Anhörung zum Lehrermangel: Klassenarbeiten reduzieren (wie geplant) „reicht nicht“

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DÜSSELDORF. Bei der Bekämpfung des Lehrermangels zieht die nordrhein-westfälische Landesregierung viele Register – aus Sicht von Experten teilweise die falschen. Sie beklagen neue Daumenschrauben für Lehrer, eine drohende Unterwanderung von Qualitätsstandards und eine fehlende Neuorientierung des Prüfungswesens. Die geplante Reduzierung von Klassenarbeiten in der Jahrgangsstufe zehn reicht demnach nicht aus.

Klassenarbeiten zu korrigieren, das ist ein großer Belastungsfaktor für Lehrkräfte. (Symbolfoto) Foto: Shutterstock

Schulforscher, Lehrerverbände und Schülervertreter warnen vor einer «Deprofessionalisierung» des Lehrerberufs beim Stopfen von Personallücken in Nordrhein-Westfalen. Für kontraproduktiv halten Praktiker und Wissenschaftler dienstrechtliche Daumenschrauben der Landesregierung – etwa unerwünschte Abordnungen an andere Schulen oder eingeschränkte Teilzeitoptionen. Das geht aus schriftlichen Stellungnahmen für eine Sachverständigen-Anhörung des Schulausschusses an diesem Dienstag im Düsseldorfer Landtag hervor.

Grundlagen der Erörterungen sind ein Handlungskonzept der schwarz-grünen Landesregierung zur Unterrichtsversorgung sowie Vorschläge der FDP-Opposition zur Schließung der Lehrkräftelücke und zur Verbesserung der Kernkompetenzen von Grundschülern.

Bestandsaufnahme: Im Fünf-Jahres-Vergleich sind die Viertklässler in NRW in Deutsch und Mathe deutlich zurückgefallen, wie der jüngste IQB-Bildungsvergleich für die Kultusministerkonferenz ergeben hat. Beim Lesen schafft inzwischen etwa jeder Fünfte nicht den Mindeststandard, bei Mathe gilt das für gut 28 Prozent und mit der Rechtschreibung hat jeder dritte Viertklässler erhebliche Probleme.

Lehrermangel: Ein Problem sind zu wenige Lehrkräfte für eine angemessene individuelle Förderung. Die Landesregierung hat angekündigt, bis 2027 zusätzlich 10.000 Lehrerkräfte an die Schulen zu bringen. Nach Berechnungen der FDP fehlen aber mindestens 17.000 Stellen. So oder so: Es gibt nicht genügend Bewerberinnen und Beewrber. Anfang Dezember waren 8.047 von insgesamt 165.070 Lehrerstellen in NRW unbesetzt.

Der Lehrermangel gehe schon seit Jahrzehnten zulasten der Bildung, stellte der Philologenverband fest. Die Bochumer Schulforscherin Gabriele Bellenberg resümiert, der Lehrermangel treffe in NRW «auf ein erschöpftes System» – erst recht nach der Corona-Pandemie und infolge einer immer weiter auseinander gehenden sozialen Schere. Die kommunalen Spitzenverbände vermissen Daten, die es erlauben, den Bildungsverlauf von Kindern in ihrer jeweiligen sozialen Lage zielgenauer zu begleiten.

Dienstrecht: Ein Maßnahmen-Paket von Schulministerin Dorothee Feller (CDU) sieht unter anderem rigorosere Lehrer-Abordnungen und striktere Voraussetzungen für Teilzeit vor – zudem mehr Seiteneinsteiger, Alltagshelfer und weniger Klassenarbeiten. Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) mahnt, Abordnungen an andere Schulen nur mit Zustimmung der Lehrer vorzunehmen, um den Beruf nicht «noch unattraktiver zu machen». Auch der Philologenverband sieht angesichts restriktiver dienstrechtlicher Maßnahmen «massiven Widerstand und auch Resignation bei den Lehrkräften».

Seiteneinsteiger: Ohne Quereinsteiger aus anderen Berufen werde der Lehrermangel mittel- und längerfristig nicht einzudämmen sein, konstatieren alle Experten. Gleichzeitig warnen sie vor einer Aushöhlung der grundständigen Ausbildung. Eine dauerhafte Lösung kann der verstärkte Einsatz von Quereinsteigern aus Sicht der Landesschülervertretung nicht sein. Es dürften keine «Fehlanreize» gesetzt werden, die sich langfristig schlecht auf die Unterrichtsqualität auswirkten, warnen die Schüler. Ebenso wie die Landeselternschaft Grundschulen kritisiert auch die Schülervertretung, dass der Numerus clausus den Zugang zu Lehramtsstudiengängen zu häufig ausbremse.

Ein-Fach-Lehrer: Die Landesrektorenkonferenz (LRK) der Universitäten in NRW regt an, die Ausbildung und Zulassung von Ein-Fach-Lehrern in Erwägung zu ziehen. In einigen Bundesländern werde das bereits erprobt. Die FDP schlägt vor, Master-Absolventen mit nur einem Lehrfach die Möglichkeit zu geben, sich berufsbegleitend für ein zweites zu qualifizieren. Die LRK empfiehlt darüber hinaus, das Studium im «Master of Education» für Bachelorabsolventen aus anderen Studiengängen zu öffnen. Das befürwortet auch der VBE.

Ganztagsunterricht: Der Grundschulverband sorgt sich vor allem um die Bildungsqualität und -gerechtigkeit und stellt fest, «dass nur qualitativ hochwertiger Ganztagsunterricht einen Beitrag zur besseren Bildung der Kinder leisten kann». Der Verband fordert außerdem eine echte Lernmittelfreiheit sowie eine Ausweitung der Stundentafel, damit die Kinder mehr Zeit bekommen – auch zum Üben. Schulforscherin Bellenberg empfiehlt, die Stundentafel auf Basiskompetenzen zu konzentrieren, die an veränderte gesellschaftliche Anforderungen wie die Digitalisierung angepasst werden müssten.

Prüfungen: Das gesamte Prüfungswesen muss aus Bellenbergs Sicht überdacht werden. Die von der Schulministerin angekündigte Reduzierung der Klassenarbeiten in Klasse 10 reiche nicht aus, kritisiert die Bochumer Professorin.

Lehramtsanwärter: Der von der Landesregierung angestrebte zusätzliche selbständige Unterricht angehender Lehrer auf freiwilliger Basis wird von mehreren Experten kritisiert. Von Freiwilligkeit könne angesichts ihres Abhängigkeitsverhältnisses nicht die Rede sein, stellt der VBE fest. Außerdem ersetzten die Anwärter keinen vollwertigen Unterricht, unterstreicht auch die Schülervertretung. Von Bettina Grönewald, dpa

Können Klassenarbeiten nicht auch von externen Kräften korrigiert werden? Das ist Thema auch des folgenden Beitrags:

Lehrermangel! „Es kommt zunächst mal darauf an, die Bestandslehrkräfte im Beruf zu halten“ – Philologen-Chefin Lin-Klitzing im Interview

 

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Michael Felten
1 Jahr zuvor

Die Bochumer Schulforscherin Gabriele Bellenberg resümiert, der Lehrermangel treffe in NRW «auf ein erschöpftes System».
Wohl wahr. Und nicht erst seit Corona etc. Auch nach jahrzehntelanger Reformhuberei bzgl. Schulformen, Unterrichtsqualität und Inklusion. War Frau Bellenberg da nicht an einigem begleitend beteiligt?

Realist
1 Jahr zuvor
Antwortet  Michael Felten

„War Frau Bellenberg da nicht an einigem begleitend beteiligt?“

Keine Ahnung, aber gerade im Bereich der Bildungs“wissenschaften“ gilt genauso wie in der Politik: „Was interessiert mich mein Geschwätz von gestern?“

dickebank
1 Jahr zuvor

Alles super, aber das Beste ist, ab nächstem Schuljahr muss ich das nicht mehr mitmachen.

Julia
1 Jahr zuvor
Antwortet  dickebank

Ich auch nicht!

Silberfischchen
1 Jahr zuvor
Antwortet  dickebank

Komisch. So wirkten sie immer auch. Also vom Alter her.

Fräulein Rottenmeier
1 Jahr zuvor

Und nun komme ich wieder mit meinem Vorschlag um die Ecke: Gebt den Lehramtsstudenten die Möglichkeit fest an einer Schule zu arbeiten, quasi als Werksstudent. Solche Verträge könnten auch als Praktikum angerechnet werden. Das gäbe den Studenten die Möglichkeit ihr Studium voranzutreiben und es auch zu finanzieren. Je nach Größe einer Schule könnten x Studenten eingestellt werden. Davon unberührt sollten die Stellen für Vollerfüller bleiben und würden auch nicht miteinander konkurrieren.
Und noch ein Vorschlag:
Für die Vertretungsstellen sollte wieder ein zentraler Pool eingeführt werden, verwaltet von den Schulämtern. Das würde schon mal eine große Entlastung für die Schulen bedeuten, denn die melden nur den Bedarf an und wenn ein Bewerber da ist und passend ist, kann er fix an die entsprechende Schule kommen. Und die Verteilung wäre auch gerechter.

Und noch ein dritter Vorschlag, der allerdings nicht ganz attraktiv sein könnte:
Bevor ein Vollerfüller eine Planstelle antreten darf, muss er zunächst 2 Jahre als Vertretungslehrkraft arbeiten. Das stellt sicher, dass auch Schulen versorgt werden, die nicht ganz so attraktiv erscheinen. Gerne auch schon als Beamter auf Probe.

Realist
1 Jahr zuvor

„Bevor ein Vollerfüller eine Planstelle antreten darf, muss er zunächst 2 Jahre als Vertretungslehrkraft arbeiten.“

Diesen Vorschlag gleich an die Glorreichen 16 weiterreichen. Die sind immer auf der Suche nach Ideen, die den Lehrkräfteberuf noch unattraktiver machen…

Fräulein Rottenmeier
1 Jahr zuvor
Antwortet  Realist

Ich sagte ja selber, dass dieser Vorschlag nicht ganz so attraktiv erscheint, aber und nun kommt mein aber: für die persönliche Entwicklung einer Lehrerpersönlichkeit könnte ein Kennenlernen von unterschiedlichem Schulen schon sehr hilfreich sein.
Ich begann meine Karriere damals als Poolkraft der ersten Generation. Das war hart. In den zwei Jahren habe ich 46 Schulen kennengelernt. An manchen war ich wenige Tage, an manchen vier Wochen. Im Nachhinein muss ich aber sagen, dass es eine Lehre fürs Leben war. Man sieht so viel, erlebt so viel, man kann sich ausprobieren….aber gut, so muss es ja nicht sein. Es würde vermutlich ja reichen, in den zwei Jahren das Loch an einer Schule zu stopfen.
Aus meiner Sicht als Schulleitung würde es den meisten Kollegen durchaus gut tun, mehrere Schulen kennenzulernen. Bei uns an der Schule gibt es Kollegen, die noch nie eine andere Schule kennengelernt haben, die haben sogar ihr Referendariat bei uns gemacht. Das macht sie oft unflexibel im Denken und Handeln….

Karl
1 Jahr zuvor

Wenn Bestandslehrkräfte im Handeln und Denken unflexibel sind, warum sollen dann, deiner argumentation nach, die ’neuen‘ und nicht die ‚alten‘ für zwei Jahre Vertretungskraft machen?

Teacher Andi
1 Jahr zuvor

Das würden Sie also den Junglehrern zumuten, die eigentlich schon sehr belastet sind, da sie Vieles neu erarbeiten müssen und noch keine gewisse Routine bei Korrekturen, Vorbereitungen, Abfragen, beim Umgang mit Schülern etc. haben, also noch bei allem mächtig ins Schwitzen kommen. Dann doch gleich mal noch die Reizüberflutung mit ständig wechselnden Schulen samt Schülern und Kollegen immer neue Orientierung und das Einstellen auf die jeweiligen Eigenheiten der Schulen.
Ich prophezeie Ihnen, spätestens dann werden sehr viele Junglehrer die Segel streichen und krank werden oder umschulen. Also kein guter Gedanke. Wobei ein Pool durchaus nötig ist, aber bitte mit routinierten Lehrern, da müsste jeder mal ein Jahr ran, das könnte für die Entwicklung des Einzelnen von Vorteil sein.

Ich_bin_neu_hier
1 Jahr zuvor

„Bei uns an der Schule gibt es Kollegen, die noch nie eine andere Schule kennengelernt haben, die haben sogar ihr Referendariat bei uns gemacht. Das macht sie oft unflexibel im Denken und Handeln….“ – Wessen Schuld ist das denn?

Lehrerin
1 Jahr zuvor

Wie soll das gehen, wenn man beispielsweise schon Mutter ist? Ich hätte die Flexibilität für eine Vertretungsstelle mit entsprechender Fahrerei nicht gehabt.

Marielle
1 Jahr zuvor
Antwortet  Lehrerin

Als Nicht-Lehrerinnen-Mama würde die Antwort lauten: das ist ja nicht Aufgabe der Schule, Betreuung sicherzustellen.
Aber jetzt ohne Satkasmus: ja, das ist ein Problem, wenn man Beruf und Familie unter einen Hut bringen muss.
Leider ist das Schulsystem so sehr in den 60ern hängengeblieben, mit Struktur und vor allem einem traditionellen Rollenbild, dass mein Vorschlag vermutlich total verrückt klingt: die Eltern könnten sich die Elternarbeit teilen!
Jetzt wieder ein Schuss Verbitterung: dieses „wie soll das gehen“ fragen sich Abertausende Eltern, wenn die Kinder wegen Lehrerausflug, Korrekturtagen, Wechselubterricht etc zuhause sind. Oder wenn Sprechtage, Schulfeste, etc um 14.00 Uhr beginnen.
Kurz gefasst: das Schulsystem ist ein A********.

Christabel
1 Jahr zuvor
Antwortet  Marielle

Was sind Korrekturtage und wo gibt es die?

gehtsnoch
1 Jahr zuvor
Antwortet  Christabel

Dachte immer dann wenn es „Geschenke“ gibt wären die Infos präsent …

447
1 Jahr zuvor
Antwortet  Marielle

„Korrekturtage“….hä, was, wie wo jaja ich bin wach!

War aber ein schöner Traum.

Fräulein Rottenmeier
1 Jahr zuvor

Und ich kann „aus Scheiße Gold machen“. Stelle mich in eine Klasse und nach kurzer Orientierung bin ich in der Lage, jeden gewünschten Unterricht zu machen…..mit Qualität und Anspruch….immer noch….auch nach 20 Jahren….heute nennt man das Türschwellenunterricht…..

Manni
1 Jahr zuvor

Das können leider nicht viele Lehrkräfte. Ansonsten würden etliche Ausfallstunden nicht mit durch Rumsitzen verbracht, sondern mit irgendwas Sinnvollem verbracht (zur größten Not im Buch weiterlesen).

Clipperstorch
1 Jahr zuvor

Ich finde diese Idee auch gut. In meinen zwei Jahren Vertretungspool (zu Zeiten, in denen man in den Sommerferien noch beim Arbeitsamt war…) habe ich so viel gelernt, da profitiere ich heute noch von.
-Man lernt unterschiedliche Systeme kennen.
-Man lernt, sich von der ersten Minute an zu behaupten.
-Man lernt, flexibel mit allen erdenklichen Situationen umzugehen.
-Man kann sich (in der Regel) auf Inhalte konzentrieren, da man keine Klassenleitung und damit auch keine Elterngespräche, Zeugnisse, Klassenarbeiten etc. hat.
-Keine Konferenzen
Alles in allem ein super Einstieg in den anstrengenden Berufsalltag! Natürlich ist das mit Kind schwierig, wenn man keine festen Zeiten hat. Aber die allerwenigsten „Frischlinge“ sind schon so weit mit ihrer Familienplanung.
Klar begrenzt auf einen bestimmten Zeitraum und Einsatzort (und keine langfristigen Vertretungen) könnten alle profitieren.

Ich_bin_neu_hier
1 Jahr zuvor
Antwortet  Clipperstorch

Was sie beschreiben, ist dennoch eine weitere Einstiegshürde für Berufsanfänger, die den Beruf noch weniger attraktiv erscheinen lassen würde. Das können wir derzeit eher nicht gebrauchen… genauer gesagt: für die nächsten zehn bis zwanzig Jahre nicht.

Fräulein Rottenmeier
1 Jahr zuvor

Rote Daumen, aber keine eigenen Vorschläge, schade…..

Herr Gesangsverein
1 Jahr zuvor

Ich finde den Vorschlag sehr gut! Und eigentlich habe ich auch nicht mit so vielen roten Daumen gerechnet. Die Aversion gegen Seiten-/Quereinsteiger kann man hier nicht übersehen, hier hätte ich erwartet, dass Hilfe „aus den eigenen Reihen“ (Lehramtsstudierende) akzeptabel wäre.
„Nicht zuzumuten“ ist ein seltsames Argument. Folglich wäre es auch „nicht zuzumuten“, zum Studieren in eine andere Stadt zu ziehen, zu jobben, um sich das Studium leisten zu können, ein Praktikum zu machen, das nicht direkt vor der Haustür ist, womöglich sogar für eine Festanstellung umzuziehen…!? ( Ist Hausarbeit zumutbar? Einkaufen? )
Ich denke, durch einen frühen Einsatz in der Schule können Lehramtsstudierende wichtige Kompetenzen und Erfahrungen sammeln, die sie – wie Fräulein Rottenmeier schreibt – für das weitere Berufsleben wappnen (Neudeutsch: reslilient machen).
Ich gehe sogar noch weiter: Praktika für ausländische Lehramtsstudierende anbieten. Gerade für Fremdsprachenunterricht wäre es ein Pfund, mit Muttersprachlern zu arbeiten.
Also Fräulein Rottenmeier: von mir alle Daumen hoch!

ginny92
1 Jahr zuvor

Für einen wirklichen und festen Einsatz an einer Schule müsste das Studium komplett anders gestaltet werden. Dazu müssten die Studenten eine entsprechende Betreuung bekommen oder besser am Anfang im Team mit einer Bestandslehrkraft arbeiten. Dazu kommt das viele Studenten in den Städten wohnen wo sie auch studieren. Bei einer „zumutbaren“ Strecke von einfach 90 Minuten Fahrzeit funktioniert das vorne und hinten alles nicht.

Im übrigen Stelle nicht mal in Abrede, dass es allen voran den Studenten in ihrer Entwicklung gut tun würde. Auch wären/ sind die nach einer gewissen Zeit eine große Hilfe. Nur bedeutet auch das erst mal mehr Arbeit und eine große Umstrukturierung des Studiums.

Ich_bin_neu_hier
1 Jahr zuvor

Na ja, diejenigen, die ihre geplante Einstiegsphase überleben, sind dann sicherlich sehr leistungsbereit und flexibel (Sie schreiben: „In den zwei Jahren habe ich 46 Schulen kennengelernt. An manchen war ich wenige Tage, an manchen vier Wochen.“)

Die beiden wichtigsten Nachfragen sind:
a) Wie viele Leute würden sich das antun? (Vor allem, wenn es durchaus berufliche Alternativen gibt – Stichwort: Fachkräftemangel.)
b) Wie viele von denen, die sich das prinzipiell anzutun bereit wären, stehen das tatsächlich durch – und wechseln nicht in einen anderen Beruf?

In diesen Fragen steckt durchaus ein Kompliment für Ihre persönliche Leistungsfähigkeit mit drin – ich bezweifle bloß, dass diese Form der „Ausbildung“ als Berufseinstiegsphase massentauglich ist. Und zehn oder zwanzig „Superlehrkräfte“ nützen uns nicht viel, wenn in Wahrheit tausend „normale“, „nur“ ordentliche Lehrkräfte gebraucht werden.

Yiey
1 Jahr zuvor

Das wird nie passieren. Warum?
Denn so kriegen die Studenten direkt mit, was für eine sch***** eigentlich in den Schulen abgeht und wofür sie Jahre lang studieren sollen 🙂

Realist
1 Jahr zuvor

Der Zug ist abgefahren.

In 10 Jahren wird keiner mehr wissen, dass man „früher“ als Lehrkraft einen Master braucht und ein fachwissenschaftliches Studium in zwei Unterrichtsfächern. Es wird eher eine Debatte geben, ob ein Bachelor für Lehrkräfte wirklich sein muss, oder ob nicht auch das Abitur und eine „Duale Ausbildung“ an einer Schule vor Ort reicht.

Putzig, dass auch die „Bildungsforscher“ langsam aufwachen, was die „Deprofessionalisierung“ des Lehrerberufs anbelangt: Fürchten die mittlerweile auch um ihre Jobs? Wozu braucht man überhaupt noch Lehrkräfeausbildung an den Unis und „Forschung“ in Didaktik und Co., wenn in wenigen Jahren jeder vor die Klasse gestellt wird, der Lesen und Schreiben kann (Niveau B2 wohlgemerkt…)

447
1 Jahr zuvor
Antwortet  Realist

…und dieser Zug hat keine Bremsen.

Yiey
1 Jahr zuvor
Antwortet  Realist

Naja, ChatGPT zeigt, was die KI alles kann. Die momentane Version ist wie Yahoo.

Silberfischchen
1 Jahr zuvor
Antwortet  Realist

Ja und man wird sich daran erinnern (vielleicht leben Betroffene dann noch), dass es Ostdeutschland vor der Wende eine Lehrerausbildung für Klasse 1-4 an Pädagogischen Fachhochschulen gab.

potschemutschka
1 Jahr zuvor
Antwortet  Silberfischchen

… und die Ausbildung war sehr gut. Wurde nur nach der Wende nicht entsprechend anerkannt (genau wie die DDR-Horterzieherausbildung).

Silberfischchen
1 Jahr zuvor

Ich weiß nicht, wer erfunden hat, dass Unterricht besser wird, je mehr Klassenarbeiten man schreibt. Sicherlich gab es mal Kollegen, die gar keine schrieben, als es keine Pflicht war. (War das je so?) Da musste dann natürlich eine Bestimmung/Verpflichtung her. Und die wurde dann im Laufe der Zeit immer mehr ausgeweitet. Aber wie oft sind es Lehrer selbst, die in Fachschaften beschließen, mehr Klassenarbeiten zu schreiben, als es sein müssen. Was sollen da die KuMins tun? Eine freiwillige Erhöhung der Anzahl der Klassenarbeiten verbieten?