Corona-Aufräumarbeiten: Was mit Luftfiltern aus Kitas und Schulen geschieht

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WIESBADEN. Die Zeit, in der alle Menschen Masken trugen, wirkt weit weg. Die Pandemie ist vorbei. Was passiert mit den mobilen Luftfiltern in Schulen und Kitas, die damals aus Kostengründen zwar nicht flächendeckend in Deutschland, aber doch sporadisch angeschafft wurden? Alles Mögliche, wie eine Umfrage aus Hessen zeigt.

Mobile Luftfilter können Viren aus der Raumluft beseitigen. Foto: Shutterstock / Alexandra Goertz

Viele haben Corona längst abgehakt – doch was passiert mit den Tausenden mobilen Luftfiltergeräten, die Hessens Kommunen einst für ihre Schulen, Kitas und Verwaltungen beschafft haben? In einer Umfrage der Deutschen Presse-Agentur geben die Städte höchst unterschiedliche Antworten? Was sagt das Land?

Hessens Bildungsminister Armin Schwarz (CDU) antwortet auf eine parlamentarische Anfrage im Landtag, mit dem Ende der Pandemie seien «Empfehlungen zur Nutzung von Luftfiltergeräten» für die Träger von Schulen und Kindergärten nicht mehr erforderlich. Die Kommunen hätten keine «Berichtspflicht» zum Betrieb und Verbleib der einst finanziell geförderten Geräte. Dabei sei es ursprünglich um Räume «mit eingeschränkter Lüftungsmöglichkeit» gegangen.

Tausende Luftfilter für Schulen und Kitas

Laut Minister Schwarz hatten die Träger von Schulen und Kitas in Hessen im Rahmen eines Förderprogramms zu Corona-Zeiten 2.637 mobile Luftfiltergeräte beschafft. Deren Gesamtkosten beliefen sich auf fast 4,1 Millionen Euro. Das Land steuerte dafür knapp eine Million Euro bei.

Die Geräte haben Folgekosten: Sie müssen gewartet und ihre Filter nach allmählicher Verschmutzung gewechselt werden, damit sie effizient bleiben. Manche Geräte sind nicht groß, andere aber wuchtig – sie benötigen viel Platz.

In Hessens größter Stadt Frankfurt werden einer Sprecherin zufolge Schulen gegenwärtig gefragt, ob sie ihre Filtergeräte weiter nutzen wollen. Falls nicht, können Dienststellen der Stadt sie bekommen. Übrige Geräte werden über die bundeseigene Treuhandgesellschaft Vebeg zum Verkauf angeboten. Diese sitzt ebenfalls in Frankfurt. Eine Einlagerung der Filter ist für die Stadt laut der Sprecherin «aufgrund fehlender Lagerkapazitäten ausgeschlossen».

Feuerwehr Frankfurt hält Geräte weiterhin vor

Die Berufsfeuerwehr Frankfurt trennt sich dagegen nicht von ihren Luftfiltergeräten. Ein Sprecher erläutert: «Sie werden betriebsbereit gehalten, eingelagert und stehen mit kurzem Vorlauf für entsprechende Szenarien zur Verfügung.»

Auch die Stadt Offenbach hat ihre Filtergeräte für Schulen nach Worten einer Sprecherin «eingelagert für den nächsten Anwendungsfall», ebenso ihre Geräte für Veranstaltungen in öffentlichen Räumen – insgesamt mehr als 1.000 Luftfilter. «Damit ist die Stadt für eine nächste Pandemie vorbereitet. In der Corona-Pandemie waren eine enorme Preissteigerung und auch Lieferprobleme bei diesen Geräten zu beobachten», erklärt die Sprecherin.

Ebenfalls keine Verschrottung in Gießen

Auch die Stadt Gießen beabsichtigt nach eigenen Angaben derzeit keinen Verkauf, Schenkung oder gar Verschrottung dieser hochwertigen Geräte. Die rund 170 Filter vorwiegend in Schulen und Kindergärten würden instand gehalten. Sie «erfüllen nach wie vor den Zweck einer verbesserten Luftqualität», heißt es weiter. Die Filtergeräte würden «entweder genutzt oder abgeschaltet und stehen bei Bedarf weiterhin und kurzfristig zur Verfügung».

Ganz anders die Lage weiter nordöstlich: Die Stadt Kassel hat nach eigenen Worten seinerzeit «keine Corona-Luftfiltergeräte angeschafft». Das Umweltbundesamt empfehle diese nur für Räume, «die sich nicht ausreichend lüften lassen oder nicht über eine Raumlüftungsanlage verfügen. Solche Räume gibt es in den Kasseler Schulen nicht.»

«Effiziente Lüftung weit über die Pandemie hinaus»

Während der Pandemie hätten die Schulen auf zentrale Lüftungsanlagen mit ständigem Luftwechsel sowie auf Stoßlüftung über Fenster gesetzt, erklärt ein Sprecher in Kassel. Außerdem seien in 140 Klassenräumen an stark befahrenen Straßen, wo die Fenster wegen des Lärms nicht geöffnet werden könnten, professionelle «Kompakt-Lüftungsgeräte mit Wärmerückgewinnung» und gutem Schallschutz dauerhaft installiert worden. Diese «sorgen langfristig für gute Luft und effiziente Lüftung weit über die Pandemie hinaus», ergänzt der Sprecher.

Die Stadt Darmstadt hat nach eigenen Angaben während Corona rund 600 Luftfiltergeräte vornehmlich für Schulen und Kitas angeschafft. «Die Weiternutzung der Geräte, etwa aufgrund von Grippeviren oder Ähnlichem, liegt im Ermessen der jeweiligen Einrichtungen», erläutert ein Sprecher. Zurückgegebene Geräte würden vorerst «zentral eingelagert. Ein Verkauf oder Verschrottung ist derzeit nicht vorgesehen».

«Sehr leise und wartungsarm»

In der Landeshauptstadt Wiesbaden setzt das Umweltamt noch zwei Luftfilter bei Veranstaltungen mit vielen Besuchern ein, etwa beim «Weihnachtsdeko-Tauschtisch und Repair-Café. Die von uns angeschafften Geräte sind sehr leise und wartungsarm», erklärt ein Sprecher.

Über die Verwendung der rund 450 für Schulen besorgten Luftfilter sei noch nicht entschieden worden. Von den etwa 320 für Wiesbadener Kindergärten gekauften Luftreinigern «sind schätzungsweise noch 60 bis 70 Prozent funktionsfähig und werden auch in den Kitas noch vorgehalten», fügt der Sprecher hinzu. Acht Geräte seien zudem noch in Jugendzentren im Einsatz. Von Jens Albes, dpa

Der Luftfilter-Skandal: Wie das Umweltbundesamt den Einsatz der Geräte in Schulen schlechtredet – und was dahintersteckt

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Rüdiger Vehrenkamp
1 Monat zuvor

Meine Beobachtungen und Kenntnisse aus Schulen im Bereich Rhein-Neckar/Mannheim:

  • sporadische Anschaffung, manche Klassenräume in manchen Schulen haben Luftfilter, manche nicht.
  • Wartung: zu teuer
  • Abbau/Einlagerung: zu teuer

Zusammenfassung: Meist stehen sie ausgeschaltet im Raum herum und erinnern als monumentale Klötze an die Pandemie.

Prognose: In zehn Jahren stehen sie immer noch, belegt mit einer dicken Staubschicht.

Heide Blume
1 Monat zuvor

Genau so bei uns! Mochte sie auch nicht mehr als Dreckschleuder anmachen, da nicht gewartet. Ich habe dann veranlasst, dass sie in den Keller gestellt werden. Ich lüfte viel, woran mich eine CO2-Ampel erinnert.

Peace
1 Monat zuvor

Glaube ich nicht. Die nächsten Pandemien stehen schon in den Startlöchern. Und das wird auch nicht aufhören. Einige haben die Realität wohl noch nicht erkannt. Wird schon noch.

Leerkörper
1 Monat zuvor

Welche Luftfilter?

Hysterican
1 Monat zuvor
Antwortet  Leerkörper

Das Gleiche bei uns in der Stadt – das ostwestfälische Oberzentrum.

Was machen wir mit den 1000fach angeschafften Luftfilter? – In NRW ist das offensichtlich ein Luxusproblem … ob das Gerät in der Wandelhalle des NRW-Landtages wohl noch in Gebrauch ist …. neben den anderen 42 Geräten, die zwar im Landtag funktionierten – aber eben nicht in NRW-Klassenräumen?

Ich frage Hendrik Wüst einfach mal, wenn ich ihn das nächste Mal in unserer geneinsamen Heimatstadt Rhede an der Gudulakirche treffe.

Realist
1 Monat zuvor

“In Hessens größter Stadt Frankfurt werden einer Sprecherin zufolge Schulen gegenwärtig gefragt, ob sie ihre Filtergeräte weiter nutzen wollen. Falls nicht, können Dienststellen der Stadt sie bekommen.”

Da wird so mancher Schulleiter wohl demnächst vor die Wahl gestellt werden:
“Wollen Sie die kommunalen Mittel für neue Luftfilter und Wartung der Geräte oder doch lieber für die Reparatur des Daches und sanierte Toiletten?”

Lisa
1 Monat zuvor

Behaltet sie! Die nächste Pandemie kommt bestimmt..

Dirk Z
1 Monat zuvor
Antwortet  Lisa

Die Frage, ob die dann hilfreich sind weil ja unbekannt ist wie die Übertragungswegen zur Ansteckung sind und ob/ mit welchen Massnahmen man sich dann schützen kann.

Dil Uhlenspiegel
1 Monat zuvor

Pandemie? Die in fünf Jahren?

Lisa
1 Monat zuvor
Antwortet  Dil Uhlenspiegel

Es gibt einige Viren, die nur 1- 5 Mutationen davor sind.

Anika von Bose
1 Monat zuvor

In Niedersachsen wurden Klassenräume idR nicht „Coronasicher“ gemacht. Diskussionen um Trennschutzwände und mobile Luftfilter waren ziemlich zermürbend – angeblich in Schulen nicht wirksam anzuwenden. Während sich die Legislative von der Maskenpflicht befreite und Kommunal- und Landesparlamente mit Trennschutzwänden und Luftfilteranlagen nachgerüstet wurden, saßen unsere Kinder den Großteil der Schulzeit mit FFP2 Masken im Unterricht, die natürlich nicht vom Land finanziert wurden. Für den Schutz der Schulpersonals gab es dann noch entsprechende Mittel, aber für die Kinder? Nichts! Und statt jetzt zu schauen, dass man für die nächste Pandemie gerüstet ist, denkt man darüber nach was man mit den Altgeräten tun kann…verkaufen, einlagern oder verschrotten…

Lanayah
1 Monat zuvor

Mal abgesehen davon, dass wir keine bekommen haben, wären Luftfilter auch weiterhin sinnvoll. Es gibt ja nicht nur Corona (gibt es aber auch noch); sondern auch weitere Infektionskrankheiten mit denen Kinder gerne in die Schule geschickt werden.

Biene
1 Monat zuvor
Antwortet  Lanayah

Ich nutze die Geräte in den Klassenzimmern, die damit ausgestattet wurden, vorzugsweise im Winter: Erkältung und wenig effiziente Lüftungsmöglichkeiten, machen es sinnvoll, diese Geräte weiterhin zu nutzen.

Rainer Zufall
1 Monat zuvor

Also… Corona ist ja nicht weg. Ich sehe keinen Schaden darin, Filter während der Infektionssaisons laufen zu lassen.

Wäre ja nur dann schwierig, wenn zu laute Billiggeräte für Kinder angeschafft wurden, während sich die gewälten Verantwortlichen bessere Modelle gönnen …