Angesichts wachsenden Antisemitismus: Faeser erinnert Jugend an ihre Verantwortung

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BERLIN. Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) zeigt sich angesichts des gewachsenen Antisemitismus in Deutschland besorgt. Sie appelliert an die Jugend, die Geschichte des Landes nicht zu vergessen, und betont die Rolle der Präventionsarbeit.

Die Stolpersteinen des Künstlers Gunter Demnig erinnern an jüdische Mitbürger:innen, die dem Nazi-Regime zum Opfer fielen. Symbolfoto: Shutterstock/Hans Elmo

Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) hat junge Menschen dazu aufgerufen, die Verbrechen gegen Juden während der NS-Zeit nicht zu vergessen. «Ich rufe gerade auch den jungen Menschen zu, dass man diese Geschichtsvergessenheit nicht haben darf, gerade nicht in Deutschland», sagte Faeser bei einem Besuch des Anne Frank Zentrums in Berlin-Mitte. Sie betonte, dass es noch immer Antisemitismus in Deutschland gebe.

Faeser: Antisemitismus wieder aufgeflammt

Statt aus der Geschichte zu lernen, würde derzeit das Gegenteil geschehen, sagte Faeser. «Insbesondere seit dem 7. Oktober im letzten Jahr ist der Antisemitismus hier im Land wieder sehr aufgeflammt.» Für das Bundesinnenministerium sei die Bekämpfung des Antisemitismus eine der wichtigsten Aufgaben.

Neben dem «harten Durchgreifen» der Sicherheitsbehörden sei Präventionsarbeit ein wichtiger Teil, damit Kinder und Jugendliche ein Verständnis dafür entwickelten, warum Judenhass speziell in Deutschland so schlimm sei, führte Faeser aus.

Gesellschaft soll Farbe bekennen

Sie kritisierte auch, dass teilweise Veranstaltungen in Universitäten aus Sorge vor Protesten aus der propalästinensischen Szene abgesagt würden. Den jungen Menschen müsse bewusst sein, dass sich Juden in Deutschland auch dadurch nicht mehr trauen würden, jüdische Symbole zu zeigen. Dem müsse sich die ganze Gesellschaft entgegenstellen.

Dies kann durchaus als Seitenhieb in Richtung Freie Universität Berlin verstanden werde. Diese hat sich entschieden, die Ausstellung «The Vicious Circle» über Pogrome an Juden nicht zu zeigen. Nach Angaben des «Tagesspiegel» wird in diesem Zusammenhang auch das Hamas-Massaker in Israel am 7. Oktober 2023 thematisiert. Der FU-Sprecher teilte mit, die Uni stehe einer wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit den Themen der Ausstellung offen gegenüber und habe gegenüber dem National Holocaust Centre and Museum, das die Ausstellung durchführt, angeregt, Diskussionsveranstaltungen auf dem Campus zu organisieren.

Vor dem Hintergrund des Gaza-Krieges geriet die FU zuletzt wegen Protestaktionen von propalästinensischen Studierenden immer wieder in die Schlagzeilen. Im Oktober drangen Vermummte in ein FU-Gebäude ein und bedrohten Mitarbeiter mit Äxten, Sägen, Brecheisen und Knüppeln (News4teachers berichtete). News4teachers / mit Material der dpa

Anne Frank Zentrum
Das Anne Frank Zentrum ist eine Partnerorganisation des Anne Frank Hauses im niederländischen Amsterdam. Der Verein erinnert unter anderem mit einer Dauerausstellung in Berlin, Wanderausstellungen in ganz Deutschland und Bildungsangeboten an Anne Frank und ihr Tagebuch. Das jüdische Mädchen lebte zwischen 1942 und 1944 mit ihrer Familie versteckt in Amsterdam, um der Verfolgung durch die Nationalsozialisten zu entgehen. Sie starb 1945 in einem Konzentrationslager, aber hinterließ ein Tagebuch, das weltberühmt wurde.

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6 Kommentare
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Andreas
1 Monat zuvor

Was ist mit dem muslimischen Antisemitismus? Der nährt sich nicht aus der Geschichte Deutschlands, sondern aus dem Nahostkonflikt.

Ureinwohner Nordost
1 Monat zuvor

VERANTWORTUNG tragen Erwachsene, nicht Kinder und Jugendliche.

Rainer Zufall
1 Monat zuvor

“Dies kann durchaus als Seitenhieb in Richtung Freie Universität Berlin verstanden werde.”
Und billig. Aber bestimmst ist alles gut, wenn die 6 Personen verurteilt wurden (augenroll)

Schade, dass Frau Faeser niemanden mit politischem Amt zu kennen scheint, wer Fakten schafft, anstatt populistisch auf den Putz zu hauen und die jungen Leute (die sind ja das Problem) zu bitten, doch bitte endlich aufzuhören =/

Rainer Zufall
1 Monat zuvor
Antwortet  Rainer Zufall
Lisa
1 Monat zuvor

Die FU kann weder Sicherheitspersonal bezahlen noch die Sicherheit der Ausstellung oder Vortragenden garantieren. Mehr und mehr werden daher kontroverse Themen vermieden, nicht nur Israel.