
Zwei Tage nach dem Terrorangriff der islamistischen Hamas auf Israel 2023 geraten an einem Berliner Gymnasium Lehrer und Schüler aneinander (News4teachers berichtet) – am 24. Januar kommt es deswegen zum Prozess: gegen den Lehrer. Das teilte die Pressestelle der Berliner Strafgerichte mit. Die Staatsanwaltschaft wirft dem 62-Jährigen Körperverletzung im Amt vor.
Der Mann soll am 9. Oktober 2023 auf dem Schulhof in Berlin-Neukölln einem Schüler ins Gesicht geschlagen haben. Hintergrund war laut Anklage, dass der Jugendliche eine Palästina-Flagge präsentierte. Als der Lehrer ihn aufforderte, dies auf dem Schulgelände zu unterlassen, kam es demnach zur Auseinandersetzung.
Der Vorfall hatte seinerzeit für Schlagzeilen gesorgt. Eltern planten eine Demonstration. Die Polizei verbot diese jedoch aus Sorge vor antisemitischen Ausrufen, Gewaltverherrlichung oder Gewalttätigkeiten. Gleichwohl versammelten sich damals nach Polizeiangaben 30 bis 40 Menschen vor der Schule, und es wurden israelfeindliche Flugblätter verteilt.
Lehrer akzeptiert Geldstrafe nicht
Gegen den Lehrer erließ das Amtsgericht im Juli 2024 einen Strafbefehl. Danach sollte er eine Geldstrafe von 3.000 Euro (30 Tagessätze zu je 100 Euro) zahlen, wie eine Gerichtssprecherin auf Anfrage mitteilte. Dagegen legte er jedoch Einspruch ein, sodass es nun zum Prozess kommt. Dafür ist nach Gerichtsangaben bislang ein Verhandlungstag geplant.
Seit dem Terrorangriff auf Israel am 7. Oktober 2023 gibt es regelmäßig Demonstrationen in Berlin, und es werden vermehrt Straftaten im Kontext mit dem Gaza-Krieg registriert. Die Staatsanwaltschaft hat bislang mehr als 4.200 Verfahren erfasst. News4teachers / mit Material der dpa
Schülern Palästinensertücher verbieten? “Das ist eine Einladung zur Provokation”
Wenn ich mich noch richtig erinnere, wurde dem Lehrer wegen der Aufforderung, die Flagge wegzuräumen, mit dem Kopf ins Gesicht geschlagen und im Rahmen der Auseinandersetzung in den Bauch getreten.
Laut Tagesspiegel hat der Lehrer den Schüler nicht im Zuge einer Diskussion „einfach so“ ins Gesicht geschlagen.
Der Lehrer hat einem 14jährigen Schüler das Tragen von Palästina-Tuch um den Kopf und Palästina-Flagge als Umhang verbieten wollen – ca. eine Woche nach dem brutalen Überfall der Hamas auf Israelis. In meiner Erinnerung war es den Berliner Schulen damals freigestellt, dass Tragen solcher Symbole temporär zu verbieten, um Konflikte in den Schulen zu vermeiden. Ein 15-jähriger Mitschüler mischte sich ein und versetzte dem Lehrer einen Kopfstoß. Nach Polizeiangaben hat der Lehrer diesen Schüler geschlagen, und der 15Jährige hat ihn daraufhin in den Bauch getreten.
Ich fand das Urteil gegen den Lehrer damals schwierig, weil es Notwehr aushebelt. Und ja, ein trainierter 15Jähriger ist einem nicht kampfsporterfahrenem 62Jährigem da deutlich überlegen.
Was bedeutet so ein Urteil für mich? Muss ich mich als Lehrkraft jetzt verprügeln lassen, da ich bei Notwehr, um mein eigenes Leben zu schützen, ggf. „Körperverletzung im Amt“ begehe?
https://www.tagesspiegel.de/berlin/nach-streit-um-palastina-flagge-an-neukollner-schule-kopfnuss-schlage-tritte–lehrer-und-schuler-kommen-vor-gericht-13040569.html
Tatsächlich frage ich mich schon seit längerer Zeit:
WAS müssen sich Lehrkräfte eigentlich noch alles bieten lassen?
Wo leben wir eigentlich?
Es ist einfach unfassbar, zu welch zahnlosem Tiger der “Erziehungsauftrag” der Schule verkommt. Und dass dank der Justiz, den Schulverwaltungen und etlichen (zu vielen) “Erziehungsberechtigten”.
Mir fehlen die Worte, die ich hier noch öffentlich schreiben darf!
Anscheinend einen Rechstaat, wo man Schülern nicht ohne weiteres ins Gesicht schlagen darf =/
Drücke dem Kollegen die Daumen, den Fall zweifelsfrei aufzuklären!
“Nicht ohne Weiteres”? So war die Situation hier ja wohl nicht (s.o.).
Sah das Strafgericht in Berlin offensichtlich anders. :\
Aber dem Kollegen noch zynisch die Daumen drücken…sauber, Rainer!
Er geht in Berufung! Warum sollte ich ihm nicht wünschen, dass die Situation vorher falsch eingeschätzt wurde?
Einen Schüler schlagen ist keine Kleinigkeit, aber warum sollte jemand unschuldiges bestraft werden??
“Daraufhin sei es zunächst zu verbalen Streitigkeiten gekommen”
Ich denke, hier wird einiges zu klären sein.
Mich irritiert, dass der Schüler, der zuerst Körperverletzung beging, nicht entsprechende Konsequenzen zu erhalten schien – was die (wenuge) mir bekannte Berichterstattung betrifft.
Bin mir auch nicht sicher, woher Sie die Kampfsporterfahrung der Betroffenen kennen, aber es handelt sich ja erstmal um einen Konflikt zwischen Schüler und Lehrer.
Das Mitbringen einer Palastinenserflagge ist völlig daneben, einer “verbalen Streitigkeit” aber nicht unbedingt würdig. =/
“Das Mitbringen einer Palastinenserflagge ist völlig daneben, einer “verbalen Streitigkeit” aber nicht unbedingt würdig” – das verstehe ich nicht! Wenn etwas nicht in Ordnung ist (“völlig daneben”), reagiert man nicht “verbal”? Wie hätten Sie denn reagiert? Weggeschaut?
“Wenn etwas nicht in Ordnung ist (“völlig daneben”), reagiert man nicht “verbal”? Wie hätten Sie denn reagiert? Weggeschaut?”
Das verstehe ich nicht! Wenn etwas nicht in Ordnung ist (“völlig daneben”), reagieren Sie mit ausschließlich verbalen Streitigkeiten, die sich zu einer Schlägerei hocheskalieren?
Fällt Ihnen neben Wegschauen kein anderes Szenario ein? (augenroll)
Mir fällt tatsächlich im Moment nichts ei, außer den Schüler anzusprechen und ihn zu bitten, die Fahne wegzupacken. Was hätten Sie getan?
Das verstehen Sie unter der “verbalen Streitigkeit”, die der Eskalation vorausgegangen seien soll?
Haben Sie andere Informationen? Da es sich um einen erfahrenen Lehrer (62 Jahre alt) handelt und er wohl schon länger an eben dieser Schule tätig ist, gehe ich davon aus, dass er nicht masochistisch einen Streit vom Zaun gebrochen hat. Aber ich war ja nicht dabei …
Allerdings haben Sie die Frage noch nicht beantwortet: Wie hätten Sie sich verhalten, wenn zu diesem Zeitpunkt Sie an der Stelle des Lehrers gewesen wären? Wie hätten Sie den Schüler davon überzeugt, dass die Fahne auf dem Schulgelände nichts zu suchen hat?
@Rainer Zufall
Leider haben Sie bisher noch nicht geantwortet. Es hätte mich wirklich interessiert, wie Sie die Situation gelöst hätten. Vielleicht hätten Sie gewartet, bis ein Roboter-Lehrer dem Schüler klar gemacht hätte, dass die Fahne nicht auf den Schulhof gehört? Ich zitiere Sie aus dem anderen thread:
“… Studien andeuten, dass Schüler*innen Rückmeldungen oft besser von einer “fairen” Maschine annehmen können als von Menschen(ähnlichem Alptraummaterial)?”
Das wäre natürlich auch eine Lösung. Nur hatte der Lehrer hier diese Möglichkeit nicht!
“Haben Sie andere Informationen? ”
Dem Strafgericht in Berlin lagen wohl andere vor.
Zum Glück mussten Sie nicht vor Gericht, Sie hätten ja genauso reagiert (Ihnen fällt ja keine andere Handlung ein…)
Bei n4t stand, dass der andere Schüler sich einmischte und dem Lehrer einen Kopfstoß verpasste. Erst dann wehrte sich der Lehrer mit einer Ohrfeige. Welche Infos hat das Strafgericht?
Und wieder haben Sie keinen Vorschlag gemacht, wie man so eine Situation (provozierende Jugendliche auf dem Schulhof) löst? Sie werfen dem Lehrer vor, falsch gehandelt zu haben. Okay, mag sein (wir waren nicht dabei). Wie hätte er es aber richtig machen können? Sie scheinen ja zu wissen, was richtig und falsch in solchen Situationen ist. By the way, wie oft hatten Sie schon mal Pausenaufsicht in einem Brennpunktkiez inmitten pubertierender Jugendlicher?
“Bei n4t stand, dass der andere Schüler sich einmischte und dem Lehrer einen Kopfstoß verpasste”
Ist dem Strafgericht garantiert entgangen. Sie sollten hinfahren (augenroll)
Warum soll ich einer Rentnerin erklären, was sie in einer Situation tun sollte, die sie niemals erleben wird?
Aber sobald ich vor Gericht lande, gebe ich Ihnen bescheid 😉
(Schweigen werde ich in so einer Situation aber garantiert nicht!)
Sie sind ein echter “Team-Player” (egal bei welchem Thema, besonders aber auch beim Thema Inklusion). Sie lassen die anderen strampeln und kritisieren mit großem Abstand. Als Krönung kommt dann von Ihnen: “Das geht so aber nicht!” Immer mit dem leisen Unterton: “Ich hätte das so nicht gemacht!” – Aber wie Sie es selbst machen (würden), bleibt natürlich Ihr kleines Geheimnis. Danke für nichts! Solche Kollegen hatte ich schon zur Genüge. Die waren an meinen Schulen immer sehr “beliebt”. Da ich gut erzogen wurde, schreibe ich lieber nicht, wie man solche Menschen, wie Sie einer sind, bei uns nennt.
“Sie lassen die anderen strampeln und kritisieren mit großem Abstand. ”
Der Abstand ist nicht so groß wie der Ihre im Ruhestand.
“Da ich gut erzogen wurde, schreibe ich lieber nicht, wie man solche Menschen, wie Sie einer sind, bei uns nennt.”
Können Sie gerne, mich juckt das nicht 🙂
Vielleicht, aber nur vielleicht haben einige Kolleg*innen schon den geheimen Trick heraus, sich weder wegzuducken noch vor Gericht zu landen.
Wenn jemand in Arbeit sich darüber austauschen will, kann die Person gerne schreiben, aber wahrscheinlich gibt es hier 20 Personen, bei denen sie sich lieber Hilfe holen können ^^
Es juckt Sie nicht. Also okay – ich nehme mal den englischen Begriff – “übersetzen” können Sie es dann in einen passenden deutschen Begriff (gern auch in Dialekt): Sie sind in meinen Augen ein “Ultracrepidarian”!
“Ultracrepidarian”
Dass ich das nochmal irgendwo lese! 😀
*freu*
Ergibt das Ihrer Meinung nach Sinn, wenn Ihnen nach all Ihrer Erfahrung in dem Bereich nichts zwischen Streiten und Wegducken einfällt?
Was fällt Ihnen denn ein? Bitte, bitte erleuchten Sie mich! Mir fällt wirklich nichts anderes ein! Wie würden Sie denn in solch einer Situation handeln? Bitte bringen Sie mal ein Beispiel, wie so etwas Ihrer Meinung nach Ablaufen könnte, ohne dass es zu einer Eskalation kommt. Also bitte mal einen theoretischen positiven Gesprächsablauf zwischen Lehrer und den Schülern hier formulieren! (Bitte berücksichtigen Sie dabei sensibel das Alter, den ethnischen Hintergrund der Schüler und Ihre Kenntnisse aus Psychologie-Vorlesungen zum Thema Pubertät und Gruppendynamik, sowie das übersteigerte “Ehrgefühl” mancher Jungmänner). Nun los! Ich bin gespannt!
“Bitte berücksichtigen Sie dabei sensibel das Alter, den ethnischen Hintergrund der Schüler und Ihre Kenntnisse aus Psychologie-Vorlesungen zum Thema Pubertät und Gruppendynamik, sowie das übersteigerte “Ehrgefühl” mancher Jungmänner”
Ihnen fällt NICHTS ein außer verbalen Streit und wegducken und stellen solche Forderungen in den Raum.
Wundern Sie sich ernsthaft noch, warum ich mir nicht die Mühe mache einer Rentnerin zu schreiben, die offensichtlich kein echtes Interesse hat?
Gute Nachricht, es wurde am Ende “nur” eine Geldauflage.
Sie müssen nichts Neues lernen 😀
Apropos: “Warum soll ich einer Rentnerin erklären, was sie in einer Situation tun sollte, die sie niemals erleben wird?” – im Gegensatz zu Ihnen habe ich verschiedenste kritische Situationen mit pubertierenden und/oder aggressiven Schülern in 40 Dienstjahren live erlebt – angefangen von diversen Beleidigungen, fliegenden Gegenständen und angedrohten Schlägen. Zum Glück für mich (und den jeweiligen Schüler) ging es ohne Verletzungen aus. Aber: im Falle eines Falles hätte ich von meinem Recht auf Notwehr Gebrauch gemacht. Dann wäre es wahrscheinlich so ausgegangen, wie für diesen Lehrer!
“Wenn etwas nicht in Ordnung ist (“völlig daneben”), reagiert man nicht “verbal”? Wie hätten Sie denn reagiert? Weggeschaut?”
Vierzig Jahre Diensterfahrung und Ihnen fällt ernsthaft nichts ein, als in eine “verbale Streitigkeit” einzusteigen, die sich zur Schlägerei hochschaukelte, oder sich wegzuducken…
Beneidenswert, wie konfliktfrei Ihre Dienstzeit verlief 🙂
“(Schweigen werde ich in so einer Situation aber garantiert nicht!)” – der betreffende Lehrer hat auch nicht geschwiegen!
Und er handelte so, wie sie gehandelt hätten.
Jetzt steht er vor Gericht.
Drücke die Daumen, dass er den Vorfall klären kann, aber optimal lief es – außer im Rahmen Ihrer Vorstellungskraft – nicht ab…
Eigentlich bedeutet es, dass der 62jährige Lehrer gut beraten gewesen wäre, wenn er nach dem Kopfstoß am Boden und anschließend mehrere Wochen den Dienst fern geblieben wäre.
Inklusive Anzeige wegen Körperverletzung, Klage auf Schmerzensgeld, Trauma das die Dienstfähigkeit in diesem Alter einschränkt, bleibendem Klingeln auf dem Ohr …
Dann wäre sein Problem jetzt das Problem der schlagenden Schüler und des Dienstherren.
Wenn man sicher sein könnte, dass auf einen am Boden Liegenden nicht getreten wird: ja, vielleicht.
Allerdings glaub ich da nicht dran.
Mit 62 muss man da schon abwägen. Einerseits sofortige Dienstunfähigkeit und Pensionierung ohne Abzüge, andererseits das Risiko bleibender Schäden. /S
Der Lehrer hat pragmatisch gesehen völlig dumm gehandelt – wahrscheinlich in der Atmossphäre der alten Bundesrepublik geistig eingeschlafen und erst rüde erwacht, als ihm die “neuen Herren” (inklusive Gericht) klarmachten, wie jetzt der Wind weht und wer der Boss im Ring ist.
Wie kann man so ****gesellschaftlich gespürlos*** sein als Lehrkraft?
Da stellt man sich in sicherer Entfernung daneben und ruft laut (damit man Zeugen hat): “Bitte tut das nicht. Bitte unterlasst das.”
Was natürlich nix bringt, ABER man kann das minutengenau dokumentieren. Zack, schon ist man unangreifbar.
Und nach Schlägen durch SuS ist man traumatisiert, ist doch eh klar.
Mich würde mal allein aus Gerechtigkeitsempfinden interessieren, was der betroffene Jugendliche als Strafe bekommen hat und wie bzw. ob der Umgang der Schülerschaft mit den Lehrern an dieser Schule sich verändert hat?
Gewalt und Gewaltverherrlichung kann nie die Lösung sein. Aber wenn nur einseitig von Seiten der Justiz vorgegangen wird, dann verstärkt dies m.M.n. nur weiter die Spaltung und den Zwietracht!
Zustimmung. Irritierend, wie wenige Informationen bezüglich einer Strafe hier vorliegen…
Das ist kein bisschen irritierend.
Verhandlungen vor dem Jugendgericht finden regelmäßig unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt (Par. 48 Absatz 1 JGG, verhängte Strafen werden i.d.R. zum Schutz des Jugendlichen nicht der Öffentlichkeit preisgegeben.
Letzteres wusste ich nicht. Danke
Irgendwie ist der Lehrer selber schuld, wenn er sich so naiv selbst in diese Situation bringt. Glaubte er ernsthaft, dass sich das Schulamt oder gar ein Gericht schützend vor ihn stellen würde? Lächerlich. Als alter Lehrer sollte er doch wissen, dass er in der Hackordnung ganz unten steht.
Hoffentlich hat ihm diese Erfahrung einen Denkanstoß gebracht, dass an ihn niemand denken wird, wenn er es nicht selbst macht. An seiner Stelle würde ich, nach so einer traumatischen Erfahrung, versuchen mich mit Krankschreibungen und Kuren irgendwie bis zur Pension/Rente durchzuschlagen und innerlich allem den Mittelfinger zeigen.
Absolut.
Komplett instinktlos, ich finde es einfach total überraschend und kurios.