Debatte um den Lehrermangel: Liegt in einem dualen Lehramtsstudium die Lösung?

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Um den Lehrermangel zu entzerren, plädiert die Bildungsforscherin Prof. Anne Sliwka für ein duales Lehramtsstudium. Die dual Studierenden könne man nach einem halben Jahr als Förderkräfte einsetzen, um die Lehrkräfte zu entlasten, sagte die Forscherin der Universität Heidelberg, die auch im wissenschaftlichen Beirat des Kultusministerium sitzt, der «Schwäbischen Zeitung». «Im Laufe der Jahre würden sie in den Teamunterricht reinrutschen und irgendwann allein vor einer Klasse stehen.»

Gleichzeitig studieren und arbeiten – das ist ein duales Studium. Foto: Shutterstock

Duale Studiengänge zögen leistungsstarke Bewerber aus der unteren Mittelschicht an, weil sie so Geld verdienen und sich ihr Studium finanzieren könnten, sagte Sliwka, Professorin am Institut für Bildungswissenschaft der Universität Heidelberg, weiter. Außerdem bekämen sie schneller Praxiserfahrung als im normalen Studium und merkten nicht erst nach fünf oder sechs Jahren im Referendariat, ob der Beruf richtig für sie ist. Ihrer Ansicht nach könnten Modellversuche für so ein System schon zum nächsten Schuljahr starten, so Sliwka.

«Man muss den ganzen Beruf attraktiver machen, grundlegend neu denken und nicht versuchen, aus einer ausgepressten Zitrone noch mehr Saft rauszuquetschen»

Der Vorschlag der Ständigen Wissenschaftlichen Kommission (SWK) der Kultusministerkonferenz, den Lehrermangel vor allem durch Mehrarbeit der Lehrkräfte zu beheben, sei nicht der richtige Weg, sagte Sliwka. «Man muss den ganzen Beruf attraktiver machen, grundlegend neu denken und nicht versuchen, aus einer ausgepressten Zitrone noch mehr Saft rauszuquetschen.» Das Problem lasse sich auch nicht mit Quereinsteigern überbrücken.

Zuspruch erhielt sie vom bildungspolitischen Sprecher der SPD-Landtagsfraktion, Stefan Fulst-Blei: «Die Erfahrungen aus anderen Bereichen zeigen, dass das duale Studium in der Tat eine hohe Attraktivität ausstrahlt.» Er schränkte aber ein: Es dürfe zu keinen Qualitätseinbußen kommen und die dual Studierenden dürften keine billigen Ersatzlehrkräfte sein. «Es ist zudem an der Zeit, über eine deutlich erhöhte Vergütung der Referendarinnen und Referendare nachzudenken.»

«Das Problem des Lehrkräftemangels wird aller Voraussicht nach in den kommenden 20 Jahren bestehen bleiben», so heißt es in dem SWK-Gutachten. Der Mangel bedrohe die Sicherstellung der Unterrichtsversorgung und beeinträchtige auch die Qualität des Unterrichts. Vorgeschlagen wird eine ganze Liste von Maßnahmen, von denen jede einzelne höchst umstritten sein dürfte: von der Mehrarbeit für Lehrkräfte über Hybridunterricht bis hin zu größeren Klassen (News4teachers berichtete). News4teachers / mit Material der dpa

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44 Kommentare
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Old school
1 Jahr zuvor

Superidee!
Man degradiert eine akademische Laufbahn zu einem Ausbildungsberuf- folgend auch finanziell.
Und für die Ausbildung vor Ort im Sinne des learnings by doing sind die Lehrkräfte zuständig. Für lau- mal wieder.

Stefanie Schlick
1 Jahr zuvor
Antwortet  Old school

Sie haben recht, es könnte auf etwas geringere Bezüge hinauslaufen. Schon jetzt gibt es aber ein Zweiklassensystem der Bezahlung von Lehrkräften: von denen, die „drinnen“ sind im staatlichen Schulwesen, und jenen, die freiberuflich als Honorarkräfte (fast schon gleich TagelöhnerInnen, da ohne Krankengeld und ohne Urlaub) in privaten Beschäftigungsverhältnissen arbeiten und kaum mehr verdienen als Reinigungskräfte

Eines würde sich aber positiv -vor allem für die Frauen unter uns- ändern: bereits während der Ausbildung würde in die Rentenversicherung eingezahlt . Dass die akademischen Ausbildungsjahre nicht als Rentenversicherungsjahre anerkannt werden, ist nämlich, u.v.a , einer der Gründe, weshalb gerade weibliche Lehrkräfte, falls sie später keine Einstellung erhalten, oder gar eine Kinderpause einlegen,, auch zu den Minirentenempfängerinnen gehören. –> Altersarmut ist gerade im Akademikerbereich weiblich!)
Jeder Azubi kann mit 17, 18 Jaren Rentenpunkte sammeln, Lehramtskandidaten bis incl. 28 Jahren erwerben nicht einmal Anspruch auf Arbeitslosengeld! Und das alles, weil sie im Zwitter-Verhältnis zwischen Beamtentum und Arbeitnehmertum zwischen die Stühle fallen.

Ein Dualsystem würde hier neue Möglichkeiten eröffnen. Sie haben recht, es könnte auf etwas geringere Bezüge hinauslaufen. Schon jetzt gibt es aber ein Zweiklassensystem der Bezahlung von Lehrkräften: von denen, die „drinnen“ sind im staatlichen Schulwesen, und jenen, die freiberuflich als Honorarkräfte (fast schon gleich TagelöhnerInnen, da ohne Krankengeld und ohne Urlaub) in privaten Beschäftigungsverhältnissen arbeiten und kaum mehr verdienen als Reinigungskräfte

Eines würde sich aber positiv -vor allem für die Frauen unter uns- ändern: bereits während der Ausbildung würde in die Rentenversicherung eingezahlt . Dass die akademischen Ausbildungsjahre nicht als Rentenversicherungsjahre anerkannt werden, ist nämlich, u.v.a , einer der Gründe, weshalb gerade weibliche Lehrkräfte, falls sie später keine Einstellung erhalten, oder gar eine Kinderpause einlegen,, auch zu den Minirentenempfängerinnen gehören. –> Altersarmut ist gerade im Akademikerbereich weiblich!)
Jeder Azubi kann mit 17, 18 Jaren Rentenpunkte sammeln, Lehramtskandidaten bis incl. 28 Jahren erwerben bis zum zweiten Sraatsexamen nicht einmal Anspruch auf Arbeitslosengeld! Und das alles, weil sie im Zwitter-Verhältnis zwischen Beamtentum und Arbeitnehmertum zwischen die Stühle fallen.

Ein Dualsystem würde hier neue Möglichkeiten eröffnen.

Streuner1
1 Jahr zuvor
Antwortet  Stefanie Schlick

Anstatt sich über die Brotkrumen zu freuen und über angebliche Diskriminierung („wir armen Frauen“) zu sinnieren, hätte ich einen anderen Vorschlag (den, den gerne Männer beherzigen): entscheiden Sie sich für einen Beruf, der entsprechend bezahlt wird.

Stefanie Schlick
1 Jahr zuvor
Antwortet  Streuner1

Der Empfehlung, lieber Herr Streuner, bin ichvor nunmehr 36 Jahren gefolgt. Ich habe mich für den Zweit-Beruf der Netzwerkadministratorin entschieden und die Lehrerkarriere aufgegeben.
Vielleicht hatten Sie an meinem Schreiben missverstanden , dass ich hier nicht von meiner subjektiven Situation sprach, sondern von einem generellen Tatbestand , dem, dass gerade Akademikerinnen sehr lange Ausbildungszeiten haben , die in Rente und Arbeitslosenversicherung nicht gezählt werden. Begründet wird das damit, dass sie ja später überproportional verdienen würden. Das stimmt jedoch nur überwiegend für die männlichen Absolventen. Gegenüber Handwerksberufen ist es eine eklatante Benachteiligung, denn dort zählt die Ausbildung ab dem ersten Tag als rentenrelevant und gegen Arbeitslosigkeit abgesichert.

Siegfried Schattinger
1 Jahr zuvor
Antwortet  Stefanie Schlick

Wenn Sie mehr als gut sind, eine gesuchte Fächerkombination haben und den Schulträger einer gehobenen Privatschule „überzeugen“, können Sie auch hier in Relation zur öffentlichen Schule gut verdienen.

Stefanie Schlick
1 Jahr zuvor

Lieber Herr Schattinger, auch das habe ich mal ausprobiert. Das Gehalt an einer Privatschule lag für einen nominell 15stündigen Lehrauftrag , faktisch aber Rund-um-die-Uhr-Job bei 985 DM monatlich.
Heutige Stundensätze für Honorarlehrer liegen zwischen 20 und 27 Euro.

Mag sein, dass es besondere Privatschulen gibt, die für besonders seltene Fächerkombinationen gut bezahlen, die Regel ist es m.E. aber nicht.
Es ist leider auch so, dass die freiberuflichen Lehrer in den Lehrergewerjschaften und -Verbänden nicht oder nur wenig vertreten sind , daher in der öffentlichen Diskussion nicht erwähnt werden.

dickebank
1 Jahr zuvor
Antwortet  Stefanie Schlick

Man könnte ja auch die Lösung wählen. die in einigen Bundesländern wie z.B. BaWü für das Referendariat von Juristen zur Anwendung kommt – von wegen „judex non calculat“.

Kerstin
1 Jahr zuvor
Antwortet  Old school

„Man degradiert eine akademische Laufbahn zu einem Ausbildungsberuf- folgend auch finanziell.“
 
Wenn Sie das nur als „Degradierung“ sehen und negative Folgen für die Lehrergehälter befürchten, kann ich Ihnen nicht zustimmen. Das Studium war m. E. bisher zu überfrachtet mit schöner Theorie. Mehr Schulpraxis parallel zu den theoretischen Lehren ist bitter nötig und sorgt für mehr Realitätsbewusstsein sowohl bei den Lehrenden als auch den Lernenden während des Studiums.
Ich glaube auch nicht, dass finanzielle Einbußen drohen. Dazu müsste es viel mehr Lehrer geben. Hier dürften Angebot und Nachfrage die entscheidende Rolle spielen. Ein Ende des Lehrermangels sehe ich jedoch noch lange nicht. Dazu ist der Lehrerberuf viel zu unattraktiv und viel zu wenig anerkannt trotz „akademischer Laufbahn“. Diese ist sogar relativ unwichtig.
 
Das Ansehen der Lehrer kann nur gewinnen, wenn die Schulen besser dastehen und die Lehrer einen besseren Ruf haben. Dieser richtet sich nach ihrem Unterrichtserfolg und nicht nach der Art des Studiums.
Auch die Bildungspolitik spielt für das Ansehen der Lehrer eine größere Rolle als das Studium. Werden hier die falschen Weichen gestellt, fällt das auf die Lehrer zurück. Sie stehen dann als unfähig da, auch wenn sie mit Bedingungen zu kämpfen haben, deren Erschwernisse, Überlastungen und Rechtlosigkeiten sich kaum ein Mensch außerhalb der Schule vorstellen kann.
Kurz und gut: Ein duales Studium ist für mich ein Schritt in die richtige Richtung. Durch die Schulpraxis zeigt es den Studierenden auch frühzeitig, ob der Lehrerberuf die richtige Wahl für sie ist. Was nützt eine „akademische Laufbahn“, wenn sie unnötig viele Lebensjahre kostet, bevor die Nachwuchskräfte merken, dass die Schulpraxis nichts für sie ist.

Old school
1 Jahr zuvor
Antwortet  Kerstin

Man kann durch die Praktika- eigene oder vorgegebene- Erfahrungen machen. Man kann sich in FSJ, als Jugendbetreuer in den Ferien o.ä. durchaus ein Selbstbild machen. Als auch in der universitären tätige Person weiß ich um Möglichkeiten und sehe auch durchaus Handlungsbedarf und -optionen.
Dennoch muss der akademische Anspruch bleiben. Es darf keine Lehrerazubis geben.
Aber die dümmsten Kälber…..

Old school
1 Jahr zuvor
Antwortet  Kerstin

Gemeint ist „in der universitären Lehrerausbildung tätige Person“.

DerechteNorden
1 Jahr zuvor

Vielleicht springen dann aber noch mehr vorher ab? Wenn man gleich zu Beginn erlebt, wie schlimm es sein kann, könnte man ja noch den Studiengang wechseln.

Kerstin
1 Jahr zuvor
Antwortet  DerechteNorden

Wäre dieser Wechsel nicht gut? Wer erst zu spät merkt, dass er das falsche Studium gewählt hat, verschenkt für einen Wechsel wertvolle Lebenszeit oder bleibt gefangen in einem Beruf, der ihn ständig überfordert und unglücklich macht.
Im Lehrerberuf klaffen Theorie (Studium) und Praxis sehr weit auseinander. Ein duales Studium könnte das schon bald zeigen und für einen früheren Wechsel des Studiengangs sorgen.

DerechteNorden
1 Jahr zuvor
Antwortet  Kerstin

Der Titel lautet aber schon noch „Debatte um Lehrkräftemangel …“ …

klm
1 Jahr zuvor
Antwortet  DerechteNorden

Na und, ist bei Ihrer Vorrednerin davon etwa nicht die Rede?

Moritz
1 Jahr zuvor
Antwortet  DerechteNorden

Ja, genau das ist der Sinn. Wenn man schon im dritten Semester merkt, dass man nicht für den Beruf geeignet ist, dann kann man sich noch umorientieren, wenn ich aber nach 10 oder mehr Semestern Studium erst merke, dass ich den Beruf nicht machen kann, dann bin ich der Fisch und ende als unmotivierter Lehrer, der dann weder den SuS etwas bringt, noch seine eigenen Ziele verwirklichen kann und man hat Jahre seines Lebens ohne Vergütung in den Sand gesetzt.

Lera
1 Jahr zuvor

Welche Auswirkungen hätte dieses Modell auf die Zuordnung zum gehobenen vs. höheren Dienst?

Ein duales Studium wäre ja nur noch Bachelor-Niveau (oder es dauert doppelt so lange).

—> GY ist schon mal raus – alleine schon wegen des Distinktionsgewinns

—> Bonus: Die seit Jahrzehnten fälschlicherweise vorgebrachte Rechtfertigung des Gehaltsunterschieds qua Ausbildungsniveau wird so wieder korrekt! Win-Win.

Siegfried Schattinger
1 Jahr zuvor
Antwortet  Lera

Unterscheiden Sie bitte Studieninhalte und Studiendauer. Nur wer die inhaltlichen Vorgaben, nachgewiesen durch jeweils abschlussnotenrelevante Zwischenprüfungen, in zugeordneter Studiendauer schafft kommt weiter.

Indra Rupp
1 Jahr zuvor

Pfff! Wieso untere Mittelschicht? Glaubt da jemand, man könne aus der Unterschicht keine Lehrer abziehen?

Beispiel : – Untere Unterschicht
– Oberschule Kl. 10
– Mathe E-Kurs 1
– Chemie E-Kurs 1
– Physik 1
– Bio 1
– Politik 1
– Wirtschaft 1
– Geschichte 1
– Erdkunde 1
– Werte & Normen 1
– Arbeitsverhalten A
– Sozialverhalten A

Abgesehen von diesem Jungen gibt’s da auch noch zwei Migranten Mädchen ( 1x Syrien, 1x Russland) und ein deutsches Mädchen in der Klasse mit ähnlich guten Noten.

Ich_bin_neu_hier
1 Jahr zuvor
Antwortet  Indra Rupp

„Duale Studiengänge zögen leistungsstarke Bewerber aus der unteren Mittelschicht an, weil sie so Geld verdienen und sich ihr Studium finanzieren könnten, sagte Sliwka“ – Das ist ohnehin nur ein Ausschnitt aus dem Interview.

Frau Prof. Sliwka meint hier vermutlich nicht, dass Angehörige der „Unterschicht“ (in welcher Definition auch immer) – nicht als Lehrkräfte geeignet bzw. qualifizierbar sind, wie Sie offensichtlich vermuten („Glaubt da jemand, man könne aus der Unterschicht keine Lehrer abziehen?“).

Es geht hier nämlich gerade nicht um „Eignung“, sondern um Erfolgsaussichten bei den Rekrutierungsbemühungen – und die sind, sofern ich die Aussage von Frau Prof. Slivka korrekt interpretiere, im Falle eines dualen Studiengangs besonders groß bei der unteren Mittelschicht.

Ron
1 Jahr zuvor

Duales Studium und Quereinstieg – kann man alles machen. In meinen Augen sollte man dann aber nicht vorschnell verbeamten bzw. bei der Eingruppierung Unterschiede machen, da im anderen Fall bald kaum noch jemand den regulären Studienweg durchlaufen wird.
Vielleicht ist dies aber auch das heimliche Ziel – quasi eine Entqualifizierung des Leerkörpers, um dann über die Jahre die Besoldung durch ungenügende Lohnerhöhungen als Ganzes zu verbilligen. In angelsächsischen Ländern ist dieses Modell bereits Standard: Unterbezahlt und schlecht qualifiziert lässt man dort angelernte Lehrer in staatlichen Schulen auf die Kinder und Jugendlichen los. PISA und Bologna hätten dann im Endeffekt etwas ganz anderes bewirkt, als uns versprochen wurde.

potschemutschka
1 Jahr zuvor
Antwortet  Ron

Gibt es hier jemanden, der mal etwas zur Ausbildung von Unterstufenlehrern in der DDR schreiben kann? Die Ausbildung war nach meinen Beobachtungen sehr gut. Nach der Wende unterbezahlt? Ja, Aber die Kollegen waren nicht unterqualifiziert. Sie wussten auf jeden Fall, wie man Erstklässlern noch das Lesen, Schreiben und Rechnen beibringt. Das können Oberstufenlehrer nämlich meist nicht.

Lera
1 Jahr zuvor
Antwortet  potschemutschka

Sie können (und wollen) es nicht, dürfen aber.

Umgekehrt dürfen GS-Lehrer außerhalb ihrer Schulform … ich schau gerade mal … ah ja: nix.

#attraktiv #sackgasse

potschemutschka
1 Jahr zuvor
Antwortet  Lera

Ja, aber wie war die Ausbildung der GS-Lehrer in der DDR. Kann das bitte mal jemand beschreiben. Bei den Erziehern weiß ich, dass es Unterschiede gab, ob Kindergarten oder Hort. Horterzieher hatten z. B. eine Lehrbefähigung für ein Fach. Das brauchten Kindergärtner natürlich nicht, dafür hatten sie andere Schwerpunkte in der Ausbildung.

Gelbe Tulpe
1 Jahr zuvor

Das mit dem dualen Studium habe ich in den vergangenen 10 Jahren immer wieder im Internet vorgeschlagen. Sie scheint wohl mit der Zeit von vielen mit der Bildung betrauten Verantwortlichen gelsen worden zu sein. Sehr gut. Ein wichtiger Schritt hin zu mehr sozialer Gerechtigkeit.

Streuner1
1 Jahr zuvor
Antwortet  Gelbe Tulpe

Wenn ich diese Lüge, pardon, von „sozialer Gerechtigkeit“ noch weiter ertragen muss, um Verschlechterung und Verlotterung zu rechtfertigen, dann explodiere noch.

Die Wahrheit ist, dass es weniger Bildung gibt und daraus folgen schlechtere Bildungschancen und daraus folgen schlechtere Berufsaussichten und daraus folgen schlechtere Verdienstmöglichkeiten.

Und wer wird sicher nicht von dieser schlechteren Bildung betroffen sein, weil die sicher weiterhin nicht auf die Qualifikation der Lehrer ihrer Kinder verzichten werden?

Also gebe ich Ihnen den Rat lieber anderen Leuten ihre Lügen zu servieren. Mir reicht’s jedenfalls…

447
1 Jahr zuvor

Finde ich eine gute Idee.

Also, so an sich.

Also für andere.

„AKO“ mutiert damit natürlich vom recht angenehmem Posten für verdiente A14er wohl zum Folterstuhl mit Katapultfunktion…

… Gefahr droht auch daher, dass Studenten noch vor der mehrjährigen Pädagogikindoktrination in Kontakt mit der Realität an den Schulen kommen könnten. Da muss noch vorgesorgt werden.

Sissi
1 Jahr zuvor
Antwortet  447

„Kontakt mit der Realität an Schulen […] muss noch vorgesorgt werden“
> Kaffee, Sofa, Häppchen….wüsteste Androhungen in Richtung nicht willfähriger SUS und KUK – läuft bei uns – schon lange, wie im richtigen Leben.

PS: Das Problem dürfte v.a., die universitäre Ausbildung werden – ähnlich wie bei den dual Studierenden in Betrieben; hier fehlt der rote Faden.

Der Zauberlehrling
1 Jahr zuvor

Wenn alle rechtlichen Fragen geklärt sind, kann der Hilfssheriff kommen.

Beamter auf Widerruf? Angestellter? Vereidigung? A 6,5 oder TVL?

Drei Tage in der Schule, zwei an der PH/Uni? Fehlende Fachkenntnisse, da „zu wenig“ studiert?

Auch dieser Vorschlag bedarf einer Konkretisierung. Nur so heraushauen, das bringt es nicht. Bitte konkret ausarbeiten!

vhh
1 Jahr zuvor

Muss ich mir dann noch die Ausbildereignung bescheinigen lassen, am besten mit Zusatzprüfung? Belohnung dafür: Jeweils ein dualer Student als Förderkraft, dazu dann 1/2 Entlastungsstunde. Sorry, die gibt es ja nicht, das ist doch schon die Entlastung.
Leistungsstarke Bewerber aus der unteren Mittelschicht….Wir können euch leider keine anständige Studienförderung geben, aber hier ist ein Weg, in den nächsten zwei Generationen aufzusteigen. Nur brav hinten anstellen und nicht erwarten, dass Fähigkeiten und Einsatz irgendwelche Chancen eröffnen. Das lässt den Satz von Bildung und Wissen als Ressource noch einmal etwas hohler klingen.

milda12345
1 Jahr zuvor

GT!
Auch wenn ich keine Lehrerin bin, habe ich doch zu diesem Thema eine Meinung. Habe schon öfters in den Kommentaren geschrieben, wie nach dem Krieg die Lehrerausbildung im Osten verlief: Mein Vati Neulehrer dh. er war seinen Schülern nur einige Tage voraus. Meine Mutti mit 18 Jahren in eine 4zügigen Dorfschule mit Schülern, die größer, älter und seit Jahren keine Schule mehr besucht (Treckkinder). Es war bei Beiden der Traumberuf bis zur Rente. Lehrer ist eine Berufung und meiner Meinung nach kein „Beruf“, der nur auf Entlohnung orientiert ist. Vll sollte man doch mal über die Aufwertung ohne nur an Geld zu denken.
Danke!

Ron
1 Jahr zuvor
Antwortet  milda12345

Da haben Sie nicht Unrecht. Es gibt viele Lehrer, die wunderbar studiert haben, denen aber erkennbar das Gen zum Unterrichten fehlt.

Trinkflasche
1 Jahr zuvor
Antwortet  Ron

Wer kennt es nicht, dass Unterrichts-Gen.

Streuner1
1 Jahr zuvor
Antwortet  milda12345

Sie wissen aber schon, wie die Schulbildung von anno dazumal eingeteilt war? Da hat es keine S** interessiert, was ein Lehrer konnte oder nicht, weil die „unpriviligierten“ Schüler anschließend Kohle im Bergwerk gekloppt oder Steine vom Feld gesammelt haben. Wenn die das 1×1 und lesen konnten, dann reichte das.
Während die „Reichen“ selbst damals das Abi ihres Kindes sicher nicht einem Hilfslehrer anvertraut haben.

Und jetzt die Quizfrage an Sie: brauchen wir heute noch massenweise Schüler auf den Feldern zum Steine sammeln oder sind heute selbst die Handwerksberufe Hightechberufe?

milda12345
1 Jahr zuvor
Antwortet  Streuner1

Na also wir konnten schon mehr als das Einmaleins. Jetzt degradiert ihr diese Lehrer aber. Wenn die Lehrer sich dafür nicht interessiert hätten, woher kamen dann kluge Köpfe? Ich glaube, Sie haben von der DDR-Schule keine Ahnung, wollen aber gescheit kommentieren. Kann mich jedenfalls nicht an „Unterpriviligierte“, „Steinsammler“ und „Kohleklopfer“erinnern. Studenten in meinem Studiengang waren jedenfalls alles Arbeiterkinder.

Siegfried Schattinger
1 Jahr zuvor

Lobenswert, so können ohne Zeitverschwendung Ungereignete sich schnell selbst erkennen bzw. erkannt werden, meine ich, der nicht wenige Lehramtskandidaten als Mentor betreut hat. Vertieft praxisorientierte Ausbildung beizeiten ist für alle Beteiligten besonders hilfreich.
Hier wird das Rad neu erfunden, und das ist offensichtlich notwendig.
Ich selbst bin in der DDR ab 1959 berufsbegleitend, also dual, als Grundschul-, danach als Physik- bis Klasse 10 und fortfahrend als Diplomlehrer für Chemie bis zur Abiturstufe als letzten Studienabschluss 1972 ausgebildet worden. Diese Ausbildungsform hat sich bei mir voll bewährt. Reichlich 19 Jahre Schuldienst in der DDR, Ausreise 1982 in die Bundesrepublik Deutschland und sofortige Tätigkeitsaufnahme im Angestelltenverhältnis trotz damaliger Lehrerschwämme infolge fundierter Ausbildung in Mangelfächerkombination, Referendariat im Alter von 42/43 Jahren und danach Einstellung als Beamter. Nach Eintritt in den Ruhestand langzeitbefristete, bis zu 2 Jahren, Vertretungsstellen in sozial emotionaler Förderschule und auch am Gymnasium, mit Unterricht im Grundkurs 11 und 12 bis zum Abschluß des Schuljahres, in welchem ich 76 wurde.
Eine gute grundständige praxisparallele Ausbildung lohnt sich, falls man überdurchschnittliche Belastungen durchhält und für den Lehrerberuf hoch motiviert und (besonders) geeignet ist.
Meine Darstellung sollte am nachprüfbaren Beispiel aufzeigen, das duale System kann ein erfolgreicher Weg für Starke, ich meine nicht Streber, sein.
Mut zur Lücke!
Siegfried Schattinger, geb. Scheunemann

Trinkflasche
1 Jahr zuvor

Das ist ja alles schön und gut, deine Perspektive unterschlagen aber völlig, dass das Schul- und Hochschulsystem in der DDR völlig andres organisiert war.

potschemutschka
1 Jahr zuvor
Antwortet  Trinkflasche

Anders ja, aber deswegen auch schlechter? Den Ideologiequatsch kann man ja weglassen.

A. Berges
1 Jahr zuvor

Nur eine kleine Richtigstellung: Das Phänomen der 80er und 90er Jahre hieß „Lehrerschwemme“, nicht „-schwämme“ 😉 , denn es ging nicht um diejenigen, die sich wie „Schwämme“ mit Bildung vollsaugten, sondern um die möglichst flächendeckende Verhinderung der Einstellung einer „zweifelhaften“ Generation von Lehramtskandidaten. Einige Jahre zuvor war noch von eklatantem Lehrermangel die Rede gewesen. Wie jetzt gerade wieder. Und plötzlich, „völlig überraschend“, waren es zu viele. Geschätzt 60-100.00 arbeitslose Lehrer und Lehrerinnen. Nur mal so als Info für diejenigen, die erst nach der Wende in die hiesigen Schulen kamen. Mathe und Naturwissenschaften galten als „ideologiefrei“, daher waren da die Einstellungschancen besser.

Trinkflasche
1 Jahr zuvor

Wer Gerehtigkeit will, soll sich für eine Reform des Bafög einsetzen („Bedingungslos“ für Studenten und Azubis in der ersten Ausbildung, 100% Darlehn), damit die Finanzen gesichert sind. Und nicht solche Insellösungen wie ein FH-Dual-Studium für Lehrmter ins Gespräch bringen, bei die Rahmenbedingungen (Wer zahlt es? Welche Verpflichtungen gibt es? Wie soll ein Master erreicht werden?) nicvt geklärt sind und vermutlich auch nie zufriedenstellend geklärt werden können. Das ist mein Beitrag von vorhin in Kurzform.

Keine Ahnung, warum der Originalbeitrag nicht veröffentlicht wurde.

Moritz
1 Jahr zuvor

Ich finde die Idee sehr gut, auch wenn sie natürlich kein voll ausformuliertes Konzept ist, da es ja bei diesem Thema viele Dinge zu berücksichtigen gibt. Das duale Studium hat wie angesprochen den Vorteil, dass man von Beginn an ein wenig Geld bekommt, also nicht wie bisher gut 10 Semester zwischen den Stühlen sitzt (wegen den fehlenden Beitragszahlungen). Dass man schnell bemerkt, ob der Beruf etwas für einen ist, ist auch sehr positiv und überhaupt ist es immer gut, wenn man schnell in der Berufspraxis drin ist, auch wenn man von einem 2 Semester noch nicht erwarten kann, dass er selbstständig top Unterricht gibt, dass soll ja auch gar nicht das Ziel sein.
Größter Kritikpunkt, den bestimmt viele einwerfen werden, ist die Tatsache, dass der akademisch Inhalt, also das Fachwissen, dann wesentlich kürzer kommt, als bisher und dass dadurch die Qualität des Lehramtsstudiums absinkt.
Meiner Meinung nach ist der Qualitätsbegriff hier aber sehr irreführend. Erstens sind die Bachelor und Master Abschlüsse die man beispielsweise an einer PH macht, inhaltlich sowieso nicht mit einem regulären Abschluss an einer Universität zu vergleichen (PHs haben oft einen niedrigeren Standard) und was noch viel wichtiger ist, Lehrer sollen keine Wissenschaftler ausbilden, sondern Kinder und Jugendliche unterrichten. Gerade Grundschullehranwärter werden in ihrem Studium mit Dingen konfrontiert, die sie nie wieder brauchen werden (gerade in Mathe, wo man über das kleine Einmaleins nicht hinaus kommt). Das Fachliche ist freilich sehr wichtig, aber man muss auch dem Umgang mit Kindern und Jugendlichen erlernen und das kommt oft zu kurz. Gerade in der siebten und achten Klasse sind die sozialen Probleme, die mit der Entwicklung der Kinder einhergehen oftmals viel bedeutsamer, als die Schulnoten am Ende des Jahres.
Das wir durch ein duales Lehramtsstudium in ein Loch der totalen Unterqualifikation abrutschen scheint mir also sehr unwahrscheinlich. Die anderen Lösungsvorschläge in der aktuellen Debatte: Klassenvergrößerung, Mehrarbeit, Quereinsteiger usw. tragen auch nicht zu einer verbesserten Qualität bei. Ganz im Gegenteil, durch Mehrarbeit und noch mehr Stress wird der Unterricht wohl eher schlechter, da bringt auch ein bessere Vergütung nichts. Kurzfristig wird man aus dem Dilemma Lehrermangel ohnehin nicht herauskommen, weil man generell zu wenig Ausbildungskapazitäten hat und man für Grundschullehramt z.T. ein besseres Abi braucht, als für Sek I, also sollte man hier mal anfangen das komplexe Konstrukt des Lehramtsstudiums grundlegend zu erneuern. Ja, das wird alles raue Mengen an Geld kosten (sowie die Lösung all unserer aktuellen Probleme, die wir viel zu lange ignoriert haben: Klima, Schiene, Gesundheitssystem, Verteidigung . . .) und ja es wird auch schwierig von einem so alten und festgefahrenen System loszukommen, aber irgendwann muss man ja mal anfangen. Solange das Lehrerproblem nicht angegangen wird, bringt eine top Digitalisierung und voll ausgebauter Ganztagesbetrieb auch nichts, denn für alles braucht man erst einmal das richtige Personal.

Keko
1 Jahr zuvor

Vollausgebildete LuL sind getriggert. Warum?

Trifft die Degradierung euren Stolz so sehr, dass ihr mit allen Mitteln es vermeiden wollt?
Es wird früher oder später nicht anders laufen. Nachdem alles privatisiert worden ist, werden mittlerweile auch immer mehr Schulen zu „SES“ umgewandelt.
Ich kann mir vorstellen, dass in der Zukunft, vollausgebildete LuL in der SL sitzen und alle anderen Angestellte sind. Ausnahme könnten die Gymnasien sein.

Her mit der Statistik von den Gesamtschulen. Ich behaupte, dass dort seit Jahren immer mehr nicht ausgebildete Lehrkräfte angestellt werden.

Kaddrin
1 Jahr zuvor

Glaubt denn wirklich jemand, dass eine frühe und über mehrere Semester andauernde Konfrontation mit der Realität an den Schulen dazu führt, dass am Ende mehr Lehrkräfte zur Verfügung stehen?

Stefanie Schlick
1 Jahr zuvor
Antwortet  Kaddrin

Da die Studierenden ja bereits teilweise als Lehrkräfte arbeiten, vermehrt es zunächst schon die vorhandenen Kapazitäten. Zwei Personen, die sich um eine Klasse kümmern, sind ja nehr als eine, die alles allein wuppen muss. Das dürfte, vernünftig eingesetzt, durchaus auch eine Entlastung darstellen.(nein, nicht gleich vorauseilend jammern, die DualstudentInnen würden ausgebeutet!) Praxiserfahrung ist auch für die geistige Weiterentwicklung von Vorteil.

Hmm...
1 Jahr zuvor

Prinzipiell eine gute Idee. Aber das könnte auch nach hinten losgehen.

Die dual Studierenden sind vom ersten Tag an auf Lehramt festgelegt. Es gibt dann kaum noch Wechselmöglichkeiten während des Studiums oder danach. Bisher hat man wenigstens einen Bachelor-Abschluss in der Tasche.
Aber vielleicht ist das ja auch genau so gewollt – weniger Abtrünnige dank mangelnder Perspektive?

Mit unserer Ostlehrer-Ausbildung war man auch für immer Lehrer. Wer nicht mehr wollte oder konnte (oder einen Ausreiseantrag gestellt hat), konnte nur noch als Hilfsarbeiter anheuern. Und wer das Studium nicht geschafft hat, durfte maximal noch an einer Fachhochschule neu beginnen.

Nur, wer will sich schon heutzutage noch mit 18 für sein ganzes zukünftiges Berufsleben derart festnageln lassen?
Zumindest würde man Jahre verlieren.
Ich vermute mal, die Zahl der Studienanfänger würde so eher weiter zurückgehen…