Für mehr Klimaschutz: Schüler besetzen Aula – Auftakt einer neuen Protestwelle?

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Auf den Fridays-for-Future-Demonstrationen setzten sich Schülerinnen und Schüler für den Klimaschutz ein. Jetzt kündigt sich eine neue Protestwelle an. Foto: Shutterstock

Im Kampf für mehr Klimagerechtigkeit haben Schülerinnen und Schüler des Berliner Melanchthon-Gymnasiums in Marzahn-Hellersdorf am Dienstag die Aula ihrer Schule besetzt. Zwischen 8 Uhr und 15 Uhr blockierte eine Gruppe von bis zu 20 Personen den Raum, wie Emily Dittmann, Schülerin an der Melanchthon-Schule, sagte. Ganz nach dem Motto: «Wir sind jetzt hier, wir gehen nicht raus – wir besetzen», sagte Dittmann. Die Stimmung sei gut gewesen, die Schulleitung habe die Aktion geduldet.

«Wir sind Schüler*innen und Studierende, aber wir wollen die gesamte Gesellschaft inspirieren»

Mit ihrer Blockade beteiligen sich die Schülerinnen und Schüler an einer Kampagne der Gruppe «End Fossil: Occupy!», die Schulen und Universitäten in ganz Deutschland am 2. Mai zu Besetzungen aufgerufen hatte. Die Aktivisten fordern unter anderem die Vergesellschaftung der Energieproduktion und einen Schuldenerlass für Länder des Globalen Südens, die besonders unter den Folgen des Klimawandels litten.Nach Angaben der Gruppe finden am Dienstag nicht nur in Deutschland, sondern auch in anderen europäischen Ländern Besetzungen statt. Bereits im Winter hatten Klimaaktivisten deutschlandweit Hörsäle besetzt, etwa in Frankfurt, Halle und Regensburg. «Wir sind Schüler*innen und Studierende, aber wir wollen die gesamte Gesellschaft inspirieren, mit uns jetzt zu handeln! Wir werden nicht aufgeben, bis die fossile Ära zu Ende ist!», so heißt es.

An der Melanchthon Schule nutzten die Demonstrierenden die Besetzung am Dienstag, um Plakate zu malen, sich über Forderungen auszutauschen und an einem Online-Workshop teilzunehmen, wie Dittmann, Sprecherin der Berliner Schüler-Kampagne, sagte. Die Schülerinnen und Schüler haben neben den allgemeinen auch eigene lokale Forderungen formuliert. In Berlin setzten sie sich etwa für barrierefreie Toiletten, mehr Raum für politische Aufklärungsarbeit oder Pflichtworkshops zu Themen wie Dekolonialisierung und Klimagerechtigkeit ein.

«Unsere Schulen und Universitäten sind aktuell geprägt von Alltagstrott, Leistungsdruck, Vereinzelung und dem Festhalten an veralteten Lerninhalten»

«Wir haben es satt an die Politik zu appellieren, dass sie doch bitte das Mindeste tut, um die Klimakatastrophe abzuwenden und für globale Gerechtigkeit zu sorgen», so heißt es auf der Seite der Initiative.

Weiter: «Gleichzeitig sind unsere Schulen und Universitäten aktuell geprägt von Alltagstrott, Leistungsdruck, Vereinzelung und dem Festhalten an veralteten Lerninhalten sowie einer Normalität, die es angesichts der der ökologischen und sozialen Krisen überhaupt nicht gibt. Deshalb verweigern wir das „weiter so“ und verwandeln diese Orte in solidarische Räume der Begegnung. In Räume, in denen wir Inhalte und Methoden für zeitgemäßes Lernen in unseren Bildungseinrichtungen entwickeln. In Räume, in denen wir uns darüber austauschen, was die multiplen Krisen der Gegenwart für uns bedeuten und wie wir uns gegen sie organisieren können. Wir haben vor, starke, solidarische, basisdemokratische Strukturen aufzubauen, in denen sich Schüler*innen und Studierende aus allen Jahrgangsstufen sowie Studiengängen aktiv einbringen können. So schaffen wir nachhaltig politisch aktive Mehrheiten.»

Ab 17 Uhr war auch ein Hörsaal an der Berliner Humboldt Universität besetzt, wie das Referat für Öffentlichkeit des Studierendenausschusses mitteilte. Die Besetzung sei durch ein breites Klima-Bündnis erfolgt, zu dem auch «End Fossil: Occupy!» gehöre. Das Bündnis fordert unter anderem, dass das Klimaschutzkonzept der Universität verbindlich wird. Für 19 Uhr war nach Angaben einer Sprecherin eine von den Aktivisten organisierte Veranstaltung geplant, für die sich mindestens 100 Menschen angemeldet hätten. In der öffentlichen Telegram-Gruppe zur Besetzung hieß es: «Vergiss auf keinen Fall deinen Schlafsack, deine Zahnbürste und deine Schlafsachen einzupacken.» News4teachers / mit Material der dpa

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16 Kommentare
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Ureinwohner Nordost
11 Monate zuvor

In einer „vollbesetzten Aula“ werden wenigstens Heizkosten gespart.

Ein voller Erfolg für die Beibehaltung des status quo in puncto Klima.

Und nun muss nur noch das Furz.n und Atmen eingestellt werden und alles wird besser…
Leider nicht GUT.

Der Zug ist abgefahren,
der Fallschirm blockiert,
das Ziel „verschwunden“.
Alles geht auf Null.

Ein neues Spielfeld des Evolution beginnt.
Leider ohne Homo s. sapiens.
Sei es drum, es geht auch ohne Menschen weiter. 😉

Einer
11 Monate zuvor

So sehe ich es auch. Das Klima wandelt sich und wir haben dies ausgelöst. Das ist alles bewiesen und da gibt es auch keine Diskussion. Theoretisch könnten wir das ganze vielleicht noch ein kleines bißchen abmildern. Damit sind ja auch viele einverstanden.

Aber dazu müssten wir unser Leben ändern. Und da hört es dann auf. Klimaschutz finden wir super solange wir unser Leben dazu nicht ändern müssen. Selbst kleinste unbedeutende Änderungen, wie z.B. ein Tempolimit ist schon eine Zumutung.

Wir, als Gesellschaft wollen also nichts gegen den Klimawandel unternehmen. Also müssen wir mit den Folgen leben. Mit den Unwettern, den Hitzetoten, den Hochwassern, den Dürren, den hundert Millionen Klimaflüchtlingen.

Canishine
11 Monate zuvor

Ich habe schon überlegt, ob ich das Bushäuschen neben der Schule besetze, um mich für einen zuverlässigen Ordnungsdienst in den Klassenräumen einzusetzen.

NichtErnstZuNehmen
11 Monate zuvor
Antwortet  Canishine

Völlig deplatziert so ein Kommentar, und so jemand will Lehrer sein? Hilfe!

Canishine
11 Monate zuvor

Sie müssen meinen Kommentar nicht zu ernst nehmen.
Dennoch sollte die Frage erlaubt sein, ob eine Störung des Schulbetriebs die richtige Ausdrucksform von Sorge um das Klima und den Konsequenzen ist. Denn auch eine kostenlose, umfassende Bildung ist ein hohes Gut, womöglich sogar eine Grundvoraussetzung, um andere schwerwiegende Probleme lösen zu können. Und es gibt auch im Schulbetrieb für junge Menschen genug seriöse Herausforderungen zu erledigen, auch wenn manche davon gerne übersehen werden.

447
11 Monate zuvor

Sollen die machen, weniger Arbeit für mich.
Später über Rückstände bitte nicht jammern, kkthxbye.

NichtErnstZuNehmen
11 Monate zuvor
Antwortet  447

Wie unterkomplex wird’s denn noch hier?

447
11 Monate zuvor

Ich kann „Streiks“ (sic!) von Schülerinnen nicht verhindern (da von oben protegiert) und kann das gesellschaftliche Klima nicht ändern.

Wenn die also demonstrieren und eine Aula, Schule usw. besetzen wollen o.ä. – tjoa. Dann ist das halt so.

Soll ich jetzt rum-boomern, mich aufregen, hier virtuell rumbrüllen? Schimpftiraden ausstoßen, den „alten weißen Mann“ (sic!) machen?

Nö.

Ich „nope“ da dann raus, Arbeit gibt es immer genug für mich. Entweder schulische oder private.
Passt schon, das Schlachtfeld bleibt leer, sie haben gewonnen.

Nicht mein Zirkus, nicht meine Affen.

Carsten60
11 Monate zuvor

Wo steht denn mal was vorbildlich „Komplexes“ von Ihnen? Mal was zum Inhalt statt nur zu anderen Foristen?

Georg
11 Monate zuvor

Diese Schülerinnen und Schüler sollten stattdessen Englisch, Mathe, Physik, Chemie und Biologie büffeln, anschließend ein ingenieurwissenschaftliches Studium abschließen und Dinge entwickeln, die das Klima schützen oder die Welt wenigstens vor den Konsequenzen des Klimawandels. Ersatzweise können sie auch in Indien oder Thailand gegen die Verschmutzung der Flüsse protestieren. Bringt mehr.

unverzagte
11 Monate zuvor
Antwortet  Georg

Weiter zu erwartende Klimakatastrophen demnach einfach unverklebt aussitzen bis die sog. letzte Generation erfolgreich studiert und ein wirksames Gegenmittel entwickelt hat?
Ich staune.

447
11 Monate zuvor
Antwortet  Georg

Nein, die sollen bitte fleissig Schulen bestreiken.
Das passt schon.
Getraded oder gechattet wird vom Handy aus, auch als Lehrkraft. Das passt schon, Schule lahmlegen JETZT, bitte.

Ragnar Danneskjoeld
11 Monate zuvor
Antwortet  447

Lieber 447 (ich lese Sie jedenfalls als Mann) – danke für Ihren humorvollen Defätismus und die schönen Wortschöpfungen in Ihrem Beitrag weiter oben.
You made my day.

Fresh L
11 Monate zuvor

Vor dem Hintergrund der fatalen zugrundeliegenden Thematik handelt es sich dabei um hervorragenden SARGasmus.

Naja, die meisten hier werden ja, wenn ein paar People der letzten Generation Medizintechnologien studieren und weitere lebensverlängernde Methoden entwickeln, vielleicht eh noch gerade mal so 50 Jährchen unter uns weilen.

Denen ist es vermutlich und offensichtlich eh ziemlich Hupe, was oder was nicht für die Erde gemacht wird. So lange wird es noch laufen können wie gewohnt.

447
11 Monate zuvor

Kein Ding.

Ich habe in den letzten Wochen eine ganz simple (und genau das sind ja immer die schwersten!) Ansicht endlich in meinen Drohnen-RAM geladen und wirklich aktualisiert bekommen:
1. Man kann nie andere ändern, nur sich selbst.
2. Gelernt wird am besten an der Realität, gegen den Zeitgeist schwimmen ist Unfug. Der Lernmodus von Lemmingen ist der Klippensprung. Bitte, wer will…nur zu.
3. Das eigene Leben (=Zeit) gibt einem keiner zurück.

1+2+3=4, auf Ghandi trinkt man mal ein Bier.

Alla
11 Monate zuvor

Unsere SuS haben letztes Jahr angefangen, eine große Rasenfläche vor der Schule in eine Streuobstwiese umzuwandeln.
Genehmigungen einholen, Spenden (Saat/Bäume…) zu bekommen und viel Umgrabearbeiten, Pflanzlöcher ausgeben etc inklusive.
Dieses Jahr werden weitere Obstbäume gepflanzt, die natürlich im ersten Jahr auch wieder regelmäßig bewässert werden müssen. Mit einer Gießkanne, auch in den Sommerferien.

Aber, hej, mann kann natürlich auch eine Aula besetzen! Erregt mehr Aufmerksamkeit und ist kaum Arbeit!