Welle von Bombendrohungen: Psycho-Terror gegen Schulen wegen deutscher Israel-Politik?

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BERLIN. Es gab erneut Drohungen gegen Schulen und andere Einrichtungen in mehreren Bundesländern. Was wie ein schlechter Scherz wirkt, belastet die Betroffenen mitunter enorm. Allein in München waren fünf Schulen betroffen.

Die Polizei ermittelt (Symbolfoto). Foto: Shutterstock

Bombendrohungen an Schulen in mehreren Bundesländern haben auch am Dienstag viele Menschen aufgeschreckt und Polizeieinsätze ausgelöst (über die Drohungen gestern berichtete News4teachers hier). Zwar gab es nach und nach erste Entwarnungen, wo die Ermittlungsbehörden überhaupt von einer Gefährdung ausgegangen waren. Allerdings belastet die Situation Betroffene psychisch. Und: Die Urheber sind unbekannt, die Hintergründe unklar.

Auch, ob es einen Zusammenhang zwischen den einzelnen Fällen gibt, ist offen. Möglicherweise könne es darum gehen, das Sicherheitsempfinden der Bevölkerung zu schwächen und Unmut gegen Israel zu schüren, hieß es aus Sicherheitskreisen. Mehrere Drohschreiben nehmen den Angaben zufolge Bezug auf die Hamas und den Gaza-Krieg. Laut Polizei gingen die Drohungen per E-Mail ein.

Eine Sprecherin des Bundesinnenministeriums teilte mit: «Ob mit den Drohungen ein extremistisches Ziel verfolgt wird oder es sich um “Trittbrettfahrer” handelt, die sich zur Verstärkung der Wirksamkeit ihrer Drohungen als Hamas bezeichnen, kann zum jetzigen Zeitpunkt nicht abschließend bewertet werden.»

Die Sprecherin verwies auf ähnlich geartete Fälle von Drohungen gegen Einrichtungen in Frankreich ab dem Wochenende vom 14. und 15. Oktober, darunter gegen den Louvre und Schloss Versailles. Dort steigerten sich «die Drohungen quantitativ und führten unter anderem zu sehr pressewirksamen “Räumungen” von Flughäfen in Frankreich», so die Sprecherin. Seit Wochenbeginn und mit Öffnung der Schulen habe auch in Deutschland die Anzahl der Drohungen stark zugenommen.

Bis Dienstagmittag waren Schulen in Bayern, Nordrhein-Westfalen, Thüringen und Sachsen betroffen. Die Polizei räumte teils die Einrichtungen vorsorglich oder wies Schüler und Lehrer noch vor dem Betreten der Gebäude zurück. Es gab Durchsuchungen, um eine Gefahr auszuschließen.

«Der Schutz und die Gesundheit aller Mitglieder der Schulfamilien haben für uns höchste Priorität. Im Zweifel geht immer die Sicherheit vor»

In Erfurt wurden mehrere Schüler und eine Lehrerin medizinisch versorgt – aufgrund der psychisch belastenden Situation, sagte eine Polizeisprecherin. Im sächsischen Pulsnitz hätten sechs Mädchen im Teenageralter während der Räumung der betroffenen Schule Kreislaufprobleme bekommen, sagte ein Polizeisprecher. Sie wurden vor Ort von Sanitätern betreut, drei von ihnen seien zudem vorsorglich in ein Krankenhaus gebracht worden.

Aus den Bildungsministerien in Thüringen und in Bayern hieß es, dass den Schulen umfangreiche Handreichungen zum Umgang mit Krisen und Notfällen zur Verfügung stehen beziehungsweise speziell ausgebildete Kriseninterventions- und -bewältigungsteams von Schulpsychologinnen und Schulpsychologen beraten könnten.

«Der Schutz und die Gesundheit aller Mitglieder der Schulfamilien haben für uns höchste Priorität. Im Zweifel geht immer die Sicherheit vor», sagte Bayerns Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler). Generell obliege die Einschätzung von Drohschreiben und E-Mails immer den Experten der Polizei sowie dem Innenministerium. Überall im Freistaat stehe den Mitgliedern der Schulfamilien zudem das speziell ausgebildete Kriseninterventions- und -bewältigungsteam bayerischer Schulpsychologinnen und Schulpsychologen mit Rat und Tat zur Seite. Ferner gebe es an jeder Schule eine Schulpsychologin beziehungsweise einen Schulpsychologen sowie ein schulisches Krisenteam.

Der Kultusminister macht eine wachsende Unruhe aus. «Die aktuellen Bedrohungen sind dabei nicht nur an den direkt betroffenen Schulen, den dortigen Mitarbeiter, Lehrerinnen und Lehrer sowie Schülerinnen und Schüler ein Thema, sondern man spricht auch an allen anderen Schulen darüber», betonte Piazolo. Bayerns Lehrkräfte verstünden es aber sehr gut, «auf ihre Schülerinnen und Schüler einzugehen, sie zu betreuen, zu unterstützen und auch zu sensibilisieren.»

In Berlin gab es trotz der Herbstferien Drohungen gegen Schulen, aber auch Botschaften. Es ermittelt nun der Staatsschutz. Auch der Berliner Hauptbahnhof zählte nach Angaben der Bundespolizei dazu. Die Polizei habe die Kräfte dort verstärkt und die Gefährdungslage überprüft. Letztlich sei nicht von einer Gefährdung der Reisenden ausgegangen worden. Auch in allen anderen Fällen konnte «die Ernsthaftigkeit verneint werden», sagte der Sprecher der Berliner Polizei.

Außerdem waren die Bundeszentrale der SPD und der Sender RTL in Berlin betroffen, in Weimar das Sendezentrum von «Antenne Thüringen», «Landeswelle Thüringen» und «Radio Top40».

Ein Polizeisprecher sagte zu den Vorfällen an einer Schule im oberfränkischen Hollfeld, wo es am Dienstag die zweite Drohung innerhalb weniger Tage gegeben hat: «Es besteht eine gewisse Ähnlichkeit.» Ob die Mails vom selben Absender stammen, sei noch unklar. Die Dienststellen seien weiterhin für die Ermittlungen verantwortlich, aber sie tauschten sich eng aus, so ein Sprecher des bayerischen Landeskriminalamts am Dienstag.

Eine Bombendrohung fällt in Deutschland häufig unter den Straftatbestand der Störung des öffentlichen Friedens durch Androhung von Straftaten (Paragraf 126 des Strafgesetzbuches (StGB)). Das kann zu Geldstrafen oder sogar mehrjährigen Haftstrafen führen.

Mitte Oktober wurde ein 41-Jähriger wegen einer Bombendrohung gegen die Krefelder Außenstelle der Bundesagentur für Arbeit zu 2000 Euro Strafe verurteilt. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig. Ende 2016 wurde ein Mann wegen mehrerer Bombendrohungen gegen eine Kita und ein Altenheim im bayerischen Wolframs-Eschenbach zu zwei Jahren Haft ohne Bewährung verurteilt. News4teachers / mit Material der dpa

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4 Kommentare
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Herr Becker
1 Jahr zuvor

Vorschlag zur Verringerung frei-Zeit-begründeter Anschlagsdrohungen: ausgefallene Schultage werden am nächsten Samstag nachgeholt.

Freiya
1 Jahr zuvor
Antwortet  Herr Becker

…wo dann die Verursacher des Phänomens mit Attest eines willigen Arztes wieder mal fehlen…

Lanayah
1 Jahr zuvor
Antwortet  Herr Becker

Und wer soll da am Samstag arbeiten? Ich würde einen wegen Bombendrohung ausgefallenen Schultag nicht als Freizeit ansehrn, die dann am Samstag nachgearbeitet wird. Was ich mich eher frage ist, wieso jemand nach einer Bombendrohung mit 2000€ Geldstrafe davon kommt. Es wäre auch super,wenn nicht wieder das ünliche Rumgeeiere stattfinden würde. Geht eine Bombendrohung nachweislich von einem Schüler der Schule aus, sollte ein Ausschluss wegen massiver Störung des Schulfriedens stattfinden und bei Strafmündigkeit auch Strafverfolgung.

Every....
1 Jahr zuvor
Antwortet  Herr Becker

Und das ist eine richtige und sinnstiftende Reaktion auf die Meldung und die ihr zugrunde liegende Problematik??? Wie armselig kann man- als Lehrer?- sein?!