BERLIN. Ein Bündnis aus über 200 gesellschaftlichen Organisationen rief noch im Mai zu bundesweiten Protestaktionen gegen die aktuelle Bildungspolitik auf. Die selbstbewusste Kernforderung, gleichzeitig der Namen der Initiative: “Bildungswende jetzt!”. Seitdem ist das Bündnis aber von der Bildfläche verschwunden. Warum, dazu gibt unser Gastautor Stefan Hemler im folgenden Beitrag Einblicke. Er ist Historiker und Studienrat in München. Bis Anfang des Jahres war er selbst in der Initiative aktiv.
Im vergangenen Herbst erlangten erstmals seit Jahren wieder bundesweit Demos für bessere Bildung die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit. Am 23. September 2023 gelang es “Bildungswende jetzt”, 15.000 Menschen auf die Straße zu bringen (den Veranstaltern zuvolge 25.000, d. Red.). Keine Großkundgebung, aber immerhin ein Anfang, der in den Medien auf großen Widerhall stieß.
Für einen Gründungsappell konnten auf der Online-Plattform “Change” sogar über 130.000 Unterschriften gesammelt werden. In den Mittelpunkt stellte das Bündnis dabei vier Leitforderungen: Ein zukunftsfähiges, inklusives Bildungssystem, dauerhaft mehr Geld für Schulen und Kitas und ein Bildungssondervermögen von 100 Milliarden Euro, einen Bildungsgipfel sowie eine Ausbildungsoffensive für Erzieher:innen und Lehrkräfte. Für eine Petition zu den beiden letztgenannten Forderungen wurden in den vergangenen Wochen noch einmal, mit Rückenwind von Campact, mehr als 100.000 Unterschriften gesammelt.
Missglückte Mobilisierung, verlorenes Medieninteresse
Online-Protest ist das eine – Mobilisierung auf der Straße etwas anderes. Und hier zeigte sich, dass der Bildungswende inzwischen die Luft ausgeht.
Die meisten Ländergruppen sahen sich außer Stande, nochmals ein Großevent wie vergangenes Jahr zu stemmen. Deswegen plante das Bündnis 2024 einen frühsommerlichen Protest-“Staffellauf”. Den Anfang machte Bremen am 24. Mai mit rund 200 Demoteilnehmer:innen. Bei einer Kundgebung auf dem Kölner Heumarkt sah es tags drauf nicht besser aus. Auch in Hamburg erschienen am 1. Juni nur 300 Demonstrierende, einzig in Berlin gelang es am selben Tag, nochmals eine vierstellige Zahl an Protestierenden auf die Straße zu locken. In München versammelten sich hingegen am 18. Juni zum Abschluss des bayerischen Bildungsprotests, für den eigens ein mannsgroßer, rund 1000 Euro teurer Gummiball als Hingucker angefertigt wurde, gerade mal 50 Menschen.
Die von Bildungswende-Sprecher Philipp Dehne für 2024 anvisierte Zielmarke von 50.000 Demoteilnehmer:innen wurde so weit verfehlt – am Ende ließ sich bundesweit kaum ein Zehntel mobilisieren. Die Medien berichteten kaum über einen Protest, der 100 Milliarden Euro für die Bildung fordert, aber dafür oft kaum 100 Leute in Gang setzen konnte.
Um das Scheitern der Bildungswende zu verstehen, hilft ein Blick auf die Entstehung des Protestbündnisses. Seine Ursprünge liegen in Berlin, wo sich 2021 im Umfeld von GEW und Linkspartei die Kampagne “Schule Muss Anders” (SMA) formierte. Von Beginn an verband SMA die Kritik an Missständen im Berliner Schulsystem mit weitreichenden Reformideen. Sie kam damit zu lokal beachteten Mobilisierungserfolgen.
2023 wollte sich diese Kampagne auf das Bundesgebiet ausweiten. Zu diesem Zweck holte sich SMA-Steuermann Philipp Dehne zwei neue Bündnispartner ins Boot: Den Hennefer Oberstudienrat Stefan Schoo als Vertreter der “Teachers for Future” und den Mainzer Elternvertreter Markus Sänger. Dieses Triumvirat tüftelte den im Juni 2023 veröffentlichen Gründungsappell als Programmschrift aus.
Festgezurrte Programmatik, eingehegte Debattenkultur
So aufgestellt gelang es dem Aktionsbündnis vor dem Protesttag im September vergangenen Jahres einigen Support zu generieren: Fast 200 Unterstützergruppen und -verbände unterzeichneten den Appell, darunter auch Fridays for Future, Greenpeace und der Bundeselternrat.
Bald zeigte sich allerdings, dass es nicht überall nach Plan für das Initiatorentrio lief. Einige neue Mitunterstützer:innen brachten eine Erweiterung und Konkretisierung des Forderungskatalogs sowie eine Fokussierung auf das Thema Inklusion ins Spiel. Zur Enttäuschung der Bildungswende-Neulinge wurden solche Vorschläge aber hinhaltend bis ablehnend beschieden. In internen Online-Diskussionen gelang es Dehne, Sänger und Schoo, sich mit ihrer Ansicht durchzusetzen, dass die Leitforderungen des Gründungsappells keinesfalls abgeändert werden dürften.
Ebenso behielt das Trio dank eines stets präsenten gewerkschaftsnahen Support-Blocks bei Debatten über eine Erweiterung der Mitbestimmungsmöglichkeiten die Oberhand. Auch dieses Ansinnen konnte so erfolgreich abgeblockt werden. Und im Zuge der Etablierung einer neuen “Chatiquette” für die Umgangsformen in den internen Telegram-Kanälen wurden dort auch gleich noch die Diskussionsmöglichkeiten eingeschränkt.
Danach kehrte in den internen Foren des Bündnisses zwar die ersehnte Beruhigung ein. Zugleich war aber gegen Jahresende 2023 auch eine Abkühlung des Engagements zu spüren. Offenbar empfanden manche die neuen, straffen Kommunikationsregeln eher als einen undemokratischen Zensurversuch.
Der Zoff um die 100.000 Euro-Frage
Für Unmut sorgte bei einigen Aktivist:innen schließlich auch der Umgang des Leitungsteams mit Fragen nach finanzieller Transparenz – nicht zuletzt auch deshalb, weil verstärkt Spendenaufrufe für das Bündnis lanciert wurden. Im Raum stand die Frage über die Verwendung von insgesamt rund 100.000 Euro gewährten Fördergeldern von drei Stiftungen für “Schule Muss Anders”.
Statt hier klare Auskünfte zu geben, wurden Fragesteller abgebügelt und der Autor dieses Textes auf Betreiben des Leitungsteams kurzerhand aus der Bildungswende ausgeschlossen. Gegen einen Bericht des Berliner Tagesspiegels vom 4. Februar über diesen formal ebenso umstrittenen wie erstaunlichen Vorgang versuchte Dehne auf juristischem Wege vorzugehen – bislang ohne Erfolg (es gibt eine Stellungnahme dazu auf der Homepage von “Bildungswende jetzt”, d. Red. – hier geht es hin).
Die Verwendung der 100.000 Euro Stiftungsfördergelder für SMA ist dabei noch nicht alles, was bei den Bildungswende-Finanzen im Dunkeln geblieben ist. Denn mehr noch als Stiftungen sind es die Gewerkschaften, vor allem die GEW, die das Aktionsbündnis mit Arbeitszeit ihrer hauptamtlichen Kräfte, materiellem Support und auch Geld unterstützen.
Doch auch hier wurde Transparenz kleingeschrieben. Nach mehrmaligen Nachfragen präsentierte Dehne zwar im Dezember eine grobe Übersicht zu den Kosten des Protesttages 2023, führte aber lediglich 11.000 Euro an GEW-Geldern an. Eigentlich floss jedoch deutlich mehr aus Gewerkschaftskassen an das Aktionsbündnis, weil GEW und ver.di die Kundgebungen oft mitorganisierten und dann häufig auch Teile der Kosten übernahmen.
Allerdings sind Berichten zufolge die großzügigen Finanzspritzen für die Bildungsprotestorganisation inzwischen in der Berliner GEW auf Widerspruch gestoßen. Die Kritik daran trug mit zu dem wachsenden Unmut bei, der Landes-GEW-Chef Tom Erdmann schließlich veranlasste, seinen Hut zu nehmen. In einer so genannten Abhöraffäre war laut Tagesspiegel erwiesen, dass dieser den von einem anderen Gewerkschafter illegal angefertigten Ton-Mitschnitt aus einer GEW-internen Sitzung nicht nur gespeichert, sondern auch weitergegeben hatte (News4teachers berichtete).
Folgenreiches Scheitern? Die Bildungsreform kann aber nicht mehr warten!
Auf das Angebot, in diesem Artikel Stellung zu all den genannten Sachverhalten zu nehmen, reagierte Dehne nicht. So bleibt die Schlussfolgerung: Eine vorab festgezurrte Programmatik, Defizite in der Diskussionskultur, Intransparenz bei den Finanzen – dieses Konfliktgemisch hat offenbar dazu geführt, dass sich ein Großteil der zunächst aktiv gewordenen Mitstreiter:innen nach und nach von der Bildungswende wieder abgewendet hat. Das von Dehne und seinen Verbündeten ersonnene Konzept einer scheinbar offenen Mitmachstruktur, bei der es eigentlich nur um die Akquise von planmäßigem Protestsupport ging, hatte nur ein einmaliges Demostrohfeuer entfacht.
Für eine nachhaltige Struktur fehlte es an Möglichkeiten der Mitbestimmung und Mitgestaltung beim Aufbau einer sich programmatisch weiterentwickelnden Bildungsbewegung, die gesellschaftlich viel breiter hätte aufgestellt werden müssen. Die Zahl von fast 200 Unterstützergruppen des Bildungswende-Appells täuschte darüber hinweg, dass viele bekannte Persönlichkeiten oder wichtige Player wie etwa die Lehrerverbände außerhalb des DGB von vornherein nicht einbezogen waren. Das ist zum Beispiel bei dem von großen Stiftungen im vergangenen Jahr mitinitiierten Appell “Neustart Bildung jetzt” anders, der sich für einen breit angelegten, die Transformation des Schulsystems initiierenden “Bildungsdialog für Deutschland” einsetzt.
Der Niedergang der Bildungswende ist aber mehr als der Misserfolg einer linksgewerkschaftlichen Initiative. Dass der im vergangenen Herbst noch verheißungsvoll wirkende Protestaufbruch scheiterte, ist eine vergebene Chance. Denn engagierte Eltern, Lehrkräfte, Erzieher:innen oder Schüler:innen werden dringend als Korrektiv für die staatliche KMK-Politik gebraucht. Zwar gibt es mittlerweile eine große Zahl an Reforminitiativen im Bildungsbereich. Es fehlt aber an einer schlagkräftigen Bündelung dieser Kräfte, um sich bei der Politik Gehör zu verschaffen.
Ohne politisch-gesellschaftlichen Druck auf der Straße droht in der deutschen Bildungspolitik nun wieder die Fortsetzung des altbekannten krisenhaften Weiterwurstelns. Das können wir uns angesichts der immer desolater werdenden Zustände an unseren Schulen und Kitas nicht mehr leisten. Eltern und Bildungsbeschäftigte sollten deshalb in einem neuen Protestanlauf alle demokratischen Parteien und gesellschaftlichen Kräfte gemeinsam adressieren, damit die überfällige grundlegende Bildungsreform endlich in einem lagerübergreifenden Konsens angepackt wird. News4teachers
„Bildungswende jetzt!“: Zig-Tausende demonstrieren bundesweit für bessere Schulen
Es gab in den letzten Jahrzehnten rundum gewendete Bildungswenden und reformierte Reformen der letzten Reform, welche maßgeblich für die “immer desolater werdenden Zustände” des Bildungssystems verantwortlich sind. “Festgezurrte Programmatik und eingehegte Debattenkultur” frustrierten Lehrende und Erziehende, deren Meinungen ungehört verstummten, weil realitätsfremdelnde Politiker und verpeilte Bildungsideologen weder die schulischen Realitäten anerkennen wollten noch Realkritik ertrugen.
Hätte man in manchen Bereichen so erfolgreich wie Ende der 1990er Jahre “weitergewurstelt”, materiell und personell weiter in Bildung und Erziehung investiert sowie am Leistungs- und Wettbewerbsgedanken festgehalten, müsste man heute nicht über folgenreiches Scheitern und “Luft ausgehen” auf vielen Ebenen klagen.
Damals war noch Luft nach oben, heute ist sie uns ohne unerwünschtes Aufbrausen ganz sanft ausgegangen.
Je mehr ideologische Grundsätze und realitätsfremde Ideen Einzug hielten, desto schlechter waren und werden die Ergebnisse, zumindest in BW, z. B. bei den VERA 8-Ergebnissen der GMS im Vergleich zu den differenzierten Schularten. Leistung wurde/wird nicht nur NICHT mehr gefordert, sondern zutiefst verachtet: Wenn alle gleich (schlecht) sind, dann scheint das die geplante “Gerechtigkeit” und der Weg zum “Wellbeing in den Schulen zu sein. Könnte diese Erkenntnis wohl dazu beigetragen haben, dass die (Zitat) “linksgewerkschaftliche Initiative”, deren Ursprünge in Berlin liegen, wo sich 2021 im Umfeld von GEW und Linkspartei (!) die Kampagne „Schule Muss Anders“ (SMA) formierte, eben bei den Praktikern aus der Basis große Skepsis bzw, noch größere Ablehnung erzeugt hat?!.
Es kommt mir vor wie bei den bei einer Wahl unterlegenen Parteien, bei denen kein Politiker zugeben mag, dass die eigenen Ziele nicht gut waren, sondern davon schwafelt, dass man seine Ideen einfach nicht gut genug an die Wähler herangetragen habe? Die “dummen” Wähler haben´s nur nicht kapiert, dass “wir” eigentlich das beste Programm haben?
Vielleicht wären die Agitatoren der sog. “Bildungswende” gut beraten, einmal nachzudenken, ob das, was sie “linksgewerkschaftlich” anstreben, den Eltern, Lehrern, der Gesellschaft nicht passt? Dass die Nichtbeteiligung eine Missbilligung ist? Dass die Ziele und die Agenda falsch sind? Dass man die desolaten Zustände mit ganz anderen Maßnahmen besser angehen kann? Sapere aude! Re-form kommt von lat. re (zurück) und formare (bilden), d. h. wieder in Form bringen, was de-formiert wurde!
Volle Zustimmung. Vielen Dank für Ihren Beitrag.
“Konservativ sein heißt, die Flamme zu bewahren, und nicht, die Asche zu behüten.”
Unbekannt
Viele der bildungsideologischen und bildungspolitischen Wenden haben die Flamme verglühen lassen bzw. sie ausgetreten.
Die renitenten Konservativlinge im Bildungs- und Erziehungssektor, auf deren Expertise man gern verzichtete, haben nun aber keine Lust und Kraft mehr, die Asche zu behüten.
Die Asche kann man ganz entspannt in ungenutzten Teilen Gartens abladen, um dort Erdbeeren wachsen zu lassen.
Qualitätsurteil?
Lecker!
Ist es Naivität oder Chuzpe? Der klägliche Versuch, die eigene Agenda als notwenige Bildungsreform zu verpacken, weil wir in einer für jeden sichtbaren Bildungskrise stecken, ist eine Beleidung der Adressaten. Für die Ideologie, die der Initiative aus allen Poren trieft, gibt es schlicht keine Mehrheiten.
https://www.bildungswende-jetzt.de/ueber-uns/appell/
Wahrscheinlich müsste man das Ganze nach Themenbereichen in separate Initiativen aufspalten, um wenigstens ein paar Punkten Nachdruck zu verleihen. Und Unterstützer zu finden, die sonst ausbleiben würden, weil sie nicht alle Punkte mit tragen wollen.
Aber wie ich an anderer Stelle schon sagte: Gerade in der Bildungspolitik ist den Ländern egal, was die Eltern und Lehrkräfte wollen. (Es sei denn, es passt zufällig zur eigenen Agenda.) Wo soll man da als Eltern oder Lehrer einen Hebel ansetzen? Es gibt ja nicht mal einen. Jede Art von Widerstand gefährdet direkt die eigene Existenz.
PS: Ich muss mich zumindest teilweise selbst korrigieren. Man kann natürlich das staatliche Schulsystem verlassen. Wenn man kann. Haben wir für unseren Sohn vor zwei Jahren veranlasst. Für ihn hat sich vieles gebessert. Es fällt fast kein Unterricht mehr aus, die Toiletten sind heil und sauber, die Klassen/Kurse sehr klein. Elternmitarbeit bei Festen, Klassenfahrten usw. wird nicht eingefordert und wir müssen auch nichts putzen oder renovieren. Die Kosten sind zwar hoch, aber glasklar geregelt und ohne dauernde Überraschungen. Gleichzeitig erfüllt die Schule alle Anforderungen einer staatlichen Schule bzgl. Lehrplan und Qualifikationen der Lehrkräfte. Verzichtet dabei aber auf staatliche Förderung, damit sie sich mehr Freiheiten erlauben kann. (Zum Beispiel Schüler ohne Q-Vermerk in die Oberstufe aufnehmen. Und ihre Lehrer gut bezahlen.) _Das_ ist Schule, wie ich sie mir vorstelle. Nur leider kann sich nicht jeder leisten, derart mit den Füßen abzustimmen.
Ja, das wollte ich auf Ihren obigen Post schreiben: ich sehe da keinen Hebel und habe auch keine Hoffnung mehr, dass sich im Großen etwas ändert. Die handelnden Protagonisten — namentlich Kommunen und Länder — haben weder den Willen, noch die strategische Weitsicht, noch die Mittel (klamme Haushalte) um das Ruder herumzureißen. Man kann deshalb nur im kleinen das Heil in der Flucht suchen, um seine Familie vor Schaden zu bewahren. Herzlichen Glückwunsch dazu!
Es bräuchte schon eine Anstrengung nationalen Ausmaßes, strategisch angelegt auf 10 Jahre, um die drängendsten Probleme zu lösen. Das sind Lehrermangel, verrottende Schulen und die im Vergleich zu früher schlechten Leistungen der Schüler. So lange die Grundlagen nicht geklärt sind, braucht man über Wunschvorstellungen von angeblicher Bildungsgerechtigkeit, alternativen Leistungsbewertungen oder vollständiger Inklusion in Regelschulen gar nicht nachzudenken.
Welche Ideologie meinen Sie denn? Diejenige, die sich für mehr Nachhaltigkeit, für mehr Bildungsgerechtigkeit, für echte Inklusion, für mehr Ressourcen einsetzt? Eine Bildung, wie sie in vielen demokratischen Nachbarländern möglich ist, wir aber Schule noch wie im 19 Jahrhundert denken? Ist es das, was Sie unter Ideologie verstehen? Das kann ich leider so nicht nachvollziehen. Wir stecken in einer schweren Krise, wir benötigen dringend eine Reform, denn dass wir im Hintertreffen sind, zeigen doch immer wieder Studien, zuletzt Pisa, ifo, iqb. Wie viele Studien braucht es noch?
Sie werden es nicht glauben, aber nicht jeder sieht das Heil des Bildungswesens in Gemeinschaftsschulen, längerem gemeinsamen Lernen, unverbindlicher Bildungsempfehlung, schülerzentriertem Unterricht, Noten- und Hausaufgabenabschaffung, Abiturientenschwemme, Vollinklusion in Regelklassen, BNE, Lernen lernen, volloffenen Kindergärten, Kompetenzorientierung, Lernbegleitung usw. usf…
Wir stecken in einer schweren Krise — aber nichts von dem wird diese lösen, eher im Gegenteil. Der beispiellose Abstieg BaWüs nach gedankenlosen Radikalreformen sollte uns allen eine Warnung sein.
oh je, da spricht der Realschulleherverband wieder. Wo Sie immer hernehmen, vollkommen unbelegt, dass Gemeinschaftsschulen in BaWü gescheitert wären? Ich rate Ihnen dringend sich mal die Schulpreisträgerschule in Wutöschingen anzusehen. Da könnten auch Sie noch was lernen. Aber man muss schon wollen.
Unbelegt? Einfach mal die VERA 8-Ergebnisse in BW studieren… und dort die Leistungen der (echten) Realschüler mit denen der GMS-Schüler auf M-Niveau vergleichen. Oder die G-Schüler der GMS mit den Hauptschülern vergleichen. Oder das sog. E-Niveau an GMS mit Gymnasialschülern.. Das reicht, um das Niveau der hochgepriesenen “Leuchtturmschulen” als unterirdisch zu erkennen. Ergebnisse sind auf der HP des IBBW zu finden, das einfachdie Fakten darstellt. Nur die eigentlich notwendigen Konsequenzen gibt es von Seiten der Politik (noch wie lange?) nicht. Mehr Geld reinstecken für schlechtere Ergebnisse, das schafft unsere Landesregierung weiterhin sehr gut, denn auf dem Auge ist sie ideologisch total betriebsblind. Es kann nicht sein, was nicht sein darf… Das Lieblingskind unter den Schulen ( in das genau die Kinder der führenden Grünen aber nicht gehen!) wird weiter gepampert. Und um das Ganze gut zu verschleiern, schafft man Noten ab, dann fällt es nicht jedem auf.
Läuft das so wie in NRW wo es für die LSE8 nur noch einen undifferenzierten Test für alle Schulformen gibt – eine Unterscheidung zwischen G- und E-Kurs-Niveau also nicht mehr vorgenommen wird?
Nein, VERA 8 ist schon der Schulform angepasst. Aber zum Beispiel die Realschüler und die GMS-Schüler auf M-Niveau (“mittleres” Niveau, d. h. entspricht angeblich dem Realschulniveau) schreiben denselben Test – und auf allen drei Niveau-Ebenen sind die “Leuchttürme” GMS eben im Vergleich nicht die hellste Kerze auf der Torte. Den Vergleich bitte hier:
https://www.phv-bw.de/pressemitteilung-des-phv-bw-zu-den-ergebnissen-von-vera-8/
und hier: “VERA 8 – 2022 in Baden-Württemberg”, der Monitoring-Report des IBBW, der einfach nur Zahlen und Fakten vom IBBW enthält.
Wer das nicht verstehen kann oder will, ist selbst schuld.
Eigentlich müssten die Leuchttürme, die für viel Geld immer noch nicht leuchten, dringendst überholt werden!
Was ist denn echte Inklusion genau? “Alle immer in einem Raum”, “Alle an einer Schule, aber nach Kapazitäten äußerlich differenziert, wo nötig”, …
Viele Deutsche lehnen ja bereits IGS/GemS per se ab. Da muss man schon wirklich überzeugende Argumente haben.
Einfach immer behaupten “gemeinsamer Unterricht von der 1. – 9. Klasse ist für alle das Beste”, weil das drei Bildungswissenschaftler*innen meinen, wird da nicht helfen.
Echte Inklusion ist die Inklusion, an der alle echte Teilhabe haben, so wie wir es, also Deutschland, in der UN BRK ratifiziert haben. Das bedeutet also auch, dass wir schrittweise das Förderschulsystem abbauen müssen und nicht wie im Augenblick, es schrittweise ausbauen. Bei den beiden letzten UN Staatenprüfungen hat Deutschland jeweils einen Rüffel bekommen, denn wir setzen Inklusion gerade in Bildung nicht um. Die politischen Kräfte stehen aber in der Verantwortung geltendes Recht umzusetzen und sie sind dafür verantwortlich für Minderheiten Akzeptanz schaffen, damit echte Teilhabe gelingt. Für unsere Gesellschaft wäre das immens wichtig, dass gerade Kinder eine vielfältige Umgebung kennenlernten. Und ja, Fakt ist, dass gute inklusive Schulsysteme bessere Resultate für alle erzeugen, unterfinanzierte und schlech ausgestattete eben nicht. Inklusion gelingt also nur dann, wenn man sie will. Wie Raul Krauthausen es nennt: Wer Inklusion will, findet einen Weg. Wer sie nicht will, findet Ausreden.
Sie beantworten die Frage nicht wirklich, sondern machen Vorwürfe.
Genau das ist der Grund dafür, weshalb eine große Mehrheit Ihre Forderung so nicht teilt und Ihre Initiative gescheitert ist.
Vermutlich ist der Punkt “Inklusives Bildungssystem” der Knackpunkt für viele.
Da stimme ich zu. Es ist deprimierend, wie nach 15 Jahren die Umsetzung geltenden Rechts immer noch (!) als optional erachtet wird.
Und anstatt nach einer gescheiten Ausstattung und Unterstützung zu rufen, schlagen sich viele Kolleg*innen auf Seite eben jener Politik, die uur Unsetzung unfähig war 🙁
das sind gerade einmal die Amtszeiten von drei Kultusminister*innen aus unterschiedlichen Parteien. Zieht man die jeweiligen Einarbeitungszeiten der jeweiligen Amtsinhaber*innen ab, ist sozusagen erst vorgestern die Rechtsänderung erfolgt. “Gut Ding” dauert eben …
Das kommt, weil Menschen denken, Inklusion bedeutet “Immer alle in einem Klassenraum”. Wird ja auch genauso transportiert.
Mich wundert das geringe Echo und die Ablehnung vieler Kolleg*innen daher nicht so sehr.
Nein, das kommt daher weil es an parteiübergreifenden Zielen mangelt. Was bedeutet die Umsetzung inklusiver Schule für jede Schulform? (Anmerkung: Ich persönlich halte die Beibehaltung eines gegliederten Schulsystems für einen Widerspruch zur Inklusion)
Es fehlen eine Istands-Analyse, auf deren Grundlage man eine gemeinsame Zielperspektive (die man nicht hat…) entwickelt und die Aufstellung eines Entwiclungsplanes mit welchen konkreten, realistischenund zeitlich definierten Schritten man diese (nicht existente) gemeinsame Zielperspektive erreichten möchte! Die Bildungsgemeinschaften brauchen eine klare Ressourcendefinition: welche Ressourcen stehen für die Zielerreichung bzw. notwendiger Zwischenschritte den Schulen VERLÄSSLICH zur Verfügung.
Das alles und noch mehr fehlt bei der Umsetzung „inklusiver Schule“ von Beginn an und das Desaster wird immer deutlicher…
Zuspruch und Vertrauen entsteht dann wenn es funktioniert bzw. eine AUssicht darauf besteht das es funktionieren kann. Aber ich bin da momentan echt skeptisch.
Das Ziel der Parteien ist doch klar ersichtlich: Nämlich, genau wie DerechteNorden sagt, alle in einen Raum stopfen. Und dem Lehrer bzw. allen anderen Beteiligten einfach Unwillen oder gar Böswilligkeit und Behindertenfeindlichkeit vorwerfen, wenn sie Inklusion unter diesen Umständen nicht stemmen können. Und warum das Ganze? Damit man die teuren Förderschulen eine nach der anderen dicht machen kann.
Ich behaupte, das war ziemlich gut durchdacht. Die Parteien haben uns halt nur bzgl. der tatsächlichen Zielsetzung hinter die Fichte geführt.
Mich nicht, ich fand es von Anfang an „sus“.
Aber Sie dürfen doch nicht von Ihren Zielen ausgehen.
Das Problem ist, dass sehr viele Menschen hierzulande nicht nur ein inklusives, sondern bereits ein integriertes Schulsystem ablehnen.
Die meisten Union-, AfD- und FDP-Wähler*innen wollen keine GemS/IGS. Unter diesen finden Sie auch noch viele Lehrkräfte.
Parteien wollen gewählt werden. Warum sollten die dann mit den anderen Parteien linker Ausrichtung versuchen übergreifende Ziele Inklusion betreffend suchen?
Die AfD will die Dreigliedrigkeit resp. Viergliedrigkeit, die Union in vielen Bundesländern, wo es diese noch gibt, auch. Die FDP dito.
Ich wundere mich wirklich darüber, dass Sie diesen Knackpunkt nicht sehen.
Natürlich nehme ich das zur Kenntnis, und ich spreche das auch so aus. Ich bringe mich in die Debatte ein. Hier in diesem Forum, auf kommunal- und landespolitischer Ebene über entsprechende Gremien. Manchmal gelingt es einen Impuls zu setzen, dann freue ich mich. Manchmal bin ich auch einfach frustriert.
Das ist auch sehr löblich.
Jedoch braucht es Rückhalt in der Bevölkerung und der Lehrer*innenschaft. Dazu benötigen wir bereits Kompromisse innerhalb solcher Initiativen, denke ich.
An “Schule muss anders” habe ich mich beteiligt, ich bin auch in der GEW, aber sämtliche Aktionen verlaufen im Sande, da die Initiativen von allen Interessierten politisch links und damit als “Wir wollen die Einheitsschule mit Binnendifferenzierung” eingeordnet werden.
Von meinen über 100 K*K an einer GemS in SH ist gerade Mal ein Viertel in der GEW. Einige sind im Philologenverband.
Die anderen sind frustriert.
Viele waren in der GEW und sind ausgetreten, weil sie sich nicht ausreichend vertreten fühlen ob der Ideen, die sämtliche BiMi nur dazu gebracht haben, alle zu veräppeln.
“Inklusion? Macht mal “alle in einem Raum”. Mehr Förderschullehrkräfte? Wir haben doch Stellen geschaffen. Können wir doch nichts für, wenn es die Leute nicht gibt.” … (Weil Stellen nicht besetzt werden können, werden sie dann klammheimlich einfach wieder gestrichen, was bedeutet, dass sie, falls es dann doch irgendwann wieder Personal gibt, nicht mehr existieren.) …
So lange nicht sämtliche Gewerkschaften und Verbände sich zusammentun, wird auf Lehrkräfteseite gar nichts passieren. Und bevor das geschieht, friert wahrscheinlich eher die Hölle zu.
Also machen es sich diese Kolleg*innen in der herrschenden Situation “bequem”… Schade
? Wenn nicht einmal klar ist, was man konkret unter Inklusion (alle in einen Raum, manchmal alle in einem Raum, Förderschulen ganz abschaffen …) versteht, wird man keinen Konsens finde. Insbesondere, wenn sehr viele Menschen (Lehrkräfte und andere) Inklusion (egal, welcher Art) ganz ablehnen, werden Sie keine große Bewegung der Veränderung in Gang setzen können.
Da können Sie 1000x mit der UN-Behinderten-Konvention und den Menschenrechten kommen und sie als rechts beschimpfen.
Ja, das ist nicht schön, aber nun einmal die Realität.
Und deshalb ist es sinnvoller keine Maximalforderungen, die eine große Mehrheit sowieso ablehnt, zu stellen, sondern sinnvolle Kompromisse zu finden, die alle mittragen können, bevor man so etwas startet. Im Bericht wird ja dargestellt, wie das dann endet: 50 Leute in München.
Mich irritiert es dann aber, wenn der Position von CDU und FDP zugestimmt wird. Genau diese (rechtswidrige) Situation haben wir ja im Moment.
Sind so viele mit der aktuellen Lösung zufrieden, dass sie gar keinen Grund sehen, weiter zu demonstrieren?
Derzeit bedeutet sie halt auch genau das und zwar in der Regel nur mit einer Lehrkraft ohne entsprechende Ausbildung.
Im Rufen sind Sie eben einfach unschlagbar.
Es ist schon irre: Die Politik VERSPRICHT, etwas umsetzen zu wollen und dann erwarte ich dies (nach 15 Jahren!)….
Aber ja, obwohl ich kein Feuerwehrmann bin, will ich, dass die sich für zuständig Erklärenden mein Haus im Brandfall löschen
Naja, die Bildungswende hat sich nie wirklich für Inklusion eingesetzt. Das ist halt ein Zusammenschluß einiger Gewerkschaften nebst “die Linke”. In den Meetings wurde es ziemlich deutlich, dass man an Inklusion wenig Interesse hat. Man warf auch ständig Begriffe durcheinander.
das habe ich komplett anders erlebt. Inklusion war und ist ein sehr wichtiges Thema bei der Bildungswende. Gerade im Gespräch mit der Kultusministerin in Bayern beispielsweise war es ein zentrales Thema und wir sind dort weiterhin erwünschte Ansprechpartner. Das zeigt der Artikel leider nicht, weil Herr Hemler davon auch gar nichts weiß, wie sie scheinbar auch nicht. Macht ja nichts, man kann nicht alles wissen, vor allem wenn man sich nicht direkt drum kümmert.
Glauben Sie allen Ernstes, dass die Bevölkerung mehrheilich Inklusion befürwortet und sich angeschlossen hätte, wenn man das Thema mehr hervorgehoben hätte?
Hätten sie die Behinderten doch besser versteckt, am besten zusammen mit Schwarzen und Moslems – um die Bevölkerung nicht zu verprellen.
Die haben es sogar ins Grundgesetz geschafft, verdammt!
Ach warum nur soll die Bildung für alle Kinder infrage kommen? (augenroll)
Es geht hier nicht um die Mehrheit der Bevölkerung. Es geht um die Bildungswende und die hatte durchgängig Verständnisprobleme zum Thema Inklusion. Es war fadenscheinig und das Thema spielte quasi keine Rolle.
Also in Kurzversion:
Das ganze war/ist ein Linkspartei-U-Boot im “NGO”-Gewand.
Das “Scheitern der Bildungswende ” liegt nicht in der Verantwortung dieser Demonstrant*innen, sondern bei den Landesregierungen.
Dem würde ich so nicht unbedingt zustimmen. Wenn es nicht gelingt Mitstreiterinnen und Mitstreiter einzubinden und mitzunehmen die für einen wirksamen Protest schlichtweg notwendig sind, dann scheitern solche Projekte.
Ich habe schon in unterschiedlichen Gremien auf ehrenamtlicher Basis mitgearbeitet. Mein persönliches Fazit ist, dass Transparenz, Partizipation und Kompetenzbündelung in diesen Gremien allzu häufig nicht die Grundlage der Zusammenarbeit ist – tja und dann leidet die Wirksamkeit und so wichtige Projekte werden auf dem Altar der eigenen Profilneurose so manchen Vorstands geopfert.
Bildung sollte doch bitte nicht ein freiwilliges Projekt nach Laune und Wetter sein.
Aber ich stimme Ihnen zahneknirschend zu, dass sich die Bevölkerung die aktuelle Situation an Schulen wünscht und die Politik entsprechend reder und liefert 🙁
Bildung sollte absolute Priorität haben, weil gute Bildung der Schlüssel für die Lösung vieler gesellschaftlicher ist. Und weil wir immense Folgekosten sparen würden und unserem Fachkräftemangel entgegen wirken könnten.
Aber man denkt nicht über die notwendigen Investitionen hinaus, deshalb wird das Desaster immer größer.
“Bildung sollte absolute Priorität haben”
Hat sie nicht. Unzählge Pokitiker*innen sagen täglich, Gendern und Unisex-Toiletten würden vorgehen…
Ich glaube, die Bevölkerung möchte überhaupt erstmal das Fundament repariert sehen, auf dem Schule insgesamt wieder funktionsfähig wird. Sprich: Die Infrastruktur sanieren und modernisieren, das Personal aufstocken, passend und ausreichend aus-/weiterbilden und die Lehrpläne samt der Lehrmittel ans 21. Jahrhundert anpassen. Dann erst kann man zum Beispiel Inklusion so aufbauen, dass sie für alle Beteiligten klappt.
Nur scheitern eben selbst diese grundlegenden Teilaspekte schon heute am Sparkurs der Länder und an unattraktiven Arbeitsbedingungen für Lehrer, Erzieher und anderes Personal der Schulen. (Wobei die Verträge sogar noch verschärft werden, um den akuten Personalmangel auszugleichen. Mit der Folge, dass man den Nachwuchs abschreckt. Teufelskreis.)
Dieses Projekt wirkt angesichts all dessen einfach von vornherein unrealistisch.
“Nur scheitern eben selbst diese grundlegenden Teilaspekte schon heute am Sparkurs der Länder”
Wie “scheitert” sowas denn? Die Bevölkerung schert sich nicht, also bieten die Parteien nichtmal ernsthafte Veränderungen an.
Zudem können sich alle ab einer erschwinglichen Höhe aus dem Saftladen rauskaufen und politisch noch weniger Investitionen in Bildung fordern – die eigene Brut erleidet diesen Schaden ja nicht mehr
Das ist leider eine spieltheoretisch saubere Aufarbeitung.
So sieht es aus.
Ihre Zustimmung deprimiert mich mehr als Streit 🙁
Natürlich scheren wir uns. Aber wie ich an anderer Stelle schon sagte: Wir haben keinen Hebel und keine Lobby, außer – in der Theorie – an der Wahlurne. Und selbst dann wird das Bildungsministerium zumindest in NRW gerne als Restposten unter den Kabinettskandidaten (und im Haushalt) verramscht. Gerne auch an den kleinsten Koalitionspartner, damit der irgendwo offiziell was zu sagen hat, wo es das echte Tagesgeschäft nicht stört.
Ernst gemeinte Frage: Wie könnten Eltern denn Ihrer Meinung nach ihre Forderungen durchsetzen?
Die Kinder nicht in die Schule zu schicken funktioniert ja schon mal nicht als Druckmittel. Da schlägt der Regierungsbezirk oder das Ministerium dann irgendwann wegen der Präsenzpflicht mit dem Dampfhammer zu. Strafzahlung, Zwangstransport per Polizei, Strafandrohung, Knast, schlimmstenfalls sogar Kindesentzug. Alternativ, wenn die Schulleitung zu den Abwesenheiten nichts sagt, wird der Protest überhaupt nicht wahrgenommen.
Die Kinder legal aus dem staatlichen System zu nehmen und auf Privatschulen zu schicken, funktioniert auch nur für denjenigen, der das eben tut. Obendrein trifft das die Regierung null. Im Gegenteil: Einer weniger, der die übervollen staatlichen Schulen belastet, während die Eltern neben den Privatschulgebühren trotzdem weiter Steuern zahlen wie bisher und so das staatliche System zusätzlich weiter finanzieren.
Steuerzahlung verweigern ist als normaler Arbeitnehmer auch eher schwierig.
Hinzu kommt der Faktor, dass man als Eltern schon ziemlich unter Druck steht, sein eigenes Kind gut durch das jetzt real existierende Schulsystem zu bekommen – und das Zeitfenster dafür ist sehr begrenzt. Ebenso die privaten Ressourcen. Ein Kind (oder gar mehrere) durch die Schulzeit zu begleiten, frisst wahnsinnig viel Zeit, Energie, Nerven und Geld der Eltern. Da bleibt nicht sooo viel für Demos übrig. Und selbst wenn: Siehe oben. Rinse, repeat. Bringt nix, weil zwar laute Willensäußerung, aber eben kein echtes Druckmittel.
Und dann hätten wir da noch das Problem, dass Schule Ländersache ist. Jeder kocht seine eigene Suppe und will das auch gar nicht aufgeben, weil Schulpolitik einer der wenigen noch verbliebenen Bereiche ist, wo die Länder sich nach Gutdünken austoben dürfen, ohne dass der Bund ihnen Vorschriften machen kann. Man kann da gerne bundesweite Proteste organisieren, aber mehr als ein paar Pro-Forma-Gespräche mit den Ministerien kommt doch nie dabei heraus.
Im Ernst: Was schlagen Sie als tatsächlich und unmittelbar wirksames Druckmittel vor?
“Und selbst dann wird das Bildungsministerium zumindest in NRW gerne als Restposten unter den Kabinettskandidaten (und im Haushalt) verramscht.”
Ihr Widerspruch ist also an die Realität angelehnt: eine wortreiche Zustimmmung
Genau DAS. Das Bildungssystem ist wie ein großes altes Schulhaus lichterloh in Flammen stehend. Statt endlich zur Tat zu schreiten, zu löschen und zu retten was noch übrig ist und früher (TM) mal funktioniert hat, redet man uns ein, dass wir es erst mal radikal umbauen müssten: ein paar Stockwerke weg, ein Anbau dazu, Grundrisse ändern, Mauern einreißen, neue Anstriche, neue Funktionsräume… und zwar während es brennt!
Das Gerede von der Bildungsgerechtigkeit, digitalem Lernen, gendersensibler Bildung, Lernen lernen, inklusiver Bildung usw. usf. ist alles Schall und Rauch, wenn die Basics nicht mehr stimmen.Formulierter Anspruch und Wirklichkeit klaffen meilenweit auseinander.
Und selbst wenn eine Regierung mal sinnvolle Veränderungen anstößt, bekommt nach der darauf folgenden Wahl eine andere Partei bzw. ein anderer Kandidat das Ministerium in die Finger und macht womöglich wieder ganz was anderes.
Es ist, als hätte man ein Unfallopfer vor sich, bei dem manche Wunden komplett ignoriert werden, während bei anderen jeden Tag ein anderer Arzt wieder den Verband samt Kruste runter reißt, um sein persönliches Lieblingsmedikament daran auszuprobieren.
Die Einlassung, dass Inklusion kein Teil der Bildungswende Jetzt Initiative ist, ist falsch. Herr Hemler versucht hier leider zum x-ten Male über verschiedene Plattformen, falsche Informationen zu streuen. Das Perfide daran, er nimmt dann immer wieder die Artikel, mit denen er durchgekommen ist, als Zitat. Inklusion ist eine ganz klare Forderung und wird es bleiben. Die Initiative ist sicherlich nicht tot, aber Fakt ist, dass es sehr viel Kraft kostet, wenn die politisch Verantwortlichen sich ständig ‘tot’ stellen und so tun, als gäbe es diese Forderungen gar nicht.
“TinaM30”, es ist schade, dass Sie meinen Text irreführend hier wiedergeben und dann im Schutz der Anonymität hier mir gar verschiedene Dinge unterstellen, so etwa, “perfide” zu sein und “falsche Informationen zu streuen”, obgleich die Inhalte des Textes alle belegt sind.
Mit welchen “Artikeln” soll ich denn bitte wo “durchgekommen sein”, und wo verwende ich die “als Zitat”?
Der hier bei News4teachers veröffentlichte Gastbeitrag ist jedenfalls kein “Zitat”, sondern schlicht eine Zweitveröffentlichung. Erstmals ist dieser Text von mir im Blog des Bildungsjournalisten Jan-Martin Wiarda bereits im Juli veröffentlicht worden. Eine weitere Zweitveröffentlichung hat es in der “Mittelländischen Zeitung” Anfang dieses Monats gegeben. Dass Texte mehrfach veröffentlicht werden, ist kein “perfides Durchkommen” und Verbreiten “als Zitat”, sondern einfach publizistische Praxis, wenn ein Text auf größeres Interesse stößt.
In dem Text wird im Übrigen nirgendwo behauptet, dass Inklusion keine Forderung der Bildungswende gewesen wäre – sie gehörte zu den Leitforderungen, die im 2. Absatz wiedergegeben werden.
Fakt ist jedoch, dass es intern in der Bildungswende Ende 2023 eine Diskussion darüber gab, ob für den weiteren Protest nicht die Forderung nach Inklusion stärker in den Mittelpunkt gerückt werden sollte, was, wie in dem Artikel dargestellt, aber von den tonangebenden Leuten in der Bildungswende abgelehnt wurde.
Es ist schade, dass immer noch nicht verstanden wird, welche Ausrichtung das Bündnis hat: es geht um eine Kampagne, die 4 wichtige Forderungen positionierte und weiter positioniert. Meine Forderung z.B. “eine Schule für alle” – ich bin u.a. GGG Mitglied, wurde auch nicht prominent vertreten und so ist es auch mit den vielfältigen Vorstellungen zur Umsetzung der Inklusion. Bei der Forderung, dass sich die Bildungswende für ein inklusives, zukunftsfähiges Schulsystem einsetzt, konnte ich mich prima einordnen. Ich verstehe, dass nicht alle Forderungen aufgedröselt wurden. Was mich beschwert bei der Diskussion und dem Beitrag von Stefan Hemler ist die Frage, wem nützt die Debatte? Wenn Stefan Hemler ein solch breites Bündnis aus der Taufe hebt – in ihm sind beinahe alle wichtigen Player aus dem demokratischen und zivilgesellschaftlichen Spektrum – ich gebe zu, der Philologenverband fehlt – bin ich dabei. Ansonsten sollten wir die Bündnisse schmieden und das bedeutet eben auch, dass ich mal Abstimmungsniederlagen hinnehmen muss und musste. Ich kann nicht verstehen, warum die AkteurInnen der Bildungswende ins Vesier der Kritik geraten und nicht diejenigen, die seit Jahr und Tag die Bildung vor die Wand fahren. Unterstellungen, das Bündnis sei linksunterwandert o.ä. halte ich in der derzeitigen Situation für vollständig fatal und auch gefährlich.
Der Initiator ist nicht ganz zufällig ein strammer Linker, nein…
Und was soll das jetzt heißen? Ein Blick in die Geschichte und nach Frankreich lohnt, was passiert, wenn Bündnisse aus “dem stramme Linker Grund” nicht zustande kommen und wie z.B. Rechts verhindert wird, wenn die GegnerInnen klar definiert sind. Noch mal: warum wird ein “strammer Linker” ins Vesier genommen und nicht die AkteurInnen, die den bildungspolitischen Gau zu verantworten haben.
Dann bin ich gespannt wie es weitergeht. Ich war auch bei den Demos dabei, aber es ist scheinbar wirklich schwer die Menschen für bessere Bildung auf die Straße zu bringen.
Das Problem fängt schon damit an, dass alle irgendwie etwas anderes unter “besserer Bildung” verstehen.
… denn die wollen bessere Straßen!
Zitat: “Denn engagierte Eltern, Lehrkräfte, Erzieher:innen oder Schüler:innen werden dringend als Korrektiv für die staatliche KMK-Politik gebraucht. Zwar gibt es mittlerweile eine große Zahl an Reforminitiativen im Bildungsbereich. Es fehlt aber an einer schlagkräftigen Bündelung dieser Kräfte, um sich bei der Politik Gehör zu verschaffen.”
Erfahrungsbericht:
Herbst 2020, NRW. Eine Elterninitiative mit Hunderten von Mitgliedern schickt eine Vertreterin ins Bildungsministerium des Landes und bittet um die Möglichkeit für weiteren unbürokratischen Distanzunterricht zum Schutz der Kinder vor Corona. Wird abgeschmettert mit der Behauptung, es handle sich ja “nur um eine Handvoll Eltern”, die das wollen. Daraufhin haben wir Einzelmails ans Ministerium geschickt, um unsere Anzahl zu verdeutlichen. Höflich und sachlich, erneut mit denselben Forderungen. Antwort des Ministeriums: “Frechheit, uns so mit Mails voll zu müllen, obwohl wir doch schon mit eurer Vertrererin gesprochen haben. Jetzt machen wir erst recht nicht, was ihr wollt, und auch in Zukunft nicht. So!” Frau Müller-Rech hat uns sogar ernsthaft einer DDOS-Attacke beschuldigt, um nicht mehr mit uns reden zu müssen.
Eine inhaltliche Antwort erhielten wir lediglich/immerhin von der Opposition.
Das war der Punkt, wo mir endgültig klar wurde, dass wir Familien und auch die verbeamteten Lehrer diesem System auf Gedeih und Verderb ausgeliefert sind. Da helfen auch keine der sogenannten Mitspracheorgane wie Landeselternausschüsse usw. Über Gesetze zum Streikrecht und Präsenzpflicht kann man all unsere Beschwerden und Forderungen im Keim ersticken und einfach machen, was man will. Und tut auch genau das. Jedes Bundesland was anderes.
Egal ob es um Gesundheitsschutz, Lerninhalte, Digitalisierung, saubere Toiletten, sonstige Infrastruktur oder sonstwas geht: Zu meinen, unser Engagement würde irgendwas bewirken, wenn es nicht sowieso schon in die aktuelle Agenda der Landesregierung passt, ist schlicht illusorisch. Da erschöpft man sich in einem Kampf gegen Windmühlenflügel.
Danke!!
“Von der Kunst, einen Pudding an die Wand zu nageln.”
“Eine Elterninitiative mit Hunderten von Mitgliedern…”
Eine Elterninitiative von hunderten ist eben doch eine minikleine Minderheit bei Hunderttausenden Schülern und deren Eltern.
Laut Googel hat NRW rund 2 Millionen Schüler, also vereinfacht rund 4 Millionen Eltern. Was sind da hunderte Mitglieder? Da hat das Ministerium schon Recht und da ich Ihre Forderungen nicht mittrage, finde ich es auch gut, dass es sich nach einigen hundert Eltern richtet, wenn Millionen Eltern das zumindest nicht unterstützen.
Solche Initiativen umfassen selten all diejenigen, die sich mit ihren Forderungen identifizieren. Und der eigentliche Knackpunkt ist die Reaktion des Ministeriums. Erst behaupten, wir seien zu wenige, als dass man auf die Forderungen eingehen müsse, und dann behaupten, wir seien zu viele und man fühle sich von den Bürgern bedroht. Der Mailserver sei zusammengebrochen. Es handle sich um einen Cyberangriff.
Eine Regierungsorganisation. Lächerlich.
Ich glaube, Sie deuten das falsch. Einige hundert sind erstens nicht aussagekräftig für den Wunsch von Millionen. Sehe ich auch so. Wenn “viele Nachrichten” den Server lahmlegen, bezieht sich das auf die Kapazitäten des Servers und nicht darauf, dass einige hundert nun doch doch sehr viele Eltern sind gemessen an den möglichen, die es betrifft. Das sind zwei verschiedene Paar Schuh’.
Außerdem zitieren Sie die Antwort vom Ministerium mit Anführungszeichen, wie man das so macht bei Originalaussagen. Es ist aber nicht sehr glaubwürdig, dass eine Ministerialbeamte wortwörtlich schrieb:
“„Frechheit, uns so mit Mails voll zu müllen, obwohl wir doch schon mit eurer Vertrererin gesprochen haben. Jetzt machen wir erst recht nicht, was ihr wollt, und auch in Zukunft nicht. So!“
DAS soll die so wortwörtlich geschrieben haben? Oder gesagt haben? Belege vorhanden? Sie sollten bitte auch die Dinge korrekt darstellen!!!!!!!!!! Das fände ich sehr wichtig. Sonst diskreditieren Sie sich selbst.
Ich war der Auffassung, Sie würden die Überzeichnung als solche verstehen. Pardon, dass ich Sie mit Ihren Kapazitäten überschätzt habe.
(Irgendwo habe ich übrigens noch die Screenshots der Antwort, die tatsächlich in diesem unverschämten Tenor verfasst war.)
Gibt es sonst noch ein Nebengleis,auf das Sie mich zerren möchten? Dann fahren Sie dorthin bitte alleine weiter. Ich empfehle Pratchett als Reiselektüre.
Aus Gründen. ^^
Diskreditiert haben sich hier eher Sie, weil Sie mich – ohne dabei gewesen zu sein – nach dem Motto beschuldigen “Es kann nicht sein, was nicht sein darf!”
Die Belege habe ich durchaus noch, dass die Antwort des Ministerium mit zumindest diesem Inhalt und diesem unverschämten Ton kommuniziert wurde. (Tipp: Anführungszeichen können auch einfach Rede vom restlichen Text abtrennen.) Nur kann ich hier keine Screenshots einbinden, und wenn ich den Text abschriebe, würden Sie sowieso wieder zetern, dass Sie ihn nicht glauben. Wozu also?
Nebenbei: Ein paar Hundert Mails in ca. 48 bis 72 Stunden? Selbst mein kleiner privater Server würde diese Mail-Last locker aushalten.
Übrigens: Kennen Sie Pratchett?
Korrektur: “… sich nicht nach einigen hundert Eltern richtet”
Nach der Argumentation dürfte keine Demo jemals irgendwas bewegen, bei über 80 Millionen Einwohnern bundesweit.
Ist ja auch so. Es gab schon Demos mit Zehntausenden oder gar Hunderttausenden Teilnehmern, die wirkunglos blieben, weil das eigentlich nur eine Minderheit war.
Es kommt dann immer darauf an, wie sich die schweigende Mehrheit verhält. Und was Umfragen sagen, in denen die doch zu Wort kommt. Und Wahlergebnisse. Das ist ja dann wirklich demokratisch legitimiert, weil es dann nicht nur nach den “Lauten” geht.
45,5% Nichtwähler in NRW bei den letzten Landtagswahlen.
Bin mal gespannt, wie weit die über Umfragen und ihr “Verhalten” mitbestimmen können. Und mit welcher Legitimierung. /sarc
Wer nicht teilnimmt, vergibt seine Chance und muss dann hinnehmen, was die entscheiden, die mitmachen. Das widerspricht meinen Aussagen doch nicht. Hunderte Eltern sind weniger als viele Tausende, die wählen gehen, auch wenn andere Tausende nicht wählen gehen.
Naja, über die Demos der Bildungswende Initiative wurde bundes- und landesweit in vielen Medien berichtet – auch wenn die Anzahl der Menschen die mitgemacht haben zum Teil nicht überragend waren. Das hatte eine Wirkung, das Thema Bildung, der Bildungsnotstand wurde bundesweit diskutiert.
Aber dennoch – leider konnte der Schwung nicht erhalten werden.
Frau Müller- Rech war sowieso nie darauf aus, Unterricht sicherzustellen. Jeder Fortschritt, jede Idee wurde doch zerfetzt.
Eine Initiative von 120 Sozialarbeitern, Psychologen, Sozialpädagogik usw hat 2020 und 2021 Konzepte für pandemiegerechten (gesunden) Unterricht geliefert. Die Konzepte liefen in Projektschulen. Bundesweit. Einzig das Bundesland in dem die Konzepte entwickelt wurden, lehnte ab: Das war NRW mit Gebauer.
Noch heute leiden die Kids unter Gebauers Aussitzerei von Problemen.
Eine ganze Reihe von Schulleitungen stand zum Glück auf Seiten der Eltern und hat Distanzunterricht zumindest für Risikofamilien problemlos möglich gemacht. Stille Vereinbarung war, dass beide Seiten die Klappe halten und keine offiziellen Anträge gestellt werden, die man irgendwo dokumentieren müsste. Wenn Gebauer wüsste, wieviel ziviler Ungehorsam im Untergrund zu verzeichnen war, würde sie heute noch Rumpelstilzchen spielen.
Ja, das kann ich exakt so bestätigen. Pech hatten die, die FDP Schulleitungen hatten
“In München versammelten sich hingegen am 18. Juni zum Abschluss des bayerischen Bildungsprotests … gerade mal 50 Menschen.”
Das Zitat und die weiteren Angaben dazu besagt doch alles, es mangelt an Unterstützern. Das kann nur bedeuten, dass die Probleme nicht so gravierend sind, wie man uns glauben machen möchte, und/oder die Forderungen gar nicht mehrheitsfähig sind bzw. von der Masse nicht mitgetragen werden. Dann ist es logisch, die Aktionen einzustellen.
Bei den Streiks ist es ja aber ähnlich. Selbst von den angestellten Lehrern macht kaum jemand mit. Die GEW lügt sich selbst in die Tasche und lobt sich (und uns) für die hohe Streikbereitschaft. Es sind jedoch kaum 10% der angestellten (!) Lehrer. Warum die GEW das nicht offen anspricht, verstehe ich nicht. Manche sagen, Kritik helfe nicht, aber hilft denn die Schönfärberei?
In Berlin lasen wir neulich erst, wirbt eine Privatschule schon damit, dass bei ihnen niemand streikt. Streiken ist ein Grundrecht. Wie setzen die Lehrer dieser Privatschule Gehaltserhöhungen durch? Vermutlich, indem andere streiken und der Abschluss auf sie übertragen wird, damit sie nicht abwandern? Fair ist das nicht, aber Lehrer an einer Privatschule zu sein, ist nochmal eine andere Nummer. Die Beamten im ÖD verhalten sich ja nicht anders und nörgeln höchstens noch über zu geringe Tarifabschlüsse (die auf sie übertragen werden).
Hier ist schon auch wichtig zu verstehen, dass es gerade in Bayern nicht das Ziel war, unzählige Menschen auf die Straße zu bringen, sondern das Ziel war es, mit den politisch Verantwortlichen in Austausch zu kommen. Oh Moment, das steht im Artikel gar nicht. Vermutlich deshalb, weil Herr Hemler nicht wie oben behauptet bis Anfang 2024 Teil der Initiative war, in Bayern hat er sich schon Ende 2023 rausgezogen, denn er selbst wollte keine Verantwortung bzw. Arbeit übernehmen. Er hat sich darauf zurückgezogen diejenigen, die organisiert haben, immer wieder Steine in den Weg zu legen. Es ist so traurig, wenn man jetzt wieder diesen Beitrag von ihm lesen muss. Er hat scheinbar nichts anderes zu tun.
2024 hat Bildungswende Bayern nicht nur einen direkten Diskurs mit der Kultusministerin geführt, wurde für weitere Gespräche/weiteren Austausch eingeladen, sondern ist auch mit allen demokratischen Parteien, die ander Bildung in Bayern arbeiten, in direkten Verhandlungen. Also wieso sollte man jetzt schreiben, dass diese Initiative tot ist, wenn sie genau solche Ziele erreicht.
Fakt ist natürlich, es ist ein extrem dickes Brett, dass man gerade in Bayern bohren muss. Besonders hilfreich erscheint jedoch ein Artikel eines Herrn Hemlers dabei nicht. Er wünscht sich, dass die Initiative untergeht, weil man ihn nicht mehr mitspielen lässt, weil man ihn ausgeschlossen hat, weil man mit ihm nicht konstruktiv zusammenarbeiten kann. Leider. Und man hat es wirklich versucht.
Das finde ich nun interessant, da ich auch selbst einmal Teil der Bildungswende war. So wurden dort doch, nachdem man die 4 Titelthemen hatte, jedwede Diskussion in den chats verboten und keinerlei Konkretisierung ausgearbeitet. Wie kommt man so mit den Politikern ins Gespräch? Es gibt doch nichts Substantielles? Oder werden Inhalte jetzt etwa undemokratisch und selbstherrlich ohne Rücksprache mit den Mitgliedern von Einzelnen festgelegt?
keine Ahnung bei welcher Initiative Sie waren. Ins Gespräch kommt man, in dem man um Gesprächstermine anfragt, diese erhält und dann miteinander spricht. Und was meinen Sie mit Substantiellem? Meinen Sie, dass sich Bildung von einem Tag auf den anderen verändern lässt und falls es eine Initiative nicht sofort schafft, wäre alles gescheitert? Undemokratisch ist die Bildungswende jedenfalls nicht, habe ich nie erlebt. Ich habe jedoch erlebt, dass dort einzelne beleidigt abgezogen sind, weil ihre Vorschläge auf keine Mehrheit getroffen ist. Also z.B. wollte einige wenige, anscheinend auch Sie, dass die 4 Kernforderungen, die im Appell von über 200 Organisationen unterschrieben wurden, verändert werden sollten. Das lehnte eine Mehrheit ab, weil eine Mehrheit davon überzeugt war/ist, dass diese 4 Kernforderungen gut passen. Die Diskussion dazu wurde zu keiner Zeit verboten. Es gab aber einzelne, die wiederum nach einer gemeinsam getroffenen Entscheidung immer und immer wieder das gleiche Thema aufwärmen wollten. Teamfähigkeit ist schon was, wo man sich auch mal zurücknehmen muss. Liegt nicht jedem.
Liebe Chri….,
das stimmt ja nicht. Ziel war es, die Gesamtmenge von 2023 zu verdoppeln, auch in Bayern. Das geht aus den zahlreichen Werbeaufrufen (inklusive der absurden Idee, Menschen per Telefon zur Demos anzurufen…aka Warmakquise) in den Telegramchats hervor.
Und wieso weiss eigentlich niemand, wann diese ominöse Gesprächstermine stattfinden. Transparenzproblem? Richtig! Darum geht es!
Hoffentlich kriegt ihr noch die Kurve, dann kommen vielleicht auch mehr Leute zu den Demos. Ich zumindest habe auch undemokratischen Murks auch keine Lust.
Erneut lese ich nicht einen einzigen Einlass zur Selbstkritik, sondern nur Hemlerbashing. Letztlich belegt ER seine Aussagen mit Fakten und neutral. Wo sind deine Fakten? Zahlen? Etc.?
Die BW schadet mit dem Verhalten ganz klar einem ordentlichen und längst notwendigen Protest gegen das katastrophale Bildungssystem.
Bundesweite Forderungen übrigens auch…Föderalismus?
ich kann keine Fakten erkennen, es ist nur Hörensagen von Ihnen und Herrn Hemler wie es scheint. Seine gefühlte Wahrheit ist aber bei dem Diskurs wirklich irrelevant. Am Ende geht es um viel mehr, als Befindlichkeiten, und deshalb ist es schade, dass man nicht konstruktiv bleibt, sondern immer und immer wieder Dinge behauptet, die so nicht stimmen oder eben aus dem Zusammenhang gerissen wurden. Nur gut, dass sich auch diese Art von Artikeln bald stummlaufen werden. Wem hört man denn gerne zu, der nur kritisiert und selbst nichts tut?
Es ist bedauerlich, dass „TinaM30“, offenbar eine Bildungswende-Aktivistin aus Bayern, hier nicht mit ihrem vollen Namen schreibt, wenn sie schon mich so persönlich z.T. unter der Gürtellinie angeht. Doch das spiegelt ja auch die problematische Atmosphäre wieder, die es in der Bildungswende z.B. auch in der Bayern-Gruppe gegeben hat und die zum Rückzug einiger ursprünglich aktiver Unterstützer:innen dann geführt hat. Ich selbst war in der Bildungswende bis Januar aktiv – neben den regionalen Gruppen hat es auch überregionale Netzwerke gegeben, so etwa für Social-Media- und Pressearbeit, in die ich mich vor allem aktiv eingebracht habe.
Was die Planung des Protests 2024 in Bayern angeht, versucht „TinaM30“ die Fakten zu beschönigen.
Bundesweit gab es für die Proteste 2024 zunächst sehr wohl die Zielsetzung, größere Demos als im Vorjahr zu organisieren. So wurde eine Zielmarke von 50.000 Demoteilnehmer:innen für die Proteste von Bilungswende-Sprecher Philipp Dehne im November 2023 erstmals ins Spiel gebracht und u.a. in einem Meeting am 25. Januar 2024 als Teil seines „Kampagnenplans“ präsentiert. Auch in den Bildungswende-Telegram-Kanälen wurde diese Zielmarke mehrfach kommunziert. Sie fanden sich bis vor wenigen Wochen auch noch auf der Bildungswende-Webseite in einem inzwischen überarbeiteten Spendenaufruf, in dem im Juli noch zu lesen war: „Wir wollen 2024 mit 50.000 statt 25.000 Leuten auf der Straße zu sein.“ Erst als sich einige Wochen vor dem Start des „Protest-Staffellaufes“ dann abzeichnete, dass solche großen Proteste 2024 wohl kaum realistisch sein würden, wurde keine konkrete Zielmarke für die Demos mehr genannt.
Auch in der bayerischen Bildungswende hoffte man entsprechend der von Dehne anvisierten Zielmarke zunächst auf mehr Zulauf als 2023. In einem Aufruf der bayerischen Bildungswende-Telegramgruppe vom 7.4.2024 hieß es noch: „Vom 08.06. bis 15.06. gehen wir in Bayern auf die Straße! Mit fetten Aktionen, die so laut sind, dass selbst das letzte Schulbuch aufwacht.“ Insofern waren die Demos im Juni in Bayern wie auch andernorts viel kleiner als ursprünglich gedacht. Es ist eine Beschönigung des Misserfolgs, im Nachhinein zu behaupten, es sei gar nicht das Ziel gewesen, „unzählige Menschen auf die Straße zu bringen“, wie „TinaM30“ das hier tut.
Ich finde es sehr wichtig, sich einzugestehen, wenn etwas schiefgegangen ist und es nicht nachträglich schönzureden, denn nur so kann man daraus lernen und die hoffentlich richtigen Schlussfolgerungen ziehen.
Wie oben geschrieben, die “Betroffenen” wollen es nicht oder sie sind zu passiv. In beiden Fällen ist es konsequent, wenn die Aktionen dann wirkungslos bleiben. Die Aussagen, nicht negativ berichten zu sollen, führt ja offensichtlich auch nicht zur Steigerung der Teilnehmerzahlen.
“Man” muss auch sehen (lernen), dass man nichts erreicht, wenn man nichts tut.
Dies hier sind die Forderungen zu “Bildungswende jetzt” unter der Überschrift “Schule und Kita INKLUSIV und ZUKUNFTSFÄHIG machen”:
Quelle: https://www.bildungswende-jetzt.de/ueber-uns/appell/
Das erinnert doch stark an das übliche gepflegte Blabla mit den Phrasen aus der offiziellen Bildungspolitik (auch Bildungsgipfel) im Stile von “21st century skills”. Das ist mitnichten irgendein konkretes Programm, das die drängendsten Probleme bekämpft und das auch umgesetzt werden könnte. “Schulentwicklung gemeinsam gestalten” geht nicht so einfach, wenn die Vorstellungen zu unterschiedlich sind. Der kleinste gemeinsame Nenner sieht dann oft so aus wie der letzte Punkt oben: Die multiprofessionellen Teams sollen es richten. Davon erzählen mittlerweile nahezu alle, aber ohne zu wissen, wie das genau gehen soll.
Sag ich ja: Bewährte “””NGO”””-Strategie…
Gemischte Bündnisse haben immer ihre Tücken – und Leichtbruchstellen.
Und je unterschiedlicher die Erwartungen, umso risikoreicher das Ganze.
Vom Label “Bildungswende” erhoffen sich die einen nämlich, dass das Lernen in der Schule wieder besser funktioniert. Andere streben (offen oder implizit) ein ganz anderes Schulwesen an – obwohl ein solches lt. Unterrichtsforschung keine besseren Ergebnisse liefern würde, der Wandel aber mit Riesenturbulenzen verbunden wäre. Hinzu kommen noch die nicht wenigen, die bei solchem “Aufbruch” einfach ein Dabeisein, eine Aufwertung ihrer Organisation im Sinn haben.
Und wenn dann noch nicht mal offen über Entwicklungsfelder wie Inklusion (ihre Möglichkeiten, ihre Grenzen, ihre Kosten) gesprochen werden kann; wenn das Thema Unterrichtsqualität kaum eines ist; wenn es nicht um die Hauptsorge vieler Eltern & Lehrkräfte geht, nämlich die zunehmend erodierende Lerndisziplin und Schulordnung – wie soll sich eine Bewegung dann ausweiten?
Warum nicht einfach das ganze Träumen von ganz anderen Schulen aufhören; warum nicht endlich die ganze Euphorie um’s Selbstlernen als Benachteiligung Schwächerer durchschauen?
Müssten wir nicht – neben der Forderung nach mehr Personal – v.a. mehr Einvernehmen darüber herstellen, wie man Kinder wirksam und souverän unterichtet: mit Anleitung, (Heraus)Forderung, Anwendung – und viel Zuwendung und Ermutigung?
Hattie (2024): “Das Wichtigste ist, dass die Lehrkräfte hohe Erwartungen haben.”
Alles richtig, was Sie da schreiben….was aber, wenn es nie darum ging?
Sondern darum, über engagierte “Fußtruppen” mitzumischen, aber hintenrum die übliche Politisierung voranzutreiben?
Dann ist es natürlich wichtig, dass die kleinen Mitglieder nicht etwa mit unverschämten Forderungen oder gar bourgeois-kapitalistischen 😉 Ideen wie “Lerndisziplin” dem angestrebten Gesellschaftsumbau (durch weitere Unterwanderung des Bildungswesens) in den Weg stellen.
Lehrkräfte? Hohe Erwartungen?
Wie sich sowas in den Ohren von Linkspartei- oder GEW-Funktionären anhört, das kann ich mir lebhaft vorstellen. 😀
Disziplin erwarten? BÄHHH!
Anstrengung, Übung, Training? Pfui!
Leistung fordern? Ganz autoritär und von vorgestern!
Prüfungen? Antiquiert! “Alternative Prüfungsformen”, d. h. als Gruppe und mit Hilfsmitteln “Problemlösungen” vorgaukeln, die Rückschlüsse auf die individuellen Fähigkeiten des einzelnen verhindern.
Wellbeing und Spielereien, ja keine Forderungen stellen, jedes Kind nach seinem Gusto, nach Lust (“selbstbestimmt”) und Launen, aber im Ganztag (“Hoheit über die Kinderbetten”) und am besten dadurch auch noch verhindern, dass engagierte Eltern sich für ihre Kinder einsetzen, Zeit mit ihnen verbringen, sich gemeinsam beschäftigen, vorlesen und sie damit fördern – das ist so uuungerecht den anderen gegenüber…
Was für eine verquere Denke hat sich da etabliert!