Mädchen-Gang terrorisiert Oberschule – Kultusministerin verlangt hartes Vorgehen

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SANDE. An einer Schule in Friesland soll eine 14-Jährige von Mitschülerinnen schwer verletzt worden sein. Ermittelt wird auch wegen Bedrohung und eines geteilten Videos. Die Kultusministerin hat sich eingeschaltet – und fordert Härte.

Die Polizei ermittelt derzeit die genauen Umstände der Tat. (Symbolfoto) Foto: Shutterstock

Das Opfer soll Einblutungen  ins Gehirn und Quetschungen der Lunge erlitten haben. Nach Medienberichten wurden der 14-Jährigen die Verletzungen durch Tritte von Mitschülerinnen zugefügt (News4teachers berichtete). Wie die «Nordwest-Zeitung» und der NDR berichteten, wird die Schülerin im Krankenhaus behandelt. Zu dem Streit unter den 13- bis 15-Jährigen kam es laut Polizei am vergangenen Donnerstag an der Oberschule. Die sechs Beteiligten beschuldigten sich gegenseitig, sich beleidigt, geschlagen und getreten zu haben.

Die Polizei hatte zunächst von zwei Mädchen mit leichten Verletzungen berichtet. «Es ist durchaus üblich, dass wir erst im Laufe der Ermittlungen von schwereren Verletzungen erfahren, die uns mittels eines ärztlichen Attestes nachgewiesen werden», sagte ein Polizeisprecher. «Wir wünschen dem Mädchen gute Besserung. Das ist das Wichtigste!» Derzeit werde gegen drei Jugendliche im Alter von 13 bis 15 Jahren wegen gefährlicher Körperverletzung ermittelt.

Zahl der Gewalttaten an Schulen landesweit gestiegen

In Niedersachsen wurden im Jahr 2023 insgesamt 5.053 Straftaten im Schulkontext registriert. Darunter waren 2.680 sogenannte Rohheitsdelikte wie Körperverletzung oder Raub, 24 Prozent mehr als im Vorjahr. In den meisten Fällen waren die Verdächtigen männlich (77 Prozent). Auch zwei Drittel der rund 3.000 Opfer waren männlich. Neuere Zahlen des Landeskriminalamtes liegen nicht vor. Kultusministerin Julia Willie Hamburg (Grüne) kündigte Ende 2024 neue Regeln für den Umgang mit Gewalt an Schulen an (News4teachers berichtete).

Auch bei dem Fall in Sande wurde die Polizei zu der Schule gerufen. Einige der beteiligten Schülerinnen sind den Beamten schon länger bekannt. So soll bereits im November 2023 innerhalb der Mädchengruppe ein Gewaltvideo in einer gemeinsamen Chatgruppe verbreitet worden sein. Das Video zeige eine gewaltverherrlichende Tat, teilte die Polizei mit. Einen terroristischen Bezug habe der Staatsschutz bei einer Prüfung aber nicht festgestellt. Wie der Polizeisprecher sagte, liegt auch eine Anzeige wegen Bedrohung einer Lehrerin vor. Bei der Oberschule in Sande handele es sich aber insgesamt nicht um eine Problemschule.

Bildungsministerin Hamburg zeigte sich besorgt über den Fall in Sande. Sie sagte dem NDR, das Verbreiten eines solchen Videos sei an Schulen ebenso indiskutabel wie die gewalttätige Auseinandersetzung. «Insofern wird dort sicherlich mit Härte vorgegangen werden», sagte die Ministerin.

Im Bereich der Schule registrierte die Polizei seit Januar 2024 zwölf Taten von Körperverletzungen. Diese seien «teilweise wechselseitig und von denselben Personen» angezeigt worden. In einer sogenannten Fallkonferenz wollen die zuständigen Behörden und Organisationen das weitere Vorgehen besprechen. News4teachers / mit Material der dpa

Gewalt an der Schule: „In den Pausen demütigen sich Schüler auf den Toiletten, alles wird gefilmt” – eine Lehrerin berichtet

 

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Realist
16 Tage zuvor

Viele Schulen wären schon bereit zu “Härte”, wenn die übergeordneten Schulbehörde nicht entsprechende Ordnungmaßnahmen (Verweis von der Schule) regelmäßig einkassieren würden. Solche Ordnungsmaßnahmen werden den Schulen dann als “pädagogisches Versagen” vorgeworfen.

Also bleibt es beim Auschluss für einige Tage, eventuell ein, zwei Wochen vom Unterricht, was die Deliquenten eher als “Urlaub” betrachten…

Omg
16 Tage zuvor
Antwortet  Realist

Es fehlt in der Tat ein strukturiertes Umgehen damit. Erreicht werden könnte das, wenn Schuljuristen diese Fälle zu bearbeiten hätten und nicht dazu da wären, diese eher zu ver- oder behindern. Damit wäre die auch aktiv in die Gestaltung guter Schule mal eingebunden. die Zahl der fehlerhaften Maßnahmen würde sprunghaft fallen 🙂
Auch wäre wichtig zu betonen, dass Erziehungsberechtigte gleichzeitig auch zur Erziehung Verpflichtete sind – in der Tat können solche Eltern Schulen lahmlegen.

Andreas
16 Tage zuvor
Antwortet  Realist

So etwas ist leider zu erwarten bzw. befürchten. Wenn ich raten darf, ist bei den Eltern der Täterinnen zivilrechtlich auch nichts zu holen.

Lisa
15 Tage zuvor
Antwortet  Realist

Nur: Wenn man sie länger ausschließt, füllt man die Gefängnisse statt die Schulen. Ich bin sehr dafür, dass die Mitschüler vor Gewalt geschützt werden müssen. Diese Mädchengang ist für eine normale Schule nicht mehr tragbar. Aber es fehlen andere Strukturen und Ausweichmöglichkeiten. Vielleicht doch noch zurück zu Schullandheimen oder Makarenko? Er zumindest arbeitete mit verwahrlosten, kriminell gewordenen Bürgerkriegswaisen.
Ich finde es schlimm, dass wir bei Gewalt kein vorausschauendes Konzept entwickelt haben, alles so “wird schon gut gehen”

Dirk Z
15 Tage zuvor
Antwortet  Realist

Vielleicht wäre es sinnvoll, solche nachgewiesenen gewalttätigen Schüler von der Schule zu verweisen und ein Verbot auszusprechen, dass die betroffenen Schüler im Umkreis von 100 KM auf eine andere Schule können. Auf die Probleme, die dann bei den betroffenen Familien eintreten würden kann man dann leider keine Rücksicht mehr nehmen und zudem gilt eine Schulpflicht weiter mit (finanziellen) Sanktionen bei Nichtbefolgung. Die betroffenen Familien müssten dann ihr gewohntes Umfeld verlassen (umziehen). Das ist zwar heftig, aber im Interesse der Opfer von den betroffenen Familien zu erdulden.

Achin
16 Tage zuvor

Es zeigt sich immer wieder: Die Konfliktlinie gegen Ungerechtigkeit ist doch komplexer als “männlich vs. alle anderen”.

Nick
16 Tage zuvor

Das Jugendstrafrecht ist anzuwenden, zumindest für den 15jährigen Tatbeteiligten.

447
14 Tage zuvor
Antwortet  Nick

Die Kosten kann man sparen.

Mondmatt
15 Tage zuvor

Die Kultusminister haben in den letzten Jahren doch alle wirksamen Sanktionen von Seiten der Schule bis auf fast Null beschnitten.

Jetzt ein hartes Vorgehen der Schule zu fordern ist als wenn ich dem Metzger das Benutzen von Messer verbiete und dann energisch fordere, dass er die Schweine jetzt tot spucken soll.

Mika
15 Tage zuvor
Antwortet  Mondmatt

Oder er soll das Schwein totlabern.