BERLIN. Die Kultusministerkonferenz (KMK) lehnt eine quantifizierte Fortbildungsverpflichtung für Lehrkräfte on top zum bestehenden Stundendeputat ab. Dies geht aus einem Schreiben der KMK an Prof. Susanne Lin-Klitzing, Bundesvorsitzende des Deutschen Philologenverbandes, hervor. Zuletzt war im Zusammenhang mit dem Digitalpakt über zusätzliche Fortbildungsverpflichtungen für Lehrkräfte diskutiert worden.

Der Philologenverband sieht durch den Brief die eigene Position untermauert, eine quantifizierte Fortbildungspflicht für Lehrkräfte abzulehnen. „Nun kann der Verband einen wichtigen Erfolg verbuchen: Die KMK lehnt eine quantifizierte Fortbildungspflicht für Lehrkräfte ab – und hält sie aus Sicht der KMK-Kommission Lehrkräftebildung auch aus verschiedenen Gründen für nicht tragfähig“, so heißt es in einer Pressemitteilung.
Lin-Klitzing betont: „Fortbildungszwang führt nicht zum Erfolg und ist häufig auch noch von Einseitigkeiten gekennzeichnet, so wie es die Forderung der ehemaligen Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger war, 30 Stunden Fortbildungsverpflichtung nur für Digitales vorzusehen.“
Hintergrund: Die FDP-Politikerin hatte im Zusammenhang mit dem (dann erst von ihrem Nachfolger Cem Özdemir, Grüne, erfolgreich zu Ende verhandelten) Digitalpakt von den Bundesländern verlangt, eine entsprechende Fortbildungsverpflichtung allen Lehrkräften aufzuerlegen – hochgerechnet ein Pendant zu geschätzt 20.000 Lehrerstellen plus 250 Millionen Euro Kosten für die Fortbildungen selbst. In der Einigung von Bund und Ländern ist der Passus nicht mehr enthalten (News4teachers berichtete).
Vor dem Hintergrund des Erfolgs für die Lehrkräfte, nicht noch mehr on top aufgebürdet zu bekommen, fordert der Deutsche Philologenverband die Politik gleichwohl auf, Verantwortung für attraktive, bessere und auch langfristige Fort- und Weiterbildungsangebote mit entsprechend guten Rahmenbedingungen für Lehrkräfte zu übernehmen.
“Fortbildungen, digitale und solche in Präsenz, bedürfen verbindlicher Qualitätsstandards”
„Schritt eins unseres Ziels ist vorerst erreicht! Doch es benötigt mehr“, erläutert Lin-Klitzing. „Qualifizierte Fortbildungsangebote bleiben ein wichtiges Thema – sowohl sogenannte ‚One-Shot‘-Mikrofortbildungen als auch Makroangebote, über einen längeren Zeitraum, die an verschiedenen Bedarfen gleichermaßen orientiert sein sollten, nämlich an individuell-fachlichen, schulinternen, dezentralen und zentralen Bedarfen. Dafür muss auch deren Finanzierung kontinuierlich in den Haushalten der Länder abgesichert sein. Fortbildungen, digitale und solche in Präsenz, bedürfen verbindlicher Qualitätsstandards. Dazu gehören auch die nötigen Zeitressourcen, nämlich Freistellungen für die Lehrkräfte, und adäquate Rahmenbedingungen wie eine Senkung des Unterrichtsdeputats.“
Nur so könnten Lehrkräfte in ihrem Berufsalltag nachhaltig unterstützt werden, was zur Stärkung des gesamten Bildungssystems beitrage. Denn gute und systematisch aufbereitete Fortbildungsangebote seien ein wesentlicher Beitrag zur Kompetenzentwicklung der Lehrkräfte und erhöhten zugleich die Attraktivität des Lehrberufs. „Aber“, so Lin-Klitzing, „die Rahmenbedingungen müssen stimmen. Dafür treten wir gemeinsam mit vielen Fachverbänden ein!“ News4teachers
Vor allem hatten die Minister:innen Angst vor der juristischen Klatsche, wenn diese angeordnete Mehrarbeit zu verhüten oder auszugleichen wäre! Da zieht man lieber zurück!
Ich glaube, man darf Lehrkräfte nicht unterschätzen, wenn es um das Lernen in der digitalen Welt geht. Sicher sind einige Fortbildungen sinnvoll. Aber wenn Lehrkräfte mir berichten, dass sie in solchen Kursen lernen, wie man eine E-Mail schreibt oder ein Quiz bei Kahoot anlegt, dann muss ich als Außenstehender diese Fortbildungen doch mal hinterfragen. Es mag ein paar ältere Kollegen im Lehrerzimmer geben, die kurz vor der Rente stehend wenig Berührungspunkte mit digitalem Unterricht haben und sicher dankbar für manch Angebot sind. Aber auch aus der sozialen Arbeit muss ich leider berichten, dass die meisten Fortbildungen im Nachgang eher eine Zeitverschwendung waren. Entweder wurden Dinge wiederholt, die bereits Teil von Studium und Ausbildung waren oder sie gestalteten sich als realitätsfern und ein Professor dozierte über pädagogische Theorien, mit denen wir im Alltag absolut nichts anfangen können.
Diese Plattitüde kann ich nicht mehr hören! Jüngere Lehrkräfte sind digital auf der Höhe, ältere haben wenig Berührungspunkte mit digitalem Unterricht. Das ist ebenso kurz gesprungen wie die Annahme, dass Jugendliche heute grundsätzlich- weil eben damit aufgewachsen- kompetent im Umgang mit digitalem sind. Sie können vieles, sind oft kreativ und fix z. B. beim Erstellen von Clips etc. Instas, Snaps etc. gehen ihnen leicht von der Hamd. Das Senden einer Mail mit Anhang, Office- Programme oder Recherchieren und Einordnen von Informationen ist ausbaufähig. Und digitaler Unterricht ist mehr als das Boars anzuwerfen oder ein Menti zu erstellen. Das können viele junge Kolleg:innen, alte aber auch. Fürs Kahoot brauche ich keinen Kurs, das kann ich allein. Ebenso wie Task- oder andere Cards.
Also bitte, lassen Sie diesen Unfug- es gibt überall solche und solche.
Grüße von einer Lehrkraft kurz vor der Pension.
Im Grunde wollte ich genau das mit meinem Post sagen. Entschuldigen Sie meine unklaren Formulierungen. Natürlich braucht keine gestandene Lehrkraft eine Fortbildung auf Anfängerniveau, nur werden mitunter wohl genau solche Themen behandelt – also völlig am Empfänger vorbei.
Alles klar- hab die Entrüstung grad wieder eingepackt 😉
Fortbildungszwang macht nur Sinn, wenn diese auch bezahlt werden können. Von ca 50 Euro pro Lehrer pro Jahr (in NRW) kann man aber keine Fortbildungen bezahlen. Und mehr Geld wird nicht in die Bildung investiert werden in den nächsten Jahren. Also bleibt nur die logische Schlussfolgerung die Fortbildungen freiwillig laufen zu lassen.
In Berlin gibt es eine Fortbildungsverpflichtung. Ist die damit hinfällig?
Ein weinendes und ein lachendes Auge….einerseits finde ich Fortbildungen so wichtig, andererseits gibt es viele schlechte oder sie wird nicht bezahlt. Und das Budget reicht bei weitem nicht.