Hessen will die Anforderungen für akademische Quereinsteigerinnen und Quereinsteiger in den Lehrerberuf weiter reformieren. Wer einen Universitätsabschluss wie Master, Diplom oder Magister hat, kann künftig gemäß seinem Studiengang und nach erfolgreichem Referendariat durchgängig in nur einem Schulfach unterrichten.
Kultusminister Armin Schwarz (CDU) teilte zum Start in das neue Schuljahr mit, dass ein entsprechender Gesetzentwurf noch in diesem Jahr in den Landtag eingebracht werden soll. Bislang unterrichten Lehrer in der Regel mindestens zwei Fächer.
«Das Berufsangebot richtet sich an alle, die sich die Aufgabe in der Schule gut für sich vorstellen können, aber mit den bisher geforderten zwei Schulfächern nicht die entsprechenden Voraussetzungen erfüllten», erläuterte das Kultusministerium. Auch für Lehrkräfte aus dem Ausland mit nur einem studierten Fach sei eine Einstellung dadurch leichter.
Die KMK hatte im März beschlossen, neue Wege in das Lehramt zu öffnen – unter anderem für Studienabsolventen in nur einem Fach. Der VBE lehnt das Modell ab (News4teachers berichtete).
Mehr Schuleinsteiger als noch im vergangenen Schuljahr
Nach den Sommerferien geht am Montag in Hessen für rund 810.000 Kinder und Jugendliche die Schule wieder los. Die Zahl der Erstklässlerinnen und Erstklässler steigt auf 60.400 (2023: 58.800). An den 1.810 hessischen Schulen unterrichten künftig 65.000 Lehrkräfte – nach Angaben des Ministeriums sind das 1.000 Lehrerinnen und Lehrer mehr als noch ein Jahr zuvor.
Im kommenden Schuljahr soll nach den Worten von Schwarz die Wertevermittlung, Demokratiebildung und Gewaltprävention im Unterricht ausgeweitet werden. Für alle Schülerinnen und Schüler sei es wichtig, sich mit einem respektvollen Umgang untereinander, den demokratischen Werten und der Bedeutung von Meinungsfreiheit zu beschäftigen, sagte der Minister in Wiesbaden.
Wertschätzender Umgang beginnt mit „Danke“ und „Bitte“
«Für unsere unveräußerlichen Werte müssen wir konsequent eintreten, sie im täglichen Umgang leben, im Großen wie im Kleinen. Das beginnt mit „Danke“ und „Bitte“ und hört bei einer Debatte um Recht und Freiheit noch nicht auf», ergänzte Schwarz. Er kündigte an, dass bereits laufende Projekte zu den Themen intensiviert werden sollen. Zudem gebe es neue Unterrichtmaterialien und Fortbildungen für Lehrkräfte.
Die derzeit mehr als 36.500 geflüchteten und zugewanderten Kinder und Jugendliche in den Intensivklassen werden neben der Deutschförderung ab sofort zwei Stunden pro Woche erhalten, in denen es um eine Vermittlung der hier geltenden Werte sowie um Demokratiebildung geht.
Angesichts zunehmender Polarisierung, Falschinformation und gefährlicher Trends in Sozialen Medien hätten Wertevermittlung, Demokratielernen und Gewaltprävention eine besondere Bedeutung, betonte der Minister. Rechter Hetze, Antisemitismus und Extremismus etwa aus dem islamistischen Bereich müsse auch an den Schulen etwas entgegengesetzt werden.
Zusätzliche Deutschstunden
Wie angekündigt wird der Deutschunterricht an den Grundschulen ausgeweitet. Landesweit erhalten alle zweiten Klassen eine Stunde mehr Deutsch, wie Schwarz erläuterte. «Sprache verbindet, Sprache integriert, Sprache macht stark», sagte er.
Zugleich werde das Pilotprojekt für eine zusätzliche Deutschstunde in den dritten und vierten Klassen statt einer der beiden Englischstunden an 15 Grundschulen fortgeführt. Um die nächste Generation von Fachkräften zu sichern, sollen schon in den Grundschulen die handwerklichen Fertigkeiten der Kinder gefördert werden, etwa mit der hessenweiten Aktion «Grundschule trifft Berufsschule und Handwerk».
Grünen-Opposition beklagt Lehrermangel
Der bildungspolitische Sprecher der Landtags-Grünen, Daniel May, warf der Landesregierung vor, zu wenig gegen den Lehrermangel zu unternehmen. Aus einer Antwort des Kultusministeriums auf eine parlamentarische Anfrage geht hervor, dass zum Stichtag 1. Oktober 2023 an öffentlichen Schulen mindestens 830 Stellen unbesetzt waren. Würden Stellenüberhänge, die es in manchen Schulamtsbezirken gebe, nicht gegengerechnet, belaufe sich das Minus hessenweit auf knapp 950 unbesetzte Stellen, erläuterte May. Von Andrea Löbbecke, dpa
Ein Fach. Ein Traum. Und wenn die dann noch mit der Blockflöte……… Ich beginne zu träumen
Immerhin ein Schritt. Ich hoffe, an Schulen verbleibende Quereinsteiger*innen werden langfristig nicht benachteiligt (und das Kollegium weiter gespaltet…)
„[…] in denen es um eine Vermittlung der hier geltenden Werte sowie um Demokratiebildung geht.“
Ist das nicht in allen Klassen vorgesehen?
Und Abgesehen von der Tatsäche, dass Kinder von Deutschen Extremist*innen (politisch radikale, rassistische, Verschwörungsphantasten, religiös fundamentalistische usw.) nicht schlecht daran täten, an solchem Unterricht teilzuhaben,
wäre es für das Lernen nicht hilfreich, demokratische Peers im Unterricht mit einbinden zu können? =/
Kann man machen. Bietet sich an. Organisatorische Probleme baden wie immer die Kollegien aus.
Bis sie wieder lästig werden, diese Einfach-Lehrer.
Wenn’s nicht dazu führt, dass in zwei Fächern ausgebildete Kollegen dann nur noch das korrekturintensive Fach unterrichten müssen, bitte. Ich sehe das allerdings als schwierig an: ein nur z.B. Erdkunde unterrichtender Kollege muss dann (Gym) mit 25h Erdkunde eingesetzt werden. Das führt dann bei einem kleinen zweizügigen Gym (z.B. in Berlin/Brandenburg) von Klasse 7-12) und durchgängig 2h/Woche/Klasse dazu, dass dieser Kollege alle Klassen (16h) in der Sek 1 und (1 LK) alle Kurse in der Sek2 unterrichtet. Dann bleibt für den Mathe-Erdkunde oder Deutsch-Erdkundelehrer nur noch das Korrekturfach übrig – und die bekommen i.d.R. keine Abgeltungsstunde für die Mehrbelastung. Klassenleitung ist auch schwierig mit nur 2h/Woche Unterricht in der eigenen Klasse. Wer als Germanist dann als Deutschlehrer anheuert: Respekt, und mal sehen, wie lange derjenige die Mehrbelastung durch den Korrekturaufwand schultert. Durchdacht ist das nicht.
Genau das war auch mein Gedanke dazu.
Durchdacht ist im Zusammenhang mit Kultusministerien ein unangebrachter Begriff.
Genau das von Ihnen geschilderte Problem kenne ich nur zu gut. Man wird zum Ein-Fach-Lehrer gemacht, auch wenn man in zwei Fächern eine Lehrbefähigung erworben hat.
Und dann – wie bei einem Kollegen – nach über 15 Jahren wieder im anderen Fach eingesetzt.
Sinnigerweise setzt man (schwächelnde) Kollegen gut verteilt über zwei Fächer ein. Dann tragen zwei Fachschaften einen möglichen Ausfall.
400-Wörter-Essays etc. könnten die bisherigen Deutschklausuren ersetzen, das würde den Korrekturaufwand verringern.
Ist schon richtig, wobei in der Realität doch mittlerweile eh jeder zusätzlich zu seinen Fächern noch 2-3 fachfremde Kurse hat. Ich hatte schon Jahre mit 7 verschiedenen Fächern, weil einfach keine Kunst-, Informaik- oder Biologielehrer mehr da waren. Ich denke, dass jeder 1-Fach Lehrer in viele fachfremde Kurse muss.
Es geht um die Zulassung, um die zahl der potentiellen Bewerber – hier vor allem Seiteneinsteiger – zu erhöhen. Liegt eine Lehrbefufnis erst einmal vor und der Seiteneinstieg ohne zusätzlichem Studium eines weiteren Faches ist geschafft, liegt es bei den Schulleitungen, die Unterrichtsversorgung (UVP) umzusetzen und ggf. fachfremden Unterricht zu ermöglichen („Kannst du dir vorstellen Kurs xyz im 7. oder 8. Jahrgang zu übernehmen oder die AG abc zu leiten?“)
Die Jahrgänge 7 und 8 sind in vielen Schulen die Experimentierfelder, die „Erprobungsstufe“ ist abgeschlossen und die Abschlüsse im 10. Jhg. sind noch weit entfernt. – Da kann man sich auch einmal etwas trauen. Die Alternative wäre ja, in diesen Jahrgängen die Fächer überhaupt nicht oder stark eingekürzt einzuplanen bei der UVP. Die Zahl der möglichen Unterrichtsstunden hängt eben von der Zahl der vorhandenen Deputatsstunden ab, die einer SL zur Verfügung stehen Eine 93% Versorgung mit Lehrkräften, hat zwangsläufig auch eine 7%-ige Kürzung der Sollstundentafel zur Folge.
Eine vierzügige Gesa im gebundenen Ganztag in NRW muss etwa 32 bis 34 Unterrichtsstunden je Woche und Jahrgang anbieten können. Gehen wir der Einfachheit halber von einer 1 zu 1 Aufteilung bei den fachleistungsdifferenzierten Fächern aus ( aus 4 Klassen eines jahrgangs werden 2 E- und 2 G-Kurse), dann haben wir etwa 33 mal 4 mal 6 Unterrichtsstunden je Woche zu ermöglichen. Das sind ca. 500 Unterrichtsstunden je Woche. Das entspricht ohne Ermäßigungsstunden (Entlastungen) und Ganztagszuschlägen 31 Vollzeitstellen.
Bezogen auf die 500 Unterrichtsstunden machen 7% genau 35 Wochenstunden aus.
Entweder fällt bei einer Klasse in einer Jahrgangsstufe jetzt der komplette Unterricht aus oder es werden in den Doppeljahrgängen 5/6, 7/8 und 9/10 jeweils 3 Wochenstunden (1,5 Std. je Klassenstufe) eingekürzt., da der Schule selbst ohne Krankheitsfälle a priori 2 Vollzeitstellen 87% von 31) im Schuljahr fehlen, die aufgefangen werden müssen. Die einfachsten Kürzungen sind dann die Streichungen von 1 GL-Stunde und einer (halben) Stunde Sport je Jahrgang (5 Sportstunden in einem Doppeljahrgang – 1. Jahr 3 Std., danach nur 2 Std.).
Bevor ich jetzt Haue bekomme, ich habe das Modell absichtlich sehr, sehr stark vereinfacht, damit es berufsfremd auch nur ansatzweise verstanden werden kann.
Kurzfristig lässt sich so eine Personallücke zwar mit eingeplanten Ü-Stunden kompensieren lassen, aber die Ü-Stunden müssen im Folgehalbjahr zurückgegeben werden. Kompensiere ich den Personalmangel von 2 Vollzeitstellen im ersten Schulhalbjahr durch Ü-Stunden, fehlen im zweiten Halbjahr schon 4 Vollzeitstellen …
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https://www.hessenschau.de/tv-sendung/lehrermangel-an-hessischen-schulen,video-200786.html
(Beitrag von hessenschau.de)
Irgendwie komisch. Es gibt gar kein Problem bei Lehrkräften, so der Kultusminister Hessens. . Und trotzdem macht man das Programm?
Hmm. Komisch. Entweder ein Widerspruch oder aber es hängt mit Blockflöte zusammen.
Oder ich bin zu doof.
Kann auch sein.
Es gibt wie immer ein Problem mit den Schüler*innen. Es sind einfach zu viele. Würde man die Hälfte der schulpflichtigen Kinder abschieben, könnten die Klassenteile um ein Drittel abgesenkt oder eben ein Drittel der Vollzeitstellen einspart werden. – Alles eine Frage der Perspektive.
Oh Scheiße, Perspektive heißt wörtlich Durchblick – und das wiederum steht im krassen Widerspruch zu KuMi.
Wie andere es in Hessen sehen?
Beispiel
https://www.vbe-hessen.de/index.php?content_id=6548