Lehrermangel: Bildungsminister mag nicht versichern, dass Unterricht nach Stundenplan erfolgt

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ERFURT. An den Schulen fehlen wohl auch im neuen Schuljahr noch Lehrerinnen und Lehrer. Davon geht Thüringens Bildungsminister Helmut Holter aus. Zugleich will er weitere Maßnahmen auf den Weg bringen, um die Not zu lindern.

“Der Mangel ist weiter aktuell”: Thüringens Bildungsminister Holter. Foto: Jacob Schröter / Ministerium für Bildung, Jugend und Sport

Nach Einschätzung von Thüringens Bildungsminister Helmut Holter wird der Lehrermangel die Schulen im Freistaat auch im neuen Schuljahr beschäftigen. «Der Mangel ist weiter aktuell», sagte der Linken-Politiker in Erfurt. Wichtig sei, dass die Schulen auch weiterhin eigenständig und kreative Lösungen fänden, um den Unterricht abzusichern. Man könne nicht versichern, dass der Unterricht eins zu eins nach Stundenplan erfolge, sagte Holter. «Die Probleme und die Herausforderungen des vergangenen Schuljahres werden uns jetzt auch im neuen Schuljahr beschäftigen.»

Zugleich betonte der Minister, dass man im Kampf gegen den Lehrermangel weitere Maßnahmen ergreifen werde. «Ich arbeite gerade mit meinen Kolleginnen und Kollegen daran, die Einstellungspraxis noch weiter zu flexibilisieren», sagte Holter. Details dazu würden voraussichtlich Mitte August spruchreif. Für kommenden Donnerstag ist eine Pressekonferenz zum Auftakt des neuen Schuljahres geplant.

Nach Holters Angaben soll schon in diesem Schuljahr die neue Struktur der Studienseminare für angehende Lehrer greifen. Los geht es mit dem Einstellungstermin für angehende Grundschullehrer im November. Die Pläne sehen vor, dass es ein Studienseminar mit fünf Regionalstellen in Thüringen geben wird – in jedem Schulamtsbezirk eine. Außerdem soll es für jede Schulart eine Seminarleiterin oder Seminarleiter geben, die an den verschiedenen Standorten die Ausbildung organisieren.

Die Regionalstellen soll es in Nordhausen, Meiningen, Eisenach, Gera und Erfurt geben. Holter sagte, man wolle erreichen, dass sich die jungen Menschen in der Region verankern und sich gegebenenfalls mit ihrer Familie dort niederlassen. Hintergrund ist dabei, dass der Lehrermangel in bestimmten Regionen besonders stark ist – vor allem abseits der großen Städte Erfurt, Jena und Weimar. News4teachers / mit Material der dpa

Lehrermangel: „Die Situation wird angespannt bleiben!“ GEW fordert, Lehrpläne auszudünnen

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7 Kommentare
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GEW-nee!
1 Jahr zuvor

“Wichtig sei, dass die Schulen auch weiterhin eigenständig und kreative Lösungen fänden, um den Unterricht abzusichern.” Muss man da noch mehr wissen, um zu ahnen, wohin der Hase läuft? Mehrarbeit und selber klarkommen, heißt mal wieder die Devise!

Silberfischchen
1 Jahr zuvor
Antwortet  GEW-nee!

Ihrem Nicknamen zufolge wollen Sie aber keine Organisation, die dagegen auftritt und dagegen agiert. Was ist Ihre Alternative? Beten?

Mike M.
1 Jahr zuvor
Antwortet  Silberfischchen

In Niedersachsen war die GEW den Schulpersonalräten gar keine Hilfe, als es um eine Stunde Mehrarbeit ging.
Die GEW ist damals erst auf den fahrenden Zug aufgesprungen, als das Schlimmste (Drohungen, Bashing, Beleidigungen ggü. Schulpersonalräten) vorbei war.
Ich hätte mir damals eine Organisation gewünscht, wie Sie die beschreiben. Gab es aber nicht.

Silberfischchen
1 Jahr zuvor

In Zeiten des Lehrermangels muss der Unterricht auf das Wesentliche konzentriert werden.

C. K.
1 Jahr zuvor

Interessant … vielleicht macht man es Seiteneinsteigern nicht unnötig schwer und drückt ihnen tw. sinnlose Prüfungen auf, wenn sie ihre Kompetenzen schon jahrelang unter Beweis gestellt haben.
Für Seiteneinseiger wird das Studienseminar als Nachqualifikation angerechnet, dieselben Prüfungen und Nachweise gelten bei Referentaren als 2. Staatsxamen.
Ein weiterer Punkt ist die Eingruppierung und die gerechte Bezahlung. Für gleiche Arbeit ind Engagement wird hier ein sehr deutlicher Unterschied zwischen studierten Lehrern und seiteneinsteigenden Ingenieuren bzw. anderen studierten Fachkräften gemacht.
Diese Ungerechtigkeiten tragen nicht dazu bei, um einen Lehrermangel zu beseitigen.
Dazu kommt noch, dass die Arbeit des Lehrers oft unterschätzt und in der Gesellschaft belächelt wird. Wertschätzung sieht anders aus.
In dem Beruf sind Engagement und Leidensfähigkeit gepaart mit Verständnis und Herz unglaublich wichtig. Das sollte man finanziell und öffentlich honorieren. Dann klappt es vielleicht mit den neuen Lehrkräften.

Biene
1 Jahr zuvor
Antwortet  C. K.

Und am Ende die betreffenden Seiteneinsteiger auch gerne schulartfremde nicht einstellen, weil die dann ja noch mehr Geld kosten. Die sogenannten hohen 16 haben sich jahrzehntelang doch nicht gekümmert. Mein Vorschlag, statt mit neuen Ideen das Leben der Lehrkräfte noch mehr zu belasten, sollten sich alle Mitarbeitenden der KMs und diese selbst vor die SuS stellen, das wäre mal eine Erleichterung für die Kollegien aller Schularten.
(Achtung: Enthält Ironie)

Ogg
1 Jahr zuvor

Lehrermangel ist wie Datenschutz: man braucht es nur laut auszusprechen, und schon nicken alle verständnisvoll und mitfühlend. 😉
Mich würde es aber eher interessieren, wie es immer wieder dazu kommt? Was sind die eigentliche Gründe? Und was genau versucht man an grundlegenden Voraussetzungen zu verändern, solange man sich von Quereinsteigern kurzfristig unterstützen lässt?