GÜTERSLOH. Wie können Lehrkräfte mit Antisemitismus und Rechtsextremismus im Schulalltag umgehen? Das Projekt „Demokratiekosmos Schule“ (DEKOS) zeigt mit unterschiedlichen Formaten Lehrkräften Wege auf, wie sie sich antidemokratischen Situationen stellen und angemessen handeln können. Entwickelt wurde DEKOS gemeinsam von der Bundeszentrale für politische Bildung und der Bertelsmann Stiftung. Die Initiative richtet sich an Schulleitungen, Lehrer:innen und Schulsozialarbeiter:innen und bietet Grundlagen für den Unterricht in allen Fächern von der 7. bis zur 13. Jahrgangsstufe. DEKOS kann auch in Aus- und Fortbildungsbereichen eingesetzt werden.
Hier geht es zu den Materialien: www.bpb.de/themen/bildung/dekos/
„Mit dem Projekt möchten wir Überforderungsgefühle oder Unsicherheiten von Lehrkräften bei rechten oder antisemitischen Vorfällen auffangen“, erläutert Prof. Dr. Sabine Achour von der Freien Universität Berlin. Sie und ihr Team haben die Initiative wissenschaftlich begleitet. Dabei geht es der Politikdidaktikerin, die früher selbst als Studienrätin tätig war, um konkrete Handlungsstrategien für Pädagog:innen: „Oft müssen Lehrkräfte neben der inhaltlichen, der didaktischen und der pädagogischen Ebene relativ schnell und kompetent auf solche Vorfälle reagieren können.“ Genau hier setzt das Projekt an: Anhand von konkreten Fällen von Antisemitismus und Rechtsextremismus geben Expert:innen Handlungsempfehlungen und gehen auf mögliche Unsicherheiten ein, damit sich Lehrkräfte trauen, Haltung zu zeigen.
Sofort-Wissen und Hintergründe
Was sind die Hintergründe von Rechtsextremismus und Antisemitismus? Was kann ich als Lehrkraft tun? Und wo bekommen Lehrkräfte Unterstützung? DEKOS gibt Antworten auf diese und andere Fragen – in Forschungsbeiträgen, Erklärfilmen, Interviews mit Expert:innen sowie weiterführenden Materialien für Lehrkräfte und Schulleitungen. Eine Übersicht über Handlungsoptionen bei antidemokratischen Äußerungen zeigt Lehrkräften auf, was sie unmittelbar nach einem solchen Vorfall tun können, aber auch mittel- und langfristig. Bei Bedarf lassen sich über die verlinkte Suchmaschine geeignete Beratungsstellen in allen Bundesländern ermitteln.
DEKOS setzt auf Demokratiebildung
Es sind zumeist nicht die gravierenden verfassungsfeindlichen Vorfälle, wie Hakenkreuze an den Wänden, die zum Einschreiten auffordern, sondern das, was auf niederschwelliger Ebene passiert. „Oft sind es antidemokratische Situationen im Kleinen. Wenn Kinder und Jugendliche sich mit antisemitischen, rassistischen, sexistischen Bezeichnungen beschimpfen. Auch Verschwörungsnarrative, Diskursverschiebungen nach rechts, die vermeintliche Meinungsfreiheit sein sollen, stellen antidemokratische Herausforderungen dar“, so Prof. Dr. Sabine Achour.
Die Wissenschaftliche Beraterin des Projekts nennt zwei Elemente, die aus ihrer Sicht für das pädagogische Handeln wichtig sind: Zum einen solle man mit den Kindern und Jugendlichen ins Gespräch kommen. Zum anderen gelte es, in antidemokratischen Situationen einzuschreiten und Haltung zu zeigen: „Hier hast du eine Grenze überschritten und das finde ich nicht in Ordnung.“ Das sei auch ein notwendiges Signal den betroffenen Schüler:innen gegenüber. Im Idealfall fänden betroffene Lernende auch von den Mitschüler:innen Unterstützung.
In der DEKOS zugrunde liegenden Didaktik gehe es jedoch nicht darum, Schüler:innen zu entlarven, betont der Projektverantwortliche der Bertelsmann Stiftung Dr. Gerd Placke. „Mit dem Projekt setzen wir nicht auf eine verdächtigende Pädagogik, sondern auf Demokratiebildung. Wir nehmen die Anliegen von Schüler:innen ernst und blicken auf die Hintergründe von antidemokratischen Äußerungen. Gleichzeitig wird deutlich, dass keine Menschengruppe durch Äußerungen oder Taten diskriminiert werden darf.“
Hier geht es zu den Materialien: www.bpb.de/themen/bildung/dekos/
Weitere Presseinformationen:
Dr. Gerd Placke
Senior Project Manager
Demokratie und Zusammenhalt
Bertelsmann Stiftung
Carl-Bertelsmann-Straße 256 | 33311 Gütersloh | Germany
Telefon: +49 5241 81-81233 | Fax: +49 5241 81-81999
E-Mail: gerd.placke@bertelsmann-stiftung.de | www.bertelsmann-stiftung.de
Dies ist eine Pressemitteilung der Bertelsmann Stiftung.
