“Das System entspricht nicht meinen Werten”: Warum eine junge Lehrerin den Schuldienst quittiert hat – ein Interview

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ERLANGEN. Rajka Stanić war Lehrerin in Bayern. Sie unterrichtete die Fächer Deutsch und Geschichte, knapp drei Jahre lang. Dann quittierte sie den Schuldienst, um als Doktorandin an die Hochschule zurückzukehren. Sie ist damit beileibe kein Einzelfall, wie eine aktuelle Studie über Abgänge aus dem Schuldienst zeigt (News4teachers berichtet) – sondern gehört zu einer wachsenden Gruppe. Wir sprachen mit Rajka Stanić über ihre ursprüngliche Motivation, Lehrerin zu werden. Und was dazu geführt hat, dass sie diese verloren hat.

Nach knapp drei Jahren den Schuldienst quittiert: Rajka Stanić. Foto: privat

News4teachers: Warum wollten Sie Lehrerin werden, als Sie ihr Lehramtsstudium antraten?  

Rajka Stanić: Ich habe immer schon gern mit Kindern und Jugendlichen gearbeitet und in meiner eigenen Jugend regelmäßig Nachhilfe in Deutsch und den modernen Fremdsprachen gegeben. Dabei habe ich das Interesse an diesen Fächern entwickelt und mir hat es einfach wahnsinnig viel Spaß gemacht, Wissen zu vermitteln und weiterzugeben. Für mich persönlich gehört das Lehrerdasein zu einer der sinnstiftendsten Tätigkeiten. Wir begleiten Kinder und Jugendliche auf ihrem Weg und sind ein Teil ihrer Entwicklung. Sie kommen als Kinder, sie gehen als junge Erwachsene. Wir lernen ihre Stärken, Talente und Fähigkeiten kennen und unterstützen sie, ihre Schwächen zu überwinden.

News4teachers: Wie waren Ihre Erfahrungen im Studium?

Rajka Stanić: Das Studium für das Gymnasiallehramt ist sehr stark auf die Fachwissenschaften ausgerichtet. Wir vertiefen unsere Kenntnisse in unseren Fächern sowie in allgemeiner Pädagogik, Schulpädagogik und Schulpsychologie. Allerdings kommen die Fachdidaktiken meiner Meinung nach viel zu kurz. Am Ende des Studiums bin ich mehr Historikerin und Germanistin als Pädagogin. Am Gymnasium agiert man schließlich auch in erster Linie als Fachvermittler.

Das zweite Problem der Lehramtsausbildung besteht meiner Ansicht nach darin, dass Pädagogik, Psychologie und Didaktik überwiegend auf einer theoretischen Ebene behandelt werden. Es fehlt oft an einer Verbindung zur Praxis. So lernen wir den Unterrichtsalltag erst relativ spät kennen. Ein einfaches Beispiel, an dem viele Studierende und auch Referendar*innen scheitern, ist die Konzeption einer Unterrichtsstunde. Wie baue ich eine Unterrichtsstunde sinnvoll auf? Einstieg, Erarbeitung, Sicherung, Vertiefung, Transfer – das klingt in der Theorie einfach, aber in der Praxis ist es deutlich komplexer.

Ich bin der Meinung, dass Studierende frühzeitig die Möglichkeit erhalten sollten, ihr theoretisches Wissen in der Praxis anzuwenden. Das Ganze muss dann aber auch durch Nachbereitung ergänzt werden, etwa durch Reflexion und Feedback, denn nur so wird es wirklich effektiv und gewinnbringend.

“Man kann als Lehrkraft nicht so viel anders und besser machen, wie man es sich vorgenommen hat”

News4teachers: Haben Sie während des Studiums Praxiserfahrungen gesammelt, zum Beispiel durch Praktika an Schulen?

Rajka Stanić: Es gibt drei verschiedene Praktika: das Orientierungspraktikum, das pädagogisch-didaktische Praktikum, das als Blockpraktikum durchgeführt wird, und das studienbegleitende Praktikum. Aus meiner Sicht ist das jedoch viel zu wenig. Zudem hängt die Qualität stark von der Schule und der betreuenden Lehrkraft ab. Häufig besteht das Praktikum nur aus Hospitationen. Das bedeutet, dass man während der Praktikumszeit nur selten als Lehrperson selbst aktiv wird.

News4teachers: An der Uni Bochum gab es bis vor Kurzem ein Projekt, bei dem Lehramtsstudierende zu Unterrichts- und Lernhelfern ausgebildet wurden. Diese wurden während ihrer Arbeit in Schulen begleitet. Hätten Sie so etwas als hilfreich empfunden?

Rajka Stanić: Ja, das ist definitiv sinnvoll. Ich war für kurze Zeit an einer Mittelschule, und dort hatten wir sogenannte BUTs – Studierende, die die Lehrkräfte im Unterricht unterstützten. Dadurch erhält man wertvolle Einblicke und kann auch selbst aktiv werden.

News4teachers: Aber diese Möglichkeit hatten Sie während Ihres Studiums nicht?

Rajka Stanić: Nein, leider nicht. Es gab damals die sogenannte Lehrwerkstatt. Man war, soweit ich mich erinnere, ein oder zwei Semester lang für einen Tag pro Woche an einer Schule. Allerdings ließ sich das organisatorisch nur schwer mit dem Stundenplan vereinbaren, weshalb ich daran nicht teilgenommen habe.

News4teachers: Haben Sie während des Studiums schon darüber nachgedacht, ob die Berufswahl die richtige für Sie ist? Oder waren Sie zu dieser Zeit noch entschlossen, Lehrerin zu werden?

Rajka Stanić: Es gab definitiv Momente, in denen ich das System hinterfragt habe – vor allem während der Praktika an den Schulen. Aber als junger, motivierter Mensch denkt man: „Okay, ich mache es anders, ich mache es besser.“ Doch dann merkt man schnell, dass das System einem Grenzen setzt. Man kann nicht so viel anders und besser machen, wie man es sich vorgenommen hat, auch wenn man das möchte und hinter seinen Ideen steht.

News4teachers: Gab es während des Studiums konkrete Momente, in denen Sie dachten: „Das läuft nicht so, wie ich mir das vorgestellt habe“?

Rajka Stanić: Ja, auf jeden Fall. Ich bin immer wieder unzufrieden nach Hause gegangen. Das Studium war viel zu theoretisch ausgerichtet. Oft habe ich mich gefragt: „Was soll ich damit jetzt konkret in der Schule anfangen?“ Die Seminare behandelten oft sehr spezielle Nischenthemen, die man im Schulalltag niemals anwenden würde. Das war frustrierend.
Ein Beispiel ist das Thema „Frauen in der Antike“ im Geschichtsseminar. Das war unglaublich interessant, aber für den Unterricht in der Schule völlig irrelevant. Ähnlich war es in den Didaktik-Examenskursen. Dort ging es hauptsächlich darum, alte Staatsexamensaufgaben durchzuarbeiten. Das war sehr oberflächlich und hat mir für das Staatsexamen selbst wenig gebracht.

“Es war hart, die Frustration und Enttäuschung in den Augen der Schüler*innen zu sehen”

News4teachers: Und dann kam das Referendariat. Hatten Sie am ersten Tag direkt einen Praxisschock?

Rajka Stanić: Ja, irgendwie schon. In der ersten Woche hospitiert man nur und wird langsam an den Unterricht herangeführt. Das erste Halbjahr verbringt man an der Seminarschule, wo man noch weniger eigenständig unterrichtet. Im Einsatzjahr ist man dann völlig auf sich gestellt. Man hat dann eigene Klassen, und das ist eine komplett andere Herausforderung.

News4teachers: Was hat Sie in dieser Zeit besonders beschäftigt?

Rajka Stanić: Vor allem die Momente, in denen ich unzufrieden nach Hause gegangen bin, weil ich das Gefühl hatte, Schüler X oder Y nicht gerecht geworden zu sein. Es war hart, die Frustration und Enttäuschung in den Augen der Schüler*innen zu sehen.

Ein Beispiel, das mir besonders in Erinnerung geblieben ist, betrifft den Deutschunterricht. Dort sitzen oft Kinder und Jugendliche, die erst seit kurzer Zeit in Deutschland leben und die Sprache noch nicht ausreichend beherrschen. Trotzdem sind sie in der Regelklasse. In der achten Klasse beispielsweise schreiben wir von Anfang an anspruchsvolle Aufsätze, wie den materialgestützten informierenden oder argumentierenden Aufsatz.

Das ist eine äußerst komplexe Aufgabe. Die Schüler*innen müssen auf Basis von Materialien, etwa Statistiken, Karikaturen oder Texten,  eigenständig einen Aufsatz verfassen. Dabei ist es wichtig, einen klar erkennbaren roten Faden zu entwickeln. Beim informierenden Schreiben müssen die Informationen sinnvoll gegliedert und geordnet werden, während beim argumentierenden Schreiben überzeugende Argumente nach der sogenannten TAB-Formel formuliert werden sollen. Dazu kommt der Adressatenbezug sowie die sprachliche Ebene: Rechtschreibung, Zeichensetzung, indirekte Rede, Subjunktionen und Konjunktionen.

Das ist selbst für Kinder und Jugendliche mit Deutsch als Muttersprache schwierig. Für Schülerinnen und Schüler, die die deutsche Sprache erst lernen, ist es nahezu unmöglich. Deshalb frage ich mich, warum wir solche Schüler*innen nicht aus der Regelklasse herausnehmen, um sie gezielt auf ihrem Niveau zu unterrichten und schrittweise an die deutsche Sprache heranzuführen. Nur so hätten sie eine echte Chance.

Ich war während meines Referendariats an verschiedenen Gymnasien in München, Nürnberg und Ingolstadt eingesetzt. Dort hatte ich meine eigenen Klassen, und da habe ich zum ersten Mal richtig gemerkt, was es bedeutet, in der Praxis zu unterrichten.

News4teachers: Was genau meinen Sie damit?

Rajka Stanić: Einerseits die allgemeinen Herausforderungen im Unterricht, andererseits auch den Umgang mit politischer Bildung, insbesondere in Bayern. Rechtsextremes Gedankengut ist keine Ausnahme mehr, und das ist eine große Herausforderung für uns Lehrkräfte.

News4teachers: Für Sie als Geschichtslehrerin sicher ein besonders relevantes Thema, oder?

Rajka Stanić: Absolut. Die letzten Juniorwahlen haben das deutlich gezeigt: Die AfD wurde zur zweitstärksten Kraft gewählt. An einzelnen Gymnasien hat sie sogar rund 30 Prozent der Stimmen erreicht. Bayerns Reaktion darauf ist jedoch ernüchternd. Man hat die sogenannte Verfassungsviertelstunde ins Leben gerufen.

“Es ist schlichtweg unmöglich, in 15 Minuten aktive und effektive politische Bildung zu betreiben”

News4teachers: Was halten Sie von diesem Konzept?

Rajka Stanić: Als Geschichtslehrerin halte ich das für völlig unzureichend. Es ist schlichtweg unmöglich, in 15 Minuten aktive und effektive politische Bildung zu betreiben. Das Interesse der Schüler*innen ist jedoch eindeutig vorhanden. Aus meiner Erfahrung sind politische Diskussionen immer sehr lebendig und intensiv.

Die Landesschülerkonferenz, die die Schülerschaft Bayerns vertritt, hat sogar gefordert, aktuelle politische Themen in allen Fächern zu integrieren. Ich halte diese Forderung für sinnvoll. Den Schüler*innen sollten viel mehr Gelegenheiten geboten werden, sich intensiv mit politischen Themen auseinanderzusetzen, aber nicht in Form von 15 Minuten pro Woche. Das ist meiner Ansicht nach weder ausreichend noch praktikabel.

News4teachers: Warum ist das Ihrer Meinung nach nicht praktikabel?

Rajka Stanić: Zum einen ist es eine zusätzliche Belastung für die Lehrkräfte. Diese Verfassungsviertelstunde ist fächerübergreifend organisiert, und jede Woche ist ein anderes Fach zuständig. In einem einstündigen Unterricht geht dadurch praktisch die Hälfte der Stunde verloren. Es bleibt also kaum Zeit für den eigentlichen Fachunterricht.

Zum Anderen halte ich das Konzept für ein reines Feigenblatt, ein politisches Kalkül, das nicht durchdacht ist. Es wird behauptet, dass die Verfassungsviertelstunde ein ergänzendes Element der politischen Bildung sei. Doch das erschließt sich mir nicht. Politische Bildung ist im Lehrplan nicht ausreichend verankert. Wie kann also etwas „ergänzend“ sein, wenn die Grundlage dafür fehlt?

Politische Bildung taucht zwar theoretisch auf, scheitert aber in der praktischen Umsetzung. Das zeigt sich an den Ergebnissen der Juniorwahl und auch an dem Ranking zur politischen Bildung, das von der Uni Bielefeld erstellt wurde. Bayern hat dort sehr schlecht abgeschnitten. Die Verfassungsviertelstunde ist definitiv keine Lösung.

News4teachers: Haben Sie sich als Lehrerin dadurch manchmal gegängelt oder von Vorgaben überwältigt gefühlt, die Ihrer Ansicht nach wenig sinnvoll sind? Haben Sie sich wie ein Rad im Getriebe eines Systems gefühlt, das ineffektiv arbeitet?

Rajka Stanić: Ja, auf jeden Fall. Ich frage mich ernsthaft, welches Ziel diese Verfassungsviertelstunde verfolgt und welches Bild sie nach außen vermittelt. Welchen Stellenwert hat politische Bildung, wenn wir ihr gerade einmal 15 Minuten widmen? Ein Blick in die Stundentafel macht zudem deutlich, wie sehr das Fach “Politik und Gesellschaft” vernachlässigt wird. Je nach Schulart wird es erst ab der zehnten Klasse überhaupt zum Pflichtfach – und dann wird es auch nur einstündig unterrichtet. Eine Ausnahme bilden lediglich die sozialwissenschaftlichen Gymnasien.

Ich frage mich, warum wir nicht bereits am Ende der Unterstufe oder in der Mittelstufe mit politischer Bildung beginnen. Warum widmen wir diesem wichtigen Fach nicht mehr Stunden? Nur so kann politische Bildung sinnvoll in den Lehrplan integriert werden.

News4teachers: Waren diese Erfahrungen für Sie demotivierend und haben Sie dazu veranlasst, den Schuldienst zu quittieren?

“Schule ist stark defizitorientiert. Wir sollten uns fragen, wie wir Ressourcen stärken können”

Rajka Stanić: Ja, weil ich das als den falschen Ansatz empfinde. Es ist nicht durchdacht, nicht im Sinne der Schüler*innen und auch nicht im Sinne der Lehrkräfte.

News4teachers: Wie würde denn eine Schule aussehen, an der Sie geblieben wären? 

Rajka Stanić: Schule muss sich meiner Ansicht nach grundlegend verändern. Das Lernen sollte nachhaltig gestaltet sein. Wir müssen den Fokus stärker auf den Lernprozess legen, damit die Ergebnisse auch dauerhaft Bestand haben. Im Moment ist es so, dass kleine und große Leistungsnachweise die Noten bestimmen – und diese Noten entscheiden dann über den Erfolg der Schülerinnen und Schüler. Das finde ich problematisch. Schule ist zudem stark defizitorientiert. Wir sollten uns fragen, wie wir Ressourcen stärken können.

Außerdem stelle ich mir die Frage, ob der Lehrplan überhaupt noch ein zeitgemäßes Instrument ist. Er ist starr, bietet kaum Raum für Flexibilität und berücksichtigt die Bedürfnisse der Schülerschaft kaum. Warum clustern wir Schüler nach Jahrgangsstufen oder Alter? Der Eine ist in einem Fach weiter, der Andere in einem anderen. Es macht keinen Sinn, das so einheitlich zu behandeln.

Ein weiteres Problem ist die Lehrplandichte. Sie setzt uns Lehrkräfte unter enormen Zeitdruck, weil wir alles schaffen müssen – selbst wenn einige Schüler*innen dabei auf der Strecke bleiben. 

News4teachers: Und was ist mit der Leistungsbeurteilung? 

Rajka Stanić: Auch hier sehe ich grundlegende Probleme. Viele sehen Noten als Motivation oder als Feedbackinstrument. Ich sehe das anders. Wenn ein Schüler kontinuierlich schlechte Noten bekommt und Misserfolge erlebt, trägt das aus psychologischer Sicht nicht zur Entwicklung eines positiven Selbstkonzepts bei. Es verursacht psychischen Druck und Stress. Hinzu kommt das Konkurrenzdenken. Ich glaube, dass dies kontraproduktiv für den Klassenverband ist, weil es die Zusammenarbeit und das Miteinander beeinträchtigen kann. 

News4teachers: Also werden aus Ihrer Sicht auch Future Skills wie Teamwork nicht ausreichend gefördert, während Einzelkämpfertum und Konkurrenzdenken im Vordergrund stehen?

Rajka Stanić: Genau, ja. Und das führt auch zu diesem sogenannten Bulimielernen – ein oberflächliches Lernen, bei dem Inhalte für Prüfungen auswendig gelernt und danach wieder vergessen werden. Wir sollten viel mehr daran arbeiten, dass Schülerinnen und Schüler vernetzt denken, problemlösendes Denken entwickeln und Handlungskompetenz erlernen. Sie sollen wirklich auf das Leben vorbereitet werden – und das erreicht man nicht durch eine Schulaufgabe am Ende einer Unterrichtssequenz.

News4teachers: In Summe war das also ein System, in dem Sie nicht mitwirken wollten?

Rajka Stanić: Genau, das entspricht nicht meinen Werten. Ich sehe mich darin einfach nicht – und deshalb bin ich gegangen. Trotzdem liegen mir die Kinder und Jugendlichen weiterhin sehr am Herzen.

News4teachers: Könnte Sie vielleicht eine Reformschule locken, die Ihre Vorstellungen umsetzt?

Rajka Stanić: Tatsächlich gab es solche Angebote. Das klingt auf den ersten Blick auch sehr attraktiv, aber es würde ja nichts am eigentlichen Schulsystem ändern. Ich bin der Meinung, dass sich die staatlichen Schulen ändern müssen. Das Problem muss an der Wurzel angepackt werden. Deshalb ist für mich ein alternatives pädagogisches Konzept aktuell keine Lösung.

News4teachers: Sondern?

Rajka Stanić: Ich promoviere am Lehrstuhl für Neuere Deutsche Literaturwissenschaft. Die Arbeit wird von der LMU München und von der FAU Erlangen-Nürnberg betreut. Es geht um postmigrantische Literatur und die Konstruktion des Anderen im Diskurs über Literatur von Autor*innen aus dem ex-jugoslawischen Raum.

News4teachers: Und dann?

Rajka Stanić: Ehrlich gesagt lasse ich das gerade ein wenig auf mich zukommen. Ich habe in meinem Leben immer viel geplant, aber dieses Mal halte ich mir verschiedene Szenarien offen. Eine Rückkehr an die Schule ist nicht ausgeschlossen. Auch die Arbeit in der wissenschaftlichen Lehre wäre für mich interessant. Da hätte ich wieder das Unterrichten und das Vermitteln von Wissen und die Arbeit mit jungen Erwachsenen. Aber wer weiß, wohin der Weg mich führt. News4teachers-Herausgeber Andrej Priboschek führte das Interview.

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Eulisch
1 Monat zuvor

Ich bin nach vielen Jahren als Lehrer ausgeschieden. Lehrer zu sein bedeutet heutzutage aus meiner Sicht oft eine erhebliche gesundheitliche (mentale) Belastung, denn unser Schulsystem ist in vielen Bereichen völlig reformbedürftig und stellt Lehrkräfte vor große Herausforderungen. Mit einer durchschnittlichen Wochenarbeitszeit von rund 50 Stunden kommt man oftmals an seine Grenzen und verzichtet auf sein Privatleben – viele müssen ihre Stunden reduzieren, um überhaupt noch durchhalten zu können. Dennoch bleibt die Teilnahme an Konferenzen und anderen Verpflichtungen bestehen, während sich das Einkommen verringert.
Unter diesen Bedingungen kann ich derzeit leider niemandem mit gutem Gewissen empfehlen, Lehrer*in zu werden. Die hohe Zahl an Berufsabbrechern und der Lehrkräftemangel sind für mich inzwischen sehr nachvollziehbar. Ich ziehe in Erwägung, ein Buch darüber zu schreiben, welche strukturellen Probleme ich in meiner langjährigen Erfahrung als Lehrer wahrgenommen habe.
An sich ist der Lehrberuf wunderschön – doch der eigentliche Unterricht rückt zunehmend in den Hintergrund. Stattdessen nehmen Bürokratie, Verwaltungsaufgaben und außerunterrichtliche Verpflichtungen immer mehr Raum ein. Dies ist nur mein persönlicher Eindruck nach vielen Jahren, in denen die Arbeitsbelastung stetig gestiegen ist, bis ich für mich eine Entscheidung treffen musste.
Auf die Gesundheit aller Lehrer*innen!

Melanie
1 Monat zuvor
Antwortet  Eulisch

Stunden zu reduzieren, um Beruf und Privatleben auf die Reihe zu bekommen ist kein Zustand, den man nur bei Lehrern findet.

Philine
1 Monat zuvor
Antwortet  Melanie

Und? Folgt daraus, dass man die Arbeitsbedingungen kritiklos hinnehmen sollte?

Hysterican
1 Monat zuvor
Antwortet  Philine

Für Melanie heißt es das im Bezug auf LuL auf jeden Fall.
Das hat sie in bereits diversen Posts so dokumentiert.
Für mich ist sie nicht mehr diskussionswürdig.

Eulisch
1 Monat zuvor
Antwortet  Hysterican

Es gibt ja Meinungen wie Menschen … ok … Aaaaaaber und trotzdem (die Lieblingswörter Vieler 🙂 🙂 …

an Euch nochmal alle mit vielem Dank !


Vielen Dank für die weiteren Gedanken und Rückmeldungen zu meinem vorherigen Kommentar! Es ist spannend (und gleichzeitig erschreckend), wie viele ähnliche Erfahrungen teilen.
Was mir dabei immer wieder auffiel: Neben der eigentlichen Lehrtätigkeit sind wir mittlerweile fast mehr Rechtsanwälte als Pädagogen. Datenschutz, Haftungsfragen, Aufsichtspflicht – jeder Schritt im Schulalltag ist mit rechtlichen Fallstricken gepflastert. Und auch wenn es kein Dienstvergehen ist oder war, sondern einfach die wahnsinnig hohe Zahl an Verpflichtungen, die wir in unserem Alltag jonglieren müssen – am Ende haftet immer die Lehrkraft, wenn etwas nicht richtig läuft.
Die Digitalisierung ist da nur ein weiteres Beispiel: neue Software, neue Vorgaben – und am Ende bleibt der Druck, alles korrekt umzusetzen. Dabei sollte unser Fokus doch eigentlich auf dem Unterricht liegen, oder?
Trotz allem: Ich bewundere jede*n, der oder die unter diesen Bedingungen weitermacht. Der Lehrberuf ist im Kern, wie gesagt, wunderschön, aber das Drumherum macht ihn zunehmend unmöglich. Vielleicht wird sich irgendwann etwas ändern – bis dahin bleibt wohl nur, sich gegenseitig zu unterstützen und die eigene Gesundheit nicht völlig zu opfern.
Auf alle, die tagtäglich ihr Bestes geben – und auf ein Bildungssystem, das hoffentlich irgendwann wieder den Fokus auf das Wesentliche legt!

Lösungen finden, nicht jammern (sagte man mir von oben)

Eulisch
1 Monat zuvor
Antwortet  Eulisch

A13 gewesen – Stufe 4 – Aufgegeben wegen einem System, das mir immer nur abverlangt hat all die treuen Jahre. Ausgenommen wie eine Weihnachtsgans wurde ich vom Staat in all den Jahren.

Eulisch
1 Monat zuvor
Antwortet  Eulisch

Danke ! IÍhr kennt doch Eure Eule Euli …

Unfassbar
1 Monat zuvor

Wie kommt es, dass eine Referendarin während des Referendariats an verschiedenen Schulen in drei verschiedenen und nicht einmal benachbarten Städten tätig ist? Zumindest in NRW ist ein Schulwechsel sehr selten.

Dennoch Hut ab, dass sie nach drei Jahren einen trotz der Begleitumstände sehr sicheren Arbeitsplatz aufgegeben hat und in die deutlich schlechter bezahlte und unsicherere Hochschullandschaft zurückgekehrt ist. Als promovierte Historikerin oder Literaturwissenschaftlerin muss man schon nach Stellen außerhalb des (Hoch-) Schulbereichs suchen, nach gut bezahlten und sicheren Stellen sowieso.

Sepp
1 Monat zuvor

Irgendwie absurd:

Die junge Frau beschwert dich über die hohe Fachlichkeit des Studiums und über spannende Nischenthemen, die vermeintlich nichts für die Schule bringen, was man bei Geschlechterrollen in der Antike durchaus hinterfragen sollte.
Und dann ermöglicht die hohe Fachlichkeit und Wissenschaftlichkeit des Studiums es ihr überhaupt erst, eine Doktorarbeit zu schreiben und sich dabei mit einem krassen Nischenthema zu beschäftigen.

Bla
1 Monat zuvor
Antwortet  Sepp

Fazit: Lehramt studieren, um Fachwissenschaftler zu werden?
Ja, irgendwie absurd … Allerdings bestätigt es allenfalls doch die Hauptaussage der (jungen) Frau?

447
1 Monat zuvor
Antwortet  Sepp

Sie ist doch der (hier mit ein bisschen Rebellionspathos daherkommende) Traumtyp der nächsten “Expertin”, von der wir in zehn Jahren dann hier und anderswo wieder schlaue Ratschläge lesen: Frau, Migrationshintergrund, passendes abseitiges Literaturinteresse, Schlagwörter sind parat (“nachhaltige Lernprozesse”, “Noten abschaffen”, Klassenstufen = Unfug, sogar die “leuchtenden Kinderaugen” kommen fast wörtlich vor usw. usw.).

Und sie hat völlig richtig erkannt:
Sie kann das offen angehen und zur Not ja auch “zurück”.
Sie ist klug, offensichtlich gut vorbereitet, risikobereit für die Karriere und kann sich absolut super präsentieren.
Von der hören wir noch, bestimmt.

Educater
1 Monat zuvor
Antwortet  447

Lieber höre ich von positiven Utopien als von dem destruktiv-negativen Frustgejammer, wie es hier einige immer wieder anstimmen. Dieser Defätismus ist nur noch nervig und i.d.R. alles andere als konstruktiv.
Wie man sich mit so einer Einstellung vor Jugendliche stellt, um diese auf die Zukunft vorzubereiten, ist mir schleierhaft und lässt sich vermutlich nur noch durch das Gehalt, den Beamtenstatus und/oder die Ferien erklären. Mit mehr Selbstachtung hätte man dieses System, dass einen so stresst, sonst doch schon längst verlassen.

447
1 Monat zuvor
Antwortet  Educater

Wenn man das tut, was im Schulsystem der ***tatsächliche Systemwille*** ist hat man null Probleme – und massiv weniger Stress.

(Wenn man “Stress” so sieht, dass es sich dabei um ungebührliche Ackerei/Nerverei über die normale Berufsausübung hinaus handelt)

Katze
1 Monat zuvor

Das System entspricht auch nicht mehr meinen Werten. Warum viele ältere Lehrkräfte den Schuldienst quittieren, hat ganz andere Gründe.“Das Studium für das Gymnasiallehramt ist sehr stark auf die Fachwissenschaften ausgerichtet.” So muss das auch sein dachten wir und starteten Mitte der 1990er Jahre im im Höheren Lehramt an Gymnasien, um junge Menschen beim Erwerb einer Studierbefähigung (nannte man damals auch Hochschulreife) zu unterstützen.
Dann wurden wir zu fachlich abgespeckten Dienstleistern und Erfüllungsgehilfen degradiert, welche alle chancengleich auf fachliches Mittelmaß ziehen sollten, um so die politisch gewollte Inflation der Bildungsabschlüsse voranzutreiben.
SuS, welche weder kognitiv noch emotional geeignet sind und über keinerlei Leistungs-und Anstrengungsbereitschaft verfügen, müssen doch Frustration und Enttäuschung erspart bleiben und auch sie “studierberechtigt” gepampert werden.
“Gleich klein – aber mit AbiturAbiturzeugnis – ein zunehmend ungedeckter Scheck!”
(News4teachers /März 2024)
Jede neue Reform-Sau ließ das Niveau weiter sinken. Während unsere selbstorganisiert lernenden SuS mit immer geringerem fachlichen Wissen bei latenter Selbstüberschätzung und ohne bösen Leistungsdruck immer kompetenzenkompetenter wurden, wurde uns immer öfter übel.“Es ist zunehmend hart, die Frustration und Enttäuschung in den Augen von intrinsisch motivierten, intellektuell begabten und leistungsfähigen Schüler*innen zu sehen, welche sich in diesem System zunehmend verarscht vorkommen müssen.”Läuft doch, jüngere Lehrer starten nicht an unseren Schulen und ältere neigen zum “Massenexodus.”
Da simmer bald dabei, dat is prima, viva Absurdia.

RSDWeng
1 Monat zuvor
Antwortet  Katze

Ein Kollege (Realschule, Bayern) sagte vor einigen Jahren: “Bei uns erhält jeder die Mittlere Reife, ob er will oder nicht.”
Ich bin mir sicher, dass dieser Satz mittlerweile auch an vielen Gymnasien gilt.”

Katze
1 Monat zuvor
Antwortet  RSDWeng

Ja, so ist es im Land der Schöndichter, Bildungsversenker und Notenverschenker.

RSDWeng
1 Monat zuvor
Antwortet  Katze

Und es ist politisch gewollt: Man braucht viele kritik- und ahnungslose Konsumenten für allen möglichen Unfug.

447
1 Monat zuvor
Antwortet  Katze

Hier empfiehlt sich ein Laserdrucker, um schöne Noten zeit- und kosteneffizient auszudrucken.

Se Länd
1 Monat zuvor

Chapeau!

DerechteNorden
1 Monat zuvor

Mein Fazit: In Bayern ist vieles anders.

ed840
1 Monat zuvor
Antwortet  DerechteNorden

Stimmt. Zum Beispiel wäre dort Politik und Gesellschaft am Gymnasum von 10 – 13 Klasse Pflichtfach, also in dem Alter wo junge Leute auch das Wahlalter erreichen. In anderen Bundesländern ist ja z.B. mit Ende der SEK 1 damit Schluss oder es bleibt laut einer Studie der Uni Bielfeld den Schulen überlassen ob sie das Fach überhaupt unterrichten wollen und wenn ja in welchem Umfang.

Realist
1 Monat zuvor
Antwortet  ed840

ob sie das Fach überhaupt unterrichten wollen und wenn ja in welchem Umfang”

Tja, was kürzt man denn bei Lehrkräftemangel zuerst? Die Pflichtfächer oder die Wahlfächer?

Oder ist der feuchte Traum der Bildungs”experten” mal wieder, dass die Lehrkräfte unbezahlt in ihrer Freizeit unterrichten, um die “Demokratie zu retten”? Wo sind eigentlich die Heerscharen an universitären und NGO-Politikwissenschaftlern, die freiwillig an die Schulen strömen um diese wichtige Aufgabe zu übernehmen? Ist doch sinnvoller als die x-Studie zu verfassen, die nicht einmal der Auftraggeber liest…

uesdW
1 Monat zuvor
Antwortet  ed840

Und dazu (PUG) die Verfassungsviertelstunde als Bonus obendrauf.

vhh
1 Monat zuvor

Unzufriedenheit mit den realen Bedingungen ist sicherlich eher normal als selten.
Die Promotion über “postmigrantische Literatur und die Konstruktion des…” zeigt aber auch nicht, dass jemand zur Verbesserung dieser Situation beitragen will, eher dass nun das eigene Nischenthema bearbeitet und vielleicht später zukünftige LehrerInnen damit beglücken werden.
Die erlebte eigene (scheinbare) Bedeutungslosigkeit ist ein Schock, sie sollte aber ein heilsamer Schock sein, der Perspektiven gerade rückt. Als Naturwissenschaftler weiß ich, dass in meinem Bereich große Durchbrüche immer langwierige Gemeinschaftsarbeit sind, der eigene Beitrag kann winzig sein. Ist das mit dem Projekt ‘Bildung’ oder ‘Persönlichkeitsentwicklung’ etwa anders? ‘Das finde ich falsch so, da mache ich nicht mehr mit’ – ok, konsequent, vielleicht etwas zu selbstsicher im Urteil, aber wo bleibt jetzt ‘ich arbeite dann anders daran weiter’?
Ich bohre lieber weiter dicke Bretter mit stumpfen Werkzeugen und weiß, dass es immer nur ‘besser’ nie ‘perfekt’ werden kann. Was ich vermitteln kann, ist wohl kaum ‘politische Bildung’, egal ob das 15 Minuten oder mehr sind. Alles was wir tun oder lassen hat eine Bedeutung, beeinflusst die Haltung unserer Schüler zu Konflikten, zu sozialer Verantwortung, da sind 15 Minuten expliziter Unterricht mit einem langweiligen Namen lächerlich. So etwas zu leisten, bei fast jedem Thema sinnvolle Verbindungen zum gesellschaftspolitischen Bereich zu ziehen, auch ziemlich eigenwillige Gedankensprünge aufzunehmen, das erfordert allerdings ein weiter gefächertes Interesse an vielen Dingen. Manchmal auch eine Missachtung des Lehrplans, bzw. eine Bewertung dieses meinen Schülern wichtigen Themas als soziales Lernen. Auch ‘Frauen in der Antike’ hat übrigens Relevanz, und sei es nur über die Gliederung dieses Themas in der Veranstaltung und deren Übertragung auf unsere Zeit. Ägypten hatte Pharaoninnen, wie viele weibliche CEO haben die größten Konzerne?
Die Sichtweise auf ‘bessere Schule’ ist sehr akademisch, viele ‘Buzzwords’ und gerade aktuelle Kritikpunkte. ‘Leistungsnachweise und Noten sind schlimm’, aber wäre alles besser, wenn sie weg wären? ‘Meine Schüler haben Probleme mit der Aufsatzform, die ich so im Studium gelernt habe?’-am Gymnasium…, was macht man da an einer Gesamtschule? Niveau und Hilfen anpassen, an die Förderschüler denken, usw. Nie gelernt, aber wenn das eine junge Frau gleich nach dem Studium nicht schafft…Vielleicht ganz gut an der Uni.

Pauker_In
1 Monat zuvor
Antwortet  vhh

Die erlebte eigene (scheinbare) Bedeutungslosigkeit ist ein Schock, sie sollte aber ein heilsamer Schock sein, 
“Giovanni, nimm Dich nicht so wichtig!” beruhigte sich der frisch gebackene Papst Johannes XIII selbst. Ein weiser Mann.

Heike
1 Monat zuvor
Antwortet  vhh

Danke! 100 Daumen hoch – mindestens!

Realist
1 Monat zuvor

Ok, die Dame hat das Schulsystem verlassen, weil sie dort keine Perspektiven für sich sah.

Aber:
Ich promoviere am Lehrstuhl für Neuere Deutsche Literaturwissenschaft.

Es geht um postmigrantische Literatur und die Konstruktion des Anderen im Diskurs über Literatur von Autor*innen aus dem ex-jugoslawischen Raum.”

Was soll denn damit die Perspektive sein? Und der Nutzen für das Bildungssystem?

Es klingt insgesamt eher wie eine Flucht vor den herrschenden Bedingungen an den Schulen und im Nachhinnein wird dann eine ex-post Rationalisierung geliefert, warum man so gehandelt hat und warum das richtig war.

Aber mit viel Öffentlichkeit gelingt vielleicht der dauerhafte Wechsel an die Uni oder an die Schulbehörde, dort kann man da ja dann die Schulen “beraten”, wie sie es “besser und richtig” machen…

Akyol
1 Monat zuvor
Antwortet  Realist

Als jemand, der selbst aus einer “orientalischen” Familie kommt, finde ich, dass sie auch ein richtig mieses Beispiel für erfolgreiche Migration ist. Mir geht es so dermaßen auf den Keks, und sie ist ja beileibe kein Einzelbeispiel (Staatsministerin für Migration, Flüchtlinge und Integration Reem Alabali-Radovan, Integrationsministerin Aminata Touré, Bundesbeauftragte für Antidiskriminierung Ferda Ataman, …), dass die einzige Qualifikation “Ausländer” zu sein scheint.

Warum promoviert Rajka Stanić nicht über Supraleiter?
Warum ist Reem Alabali-Radovan nicht Ministerin der Finanzen?
Warum ist Aminata Touré nicht Software-Unternehmerin oder Ingenieur?
Warum ist Ferda Ataman keine Mathematik-/Physiklehrerin geworden?

Ich finde, dass diese Leute schon fast beleidigend gegenüber allen anderen Menschen mit Migrationshintergrund agieren, die sich ihren Platz in der Gesellschaft hart erarbeiten und gerade nicht “anders” sein oder so wahrgenommen werden wollen und ich finde, dass diese Leute schon etwas spalterisches dadurch an sich haben.

Schlaubi
1 Monat zuvor

Sorry! Aber genau solche Personen bilden u.a. die angehenden Lehrkräfte an der Uni aus. Wo soll denn die Expertise aus der Schule herkommen?
Sicherlich wird sie die angehenden Lehrkräfte aus ihrem reichhaltigen Fundus an Schulerfahrungen teilhaben lassen und nicht zu theoretisch arbeiten.

Ich möchte nicht an einer Schule arbeiten, wo ich mich wohl fühle, wenn das Gesamtsystem nicht auch so ist… Was ist das denn für eine Einstellung?!

Alese20
1 Monat zuvor
Antwortet  Schlaubi

Ganz normal, würde ich sagen. Ich wechsle in der freien Wirtschaft doch auch den Job, wenn mir die Struktur des Unternehmens und mein Handlungsspielraum missfallen, auch wenn ich die Kolleg*innen mag.
Warum sollten das LuL nicht auch dürfen. Allerdings hätte ich mir an ihrer Stelle eher eine Reformpäd. Schule gesucht…

Die Balkon
1 Monat zuvor

Postmigrantische Literatur und die Konstruktion des Anderen. Das war die richtige Wahl.

Karl Heinz
1 Monat zuvor

“Haben Sie sich als Lehrerin dadurch manchmal gegängelt oder von Vorgaben überwältigt gefühlt, die Ihrer Ansicht nach wenig sinnvoll sind? Haben Sie sich wie ein Rad im Getriebe eines Systems gefühlt, das ineffektiv arbeitet?”

Schöne Suggestivfrage. 😉

An sich gehe ich ihre Kritik mit.
Schön analysiert und beschrieben.

Aber ihr Resümee kann ich beim besten Willen nicht ernst nehmen:

“Ehrlich gesagt lasse ich das gerade ein wenig auf mich zukommen.”
klingt m.E. eher nach Sinnsuche oder gar -krise.
Geschockt vom ersten Kontakt mit der pöhsen Realität im Schulaaltag muss man nun erstmal selisch flüchten in
“Neuere Deutsche Literaturwissenschaft. […] postmigrantische Literatur und die Konstruktion des Anderen im Diskurs über Literatur von Autor*innen aus dem ex-jugoslawischen Raum.”

WTF!?

Bla
1 Monat zuvor
Antwortet  Karl Heinz

Wissen doch viele nach dem “Exit” erstmal nicht wirklich so recht, was sie jetzt machen sollen …
Sehe ich als erste Reaktion nicht allzu unrealistisch.

Hans Malz
1 Monat zuvor

“Doch dann merkt man schnell, dass das System einem Grenzen setzt. Man kann nicht so viel anders und besser machen, wie man es sich vorgenommen hat, auch wenn man das möchte und hinter seinen Ideen steht.”

So! Gut erkannt. Das sollten sich alle, die ständig von den Lehrern irgendwas fordern alle mal hinter die Ohren schreiben.

Petra OWL
1 Monat zuvor

Es sind die fehlenden Aufstiegschancen und wenn es Aufstiege gibt sind die für zu wenig Geld.
Mein Mann hat Homeoffice und ist schon mehrmals aufgestiegen!!!
Lehrer ackern 5-6 Tage und korrigieren am 7 Tag für mittlerweile weniger Geld als ihre Generationen vorher, die dazu noch wertgeschätzt worden sind!!!
Ein Abstieg?

Küstenfuchs
1 Monat zuvor

In meinen Augen sind die Beschwerden, man würde fachlich keine Dinge lernen, die man später in der Schule braucht, ein Armutszeugnis. Ist es nicht so, dass man die fachlichen Inhalte des Schulunterrichts mit dem Erwerb des Abiturs eigentlich können sollte?

Wie erbärmlich anspruchslos soll denn ein Studium sein, beschränkte es sich aus fachlicher Sicht nur auf Lehrplaninhalte des Unterrichts?

GBS-Mensch
1 Monat zuvor

“Doch dann merkt man schnell, dass das System einem Grenzen setzt. Man kann nicht so viel anders und besser machen, wie man es sich vorgenommen hat, auch wenn man das möchte und hinter seinen Ideen steht.”

Jedes System setzt Grenzen!

Es ist auch nicht die Aufgabe von Lehrern, bei Beamten erst Recht nicht, das System zu verändern.

Mir klingt das immer wie gekränkter Narzissmus statt gescheiterten Idealismus.
Und ja, die Vorstellung alleine(!), die Welt aus den Angeln heben zu können, ist narzistisch, wenngleich es in einem bestimmten Alter normal zu sein scheint.
Es ist auch nicht gesund jeden Tag mit dem selbsauferlegten Druck herumzulaufen, die Welt retten zu sollen oder zu müssen.
Da hätte ich auch keine Freude am Job oder am Leben.

Mich weht auch hier der weit verbreitete Selbstbetrug unter angehenden Lehrern an: Ich will irgendetwas mit Kindern machen. Aber eigentlich will man sich mit Dingen beschäftigen, für die man sonst nicht bezahlt werden würde.

didaskalos
1 Monat zuvor

Die Geschichte der Pädagogik ist eng mit der Geschichte Philosophie verknüpft, doch die zunehmende Segmentierung der Studiengänge erschwert ein integratives Denken. Große Denkerinnen und Denker haben stets über disziplinäre Grenzen hinweg gedacht. Wer etwa die Relevanz der Geschichte der Frauen in der Antike für das Lehramt infrage stellt, blendet zentrale Themen wie Curriculumkritik, Mädchenbildung, Ethik, Politik und Sozialisation aus. Hannah Arendt sagte: „Alles Denken ist Nachdenken, der Sache nach – denken.“ Praxis und Theorie müssen zusammentreffen. Doch genau diesem reflektierten Denken wird kaum noch Raum gegeben.
Das Interview mit Rajka Stanić zeigt, wie Theorie oft als „realitätsfern“ gilt. Doch gerade die Theoriebildung – etwa in der historischen Bildungsforschung – beweist, dass pädagogisches Handeln stets in gesellschaftliche und kulturelle Kontexte eingebettet ist. Ohne Theorie bleibt Bildung eine bloße Methodensammlung ohne Tiefgang.
Die jahrzehntelange Reduzierung geisteswissenschaftlicher Inhalte in der Erziehungswissenschaft erweist sich zunehmend als problematisch. Die „empirische Wende“, die sich primär auf Daten stützt, zeigt bereits ihre Schwächen – im Klassenzimmer und an der Universität. Theorie ist kein überflüssiger Ballast, sondern essenziell, um Schule als einen Ort intellektueller und gesellschaftlicher Entwicklung zu begreifen. Wir tragen Verantwortung für kommende Generationen – dieser sollten wir uns bewusst sein.
In diesem Zusammenhang empfehle ich die tiefgründige Analyse einer Nicht-Pädagogin: Hannah Arendts ‚Die Krise in der Erziehung‘.

Realistin
1 Monat zuvor

Die Dame hat die 4-Tage Woche bitter nötig.

Teacher Andi
1 Monat zuvor

Ich sehe das ein bisschen anders. Im Studium Lehramt müssen wissenschaftliche Grundlagen gesetzt werden, das Manko, das ich sehe ist, dass vor dem Studium nicht Eignungsgespräche geführt werden, damit man den Studierenden nahebringt, was das Lehrerdasein eigentlich bedeutet, dann fangen vielleicht viele nicht dieses Studium an, weil sie ohne Aufklärung immer noch der Meinung sind, dass sie ihre Lieblingsfächer einfach mal so für Lehramt studieren.
Das Defizit sehe ich eher in der pädagogischen Ausbildung der Referendarzeit, die auch sehr theoretisch abläuft mit Inhalten, die eigentlich an der Uni abgedeckt werden können. Hier heißt es nämlich, den Lehramtsanwärter für die Praxis vorzubereiten und nicht wieder mit theoretischem Müll zuzuschütten. In meinem Referendariat musste man die Kompetenz mancher Semianrlehrer tatsächlich anzweifeln. Auch das gehört reformiert. Es sind nicht immer die Altgedienten und Ja-Sager die Besten.
Wenn ich die junge Dame so höre, dann kommt mir der Gedanke, dass sie wahrscheinlcih mit der Situation an der Schule überfordert ist, zumal mit Deutsch, einem sehr korrekturintensiven Fach. Die Schüler sind meist auch nicht geneigt, die tollen Vorbereitungen für den Untericht wertzuschätzen und schauen einen gelangweilt an. Das mag so mancher Junglehrer nicht verkraften. Früher haben wir uns da durchgebisssen und Erfahrung gesammelt, heute wird das Handtuch allzu schnell geschmissen. Und immer ist das System schuld, alles andere, nur man selbst hat natürlcih den richtigen Beruf gewählt. Wetten dass die Dame als Doktorandin auch wieder alle möglichen Missstände aufdecken wird?

Einer
1 Monat zuvor

Sie bemängelt das System und bei vielem stimme ich ihr zu. Aber die Schlussfolgerung den Job zu quittieren verstehe ich nicht.
Es gibt viele, viele Vorgaben, die erfüllt werden müssen. Aber letztendlich gestalte ich meinen Unterricht und wenn ich bei einem Thema sehe, dass meine Schüler noch Zeit brauchen, dann nehme ich mir diese Zeit auch. Natürlich nicht immer und die Zeit muss an anderer Stelle eingespart oder aufgeholt werden. Aber diese gestalterische pädagogische Freiheit muss sich jeder Lehrer nehmen.
Es gibt einen Lehrplan an den ich mich halte und ich bin für die zeitliche Umsetzung innerhalb meiner Lerngruppe verantwortlich – nicht das Land und auch die Kollegen der Parallelklassen auch nur bedingt.

Das ist eine Belastung, wenn man jedem einzelnen Schüler gerecht werden will. Ich sehe das so, dass mein Arbeitgeber durch die Vorgaben (Klassengröße, Ausstattung, ….) seinen Unwillen bekundet mir bei der Umsetzung des Lehrplanes zu helfen.
Ich kann es also auch nur versuchen und mein Bestes geben, aber ich werde mich nicht dafür aufopfern.