Bildungsforscher Zierer: “Schule ist der zentrale Ort der Demokratiebildung” – aber…

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AUGSBRUG. Angesichts der kritischen Situation der Demokratie startet in Bayern bald die «Verfassungsviertelstunde». Ein renommierter Pädagoge hält das für einen brauchbaren Ansatz – es müsse aber mehr passieren.

Wo sonst, wenn nicht in der Schule, können junge Menschen Mitbestimmung lernen? Foto: Shutterstock

Vor dem Start der «Verfassungsviertelstunde» an den bayerischen Schulen sieht der Augsburger Pädagogikprofessor Klaus Zierer aufgrund einer Umfrage unter Lehrkräften weiteren Nachholbedarf bei der Demokratiebildung. «Demokratie braucht Demokraten und Schule ist der zentrale Ort für Demokratiebildung», sagte der Ordinarius für Schulpädagogik der Augsburger Universität.

Bayern will zum Beginn des kommenden Schuljahres die sogenannte Verfassungsviertelstunde an allen Schulen starten, allerdings wird dieser politische Unterricht zunächst nicht in allen Jahrgangsstufen angeboten. Die «Verfassungsviertelstunde» soll einmal pro Woche in der normalen Unterrichtszeit und abwechselnd in verschiedenen Fächern abgehalten werden.

Zierer initiierte deswegen eine Schnellumfrage im Juli 2024 unter Lehrerinnen und Lehrern im Freistaat. Es hätten 317 Lehrpersonen aus verschiedenen Schulformen teilgenommen, erklärte er. Damit erreicht die Teilnehmerzahl allerdings nicht die 1.000er Marke, die bei Umfragen oftmals als repräsentativ gilt. Zierer sprach von einer «Stichprobe», die «eine Basis für allgemeine Schlussfolgerungen» sei. Die Lehrkräfte konnten 30 Thesen auf einer Skala von 1 (stimme nicht zu) bis 4 (stimme zu) bewerten. Die Aussage «An unserer Schule werden Gesellschaftsthemen kontrovers diskutiert» erhielt beispielsweise einen Mittelwert von 2,98.

Forscher: Trotz guter Ansätze muss noch mehr getan werden

Die Umfrage belege, dass es an den Schulen bereits viele gute Ansätze zur Förderung
der Demokratiebildung gebe, sagte Zierer. «Die strukturelle Verankerung zeigt sich ausbaufähig, wozu die “Verfassungsviertelstunde” einen Beitrag leisten kann, aber mit Sicherheit nicht ausreichend ist.»

Laut Zierer hat die Umfrage gezeigt, dass demokratiebildende Methoden im Unterricht wie
etwa Dilemma-Diskussionen, bei denen gegensätzliche Handlungsoptionen erörtert werden, nur eine Bewertung von rund 2,59 erzielen und damit selten vorzufinden sind. Dabei seien diese Methoden gerade im Hinblick auf ihre Wirksamkeit empirisch umfänglich untersucht und dürften in keinem Demokratiebildungskonzept fehlen.

Trotz demokratischer Strukturen eher zufällige Meinungsbildung

Demokratische Strukturelemente wie Schulversammlungen oder Schülerparlamente
sind laut der Umfrage einerseits zwar mehrheitlich vorhanden (3,19). Der Meinungsbildungsprozess laufe aber oft zufällig ab und habe keine strukturelle Verankerung (2,32), erläuterte Zierer die Ergebnisse.

Zierer zählt zu den bekanntesten Schulpädagogen in Deutschland. Er arbeitet auch seit Jahren mit dem neuseeländischen Bildungsforscher John Hattie zusammen. Hattie hatte vor mehr als einem Jahrzehnt mit seiner Studie «Visible Learning» für weltweite Aufmerksamkeit gesorgt. Diese Untersuchung wird oftmals für neue pädagogische Ansätze herangezogen und von Hattie und Zierer durch die Auswertung weiterer wissenschaftlicher Ergebnisse fortgeschrieben. News4teachers / mit Material der dpa

Die wöchentliche „Verfassungs-Viertelstunde“ ist ein (schlechter) Witz – ein Kommentar

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38 Kommentare
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Dr. Specht
11 Monate zuvor

Jenseits der konkreten Fragestellung:

Herr Prof. Zierer ist bestimmt ein ausgewiesener Experte auf verschiedenem Feldern der Schulpädagogik, mir war neu, dass sein Lehrstuhl auch für politische Bildung zuständig ist. Hier gibt es eigene Expert*innen, universitäre oder von Bundes-und Landeszentralen, zudem wären viele reflektiere Praktiker*innen hier sicherlich bessere – aber weniger prominente – Ansprechpartner*innen.

Alter Pauker
11 Monate zuvor

Hört doch endlich auf, Schule zu überfrachten.
Eltern haben Pflichten, macht denen das endlich klar!!!!! Kindergeld kassieren können sie alle!

Biene
11 Monate zuvor
Antwortet  Redaktion

Bitte ergänzen: “gemeinsam mit den Erziehungsberechtigten” oder “teilt sich diesen Auftrag mit den Erziehungsberechtigten”.
Denn die Erziehungsberechtigten (zum gewissen Teil) interessieren sich nur dann für ihre Sprösslinge, wenn diese angeblich zu (un-)recht schlechte Noten bekommen oder gar zu (un-)recht Erziehungsmaßnahmen verdonnert bekommen. Anstatt ihre Sprösslinge kritisch zu hinterfragen, wird diesen blauäugig geglaubt oder ihr doch spätestens ab dem 14-Lebensjahr strafbares Verhalten auch noch unterstützen.

Realist
11 Monate zuvor
Antwortet  Redaktion

Ja, genau, Auftrag der “Schule”. Die Schule ist aber nicht die einzelne Lehrkraft, die wäre hoffnungslos überfordert alleine alle Ziele zu erreichen, die im Schulgesetz aufgeführt sind.

Es handelt es eher um die Aufforderung des Gesetzgebers an die Exekutive (= Landesregierung) die Schulen so auszustatten (personell, sächlich), dass sie diesen umfangreichen Erziehungs- und Bildungsauftrag überhaupt erfüllen können. Und daran hapert es bekanntermaßen. Auch Lehrkräfte als (Wald-und-Wiesen-Beamte) müssen nur ihre 40-Stunden-Woche (jaja, “ferienbereinigt) ableisten. Wenn man von diesen also das eine will, dann muss man gleichzeitig sagen, was sie dann nicht mehr machen sollen. Wie in jedem anderen Unternehmen auch.

Realist
11 Monate zuvor
Antwortet  Redaktion

Ja, und darauf warten wir seit zwei Jahrzehnten. Es werden nie Prioritäten gesetzt. Naive GEWerkschaften glauben, dass Schulen umso besser ausgestattet werden, je öfter “Hurra!” bei neuen Aufgaben geschrien wird.

Besseranonym
11 Monate zuvor
Antwortet  Redaktion

Wenn schon – denn schon
Zur Ergänzung:

“Nach dem Grundgesetz (Art. 6 Abs. 2 GG) sind Eltern und Staat für den Kinderschutz verantwortlich. Dort heißt es: „Pflege und Erziehung der Kinder sind das natürliche Recht der Eltern und die zuvörderst ihnen obliegende Pflicht. Über ihre Betätigung wacht die staatliche Gemeinschaft.“

Konkret heißt das: Zunächst einmal haben die Eltern die Verantwortung dafür, ihr Kind zu erziehen und für seinen Schutz zu sorgen. Der Spielraum dabei ist recht weit gefasst. Nehmen Eltern diese Aufgabe nicht wahr oder überschreiten sie die Grenzen ihres Elternrechts, greift das staatliche Wächteramt. Der Staat ist verpflichtet, die Eltern bei der Erziehung zu unterstützen. Fruchten diese Bemühungen nicht in ausreichendem Maße, kann der Staat den Eltern Teile oder gar das ganze Sorgerecht vorübergehend oder dauerhaft entziehen.”

https://www.kinderschutz-in-nrw.de/fachinformationen/gesetzliche-grundlagen/grundgesetz/#:~:text=Nach%20dem%20Grundgesetz%20(Art.,die%20zuv%C3%B6rderst%20ihnen%20obliegende%20Pflicht.

Schule steht erst mal helfend daneben, ist nachrangig.
Warum wird hier immer so getan, als ob Schule jedes Übel dieser Welt heilen muss.
So wird nie jemandem / bewusst Kinderrechte negierenden Erwachsenen klar, dass er in der Pflicht steht und nicht alles auf Kiga/Kita/Schulschultern abwälzen kann.

potschemutschka
11 Monate zuvor
Antwortet  Redaktion

Die Familie ist also keine soziale Gruppe?

potschemutschka
11 Monate zuvor
Antwortet  Redaktion

Wie funktioniert denn dann das Zusammenleben in einer Familie? Der Patriarch bestimmt?

Besseranonym
11 Monate zuvor
Antwortet  Redaktion

Ganz vergessen, Sie leben in der Großstadt, ich auf dem Dorf.
Sie waren wahrscheinlich die meiste Zeit in Deutschland, wir samt Kindern viel im Ausland.
…….ein Dorf und ein Kral sind gut Plätze für Sozialverhaltensübung.

Was @potschemutschka schreibt, ist auch nicht ohne. Klar, Sie gehen vom reinen staatstheoretischen Demokratiebegriff aus.
Ich habe durch Frau und Kinder viel gelernt > wenn ab und zu so etwas wie Despot 😉 kam, haben wir das schon ausdiskutiert und zB über Kinderrechte gesprochen…..Demokratie im kleinen halt, eine gute Grundübung, die mir auch gutgetan hat.
Kinder mit Ihrem Gerechtigkeits wollen/ denken haben eine ideale Grundlage mit Demokratie zu leben / umzugehen, wenn Sie nicht anderes vorgelebt bekommen – und das schafft die Schule allein nicht.

Wie sieht eigentlich aktive Demokratie Vermittlung für Sie in der Schule aus ? ( ohne 100K- Veröffentlichungen voranzustellen)

potschemutschka
11 Monate zuvor
Antwortet  Besseranonym

Genau! Denn in der Familie lernt man im “Normalfall” Kompetenzen, die für ein demokratisches Zusammenleben die Grundlagen sind/sein sollten: Hilfsbereitschaft/ gegenseitige Rücksichtnahme/ (Frustrations)Toleranz/ eigene Interessen mal zurückstellen zugunsten anderer/ Selbstbewusstsein/ Verantwortung für sich und andere übernehmen/ Gesprächskultur (zuhören)/ Meinungsbildung/ Anstrengungsbereitschaft (Aufgaben/Pflichten auch dann erfüllen, wenn sie keinen Spaß machen) und noch vieles mehr.

Besseranonym
11 Monate zuvor
Antwortet  Redaktion

Auf welchen Artikelinhalt beziehen Sie sich konkret ?

Besseranonym_2
11 Monate zuvor
Antwortet  Redaktion

Also Elternhaus und Schule dienen der Erziehung zur Demokratischen Werten ?
So gehe ich mit.

potschemutschka
11 Monate zuvor
Antwortet  Redaktion

@Redaktion
Sie sprechen Eltern also von jeglicher Verantwortung für (Demokratie)Erziehung frei? Welche Pflichten haben Eltern Ihrer Meinung nach überhaupt noch?

potschemutschka
11 Monate zuvor
Antwortet  Redaktion

@Redaktion
Wie aber kann man diese von mir genannten (familiären) Grundlagen der Demokratiebildung in frühem Kindesalter gewährleisten, bei den Familien die dazu nicht in der Lage sind? Wie und wann erkennt wer diese “Problemfamilien”? Und was dann, wenn Problem erkannt? – 24/7 staatliche Betreuung/Bildung?
Ergänzend noch eine persönliche Beobachtung von mir:
Kinder sind heute verstärkt in einseitigen sozialen Blasen. Auf der einen Seite die immer kleineren Familien, mit immer weniger Zeit. Auf der anderen Seite Ganztags-Kita und -Schule mit immer den gleichen sozialen Partnern. In meiner Kindheit und auch noch bei meinen eigenen Kindern sah das noch anders aus: Kernfamilie/ Großfamilie mit Cousins und Cousinen/ Großeltern/ Klassen- bzw. Kitagemeinschaft/ Nachbarskinder unterschiedlichen Alters und sozialen Hintergrundes/ Sportgemeinschaft … Dadurch lernten wir uns in verschiedene soziale Gefüge zu integrieren und auch mal über den Rand der einzelnen Blasen hinauszuschauen. Und dies auch oft ohne ständige “erwachsene Hilfestellung”.

PaPo
11 Monate zuvor
Antwortet  Redaktion

Hier sind die Redaktion und ich einmal d’accord.
Ich schrieb diesbzgl. ja kürzlich erst:

Einmal ein ultimatives ceterum censeo zur Thematik und Plädoyer für Demokratiebildung als ultimate goal von Schule (aus verschiedenen Beiträgen zusammenkopiert)

Schule nach 1945 ist hierzulande immer bereits Demokratierziehung gewesen; „[d]as gesamte Schulwesen steht unter der Aufsicht des Staates“ (Art. 6 Abs. 1 GG) und der Staat ist dem Grundgesetz und insb. den Grundrechten verpflichtet, die gleichermaßen auch den Rahmen für den Staat bilden. D.h. dass aus diesen Grundrechten (als unverhandelbarem, kleinsten gemeinsamen Nenner unserer pluralen, freiheitlich-demokratischen Gesellschaft) die Erziehungsziele von Schule resultieren:

Kinder und Jugendliche zu eigenverantwortlichen, gemeinschaftsfähigen Personen, die sozio-politisch, -kulturell und -öknomisch an Gesellschaft partizipieren und diese plurale, freiheitlich-demokratische Gesellschaft als demokratische Staatsbürger perpetuieren (und optimieren) können sollen, zu erziehen.

Das ist im Wesentlichen die Existenzberechtigung der staatlichen Aufsicht im gesamten Schulwesen, der Schuldpflicht, ja der Schule insg. Schule ist hierzulande eben nicht reine Qualifikation einer sozio-ökonomischen Partizipationsfähigkeit und genereller ‚Lebenstüchtigkeit‘, sondern ein Demokratisierungsinstrument. Ist sie hier seit dem 2. Weltkrieg immer gewesen.

Und man sollte sich auch keine Illusionen machen:
Kinder ‚gehören‘ nicht Ihren Eltern, die diese absolut frei nach ihrem Gutdünken formen (oder die jeder Erziehung konsequenzlos entsagen könnten): „Pflege und Erziehung der Kinder sind das natürliche Recht der Eltern und die zuvörderst ihnen obliegende Pflicht. Über ihre Betätigung wacht die staatliche Gemeinschaft“ (Art. 6 Abs. 2 GG).
Und das Erziehungsziel ist hier nicht vollkommen frei, vielmehr ist eine Verletzung der Erziehungspflicht bereits gegeben, wenn Eltern ihr Kind (zumindest erheblich) entgegen der meinerseits skizzierten Erziehungsziele erziehen.
Deshalb ja auch der zweite Satz der Norm, der die Wacht über die Erziehungsbetätigung normiert. Schule ist hier ein korrektiv. Das nicht viel mehr korrigiert wird, hat viemehr mit einer mangelnden Kontrolldichte, fehlenden Sanktionsmaßnahmen und Realpolitik zu tun. Was Erziehung hierzulande aber in Schule und Familie im Mindesten leisten soll, ist im Wesentlichen deckungsgleich.

Dem widerspricht übrigens nicht, „liberale Lehrer“ zu haben, die vermitteln: „macht euch selbst ein Bild und lasst euch nichts erzählen“ (@Schlaubischlumpf vor 10 Monaten hier bei N4T). Im Gegenteil, es setzt derartige Lehrer voraus. Es geht nämlich um Erziehung durch Bildung und – wie ich bereits erwähnte – mit dem Ziel der „eigenverantwortlichen, gemeinschaftsfähigen Personen“, was plumpe Indoktrination u.ä. (also das Vorenthalten von Daten und Fakten, die Verengung des Meinungskorridors resp. gar die Vorgabe von vertretbaren Positionen etc.) ja ausschließen soll. Es geht um Befähigung, nicht um Imitation oder Kadavergehorsam, also das Gegenteil von Indoktrination (weil Dgl. hier ja auch bereits artikuliert wurde).

Das ist doch das Kernziel von Schule.
Wer soll die Demokratie denn sonst „retten“?

Spoiler

Und zu den Zielen „retten“, „erhalten“ und „generieren“ – realiter ist es mancherorts wahrscheinl. die Schule, die alleinig Demokratiewissen, -kompetenz und -wertschätzung versucht(!) zu generieren, ein Korrektiv andernorts nicht erfolgter Demokratieerziehung… und Schule wird diesbzgl. – zumindest bei den extremeren Fällen – zwangsläufig versagen, hier mache ich mir keine Illusionen, alleine bereits infolge des Ranges von Schule in der Hierarchie der Sozialisatoren.Umso wichtiger wäre es, hier massiv Ressourcen (zu generieren und) zur Verfügung zu stellen, um allen, die man „retten“ kann und die übrig sind, Demokratie zu „erhalten“, zu stärken…

… stattdessen muss ich erleben, dass Schule hierzulande am Ende ist: M.M.n. erodiert das System, progressiv und irreparabel, der point of no return ist überschritten. Und man sticht gar nach: https://www.news4teachers.de/2023/07/verfassungsschutz-warnt-rechte-gruppen-agitieren-bewusst-im-umfeld-von-schulen-mehr-demokratische-bildung-gefordert/#comment-532691.

Sorry für den Pessimismus (wenn er das ist)… ich tue ja dennoch mein Bestes, um Demokratie zu vermitteln (und wenn ich mir die Freiräume vom Curriculum nehme und statt Berufsvorbereitung lieber ein wenig Mehr an Demokratiewissen vermittel).

… that said:

Man vernimmt den Vorwurf ja mit einiger Regelmäßigkeit, dass „das System Schule überhaupt nicht demokratisch“ sei o.ä. und ist i.d.S. mit der Behauptung konfrontiert, dass Demokratieerziehung nur funktioniere, wenn möglichst viele im und um das System an möglichst vielen Entscheidungen per Mehrheit partizipieren können:

Bereits in den Kitas werden Kinderparlamente selbst für U3-Kinder gegründet, in den Schulen sollen dann Lehrer und Eltern bis in die Lehrinhalte hinein gemeinsam entscheiden, welche Inhalte mit welchen materialien wie genutzt werden, um dann letztlich auch mit den Schülern konkrete Unterrichtsinhalte, den Verlauf von Unterrichtsinhalten u.ä. per Mherheitsentscheidung zu bestimmen…

Hier wird aber ohne Blick auf Sinn und Zweck des Systems und dessen Funktionalität salopp Demokratieerziehung resp. -bildung mit dem Primat der Partizipation verwechselt, gleichsam das Konzept von Hierarchien u.ä. fehlsam als antidemokratisch gescholten.
Dass Schule ein hierarchisches System ist, ist kein Widerspruch zu Demokratie und Partizipation, ja das sind Hierarchien insg. nicht per se. Und es ist auch nichts dagegen auszusetzen, Räume für entsprechende Partizipation einzuräumen… man sollte aber bedenken, dass bestimmte Dinge einfach nicht zur Disposition stehen, eben weil das emtazioel von Schule im Blick behalten werden muss und unsere Schüler ja noch keine hinreichend gebildete, demokratische, mündige Individuen sind.
Der Kommentator @Michael Felten benannte es hier vor zwei Jahren einmal passend folgendermaßen: „Zudem ist ‚Demokratiefähigkeit‘ zwar ein Ziel schulischen Lernens, aber Mitbestimmung ist – entwicklungsbedingt – nicht dessen Modus“ (hier ist die Redaktion wohl nicht mehr d’accord).

potschemutschka
11 Monate zuvor
Antwortet  Redaktion

@Redaktion
Also fängt die demokratische Erziehung bei einigen/vielen? in der Schule bei Null an? Ist das nicht ein bisschen spät?

potschemutschka
11 Monate zuvor
Antwortet  Redaktion

@Redaktion
Die staatsbürgerliche Erziehung und Bildung findet also überwiegend in Schule und Kita statt. Okay, das dachte sich die DDR-Führung auch so. Zum Glück haben die Lehrer und Erzieher in der DDR da offensichtlich ihre Arbeit ganz schlecht gemacht. Sonst hätte es 1989 die Wende nicht gegeben.
Liebe Redaktion, bevor jetzt die üblichen Reaktionen von Ihnen kommen (Demokratie – Diktatur, …) – ich schrieb bewusst “staatsbürgerliche Erziehung und Bildung”. Mir ist der Unterschied durchaus bewusst – aber vielleicht sollte mancher trotzdem mal darüber nachdenken, was Schule und Kita leisten können und welche anderen Faktoren eine Rolle spielen können (Familie, Medien, peergroups, Lebensumstände, …)

potschemutschka
11 Monate zuvor
Antwortet  potschemutschka

@PaPo
Wie sehen Sie das? Kann Schule/Kita das Ziel “demokratische Bildung und Erziehung” allein/gegen die Eltern erreichen?

PaPo
10 Monate zuvor
Antwortet  potschemutschka

Nein, i.d.R. (und mit unseren überfüllten Lerngruppen, überlastetem Personal, unwirksamen Interventionsmöglichkeiten etc.) definitiv nicht. Leider. Als Sozialisationinstanz sind wir bestenfalls sekundär.

Besseranonym
11 Monate zuvor
Antwortet  Besseranonym

-2 H. Zierer führt dafür die > Dilemmadiskussion an
“Laut Zierer hat die Umfrage gezeigt, dass demokratiebildende Methoden im Unterricht wie
etwa Dilemma-Diskussionen, bei denen gegensätzliche Handlungsoptionen erörtert werden, nur eine Bewertung von rund 2,59 erzielen und damit selten vorzufinden sind. Dabei seien diese Methoden gerade im Hinblick auf ihre Wirksamkeit empirisch umfänglich untersucht und dürften in keinem Demokratiebildungskonzept fehlen.”

> hehres Ziel, an welchen Schulen und in welchen Klassen ?
Es ist nicht so, dass ich nicht damit ( teils abgewandelt ) arbeiten würde, doch das muss geübt werden, über viele Jahre, von klein auf.
Vielleicht liefert H.Zierer ja ein Beispiel zur Demokratie nach.

Sollte jemand es noch nicht versucht haben, Beispiele

https://lehrerfortbildung-bw.de/u_gewi/religion-rk/gym/bp2004/fb1/2_r_5_6/3_materialien/2_dilemma/

https://doinggeoandethics.com/2020/04/29/die-dilemmadiskussion-als-unterrichtsmethode-hintergrund-einsatz-geeignete-themenfelder/#:~:text=Die%20Dilemmadiskussionsmethode%20als%20F%C3%B6rderinstrument%20in,Rhode%2DJ%C3%BCchtern%201995%3B%20vgl.

Nicht unanspruchsvoll –
Aber mit der geeigneten Klasse kanns richtig was bringen.

RainerZufall
11 Monate zuvor
Antwortet  Alter Pauker

Schon, aber die haben trotzdem die in großen Teilen rechtsextreme AfD gewählt =/

Vielleicht brauchen wir andere Lösungen, als sich (erfolglos) über Eltern zu beschweren.

RainerZufall
11 Monate zuvor

Fand ich ganz interessant zum Thema:
https://www.ardaudiothek.de/episode/die-schule-brennt-der-bildungspodcast-mit-bob-blume/marina-weisband-so-geht-demokratiebildung-in-der-schule/swr/13485763/

Vor allem das Angebot, die Schulen zu begleiten, empfinde ich als sehr vielversprechend

Dr. Specht
11 Monate zuvor
Antwortet  RainerZufall

Bei allem Respekt vor Frau Weisband, mit den kleinteiligen und oft widersprüchlichen Anforderungen eines Schulalltages ist sie nicht vertraut. Sie berichtet nicht viel Neues, jedenfalls für den, der sich in der politischen Bildung auskennt.

RainerZufall
11 Monate zuvor
Antwortet  Dr. Specht

Darum geht sie ja an Schulen, um dort konkret zu arbeiten.
Finde ich erstmal ganz ansprechend im Vergleich zum Nichtstun

Dr. Specht
11 Monate zuvor
Antwortet  RainerZufall

Frau Weisband bereichert die politische Debatte mit erfrischenden und beachtenswerten Beiträgen, eine Schulpädagogin ist sie aber nicht. Was wäre wohl innerhalb der Psycholog*innenzunft los, würde ihnen eine Lehrkraft erklären, wie eine Praxis oder eine Klinik zu führen ist?

RainerZufall
11 Monate zuvor
Antwortet  Dr. Specht

Für mich wäre interdisziplinärer Austausch ein Merkmal von Professionalität.

Aber die Frau macht ja auch nur ein Angebot. Sie und Ihre Kolleg*innen können sich des Problems auch alleine annehmen 😉

Ulrika-verwundert
10 Monate zuvor
Antwortet  RainerZufall

Die Dame verdient damit Geld und das nicht zu knapp. Inzwischen ist ein Unternehmen mit einer Reihe von Beschäftigten daraus geworden. Sie kontaktiert(e) direkt die Ministerien und die machen dann viel Geld locker, damit Schulen teilnehmen können. Und das Buch vertickt sie außerdem.
Ein bisschen wie Asthon Kutcher und die EU- Kommission.

Erinnerungen
11 Monate zuvor

Interessante Rede von Angela Merkel zu dem Wert von Demokratie und Einblicke auf die West-Ost-Sicht der Geschichte der letzten Jahrzehnte.
https://www.bundesregierung.de/breg-de/suche/rede-von-bundeskanzlerin-dr-angela-merkel-1965628
Es empfiehlt sich die Rede vollständig zu lesen.