“Standards überprüfen”: Bausenator sieht Sparpotenzial bei der Planung neuer Schulen

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BERLIN. Der Berliner Senat will beim Bau neuer Schulen weiter vorankommen. Der Bausenator ist überzeugt: Dabei ließe sich einiges an Geld sparen. Er hat auch Ideen, wie und wo.

Weniger ist mehr – meint der Berliner Bausenator. Foto: Shutterstock

Bei der Planung neuer Schulen ist aus Sicht von Berlins Bausenator Christian Gaebler mehr Sparsamkeit angesagt. Beim Schulbau gehe es deutlich voran, sagte der SPD-Politiker. «Wir müssen aber für die neuen Projekte, die jetzt noch ausgeschrieben werden, die Standards noch mal überprüfen.»

Dazu sei er mit der Bildungsverwaltung in der Abstimmung. Es sei eine Herausforderung für das nächste Jahr, endlich die gemeinsame Richtlinie für den Schulbau in einer neuen, etwas flexibleren Fassung herauszugeben. «Man muss da – auch angesichts der aktuellen Haushaltssituation – gucken, ob die Bildungsverwaltung an der einen oder anderen Stelle über ihren Schatten springt», sagte Gaebler.

«Überbordende Standards mal infrage stellen»

«Was nicht heißen soll, dass ich alle pädagogischen Standards über Bord werfen will, aber überbordende Standards tatsächlich mal infrage stelle.» Als ein Beispiel nannte der Senator das Thema Raumhöhen. «Dann die Frage, wie viel Bewegungsfläche eingeplant wird. Wie viel Fläche für die Mensa brauche ich tatsächlich?»

Gesprächsbedarf sieht der Bausenator auch bei den Compartment-Schulen. Bei dem noch vergleichsweise neuen Konzept sind gewissermaßen mehrere kleine – Compartments genannte – Schulen in einer großen untergebracht. Die einzelnen Compartments sollen flexibel nutzbar sein. Mensa und Fachräume teilen sich alle Schülerinnen und Schüler gemeinsam.

«Da stellt sich die Frage, ob man wirklich in einem Gebäude vier Lehrerzimmer braucht oder sechs, oder ob ich doch zu anderen Lösungen kommen kann, die das pädagogische Konzept nicht völlig über den Haufen werfen», sagte Gaebler.

«Manchmal streitet man sich um einen Quadratmeter»

«Es geht also vor allem um Raumfragen und auch Mindestmaße. Was setzt man als Mindestmaß pro Schüler an?» Manchmal streite man sich da um einen Quadratmeter, der aber in der Summe eine Menge ausmachen könne. «Das ist unser Hauptanliegen, dass wir da einfach flexibler werden», so der Senator.

«Das gilt auch für die Frage, ob ein Schulgebäude drei- oder vierstöckig sein darf. Klar brauchen die Kinder länger, wenn sie aus dem vierten Stock auf den Hof und dann wieder in den vierten Stock laufen müssen», erklärte Gaebler.

«Es gibt natürlich auch einen Fahrstuhl für die Barrierefreiheit. Aber wenn das Gebäude deswegen 10 Millionen mehr kostet, muss man sich überlegen, ob das dann schlau ist oder man nicht noch ein neues Gebäude daneben bauen muss.» News4teachers / mit Material der dpa

Podcast: Nur jedem 25. Schüler gefällt das Schulgebäude, in dem er den Tag verbringt – wie sieht der Lernraum der Zukunft aus?

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vhh
3 Monate zuvor

Wenn der Bausenator die Bildungsplanung macht…
https://www.berlin.de/schulbau/neubau/planungsvorgaben/190123_mrp_2018_textteil.pdf
Das hat sich der Bildungsbereich sicherlich nur so ausgedacht, als beliebige Wunschliste. Es gab bestimmt keine Expertenkommissionen, Befragungen, Abgleich mit Methodik usw. Den Ansatz mit den Teamräumen hat er schonmal nicht verstanden, wenn das für ihn nur überflüssige zusätzliche Lehrerzimmer sind. Auch sehr interessant, dass alle auf einen Fahrstuhl Angewiesenen nur im Zusatzbau Unterricht haben werden, muss eine gute Glaskugel sein. Beim vierten Stock hat sicher die eigene Brandschutzabteilung auch eine Meinung. Ob ihm wohl aufgefallen ist, dass alle SchülerInnen nahezu gleichzeitig in der Mensa auftauchen? Könnte er mal mit Klingel in der Baubehörde ausprobieren…Ach hättest du geschwiegen…

Rainer Zufall
3 Monate zuvor

“Dann die Frage, wie viel Bewegungsfläche eingeplant wird. Wie viel Fläche für die Mensa brauche ich tatsächlich?”
Wie hoch muss die Decke eines Landtages sein? (Auch wenn Schallschutz hier vielleicht einen Kompromiss schaffen kann)

“Manchmal streite man sich da um einen Quadratmeter, der aber in der Summe eine Menge ausmachen könne.”
Klingt ein wenig so, als wurde ein nicht unerheblicher Teil von Herrn Gaebler ausgehen…

JoS
3 Monate zuvor
Antwortet  Rainer Zufall

Ach da sind Sie jetzt auf einmal kritisch? Wenn aber Kinder mit Förderbedarf ohne Bereitstellung personeller Ressourcen in überfüllten Regelschulklassen geparkt werden, ist das für Sie “erfolgreiche Inklusion”.

Rainer Zufall
3 Monate zuvor
Antwortet  JoS

Ihr Vergleich hinkt.
Die Schule WIRD gebaut, die Kinder WERDEN alle dahingehen.

Ich kritisiere die Politik, WIE sie diesen Raum gestalten will. Schade, dass wir Ihrer Meinung nach hier nicht ähnliche Ansichten haben sollen

JoS
3 Monate zuvor
Antwortet  Rainer Zufall

Nö, der Vergleich passt. In beiden Fällen ist die Grundlage eine politische Entscheidung. Und Sie reflektieren eben nicht den gesamten Prozess der Entscheidungsfindung samt Umsetzung, sondern picken sich einen Einzelaspekt heraus, ohne die Umstände zu berücksichtigen.

JoS
3 Monate zuvor
Antwortet  Rainer Zufall

Nachtrag: An solchen Wortmeldungen wie der des Bausenautors könnten Sie übrigens auch erkennen, dass die Politik niemals bereit sein wird, die notwendigen Bedingungen für eine funktionierende Inklusion gemäß den angeblichen Vorgaben zu schaffen, selbst wenn die Demografie dafür günstiger wäre. Aber anstatt die Realität anzuerkennen und daran angepasste abgestufte Maßnahmen zu fordern, bleiben Sie und andere bei fundamentalistischen Maximalpositionen, die die Situation noch verschlimmern.

JoS
3 Monate zuvor
Antwortet  Redaktion

Wie oft wollen Sie denn noch mit dem angeblichen Menschenrecht auf “Inklusion” durch “einen Stuhl dazustellen” ankommen und dann klammheimlich aus der Diskussion aussteigen, wenn Sie argumentativ am Ende sind? Das ist wirklich ermüdend.

JoS
3 Monate zuvor
Antwortet  Redaktion

Frustrierend empfinde ich es, dass Außenstehende wie Sie immer wieder auf die leeren Versprechungen von Politiker*innen hereinfallen, mit deren Umsetzung wir in der Praxis dann alleine gelassen werden. Wären Sie wirklich bereit, die Steuern zu zahlen und die wirtschaftlichen Folgen zu tragen, die alleine eine konsequente Inklusion mit Doppelsteckung und dementsprechend hunderttausenden zusätzlichen Förderschullehrkräften (und dementsprechend größerem Fachkräftemangel in anderen Bereichen) erfordert? Das bezweifle ich nämlich stark.

JoS
3 Monate zuvor
Antwortet  Redaktion

Alles richtige Forderungen, aber alleine für 300.000 zusätzliche Lehrkräfte (konservativ gerechnet angesichts der derzeit 80.000 Förderschullehrkräfte) wären fast 20 Milliarden jährlich alleine für die Besoldung anzusetzen. Beihilfe und Pensionsrückstellungen kommen noch oben drauf. Dann würden natürlich noch zusätzliche modern ausgestattete Räumlichkeiten benötigt, mit den entsprechenden Kosten. Da kommen Sie mit Ihren Ansätzen nicht weit.

Aber selbst wenn Sie die Finanzierung irgendwie sicherstellen könnten: Den Personalbedarf angesichts der Demografie decken zu können ist nicht bzw. nur auf Kosten anderer Sektoren machbar, was wiederum die Steuereinnahmen gefährdet. Das lässt sich angesichts der harten Zahlen nicht wegdiskutieren.

Schotti
3 Monate zuvor
Antwortet  JoS

Es fehlen ja nicht nur Lehrkräfte, sondern auch Sicherheitskräfte, Informatiker, Verwaltungskräfte sowie medizinisches Personal, welches ja auch noch deutlich teurer als Lehrkräfte sind.

mx304
3 Monate zuvor
Antwortet  Redaktion

Sie gehören also zu den Salonlinken, die erst dann zufrieden sind, wenn die Wirtschaft eines Landes zerschlagen ist. Mal sehen, wie Sie dann Ihre Inklusion finanzieren wollen.

Rainer Zufall
3 Monate zuvor
Antwortet  JoS

“angeblichen Menschenrecht auf “Inklusion””

Einfach wow! Ich hoffe da reden Frust und Trotz aus Ihnen und keine echte Verachtung Ihrer Inklusionskinder 🙁

Rainer Zufall
3 Monate zuvor
Antwortet  JoS

Wenn wir diesen Bausenator für die Inklusion repräsentativ nehmen wollen – nur als Beispiel – kann er meiner Meinung nach für eine unzureichende Inklusion stehen, die nichts/ wenig kosten soll.
Die Annahme, es gäbe keine anderen Politiker*innen, teile ich nicht.
Der Glaube, man könne sinngemäß einfach keine Schulen mehr bauen, liegt nicht auf dem Tisch.

Sie betonen die Realität, aber träumen davon, die Schule in eine Zeit vor der Inklusion zurückdrehen zu können

JoS
3 Monate zuvor
Antwortet  Rainer Zufall

“kann er meiner Meinung nach für eine unzureichende Inklusion stehen, die nichts/ wenig kosten soll.”

Ja worüber reden wir denn die ganze Zeit? Solange Sie nicht schlüssig erklären können, woher der Nachwuchs und die Mittel für die bei einer Doppelsteckung benötigten mehreren hunderttausend Förderschullehrkräfte kommen sollen, plädieren Sie doch selbst für die Weiterführung des Sparmodells “Inklusion”.

“träumen davon, die Schule in eine Zeit vor der Inklusion zurückdrehen zu können”

Diese Unterstellung wird durch Wiederholung nicht wahrer. Ich träume davon, dass man aus den real vorhandenen Ressourcen für alle Betroffenen das beste Ergebnis herausholt. Das beinhaltet selbstverständlich auch höhere Bildungsausgaben als heute oder Ihrer “Zeit vor der Inklusion”, aber eben auf realistischer Basis.

Rainer Zufall
3 Monate zuvor
Antwortet  JoS

Wenn Sie eine bessere Schule/ Inklusion von verantwortlichen Politikern fordern, sind wir auf der gleichen Seite.
Ich kritisierte ja eben das Knapsen und Einsparen seitens des Bausenators.

Wenn Sie nicht das Ende der Inklusion wünschen, weiß ich ehrlichgesagt nicht, was Sie wollen.

Katze
3 Monate zuvor

“Es geht also vor allem um Raumfragen und auch Mindestmaße.”Ja, so ist das eben bei Käfighaltung. Der Schimmelreiter begegnet vielen SuS auch nicht nur im Deutschunterricht.
Bitte nicht zu vergessen!Prüfungen in Räumen mit hohen Decken führen zu schlechteren Ergebnissen.Schulklos brauchen ausreichend Werbeflächen für Kunstaktionen zur Nachwuchslehrkräftegewinnung.

Dil Uhlenspiegel
3 Monate zuvor

Waben. Bienen irren nicht.

Lisa
3 Monate zuvor

“Der Berliner Senat geht mit bestem Beispiel voran. Er räumt das Senatsgebäude zu Gunsten einer Schule und zieht selbst in einen sparsamen Neubau ein.
PS zur Deckenhöhe: Man muss bequem sitzen können. Aufstehen während des Unterrichts sollte man ja eh nicht. “

Hans Hoffmann
3 Monate zuvor
Antwortet  Lisa

Da lässt sich zu 2/3 des Raumes sicher eine Zwischendecke einziehen. Und – voila! – kann man zwei Klassen gleichzeitig unterr… äh … bespaßen.
Wahlweise geht auch ein Hochregallager.
Oder diese japanischen Sarghotels. Dann können die Schüler pennen und kriegen den Unterricht per Audio zugespielt. Lernen im Schlaf. Und die Lehrer spart man dann auch.
Toll!
So viele Möglichkeiten. Ich komm ja noch ins Schwärmen.

omg
3 Monate zuvor

Ein BEsuch beim Landrat und beim jeweiligen Minsiter im Büro zeigt dann aber, dass man dort selbst sehr hohe ANforderungen an das Arbeitsumfeld hat. Es ist mal wieder für eines der reichsten Länder der Welt nur noch zum heulen. Wir freuen uns, wenn im Winter über 16 Grad in den Räumen ist, und dann so ein Schmarn