Sanierungsstau an Berliner Hochschulen? Senatorin: „Lage in Teilen gravierend“

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BERLIN. Im Koalitionsvertrag hat Berlins schwarz rote Koalition nicht zuletzt eine Offensive zur energetischen Sanierung von Hochschulbauten angekündigt. Wissenschaftssenatorin Ina Czyborra rechnet, dass es allein 15 bis 20 Jahre dauern werde, den Sanierungsstau aufzulösen.

Berlins Wissenschaftssenatorin Ina Czyborra hält die Lage an Hochschulen durch den Milliarden-Sanierungsstau für „in Teilen gravierend“. Manche Gebäude wiesen erhebliche Mängel auf, die beseitigt werden müssten. „Den Sanierungsstau aufzulösen dauert 15, 20 Jahre“, sagte die SPD-Politikerin. „Es sind einige sehr komplizierte Vorhaben dabei, zum Beispiel die Physik an der FU mit wahrscheinlich unsanierbaren großen Gebäudekomplexen. Teils könnte dort Neubau erforderlich sein.“

Frei herunterhängender Kabelsalat auf eine Baustelle
Trotz Exzellenzstrategie: Die Sanierung der Berliner Hochschulen bleibt eine Mammutaufgabe. Foto: Michael Gaida / Pixabay (CC0 1.0)

Im Koalitionsvertrag hält das neue schwarz-rote Bündnis fest, eine Offensive für Baumaßnahmen zur energetischen Sanierung und Ertüchtigung an Hochschulen starten zu wollen. Demnach sollen Hochschulen auch einen Teil ihrer Rücklagen einsetzen. „Kurzfristig umsetzbare Maßnahmen sollen unmittelbar realisiert werden, auch um teure Anmietungen im Sinne einer nachhaltigen Finanzierung zu reduzieren“, heißt es darin.

Für die Umsetzung einer Sanierungs- und Baustrategie der Landeskonferenz der Rektoren und Präsidenten der Berliner Hochschulen (LKRP) von Ende 2022 müssten über einen Realisierungszeitraum von 25 Jahren etwa 8,2 Milliarden Euro eingeplant werden, wie ein LKRP-Sprecher auf Anfrage mitteilte.

Die Berechnung beziehe sich auf die Hochschulen ohne die Charité, Kosten für notwendige Neubauten seien nicht berücksichtigt. Man gehe davon aus, „dass der neue Senat die prekäre Bausituation der Berliner Hochschulen, die sich in den vergangenen Jahren zunehmend verschlechtert hat, als dringend zu behebendes Problem anerkennt und dieses auch angehen wird“, hieß es.

Die Senatswissenschaftsverwaltung erarbeite gerade einen Gesamt-Sanierungsplan für einen längeren Zeitraum, der den Hochschulen Planungssicherheit geben soll, wie Czyborra sagte. Sie verwies darauf, dass für die teils planerisch komplizierten Vorhaben verfügbare Fachkräfte und Firmen aber auch gefunden werden müssten.

Im Moment seien schon eine ganze Menge Bauvorhaben in der Pipeline, die erst einmal abgearbeitet werden müssten. „Wir haben notwendige Sanierungsmaßnahmen, die relativ schnell an den Start gehen müssen, weil wir etwa an der TU einige Häuser haben, die leidend sind und wo schnell etwas passieren muss.“ Hinzu kämen etliche neu angemeldete Maßnahmen.

Saniert werden müssen laut der Senatorin vor allem technische Anlagen, Brandschutz, Lüftungssysteme. Zudem wolle man viel in Klimaschutz investieren. „Die Hochschulen haben Pläne, wie sie zügig klimaneutral werden könnten, wenn sie die nötigen Investitionsmittel bekämen.“ Sie fordere zudem schon länger eine Art Sonderbaurecht für die Wissenschaft, um innovative Technologien aus Forschung und Entwicklung quasi als Pilotprojekte auf die Straße bringen zu können.

Gebäude und gute Ausstattung seien auch wichtig, um Top-Wissenschaftlerinnen und -Wissenschaftler anzulocken, sagte Czyborra. Durchaus sei auch schon in früheren Jahren viel Geld in Sanierung geflossen – „wir haben wunderbar durchsanierte Gebäude wie die Rost- und Silberlaube an der FU“.

Auch mit Blick auf die Aufgaben in Forschung und Lehre und die gesellschaftlichen Anforderungen an die Berliner Hochschulen müsse der Sanierungs- und Baustau zügig behoben werden, teilte der LKRP-Sprecher weiter mit. Eine weitere Verzögerung würde demnach nicht nur zu erheblichen Kostensteigerungen führen, „sondern auch Einschnitte bei der Leistungserfüllung nach sich ziehen“, hieß es. (dpa)

 

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