Lehrermangel: Bildungsministerium will Seiteneinsteiger mit virtuellem Speeddating gewinnen

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Das Bildungsministerium und die Bundesagentur für Arbeit wollen mit einem virtuellen Speeddating Lehrkräfte für Sachsen-Anhalt gewinnen. Der Termin soll am 12. Januar stattfinden, teilte das Haus von Bildungsministerin Eva Feußner (CDU) am Donnerstag mit.

Lassen sich so Lehrkräfte gewinnen? Illustration: Shutterstock

«Auch im neuen Jahr suchen wir intensiv nach Menschen, die ihr eigenes sowie das Leben der Schülerinnen und Schüler in Sachsen-Anhalt bereichern wollen – mit dem Wechsel in den Lehrberuf», sagte Feußner. Seiteneinsteiger seien ein großer Gewinn für die Schulen im Land. Man könne «passgenau zugeschnittene Job-Angebote in allen Regionen Sachsen-Anhalts bieten». Die Interessierten sollen bei der Veranstaltung erfahren, welche Zugangsmöglichkeiten zum Lehrerberuf bestehen und nach welchen Kriterien Seiteneinsteiger ausgewählt werden.

Sachsen-Anhalt verzeichnet wie andere Bundesländer einen gravierenden Lehrermangel. Laut Bildungsministerium lag die sogenannte Unterrichtsversorgung zuletzt bei 93,5 Prozent und damit so niedrig wie nie zuvor. Ziel der schwarz-rot-gelben Koalition ist eine 103-prozentige Unterrichtsversorgung, um beispielsweise Ausfälle abdecken zu können.

Die Anmeldung erfolgt unter der Mailadresse: weltenretter@sachsen-anhalt.de

Lehrer verzweifelt gesucht: Land lässt Flugzeug mit Werbebanner über Strände fliegen

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15 Kommentare
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Realist
1 Jahr zuvor

Ob man den Seiteneinsteigern beim „virtuellen Speeddating“ dann auch sagt, dass ein Lehrer Präsenz in der Schule zeigen muss und sein Deputat nicht „virtuell“ im Homeoffice abreißen kann? Nicht, dass da falsche Erwartungen entstehen…

Dil Uhlenspiegel
1 Jahr zuvor
Antwortet  Realist

„Passgenau zugeschnittene Job-Angebote“ um sein „Leben zu bereichern“. Für „Weltenretter.“

kanndochnichtwahrsein
1 Jahr zuvor

„Weltenretter“…
Musste drei Mal hinsehen… konnte nicht glauben, dass das da wirklich steht.
Wir brauchen keine Supermänner/frauen, sondern gestandene, in sich ruhende Leute, die wissen, was auf sie zukommt und es durch alle Höhen und Tiefen mittragen wollen!!!

Sissi
1 Jahr zuvor

Die haben halt den Song falsch verstanden > “ muss nur noch kurz die Welt retten “

https://www.songtexte.com/songtext/tim-bendzko/nur-noch-kurz-die-welt-retten-6be972a2.html

Eigentlich wurde er geschrieben, weil der Sänger jemanden kannte, der dies – in Computerspielen – ausgiebig tat.

Zocken die alle zu viel ? In SachsenAnhalt und im Glorreichen Olymp ? Na dann :
Superhelden gesucht 🙂 school-bat-men and girls .

Dil Uhlenspiegel
1 Jahr zuvor

Habe gelesen „durch alle Höllen und Tiefen“ . Tut mir leid, war keine Absicht. Vermutlich war ich abgelenkt von dem attraptiven Angebot.

Last edited 1 Jahr zuvor by Dil Uhlenspiegel
Andre Hog
1 Jahr zuvor

„Die Anmeldung erfolgt unter der Mailadresse: weltenretter@sachsen-anhalt.de

LEHRER VERZWEIFELT GESUCHT!“

Oh Gott!! … ein Bundesland auf der Suche nach einem Messias … oder besser….auf der Suche nach ganz vielen!

Denen haben sie doch wirklich – völlig unabhängig vom Parteibuch – massiv ins Gehirn (sofern überhaupt vorhanden) geschissen.

…das ist mindestens so intelligent wie bei der Sesamstraße „Ernie, der Wasserhahn tropft…!“

https://youtu.be/Q75D-VxAydY

Anstatt nach direkten funktionierenden Hilfen zu suchen werden erst mal alle denkbaren und undankbaren Umwege aufgesucht.

Palim
1 Jahr zuvor
Antwortet  Andre Hog

Ich mag Ernie!

Danke dafür!

Achin
1 Jahr zuvor

Solche Aktionen sichern unzweifelhaft Arbeitsplätze, allerdings nur in mittelmäßigen Werbeagenturen. Sprachlich und ästhetisch kommt die Aktion unterirdisch rüber, da hätte eine gesellige Runde beim Kollegiumsausflug originellere Ergebnisse erzielt. Wer gibt so einen Marketingquatsch frei?

Karl Heinz
1 Jahr zuvor

Seiteneinsteiger sind nicht wirklich willkommen.

Einige Kommentare hier deuten es ja bereits an – Seiteneinsteiger*innen werden eher beleidigt als willkommen geheißen.
Als ich mich für den Seiteneinstieg entschied wurde ich zunächst auf ein Schulsystem eingestimmt, wie es sich die Weiterbildner*innen idealtypisch vorstellten. Das hatte wenig mit dem zu tun, was dann tatsächlich auf einen zukam.
Der Umgang mit den Kindern – den auch ordentlich studierte „Voll-Lehrkräfte“ nicht automatisch beherrschen – ist das eine. Der Umgang im Kollegium ist eine andere Baustelle.
Die Quote derer, die sehr schnell wieder aufgeben, ist unter Seiteneinsteigenden sehr hoch. Etwa die Hälfte bis zu zwei Dritteln der Leute hört schnell wieder auf.
Einer der Gründe ist die „Willkommenskultur“ der Schulen selber.
An meiner Schule wird der Umstand zumindest akzeptiert, dass dem Mangel mit „Fachfremden“ begegnet wird. Dennoch machten mir eine Kolleg*innen sehr schnell deutlich, dass sie vom Seiteneinstieg nichts hielten. Und auch heute noch, nach einigen Jahren, werde ich nicht wirklich als „echter“ Kollege anerkannt. Es ist nach wie vor für viele Kolleg*innen kein Widerspruch, mit mir etwas dienstliches zu klären, nur um sich dann direkt anderen Kolleg*innen zuzuwenden und lautstark die neueste politische Maßnahme zu kritisieren, die „noch mehr von denen“ in die Schulen hole.
Anderen Kolleg*innen, die mit mir zusammen den Seiteneinstieg begannen, wurden ungleich härter aus ihren Schulen gemobbt. Einige berichteten, dass ihr Schulleitungen sehr offen und unverhohlen deutlich machten, keine Seiteneinsteiger zu wollen.
Der Standesdünkel sitzt tief – wer kein Lehramt studiert hat, wer nicht durch die oft beschriebene Hölle des Vorbereitungsdienstes (ehemals Referendariat) gegangen ist, der/die zählt halt nichts.

Streamer01
1 Jahr zuvor
Antwortet  Karl Heinz

Weil ja auch in jedem anderen Berufsfeld „Seiteneinsteiger“ so gerne gesehen werden, die keinerlei Nachweise ihre Qualifikation, wie die eben die im Beruf tätigen, nachweisen mussten.

Wann haben Sie sich das letzte Mal eine Füllung von einem Seiteinsteigerzahnarzt geben lassen?
Seit wann dürfen Seiteneinsteiger Gasheizungen einbauen?
Seit wann dürfen Seiteneinsteiger die Sicherungskästen verdrahten?
Seit wann dürfen Seiteneinsteiger Alkoholkontrollen im Strassenverkehr durchführen?

In jedem f***ing Beruf muss man seine Qualifikation mit seinen Abschlüssen nachweisen, NACHWEISEN, aber da die Lehrer alles ahnungslose Trottel sind, darf da halt jeder mal ran (war da nicht auch mal was mit den „Schleckerfrauen“?). Vielleicht schmeckt es halt nicht jedem, dass ihm regelrecht ins Gesicht gespuckt wird, indem man ihm sagt, dass seine Ausbildung eigentlich nur vergeudete Jahre waren und er genauso gut vom Jobcenter als Hartz-4-Maßnahme in die Schule geschickt hätte werden können.

Fräulein Rottenmeier
1 Jahr zuvor

„Der Standesdünkel sitzt tief – wer kein Lehramt studiert hat, wer nicht durch die oft beschriebene Hölle des Vorbereitungsdienstes (ehemals Referendariat) gegangen ist, der/die zählt halt nichts.“

Nein, das hat nichts mit Standesdünkel zu tun, sondern mit erlernten Kompetenzen den Beruf auszuführen. Nicht umsonst blickt ein Lehrer auf eine langjährige Ausbildung zurück und hat in der Regel von der Pike auf gelernt, wie man den Unterrichtsstoff so aufbereitet, dass er an den oder in den Schüler gebracht werden kann. Darüber hinaus hat er auch gelernt, wie man in oder vor einer Klasse agiert. Kurz er hat in dieser langen Ausbildung neben fachlichen Kenntnissen auch didaktische, methodische und pädagogische Kompetenzen erworben.
Ein Seiteneinsteiger kann eventuell noch auf seine Fachlichkeit zurückgreifen, aber bei den didaktischen und methodischen Kompetenzen hapert es dann meist. Es gibt tatsächlich Naturtalente, die einfach vieles richtig machen und ein unglaubliches Gespür für diesen Beruf haben, aber die meisten muss man doch sehr stark an die Hand nehmen. Da ist es mit Augenhöhe eben schwierig, vor allem dann, wenn die Schulleitung immer überlegen muss, was man dem Seiteneinsteiger zutrauen kann und was lieber ein anderer Kollege übernimmt (z.B. bei Vertretungssituationen).
Sorry, aber so sieht es meist von der anderen Seite aus.

Last edited 1 Jahr zuvor by Fräulein Rottenmeier
Riesenzwerg
1 Jahr zuvor

„Man könne «passgenau zugeschnittene Job-Angebote in allen Regionen Sachsen-Anhalts bieten».“

Das heißt auf gut Deutsch – Lehrys werden abgeordnet, wenn ein Quereinsteigery gerade an diese Schule in diese Region passgenau passt.

Musiklehrys usw. werden abgeordnet, wenn ein quereingestiegener M-Lehry das übernimmt.

Die können ja im Zweifelsfall auch fachfremd und -ungeeignet unterrichten.

Halleluja!

Bloß nicht mehr Lehry werden – Quereinstieg ist besser.

Grundschullehrer
1 Jahr zuvor

Sachsen-Anhalt ist für Absolventinnen des Lehramts mit zweitem Staatsexamen unattraktiv geworden, insbesondere im Grundschulbereich. Sachsen-Anhalt ist gewissermaßen das gallische Dorf, umgeben von A13. Jetzt werden die Einstellungsvoraussetzungen runtergeschraubt, dass einem schwindelig werden kann. Hauptsache, man muss nicht die A13 zahlen, wie es angesichts des Mangels angebracht wäre. Ich wünsche allen Quereinsteigerinnen und Quereinsteigern viel Erfolg. Leider sind die schlechter gestellte und schlechter bezahlte Lückenbüßer.

Pressestelle Bildungsministerium
1 Jahr zuvor

Liebe Redaktion, die UVS liegt bei 93,5 %! Die genannten 92% ist die Zahl vom Vorjahr! Ich bitte darum, das klarzustellen!