonials in Aufnahmen besonderer Orte im ländlichen Raum. Gezeigt werden der Herzogstuhl (Kleineutersdorf), das Chrysopras-Wehr (Bad Blankenburg), die Turmwindmühle (Weißensee) und der Trusetaler Wasserfall (Trusetal). Dabei steht eine klare Botschaft, die beide Welten verbindet und den Beruf im ländlichen Raum zur Lebensvision macht. Als sonderzuschlagsfähige Bedarfsfächer stehen exemplarisch Mathematik, Informatik, Sport und Musik im Fokus der Motive.» News4teachers / mit Material der dpa

„Der Beruf Lehrer wird auch sehr gut bezahlt“: Werbekampagne gestartet

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19 Kommentare
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Realist
1 Jahr zuvor

Ok, und gleich kommt wieder die GEW und heult herum, dass das alles nicht für Seiteneinsteiger gilt, schließlich fühlt sich die GEW auch für gescheiterte Journalisten, Politologen und Gender-Wissenschaftler verantwortlich: Wer sollte sonst die gesellschaftspoliotischen Ziele der GEW hochjubeln?

Riesenzwerg
1 Jahr zuvor
Antwortet  Realist

Und warum nicht?

Wenn Quereinsteiger doch so wichtig und notwendig sind… Warum nur für (vermutlich sehr wenige?) Beamte?

Graezist
1 Jahr zuvor
Antwortet  Realist

Ich bin angestellter Lehrer in NRW, erstes und zweites Staatsexamen, zusätzlich Magister, drei Fächer für die Sekundarstufe 2 und ich bekäme diesen Zuschlag auch nicht. Ich verdiene, als Vater von vier Kindern über meine ganze Arbeitszeit 900.000 Euro weniger als ein verbeamteter Lehrer, 1000 Euro weniger Altersversorgung bei gleicher bis in vielen Fällen besserer Ausbildung. Was ich von Ihrem Kommentar halte, darf ich wohl öffentlich nicht aussprechen . Aber es zeigt ganz klar, dass das Tischtuch zwischen Beamten und Angestellten zerschnitten ist. Sie, mein Herr oder meine Dame, haben keine Ahnung was Kollegialität bedeutet.

Dil Uhlenspiegel
1 Jahr zuvor

Challenge accepted! Wenn ich hier ein wenig rum-youtuber und das schulisch geschaut wird dort, krieg ich dann auch den Sonderzuschlag? Ok, dann bitte einmal … mhhh … ja, den Helm als Sonderzuschlag für mich bitte. Kann man immer brauchen, gerade jetzt, wo BW auf den Katastrophenschutz im Unterricht baut. Also auf Katastrophenschutz, den man im Unterricht durchnimmt, nicht der vor Katastrophen im Unterricht schützte oder vor katastrophalem Unterricht oder vor Unterricht, der ausfiele, was ja eine Katastrophe wäre, nur um Missverständnisse zu vermeiden. Ich bräuchte halt nur so etwa XXL, sonst platzt mir bald die Hutschnur.

PS: BW = BaWü, nicht Bundeswehr, nur um Missverständnisse zu vermeiden.

Dil Uhlenspiegel
1 Jahr zuvor
Antwortet  Dil Uhlenspiegel

PS: Die Lehrerin in der Werbung ist übrigens vorbildlich für winterlichen Klassenzimmer-Unterricht ausgerüstet. Man will hier wirklich die Realität vermitteln, ohne Zweifel.

Riesenzwerg
1 Jahr zuvor
Antwortet  Dil Uhlenspiegel

Gut ist auch das Kletterseil – im Notfall….. einfach raus! 😉

Geht auch aus dem zweiten Stock!

Leseratte
1 Jahr zuvor

Ich habe mich über die 600000 Euro teure Kampagne mit Sprüchen wie „Werde Welterklärer und Lieblingslehrer“ schon vor 2 Jahren kaputtgelacht…

Ron
1 Jahr zuvor

Ich möchte auf ein Problem dieser Anwerbungen hinweisen. An unserer Schule ist es vermehrt vorgekommen, dass eine Kunstpädagogin für Kunst, ein Orchestermusiker für Musik und ein Sportirgendwas für Sport eingestellt wurde. Für die langjährigen Kollegen mit zwei (teils drei) studierten Fächern bedeutet das: Kollege X mit Englisch/Kunst wird nur noch in Englisch eingesetzt, Kollegin Y mit Deutsch/Sport nur noch im korrekturintensivem Deutsch. Besonders ärgerlich, wenn der neue Quereinsteigende in Sport bei ähnlicher Bezahlung seine Aufgabe vorwiegend darin sieht, den Ball zu Stundenbeginn in die Hallenmitte zu werfen.

Last edited 1 Jahr zuvor by Ron
Realist
1 Jahr zuvor
Antwortet  Ron

Deshalb ist die einzig rationale Entscheidung für zukünftige Studierende lieber etwas anderes als Lehramt zu studieren (wer will sich schon verheizen und dauernd von Politik, Medien und Gesellschaft beschimpfen lassen?) und dann, und nur dann, wenn man in seinem Studienfach keinen vernünftigen Job findet (unwahrscheinlich beim sich aus demografichen Gründen die nächsten 10 Jahre weiter verstärkenden Fachkräftemangel, bis die Baby-Boomer-Generation so ca. Mitte der 30er vollständig in Rente ist), als Quereinsteiger in der Schule anzuheuern. Bis dahin wird die Politik auch die Bezahlung mehr oder weniger angeglichen haben, da sie sonst überhaupt niemanden mehr findet, der an der Schule arbeiten will. Als Quereinsteiger kann man dann auch Bälle in die Halle werfen oder sich die Schüler expressionistisch im Kunstunterricht ausleben lassen.

Mika
1 Jahr zuvor
Antwortet  Ron

So läuft das schon an etlichen Schulen, z.B. bei uns. Führt zu massiver Überlastung der ausgebildeten Kollegen. Für mich ein Grund, mich in Richtung Grundschule umzusehen bzw. den Lehrerberuf aufzugeben und in die Wirtschaft (mit Mathe, Physik und insbesondere Informatik ist der Wechsel leicht) zu gehen.

Riesenzwerg
1 Jahr zuvor
Antwortet  Mika

Ich bin traurig darüber, drücke aber die sachlich richtigen und konsequenten Daumen!

Achin
1 Jahr zuvor

In welchem Bundesland gingen die Menschen der beauftragten Werbeagentur in die Schule?

Konfutse
1 Jahr zuvor

Der wunderbare Lehrerberuf und die Bildung per se wurde in den letzten 25 Jahren dermaßen heruntergewirtschaftet, kaputtgespart und schlechtgeredet, dass eine solche Werbung FÜR diesen Beruf geschaltet werden muss.
Armes Deutschland!

Leseratte
1 Jahr zuvor

Eine Möglichkeit wird leider abgelehnt…

„[…] Und tatsächlich arbeiten im Bildungsministerium und in den Schulämtern derzeit rund 120 Beschäftigte, die eine Befähigung als Lehrerin oder Lehrer haben. Dennoch sieht das Ministerium davon ab, diese Menschen im Schuldienst einzusetzen, denn ihre Arbeit im Ministerium und in den Schulämtern sei dort zwingend notwendig – zur Aufrechterhaltung des Schulwesens.
Schwerpunkte bilden dabei derzeit die Gewinnung neuer Lehrerinnen und Lehrer und die Einsatzplanung des vorhandenen Personals zur Absicherung der Unterrichtsversorgung, sagte der Pressesprecher des Bildungsministeriums, Felix Knothe. Schule müsse beaufsichtigt und entwickelt werden, die Lehrerinnen und Lehrer müssten aus- und weitergebildet werden. Es sei nicht sinnvoll, diese Bereiche massiv zu schwächen, um „ein geringfügiges Mehr an Unterrichtsabsicherung“ zu gewährleisten, so Knothe. […]
Zielführend wäre für ihn die Frage, ob man nicht künftig die Arbeit in den Schulbehörden so ausrichte, dass diese von Verwaltungsfachangestellten erledigt werden könne – und dafür keine Lehrerinnen und Lehrer mehr nötig seien. […]
Dass Lehrer, die in der Verwaltung arbeiten, aufgrund des Lehrermangels wieder in den Schuldienst zurückkehren, sei laut Ministerium eher selten.“

https://www.mdr.de/nachrichten/thueringen/lehrkraefte-lehrermangel-schulen-bildungsministerium-100.html

Warum wollen diese LuL wohl nicht zurück in den Schuldienst… Mal überlegen… Und könnte man sie aufgrund der Probleme mit der Unterrichtsabsicherung nicht wenigstens zeitweise zwangsweise abordnen? Die meisten KuK unserer Schule haben in den letzten Jahren z.T. sogar mehrere Abordnungen an andere Gymnasien, aber auch Grund- und Regelschulen hinter sich. Und dass wir „beaufsichtigt und entwickelt werden“ müssen, naja… Und wie super erfolgreich die 600000 Euro teure Kampagne zur Lehrergewinnung bisher war, ist ja offensichtlich. Weiß jemand, was das Ergänzen der Plakate um den Spruch „Sichere dir den Sonderzuschlag“ gekostet hat?

Andre Hog
1 Jahr zuvor
Antwortet  Leseratte

Ich würde mal tippen, dass die 120 KuK im Bildungsministerium sich an die nächstbeste Heizung ketten werden, um nicht dem Moloch in den Rachen geworfen zu werden.
Die sitzen doch im BiMi, weil sie dort nix mit SuS und dem ganzen Wiggel an den Schulen zu tun haben.
Würde tatsächlich konkret eine Versetzung in den aktiven Schuldienst drohen, dann würde wahrscheinlich den Amtsärzten die Bude eingerannt werden, um sich dienstunfähig schreiben zu lassen.

MeinSenf
1 Jahr zuvor

Wenn ich aus der Schule komme fühle ich mich auch immer wie beim Landgang. 🙂

Vor Erschöpfung die Erde unter mir schwanken spüren und sich fühlen, als wäre man in einer anderen Welt angekommen, erlebe ich beim Verlassen des Schulgebäudes (häufig erst abends) regelmäßig.

Riesenzwerg
1 Jahr zuvor

„Die Plakat-Aktion sei ein wesentlicher Baustein der Thüringer Lehrergewinnungskampagne und“ und an Peinlichkeit nicht zu übertreffen.

Allerdings – so spricht man die „Jugend und den Nachwuchs von heute“ an – Challenge, sichere dir …. Sonderzuschlag… (Nur für dich und nur bis morgen! – könnte noch hinzugefügt werden…)

Blamabel, peinlich.

Gute Bildungspolitik (weiß da noch jemand, wie das geht?) sind sicherlich erfolgreicher.

Wer sich auf diese Anzeige meldet, geht bei mir als „Absahner“ durch.

xyz
1 Jahr zuvor

Werbeagenturen wird das Geld in den Rachen geworfen? Lehrergewinnung banal. Wer entscheidet so etwas?
Wir bezahlen lieber unsere Mitarbeiter sehr gut und bieten ihnen Anreize. Warum wird das an Schulen nicht gemacht? Bezahlung und Arbeitsbedingungen. Das sind die zwei Schrauben, immer und überall.

Leseratte
1 Jahr zuvor
Antwortet  xyz

„In der Besoldungsgruppe A13 bekommen verbeamtete Lehrer in Thüringen als Berufseinsteiger rund 360 Euro weniger Gehalt als im Bundesschnitt. Ein Gehalt der Besoldungsgruppe A13 erhalten bisher Gymnasial-, Berufsschul- und Förderschullehrer. [jetzt auch Regelschul- und Grundschullehrer. Anm. v. Leseratte]
Aus dem aktuellen Besoldungsreport des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) geht hervor, dass in Thüringen verbeamtete Lehrer als Berufseinsteiger in der Besoldungsgruppe A13 mit 48.528 Euro brutto im Bundesschnitt rund 360 Euro weniger verdienen.“

https://www.haufe.de/oeffentlicher-dienst/entgelt/einstiegsgehaelter-der-beamten-in-thueringen-im-vergleich_150_485316.html

Die Quelle ist von 2019. Ich weiß nicht, ob sich an den 360 Euro inzwischen was verändert hat.