HANNOVER. Vor elf Jahren hat das Land Niedersachsen die inklusive Schule eingeführt – zunächst beginnend mit den Schuljahrgängen 1 und 5. Inzwischen werden rund 37.400 Schülerinnen und Schüler (Stand 2023) mit sonderpädagogischem Unterstützungsbedarf inklusiv unterrichtet. Damit besuchen gut 65 Prozent aller förderbedürftigen Kinder und Jugendlichen eine öffentliche allgemeinbildende Schule. Das geht aus dem jetzt vorliegenden zweiten Bericht der Landesregierung „zur Überprüfung der Auswirkungen des Gesetzes zur Einführung der inklusiven Schule“ hervor. Wir sprachen darüber mit Kultusministerin Julia Willie Hamburg (Grüne).
News4teachers: Der Fachausschuss der Vereinten Nationen für die Rechte von Menschen mit Behinderungen hat zuletzt deutlich das in Deutschland weiterhin bestehende Förderschulsystem kritisiert. Es sei mit der UN-Behindertenrechtskonvention nicht vereinbar. In Niedersachsen laufen im Jahr 2028 zumindest die Förderschulen mit Förderschwerpunkt Lernen aus. Wann folgen die weiteren Förderschulen?
Julia Willie Hamburg: Mit dem Auslaufen der Förderschulen im Förderschwerpunkt Lernen bis zum Jahr 2028 wird in Niedersachsen ein wesentlicher Beitrag nicht nur zum Aufbau einer inklusiven Schullandschaft, sondern darüber hinaus auch zur Entwicklung einer inklusiven Gesellschaft geleistet. Der Leitgedanke, dass Schülerinnen und Schüler auf verschiedenen Niveaus miteinander und voneinander lernen können und dabei niemandem ein Nachteil entsteht, wird durch diese Maßnahme mit aller Deutlichkeit umgesetzt. Das Auslaufen von weiteren Formen der Förderschulen ist aktuell nicht vorgesehen.
News4teachers: Mit Beginn des Schuljahres 2013/2014 hat Niedersachsen die schulische Inklusion eingeführt: Wie lautet Ihr Fazit nach mehr als einem Jahrzehnt der Entwicklung?
Niedersachsen setzt auf SPLINT, um Schulen bei der Inklusion zu unterstützen. Unterricht gestalten, die Beobachtungen vom Schultag dokumentieren und dann auch noch individuelle Förderpläne erstellen? Für viele Lehrkräfte stellen die zunehmende Heterogenität der Schülerschaft und die Inklusion wachsende Herausforderungen dar. Unterstützung für die Praxis kommt jetzt aus der Praxis: Die Förderplan-App SPLINT des Unternehmens Inklusion Digital, gegründet und geleitet vom Sonderpädagogen Friedo Scharf, hilft Lehrkräften bei der Diagnostik und bei der Förderung. Einfach, effizient und kollaborativ.
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Hamburg: Die Inklusion hat in den vergangenen Jahren Schule maßgeblich geprägt. Sie hat den Blick darauf geschärft, was Menschen mit ganz unterschiedlichen Ausgangssituationen, individuellen Fähigkeiten und Potenzialen benötigen, um gut lernen zu können und nicht nur in der Bildung, sondern auch der gesamten Gesellschaft teilhaben zu können.
Seit der Einführung der inklusiven Schule ist diese in den Grundschulen, den weiterführenden Schulen und den berufsbildenden Schulen sukzessive umgesetzt worden und heute ein zunehmend selbstverständlicher Teil des Schulalltags. Klar ist aber auch: der Aufbau der inklusiven Schule benötigt Zeit, erhebliche Ressourcen und bedarf zudem einer umsichtigen und nachhaltigen Planung, die in der Lage ist, auf Veränderungen und neue Herausforderungen zu reagieren.
Insgesamt lässt sich festhalten, dass wesentliche Bausteine durch die entsprechenden rechtlichen Grundlagen und landesweite Konzepte sowie durch den Aufbau eines effektiven Beratungs- und Unterstützungssystems zur inklusiven Schule umgesetzt sind. Zudem sind die wichtigen Voraussetzungen für einen Personaleinsatz geschaffen worden, der multiprofessionelles Arbeiten in den Schulen ermöglicht. In unseren Schulen erleben die Schülerinnen und Schüler, dass sie durch das gemeinsame Lernen gestärkt werden und oft auch zu besseren Abschlüssen gelangen können.
Gleichwohl gibt es weiterhin vielfältige Herausforderungen, die es zu bewältigen gilt und die Umsetzung der inklusiven Schule in Niedersachsen wird in den Schulen noch sehr unterschiedlich gelebt. Insofern ist die inklusive Schule auch über 10 Jahre nach ihrer Einführung noch immer ein Lern- und Entwicklungsprozess, der nicht immer reibungslos funktioniert.
“Zu den größten Erfolgen der inklusiven Schule gehört es, dass es gelungen ist, den Förderschwerpunkt Lernen in die Regelschulen zu überführen”
News4teachers: Was ist aus Ihrer Sicht der größte Erfolg?
Hamburg: Zu den größten Erfolgen der inklusiven Schule gehört es, dass es gelungen ist, den Förderschwerpunkt Lernen in die Regelschulen zu überführen. Dadurch ist es möglich, dass die Förderschulen Lernen bis zum Jahr 2028 auslaufen.
Hierzu beigetragen hat nicht zuletzt der landesweite Aufbau von 46 Regionalen Beratungs- und Unterstützungszentren Inklusive Schule (RZI), die Organisation der Mobilen Dienste in den sonderpädagogischen Förderschwerpunkten Sehen, Hören, körperliche und motorische Unterstützung sowie emotionale und soziale Unterstützung. Allen Lehrkräften, Schulen, Schülerinnen und Schülern, Erziehungsberechtigten und vielen weiteren Beteiligten an der inklusiven Schule stehen umfangreiche Beratungsmöglichkeiten zur Verfügung, damit die inklusive Schule gelingen kann.
News4teachers: In welchen Bereichen sehen Sie noch Nachholbedarf?
Hamburg: Die Verwirklichung der inklusiven Schule ist ein Paradigmenwechsel, der nicht von heute auf morgen abgeschlossen ist. Dazu gehört beispielsweise, dass Schulgebäude Schritt für Schritt barrierefreier gestaltet werden müssen. Hier unterstützt das Land im Rahmen des Inklusionsfolgekostengesetzes. Trotzdem nehmen wir war, dass hier noch eine Menge an Schulen nachzuholen ist. Weiterhin werden vielfältige Anstrengungen unternommen, die inklusiven Schulen personell besser auszustatten. In der inklusiven Schule werden verstärkt auch pädagogische Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für Schülerinnen und Schüler mit Bedarf an sonderpädagogischer Unterstützung in den Förderschwerpunkten geistige Entwicklung, körperliche und motorische Entwicklung sowie emotionale und soziale Entwicklung benötigt. Auch wenn der Aufwuchs in Niedersachsen hier deutlich zugenommen hat, gibt es an den Schulen noch weiterhin Bedarf. Auch kann man sehen, dass die Schulen noch nicht gleich aufgestellt sind, im Bereich der inklusiven Beschulung, sondern es noch deutliche Unterschiede gibt.
News4teachers: Schon im ersten Bericht zur inklusiven Schule in Niedersachsen 2020 hieß es, der „Aufbau von multiprofessionellen Teams in den Schulen“ sei ein „wichtiger Schwerpunkt“. Diese Formulierung findet sich wortwörtlich auch im nun erschienenen zweiten Bericht. Inwiefern hat sich die Situation in der Zwischenzeit verändert und was erhoffen Sie sich von der Arbeitsgruppe, die derzeit Vorschläge erarbeitet, um eben dieses Ziel zu erreichen?
Hamburg: Inklusive Schulen leben vom erfolgreichen Zusammenwirken von Lehrkräften und nichtlehrendem Personal – von Verwaltungsmitarbeitenden über pädagogisch Mitarbeitende bis hin zur Schulsozialarbeit. Oder anders ausgedrückt: Ohne multiprofessionelle Teams keine Inklusion!
Die Beschäftigten im nichtlehrenden Bereich unterstützen z. B. bei der Umsetzung spezieller Maßnahmen zur Lernförderung und bei der psychosozialen Stabilisierung, um die Zukunftschancen aller Kinder und Jugendlichen schulformunabhängig zu sichern.
Vor diesem Hintergrund stellt für das Land Niedersachsen die multiprofessionelle Zusammenarbeit einen wichtigen Baustein dar, um die Inklusion weiter voranzutreiben. Daher ist es folgerichtig, dass der Aufbau weiterhin ein zentraler Schwerpunkt ist.
Seit mehreren Jahren erfolgt ein sukzessiver Ausbau von multiprofessionellen Teams, so dass an den öffentlichen Schulen in Niedersachsen neben Lehrkräften zunehmend mehr Fachkräfte aus verschiedenen Berufsrichtungen tätig sind. Für diesen Zweck hat Niedersachsen in den letzten Jahren Mittel in erheblichen Umfang zur Verfügung gestellt. Um das einmal mit konkreten Zahlen zu verdeutlichen: Alleine in den vergangenen Jahren seit 2020 ist die Gesamtzahl der pädagogischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter um rund 5.400 Beschäftigte deutlich angestiegen – das ist ein Aufwuchs von fast 67 Prozent. Mit den zusätzlichen Beschäftigten ist auch ein Zuwachs der zur Verfügung stehenden Arbeitsstunden verbunden. Von 2020 bis 2024 ist in diesem Bereich ein Plus von insgesamt rund 80.000 Arbeitsstunden pro Woche zu verzeichnen.
Um die öffentlichen Bildungseinrichtungen bei der Ausgestaltung bzw. der Weiterentwicklung der multiprofessionellen Zusammenarbeit konzeptionell zu unterstützen, ist im Sommer 2022 durch das Niedersächsische Kultusministerium unter anderem ein Handlungsleitfaden veröffentlicht worden. Mithilfe dieser Publikation und des zusätzlich veröffentlichten praxisorientierten Materialienpools möchte das Land Niedersachsen allen öffentlichen Schulen insbesondere bei der konzeptionellen Ausgestaltung von multiprofessionellen Kooperationsstrukturen Anregungen, Empfehlungen und Impulse geben, die für die eigenen Schulentwicklungsprozesse gewinnbringend genutzt werden können.
Darüber hinaus hat das Niedersächsische Kultusministerium im Zusammenhang mit der Veröffentlichung von Gutachten bzw. Empfehlungen zum Lehrkräftemangel und zur Förderung der basalen Kompetenzen in Grundschulen durch die Ständige Wissenschaftliche Kommission einen Dialogprozess begonnen, vor dessen Hintergrund unter anderem die Arbeitsgruppe „Unterstützungspersonal“ entstanden ist. Diese soll – u. a. unter Einbindung von Schulverbänden – in einem agilen Arbeitsprozess tragfähige Handlungsstrategien entwickelt, um Lehrkräfte dauerhaft zu entlasten, Unterstützungspersonal im Rahmen multiprofessionell arbeitender Teams bedarfsorientiert unter Einbeziehung von Steuerungskriterien einzusetzen und den nichtlehrenden Bereich – basierend auf dem schon bestehenden Handlungsleitfaden – systematisch weiterzuentwickeln.
Auch an den berufsbildenden Schulen erfolgte ein Aufbau multiprofessioneller Teams. Im Rahmen des Haushaltsgesetzes des Landes Niedersachsen wurden ab dem Haushaltsjahr 2024 den öffentlichen berufsbildenden Schulen 100 zusätzliche unbefristete Beschäftigungsmöglichkeiten für nicht lehrendes Personal zur Verfügung gestellt. Ein entsprechender Erlass ermöglicht es, das nicht lehrende Personal flexibel und nach den spezifischen Bedürfnissen der jeweiligen berufsbildenden Schule einzusetzen.
Trotz dieser Fortschritte bleibt es entscheidend, die multiprofessionellen Teams weiter auszubauen und zu stärken.
“Inklusive Schule und gute Bildung gelingen nur mit ausreichend gut qualifizierten Lehrkräften”
News4teachers: Beide Berichte beschreiben die Versorgung der Schulen mit sonderpädagogischem Personal als „besonders herausfordernd“. Hinzu kommt der allgemeine Lehrkräftemangel. Wie beeinflusst der Personalmangel die Entwicklung der schulischen Inklusion?
Hamburg: Inklusive Schule und gute Bildung gelingen nur mit ausreichend gut qualifizierten Lehrkräften. Vor diesem Hintergrund ist die Gewinnung von mehr Lehrkräften ein zentraler Baustein auf dem Weg der 1.000 Schritte für eine verlässliche Unterrichtsversorgung in Niedersachsen. Mit dem bereits genannten Dialogprozess haben wir uns auf den Weg gemacht, um Maßnahmen in diesem Bereich zu identifizieren und umzusetzen.
Mit dem Haushaltsentwurf 2025 wird das Land – sofern der Haushaltsgesetzgeber diesem Vorschlag folgt – in diesem und im nächsten Jahr 2.460 weitere Stellen bereitstellen, um mehr Lehrkräften, die den Vorbereitungsdienst in Niedersachsen oder anderen Bundesländern absolvieren werden, ein Einstellungsangebot machen zu können.
Um eine gerechtere Besoldung zu schaffen und zugleich den gestiegenen Anforderungen an Lehrkräften Rechnung zu tragen und die Attraktivität des Berufes zu erhöhen, wurde zudem zum 1. August dieses Jahres bereits ein wichtiger Meilenstein der aktuellen Bildungspolitik in Niedersachsen umgesetzt. Alle Lehrkräfte mit einem der Lehrämter für die Grund-, Haupt- und Realschulen werden nun im Einstiegsamt nach A 13 besoldet. Auch die Besoldung der Lehrerinnen und Lehrer für Fachpraxis in den Berufsbildenden Schulen wurde auf A 10 angehoben. Das ist ein entscheidender Schritt, um dem Fachkräftebedarf zu begegnen.
Darüber hinaus ist es wichtig, das vorhandene Personal gut aufzustellen, zu beraten und zu unterstützen. Daran haben die bereits genannten Beratungs- und Unterstützungsmöglichkeiten und insbesondere die RZI einen erheblichen Anteil, aber auch ein umfängliches passgenaues Fortbildungsangebot, für das seit der Einführung der inklusiven Schule erhebliche finanzielle Mittel bereitgestellt werden.
News4teachers: Für das vorhandene Lehrpersonal bedeutet die Inklusion durch Diagnostik, Förderplanung und individuelle Förderung zusätzlichen Arbeitsaufwand. Inwieweit können mittlerweile digitale Tools Unterstützung bieten? Welche konkreten Erfahrungen hat Niedersachsen in diesem Bereich bereits gesammelt?
Hamburg: Um Lehrkräfte bei der Bestimmung der Lernausgangslage, der Förderplanung und anschließender Förderung der Schülerinnen und Schüler zu unterstützen, kommt in Niedersachsen der Förderplaner SPLINT zum Einsatz. Das digitale Tool hilft Lehrkräften aller Schulformen beispielsweise bei der Erstellung von Förderplänen unterschiedlicher Bedarfe an sonderpädagogischer Unterstützung oder aber auch bei der Dokumentation der individuellen Lernentwicklung. SPLINT kann von allen Schulen genutzt werden. Bislang haben wir in Niedersachsen damit gute Erfahrungen gemacht.
News4teachers: Der nächste Bericht zur inklusiven Schule in Niedersachsen steht in vier Jahren an. Was wollen Sie bis dahin auf jeden Fall erreicht haben?
Hamburg: Unser Ziel ist es, die inklusive Schule weiter zu verbessern. Im Jahr 2027 sollen 1.700 Förderschullehrkräfte fest zum Kollegium von allgemein bildenden Schulen außer Förderschulen gehören. Dies ist auch im neuen Aktionsplan Inklusion des Landes Niedersachsen so festgeschrieben. Weiterhin haben die RZI die Aufgabe, in ihrem jeweiligen Landkreis bzw. ihrer kreisfreien Stadt ein Regionales Inklusionskonzept zusammen mit den Schulen und allen auch außerschulisch Beteiligten zu entwickeln, die zur Förderung von Kindern und Jugendlichen beitragen. Auf diese Weise kann eine umfängliche Förderung organisiert und koordiniert werden.
Ein wichtiger Schwerpunkt des Niedersächsischen Kultusministeriums ist es, Schulen und Lehrkräfte dabei zu unterstützen, Schülerinnen und Schüler mit herausfordernden Verhaltensweisen besser zu verstehen und auf angemessene Weise in den Unterricht einbinden zu können. In diesem Zuge haben wir das Konzept ES zum Umgang mit herausfordernden Verhaltensweisen auf den Weg gebracht, welches sich seit März 2022 in einem erfolgreichen Umsetzungsprozess befindet.
Zudem sind für die berufsbildenden Schulen Maßnahmen in Planung bzw. bereits in Erarbeitung wie der Ausbau inklusiver Netzwerke in allen Regionen und die Ermöglichung einer inklusiven Beruflichen Orientierung. Anna Hückelheim, Agentur für Bildungsjournalismus, führte das Interview
Hier der nötige Paradigmenwechsel: Es braucht sehr viel kleinere Klassen, mehr Räume und mehr Platz für alle, Barrierefreiheit, Förderschullehrkräfte, die immer in I-Klassen dabei sind, um die L-Kids zu begleiten und zu unterstützen, sie ggf. separat zu fördern. Schulbegleitungen für sozial-emotional und für körperlich beeinträchtigte Kids sind auch ein Muss.
Vorher brauchen wir hier gar nicht weiter zu reden.
P.S.: 1700 hört sich zwar nach viel an, aber das bedeutet nicht wirklich, dass alle Förderschüler*innen auch die ganze Zeit, dort, wo es notwendig ist, eine Förderschullehrkraft im Unterricht erleben.
Ich glaube, wir müssen da sogar noch einen Schritt weiter zurück gehen: Die Notwendigkeit all dessen wird ja noch gar nicht wirklich anerkannt. Es muss erst einmal die “Stuhl dazu”-Mentalität überwunden werden. Die Einstellung, dass es doch bitteschön gefälligst irgendwie zu klappen hat, wenn sich “nur alle genug Mühe geben”. Dieses ewige “Da wird sich doch mal schnell jemand / ein Raum finden lassen”.
Niedersachsen hat lt. Kultusministerium aktuell 2.545 allgemeinbildende Schulen. Vor dem Hintergrund schaue man sich mal die im Artikel genannten Zahlen erneut an. Wenn auch nur jede zweite Schule auch nur ein einzige Kind mit irgendeiner Behinderung in der Schülerschaft hat, wird’s schon verflixt eng mit der Betreuung in jeder Unterrichtsstunde. Genannt werden aber 37.400 inklusiv beschulte Schülerinnen und Schüler. Und das sind lt. Interview nur 65% aller, die man eigentlich inklusiv beschulen soll.
Heiliger Bimbam … Bis man da das System auf Vordermann gebracht hat, ist die aktuelle Schülergeneration ja schon fast in Rente.
Ich konnte nicht herauslesen, dass es der Exklusion von Sonderschüler*innen in eigene Lerngruppen bedarf.
Die multiprofessionellen Teams klingen eher danach, diese Kinder im Klassenverband zu unterrichten, quasi als Teil der Gemeinschaft… inklusiv sozusagen 😉
“im Klassenverband unterrichten”
Gleichzeitig preisen alle das “individuelle Lernen”, das besonders durch die Digitalisierung gefördert wird. Wozu da noch Klassenverband ? 🙂
Gemeinschaftsgefühl, Soziale Kompetenzen und kooperatives Lernen in Gruppen
Schöne Worte, aber die Realität scheint anders auszusehen. Die statistische Unterrichtsversorgung in NS lag nach meinen Informationen zuletzt bei 91,6% an Förderschulen, 92,1% an Hauptschulen. Wie sollen da Lehrkräfte noch ausreichend individuelle Förderung leisten können?
Teilzeit verbieten? Aus dem Seniorenheim zurück holen? Ad hoc im ganzen Bundesland springen und versetzen lassen? Das Unterrichtsdeputat einseitig ausdehnen? Fortbildungen an Wochenenden?
Da findet man doch sicher viele kreative und bereits bewährte Lösungen! </sarc>
An Gymnasien liegt sie übrigens bei 99,6%. Vielleicht sollte man mal schauen, ob man bei den Stellenausschreibungen entsprechend nachsteuert oder ggf. das Deputat anpasst, um andere Schulformen attraktiver zu machen.
Dem pflichte ich bei.
Allerdings stellt Niedersachsen nebenher das Schulsystem um, während sich andere Bundeländer sich darauf einzurichten scheinen, Kinder rechtswidrig und langfristig aus der Gesellschaft auszuschließen =/
Das stimmt ja nicht ganz – nur weil Niedersachsen die Förderschulen Lernen größtenteils schon geschlossen hat und 2028 die Tore endgültig schließen ist das Ergebnis keine „inklusive Schule“ oder gar eine inklusive Gesellschaft…Die schlechte Unterrichtsversorgung verschlimmert die Lage der inklusiv beschulten SuS zusätzlich. Denn wenn die Pflichtstundentafel nicht gewährleistet werden kann, müssen die Stunden die den inklusiv beschulten SuS das Lernen ermöglichen sollen, für die Sicherstellung der allgemeinen Unterrichtsversorgung verwendet werden. Wie oft das bei einer so schlechten UV, vor allem im nichtgymnasialen Schulen, der Fall ist kann man sich vorstellen…
Und vor allem erhöht dieser Umstand den Unmut auf allen Seiten der Schulgemeinschaft.
Die sukzessive Ausstattung der Schulen mit multiprofessionellen Teams ist auch nicht nachvollziehbar, es gibt weder einen Anspruch noch eine verlässliche Versorgung mit multiprofessionellen Teams.
Das erwähnte Beratungs- und Unterstützungssystem ist ein Witz und eher der verlängerte Arm der Schulbehörden. Die RZI sind an die Regionalen Landesämter für Schule und Bildung angesiedelt und unterstellt und entsprechend administrativ ausgerichtet. Beratung und Unterstützung ist nicht der Schwerpunkt dieser Einrichtung und schon gar nicht für Erziehungsberechtigte und SuS. Auch für die Schulen sind aufgrund ihrer Anbindung an die Schulbehörden keine unabhängige Beratungs- und Unterstützungsinstanz. Zudem sind diese Institutionen auch personell (ich glaube zwischenzeitlich mit 3 Personen?) sehr begrenzt. Das ganze ist eine Versorgungsmöglichkeit für die ehemaligen Schulleiter der FÖS Lernen…
Die erwähnten angepassten Rechtsvorschriften entsprechen nicht der Schulrealität. Ich habe im Rahmen meiner Ehrenamts beim Landeselternrat zu all diesen Rechtsvorschriften Stellungnahmen verfasst. Die angesprochenen Mobilen Dienste halten die Förderschwerpunkte Lernen, geistige Entwicklung und Sprache gar nicht vor.
Die eingesetzten abgeordneten Sonderpädagogen (sofern es sie gibt) werden universell eingesetzt, unabhängig in welchen zwei Förderschwerpunkten sie ausgebildet wurden. Im Sekundarbereich werden die lernzielgleichen Förderschwerpunkte bei den sonderpädagogischen Abordnungen schon gar nicht mehr berücksichtigt – dadurch entsteht eine signifikante Lücke in der fachlichen Versorgung…
Ich könnte noch unzählige Punkte hinzufügen….
Den Kindern mit sonderpädagogischen Unterstützungsbedarf, die eine inklusive Schule besuchen müssen (das ist ja keine freiwillige Entscheidung) geht es in vielen Fällen nicht gut. Ich habe im Rahmen meines Engagements mit sehr vielen dieser Familien Kontakt gehabt.
Ich unterstütze ausdrücklich das Ziel einer inklusiven Schule, aber wir sind auf keinem guten Weg.
Oh, klingt ganz nach NRW. Aber wen wunderts …
In Niedersachsen werden aber m.W. von jeher gut 10 Wochenstunden weniger Unterricht erteilt als anderen Bundesländern. Da bleibt dann auch entsprechend weniger Zeit für Förderung. Wie Sie darauf kommen, dass Kinder aus der Gesellschaft ausgeschlossen würden, wenn es in manchen Bundesländern ein Wahlrecht zwischen Inklusion in der Regelschule oder Besuch einer Förderschule gibt, kann ich auch nicht ganz nachvollziehen.
In Niedersachsen werden 10 Wochenstunden weniger Unterricht erteilt? Wie viel Stunden werden denn bei Ihnen erteilt?
In Bezug auf die Reduktion der Förderschulen Lernen waren wir in Niedersachsen vor Einführung der sozusagen „inklusive Schule“ auf einem sehr guten Weg. Zwischen 2009 und 2014 haben viele Schulen sich integrativ ausgerichtet und ausgestattet. Das hat so gut geklappt, dass sich die Schülerzahlen an den FÖS Lernen um 5000 SuS reduziert haben und viele Förderschulen geschlossen werden konnten. Da gab es keine Verschiebungen in andere Förderschwerpunkte wie heute. Heute schließen wir FÖS Lernen und bauen neue Förderschulen im Bereich GE und ESE…auch die Anzahl der SuS mit einem festgestellten sonderpädagogischen Unterstützungsbedarf hat sich nicht nahezu verdoppelt. Wir waren hier auf einem sehr guten Weg. Das man diesen Weg nicht sukzessive weiter voran gegangen ist, verstehe ich bis heute nicht.
Als Laie vergleiche ich nur statistische Werte. Wenn man die Stundentafeln der Bundesländer zu Rate zieht, wären das im GS-Bereich in NS 94h, andere Bundesländer liegen da im Bereich von 104 – 108h. An der Hauptschule wären es in NS 179h, andere Bundesländer kommen z.T. auf über 190h .
Was sind das für Statistiken? Und die von Ihnen aufgeführten Stundenzahlen sind die im Monat erteilten Unterrichtsstunden?
Soweit ich das als Laie beurteilen kann, zeigen die Stundentafeln wie viele Unterrichtsstunden pro Woche in den einzelnen Jahrgangsstufen der Schularten in den jeweiligen Bundesländern erteilt werden und diese Stunden werden dann zu einer Gesamtsumme für die Schulart aufaddiert.
Das ergäbe dann z.B. für die 94h in der Grundschule in NS in den Jahrgangsstufen 1 -4 jeweils 2 mal 2h weniger , 2 mal 3 h weniger pro Woche , = 10 Wochenstunden weniger in den 4 jahrgangsstufen der Grundschule als in Bundesländern mit 104 Wochenstunden von 1.-4. Klasse gesamt . Ich hoffe, dass sich das richtig erklärt habe.
Dass der Lern- und Entwicklungsprozess in inklusiven Regelschulen “nicht immer reibungslos” funktioniert ist maßlose Beschönigung der Tatsachen. Wenn es sich nur um “nicht immer” handelte, könnten wir froh sein und die Inklusion als gelungen bezeichnen. Das Gegenteil ist jedoch der Fall.
Dem kann ich aus Erfahrung nur zustimmen.
Ein Beispiel:
Vor einigen Jahren kam in unsere 5te Klasse ein GE-Kind (Trisometrie-21) hinzu. Die Klasse war gut vorbereitet und wollte das Kind integrieren. Allerdings gestaltete sich die Beschulung schwierig. Die Folge war, dass die THA das Kind dauerhaft aus dem Unterricht herausnahm und mit ihm übte.
Ein weiterer Kritikpunkt ist die Qualifikation der THA. Anscheinend ist die Qualifikation der THA (wie in diesem Fall) reziprok proportional zum Grad der Behinderung.
Fazit:
Die Schüler und Schülerinnen der Klasse wollten gerne das neue Mitglied in die Klassengemeinschaft aufnehmen und waren dann enttäuscht, dass es nicht geklappt hat.
Ganz genau. Das wäre der wünschenswerte Normalzustand, nicht die derzeitige Katastrophe.
“Der Leitgedanke, dass Schülerinnen und Schüler auf verschiedenen Niveaus miteinander und voneinander lernen können und dabei niemandem ein Nachteil entsteht, wird durch diese Maßnahme mit aller Deutlichkeit umgesetzt.”
Auch wenn man das mit noch mehr Deutlichkeit umsetzen will, wird der Leitgedanke dahinter dadurch keinen Deut richtiger. Besonders dieses “niemandem ein Nachteil” wird stumpf einfach immer wieder behauptet, entspricht aber meiner Erfahrung nach in keinster Weise der Realität, weder für die zu inkludierenden Schüler noch für die (eventuell leistungsstarken) anderen.
Einfach immerzu etwas behaupten, immer wieder, gebietsmühlenartig… Wie wäre es mal mit Belegen? Dass der Leistungsstand aller (!) Schüler in inklusiven Klassen unter ansonsten gleichen Bedingungen höher ausfällt als in homogeneren Klassen. Überzeugt doch mal mit validen Fakten (obwohl mir die Schwierigkeit bei der Meßbarkeit und Vergleichbarkeit solcher Daten bewusst ist), anstatt die ewig gleichen ideologieverbrämten Behauptungen stumpf als unumstößliche Wahrheit zu präsentieren.
“nicht immer reibungslos” ist wohl der Euphemismus des Jahrhunderts. Ansonsten das übliche Gerede aus der politischen Ebene, bei dem die negativen Auswirkungen der Inklusion auf die ohnehin herausfordernde Personalsituation völlig außen vor bleiben. A
Am Rande anzumerken bleibt noch, dass die Nutzung von SPLINT derzeit entgegen ihrer Behauptung nicht für alle Schulformen sinnvoll möglich ist. Wir haben jedenfalls einen ersten Versuch damit vorerst abbrechen müssen.
Warum das? Hier würden mich die Hintergründe interessieren.
Der Inklusionsgedanke an sich ist eine schöne Idee, die leider in der Realität oft nicht bestehen kann. Es zeigt sich, dass das Schließen der Sonderschulen eher eine Sparmaßnahme ist und wenig mit der Idee von Inklusion zu tun hat.
Bei mehreren “I-Kindern” habe ich schon gesehen, dass sie zunächst ganz gut in Klassen aufgenommen werden. Spätestens ab der Pubertät wird das aber sehr schwierig:
Die I-Kinder entwickeln sich nicht so schnell weiter, sind noch sehr kindlich und verstehen nicht, warum die Mitschüler nicht mehr mit ihnen “spielen” wollen. Die wollen dann nämlich gar nicht mehr “spielen”, sondern mit einander “abhängen”, “chillen”, über Jungs bzw. über Mädchen reden usw. Da fehlt dann plötzlich die gemeinsame Basis.
Hinzu kommt, dass die pubertierenden Schüler*innen plötzlich alles peinlich finden, oftmals auch mit den I-Kindern nichts mehr machen und nicht mehr mit ihnen gesehen werden wollen. Und dann zerplatzt die Idee von Inklusion ganz schnell.
Wenn die I-Kinder Schulbegleitungen haben und eigene Aufgaben gestellt bekommen, sitzen sie auch oft mit den Schulbegleitungen draußen, damit sie durch die (notwendigen) Gespräche die anderen Schüler nicht stören. Die Kinder aus dem Klassenverband zu nehmen, mit extra Aufgaben und extra Betreuung ist auch nicht wirklich “inklusiv”. Auf der anderen Seite braucht man diese Vorbereitung, wenn die Kinder z.B. einen Förderschulabschluss schreiben sollen.
Wirklich bitter sind aber Fälle, wenn man entweder keine Sonderpädagogen mit im Untericht hat oder diese auch nicht mehr wissen, wie man einem Kind bestimmte Inhalte vermitteln soll. Beides erleben wir immer wieder. Und wenn selbst ein dafür ausgebildeter Sonderpädagoge in “seinen” Fächern einem Kind ihm helfen kann, dann kann man als Fachlehrer auch kaum noch etwas machen.
In nicht wenigen Fällen frage ich mich, ob man die Kinder an einer Förderschule, mit mehr Sonderpädagogen und einem besseren Betreuungsschlüssel nicht hätte viel besser fördern können…
„In nicht wenigen Fällen frage ich mich, ob man die Kinder an einer Förderschule, mit mehr Sonderpädagogen und einem besseren Betreuungsschlüssel nicht hätte viel besser fördern können…“
Aber darum geht es doch gar nicht….es geht nicht darum, welches die beste Förderung sein könnte, es geht darum, die Vorgabe des inklusiven Unterrichts umzusetzen, denn nur so herrscht Bildungsgerechtigkeit. Punkt um….und Ironie aus….
Lektüre-Empfehlung am Rande: “Mein Weg führt nach Tibet” von Sabriye Tenberken.
“,,Die Tibeter glauben, daß Blinde von Dämonen besessen sind. Dabei sind Augenleiden dort weit verbreitet“, berichtet Tenberken. Dafür verantwortlich sind vor allem der beißende Yak-Rauch in den Hütten, Vitamin-A-Mangel und starke UV-Strahlen. ,,In Tibet gilt Erblindung als Strafe Gottes, Blinde werden als Tölpel beschimpft und besuchen keine Schulen“, so Tenberken.”
Ein “blinder Engel” mit Stacheln: Sabriye Tenberkens Abenteuer auf dem Dach der Welt (2000) – Oliver Wieters | Autor | Hamburg
Daher hat sie selbst dort die erste Blindenschule gegründet und das bisherige Braille-Alphabet erweitert, so dass es auch in der Landessprache nutzbar wurde.
Ergänzung:
Schule in Tibet: Die blinden Kinder von Lhasa – DER SPIEGEL
Überhaupt ist interessant, wieviele Förderschulen auch in Deutschland privat gegründet wurden, während die staatlichen geschlossen werden. Alleine in NRW sind es lt. Privatschulberatung . de mindestens 65. Auch hier wird offenbar mit den Füßen abgestimmt.
“Aber darum geht es doch gar nicht….es geht nicht darum, welches die beste Förderung sein könnte, …”
Eigentlich sollte es uns genau darum gehen, wie wir die Kinder am besten in ihrer Entwicklung und in ihrem Lernen fördern können, das ist unsere Aufgabe.
“…es geht darum, die Vorgabe des inklusiven Unterrichts umzusetzen, denn nur so herrscht Bildungsgerechtigkeit.”
Zu Bildungsgerechtigkeit gehört es doch, wählen zu können, ob ich die beste Förderung für mein Kind haben will – oder ob es in irgendeiner Schule mitläuft und nicht passend gefördert werden kann. Diese Wahl nimmt man den Familien, indem man Förderschulen dicht macht.
Außer ein paar verstrahlten Leuten der “Grünen Jugend” fordert auch kaum jemand ernsthaft eine Abschaffung des Gymnasiums zwecks “Bildungsgerechtigkeit”.
Am Ende ist der Begriff “Bildungsgerechtigkeit” nur das Feigenblatt, mit dem man verdecken will, dass man sich die Kosten für Förderschulen sparen möchte – auf Kosten aller betroffenen Kinder.
Die drei Worte am Ende meines Kommentars haben Sie aber schon gelesen, oder?
Ich glaube, ich gönn mir künftig einen Schnaps, wenn die Phrase der “multiprofessionellen Teams” irgendwo auftaucht. Im Umkehrschluss darf sich gerne jeder selbst einen gönnen, wenn er dann meinen Kommentar unter dem entsprechenden Artikel findet.
Wo sind denn diese Teams? Wo ist das Personal dafür? Wie viele Schulpsychologen, Sozialarbeiter und Pflegekräfte agieren denn flächendeckend und täglich an Schulen? Von welchen Geldern werden sie bezahlt?
Um Antwort wird gebeten… vielleicht mal ohne die rosarote Brille seitens der Politik und Bildungsexperten.
“Ich glaube, ich gönn mir künftig einen Schnaps, wenn die Phrase der “multiprofessionellen Teams” irgendwo auftaucht.” – Davon würde ich dringend abraten (es sei denn, Sie haben die Alkohol-Toleranz eines malaysischen Federschwanz-Spitzhörnchens) – denn die Phrase ist überall und in jeder Pressemitteilung, die eigentlichen Personen und Teams dagegen in Fleisch und Blut anzutreffen, nun ja… nicht direkt unmöglich…, aber schwierig, schwierig.
Das gilt auch für das malaysische Federschwanz-Spitzhörnchen. Man könnte vielleicht eine Redewendung prägen: Rar wie ein multiprofessionelles Team in einer Schule.
Wieso? Die MPTs sind doch genauso häufig in der Schullandschaft vertreten wie Einhörner im Wald.
Oder alternativ: Häufig wie professionelle Teams in Pressemitteilungen.
Das “multiprofessionelle Team” bist DU!
Ebent – oder haben in den Kollegien alle die selben Fakulten?
Mathe-/Sportlehrer sind nun mal nicht mit Deutsch/Geschichtslehrerinnen zu vergleichen, neben unterschiedlichen Geschlechtern gibt es auch noch unterschiedliche Altersgruppen.
Also werden derzeit 37 400 SchülerInnen mit sonderpädagogischem Unterstützungsbedarf inklusiv beschult und bis ins Jahr 2027 soll es hierfür 1700 feste Förderschullehrkräfte geben (die man erst noch finden muss).
Selbst im Idealfall, wenn alle Stellen besetzt werden können, alle Vollzeit arbeiten, niemand krank ist und die ländlichen Schulen, die sich eine Förderkraft teilen, nicht zu weit entfernt sind, kommt eine Förderlehrkraft auf 22 Kinder.
Pro Kind etwa eine Stunde die Woche. Das wird uns alle sehr entlasten.
Bei der Inklusion geht es nicht um die Kinder, es soll durch die gezielte Schließung von Schulstandorten Geld eingespart werden. Überlegen Sie mal, wie viele Lehrkräfte an den Sonderschulen beschäftigt werden mussten, um die Schüler mit Betreuungsbedarf zu versorgen.
Jetzt die spannende Frage:
Geht es den 37.400 Kindern besser, wenn sie mit den 1.700 Förderlehrkräften, sofern man die findet, in eine Förderschule kommen, weil die Förderlehrkraft dann immer da ist und mehrere Kinder gleichzeitig unterrichten kann? Oder sind die Kinder noch viel unterversorgter, wenn sich 22 und mehr GE Kinder eine Lehrkraft, egal wie ausgebildet, teilen müssen, als wenn je ein GE Kind zu einer Regelschullehrkraft käme und die Förderlehrkraft gelegentlich zur Unterstützung vorbei käme? Bevor Sie jetzt antworten: In GE – Schulen darf es nur 7 Kinder in einer Klasse geben, bitte mit diesen realen Zahlen arbeiten. Bevor Sie jetzt antworten : Die Klassen in Regelschulen wären mitunter größer, bedenken, dass 22 Kinder und 22 GE Kinder nicht dasselbe sind.
https://amp.focus.de/panorama/bittere-wahrheit-ueber-inklusion-so-viel-ist-uns-dieser-schwerbehinderte-mann-wert-263-euro-arbeitslohn-im-monat_id_260336411.html
So sieht es aus!