Mit Unterstützung von Dax-Schwergewichten wie Siemens, BMW oder der Allianz will die Initiative Joblinge in München junge Menschen dabei unterstützen, ihre begonnene Ausbildung auch erfolgreich zu Ende zu bringen. Im neu dort eingerichteten «Basecamp» sollen Azubis Hilfe bekommen. Sei es durch Beratung, sei es durch Mentoren, Nachhilfe oder durch einen Platz zum Lernen.
«In etwa jeder Vierte bricht seine Ausbildung ab – und insbesondere bei jungen Menschen, die sozial benachteiligt sind oder die nicht gut Deutsch können, ist es noch häufiger», sagt Stefanie Baic von Joblinge. Das sei ein Problem für die Betroffenen, aber auch für die Wirtschaft. Einerseits weil Fachkräfte fehlten, aber auch weil es Schätzungen zufolge im Schnitt Kosten von 10.000 Euro für den Betrieb bedeute. «Diesen jungen Menschen soll das Basecamp einen Ort geben, wo sie bis zum Ende der Ausbildung unterstützt werden.»
«Externe Hilfe für die Auszubildenden kann sehr wertvoll sein», sagt Hubert Schöffmann von der IHK München und Oberbayern. «Gerade kleine Unternehmen sind da bei allem guten Willen in manchen Fällen dann doch mal überfordert.» Und auch er bestätigt, dass es je nach sozialem Hintergrund, unterschiedliche Abbrecherquoten gebe.
Jedes Jahr 200 Neue
Mit jedem neuen Ausbildungsjahr sollen etwa 200 Auszubildende in das Basecamp aufgenommen werden – bei typischerweise drei Jahren Ausbildung werden auf Dauer also etwa 600 Junge Menschen parallel im Programm sein. «Außerdem können auch Jugendliche von außerhalb des Programms, die Schwierigkeiten haben, zu uns kommen.»
Mara Brekenfeld, die im Münchner Basecamp arbeitet, kennt die typischen Probleme. «Gestern hatten wir einen Jugendlichen, der war mit seinem Ausbildungsrahmenplan unzufrieden. Was er in der Berufsschule gelernt hat und was im Unternehmen passierte, wich voneinander ab. Aber er hatte Angst, das im Unternehmen anzusprechen», erzählt sie. «Da haben wir uns hingesetzt, und einen Plan ausgearbeitet, wie er das bei den Ausbildern ansprechen kann.» Das klinge banal, aber an solch ungelösten Konflikten oder Kommunikationsschwierigkeiten können Ausbildungen scheitern.
Andere typische Angebote sind Nachhilfe, beispielsweise in Mathematik oder Hilfe bei der Finanzplanung. «Nicht zu wissen, wie ich mit dem wenigen Geld, das ich habe, umgehen kann, ist ein Thema», sat Baic.
Oft falsche Vorstellungen vom Beruf
Die Gründe für Ausbildungsabbrüche – oder Wechsel – seien vielfältig, sagt Schöffmann. Oft gehe es dabei auch um falsche Vorstellungen der Auszubildenden. «Wenn ich Koch werden will, weil ich das Bild der Fernsehshows vor Augen habe, dann werde ich in der Ausbildung merken, dass die Realität eine andere ist», sagt Schöffmann. Er rät daher, bereits vor Beginn der Ausbildung so viel echte Praxiserfahrung wie möglich zu sammeln. Oft komme es aber eher zu Wechseln – zwischen Firmen oder Berufen – als zu endgültigen Abbrüchen des Ausbildungsprozesses, betont Schöffmann. Das liege auch daran, dass es der aktuelle Markt den Auszubildenden leicht mache, eine neue Stelle zu finden.
Bei der DGB-Jugend stehen beim Blick auf Ausbildungsabbrüche dagegen eher Probleme mit den Arbeitsbedingungen in der Ausbildung im Fokus. Ein Drittel der Auszubildenden gebe im jüngsten Ausbildungsreport an, nicht gut betreut zu werden, sagt Anna Gmeiner. Ebenso viele müssten Überstunden leisten und für viele sei die Vergütung zu gering. Auch sie hält externe Hilfen aber für einen guten Ansatz.
Umfeld soll auf Azubis abfärben
Das Basecamp in der Landeshauptstadt ist zwar bereits das fünfte bundesweit, allerdings das erste in Bayern und das erste, hinter dem mehrere Schwergewichte der deutschen Wirtschaft stehen, neben BMW, Siemens und Allianz sind das auch noch Infineon und die Lufthansa.
Kernstück sind Räume auf zwei Etagen in zentraler und guter Lage. Die Einrichtung ist modern. Hier sieht es nach Business und Coworking aus, nicht nach Schule oder sozialer Beratung. «Je professioneller wir hier auftreten, desto mehr überträgt sich das auch auf die Jugendlichen», sagt Baic. «Dass sie hier nicht in der Jogginghose reingeschlurft kommen. Letztlich geben wir ihnen damit eine Vorschau auf das Berufsleben.»
Und wem an der passenden Garderobe mangelt, kann hier geholfen werden. In einem kleinen Kämmerchen hängen weiße Hemden und dunkle Sakkos und Blazer. Sie stehen den Jugendlichen zur Verfügung, wenn es darum geht, bei Bewerbungsgesprächen oder Bewerbungsfotos einen professionellen Eindruck zu vermitteln. News4teachers / mit Material der dpa