Wirtschaftsweise drängt Merz zu mehr Bildungsausgaben – “Sonst reden wir über wirtschaftlichen Abstieg“

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BERLIN. Heute beginnen in Berlin die Sondierungsgespräche zwischen Union und SPD zur Bildung einer Koalition – und eine der führenden Ökonominnen in Deutschland, die Wirtschaftsweise Prof. Ulrike Malmendier, fordert von der künftigen Bundesregierung, stärker und verlässlich in Bildung zu investieren. „Wenn wir nicht endlich unsere Hausaufgaben machen, droht weitaus Schlimmeres als noch ein Jahr wirtschaftliche Stagnation“, sagt sie. Gut, dass bei den Sondierungen wenigstens eine ausgewiesene Bildungspolitikerin mitwirkt.

“Verbindliche Mindestausgaben für Bildung!”: Prof. Dr. mult. Dr. h.c. Ulrike Malmendier, Mitglied im Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung. Foto: Uwe Voelkner / bundesfoto

„Wenn wir nicht endlich unsere Hausaufgaben machen, droht weitaus Schlimmeres als noch ein Jahr wirtschaftliche Stagnation. Dann reden wir über wirtschaftlichen Abstieg“, so erklärt Malmendier mit Blick auf die ökonomischen und sicherheitspolitischen Herausforderungen gegenüber dem „Spiegel“.

Und was muss jetzt passieren? Ihre Antwort: „Drei Dinge sind jetzt besonders wichtig. Erstens müssen wir die Wirtschaftsunion der EU nun endlich vollenden. Und ich meine: wirklich vollenden. Wir brauchen einen harmonisierten Binnenmarkt mit einheitlichen Normen und einen echten europäischen Kapitalmarkt. Nur als gemeinsamer großer Markt können die europäischen Länder Anschluss an das Wachstum der USA schaffen. Zweitens braucht es in Deutschland dringend langfristig orientierte Investitionen. Ich denke an einen großen Fonds für Infrastruktur und verbindliche Mindestausgaben für Bildung. Und drittens müssen alle EU-Staaten wesentlich mehr in ihre Verteidigung investieren – und das vor allem zusammen organisieren.“

Die Forderung Malmendiers nach mehr und verlässlicheren Bildungsausgaben fügt sich in das Jahresgutachten des Sachverständigenrats Wirtschaft – den sogenannten Wirtschaftsweisen –, der die jeweiligen Bundesregierungen berät und dem die in der US-Spitzenuniversität Berkeley lehrende Wissenschaftlerin angehört.

«Die Schuldenbremse stellt die notwendige Priorisierung zukunftsorientierter Ausgaben nicht sicher»

«In Deutschland gab es in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten Versäumnisse in der Politik und in der Wirtschaft. Umso wichtiger ist es, die Modernisierung unseres Landes jetzt entschlossen voranzutreiben», sagte Prof. Monika Schnitzer, Vorsitzende des Sachverständigenrates, bei der Vorstellung des jüngsten Gutachtens. Der Staat müsse mehr investieren in wichtige Zukunftsvorhaben. Bisher seien in Deutschland öffentliche Ausgaben für Verkehrsinfrastruktur, Bildung und Verteidigung zu gering. «In allen drei Bereichen besteht ein hoher Nachholbedarf.»

Um den zu decken, müsse zunächst die Schuldenbremse gelockert werden. «Die Schuldenbremse zielt darauf ab, die Belastung zukünftiger Generationen durch eine zu hohe Staatsverschuldung zu verhindern. Zukünftige Generationen können jedoch ebenso durch zu niedrige zukunftsorientierte Ausgaben und unzureichende Instandhaltung der Infrastruktur belastet werden», erläuterte Sachverständigenrats-Mitglied Prof. Achim Truger. «Die Schuldenbremse stellt die notwendige Priorisierung zukunftsorientierter Ausgaben nicht sicher. Die Politik muss durch institutionelle Regeln dazu verpflichtet werden, ausreichende Mittel für zukunftsorientierte Ausgaben einzusetzen.»

Dass in Deutschland die zukunftsorientierten öffentlichen Ausgaben für Verkehrs­-infrastruktur, Bildung und Verteidigung zu gering ausfallen, hat laut Sachverständigenrat System: Ursache ist demnach, dass die Politik tendenziell Maßnahmen und Ausgaben bevorzugt, die der derzeitigen Wählerschaft zugutekommen.

«Ein sinnvoller Indikator in der Bildung könnte beispielsweise ausgehend von Mindestausgaben pro Schülerin und Schüler definiert werden»

«Dagegen werden zukunftsorientierte öffentliche Ausgaben, deren Nutzen erst langfristig eintritt, eher vernachlässigt. Institutionelle Vorkehrungen mit Bindungswirkung sollten absichern, dass ausreichende Mittel für zusätzliche investive Ausgaben aufgewendet werden, und zwar unabhängig von der konjunkturellen Lage. Diese Bindungswirkung kann über eine gesetzliche Verankerung erreicht werden. Die Ausgestaltung sollte auf die finanziellen Bedarfe, die administrativen Zuständigkeiten und die Anforderungen in den einzelnen Aufgabenfeldern abgestimmt werden», so schreiben die Wirtschaftsforscherinnen und Wirtschaftsforscher in ihrem Gutachten.

Und weiter: «Ein sinnvoller Indikator in der Bildung könnte beispielsweise ausgehend von Mindestausgaben pro Schülerin und Schüler definiert werden. Da diese Ausgaben größtenteils von den Ländern getragen werden, müssten angemessene Quoten auf dieser Ebene implementiert werden. Sie sollten länderspezifisch festgelegt werden, um regionale Unterschiede zu berücksichtigen, eine bundesweite Koordination wäre jedoch sinnvoll.»

Wie gut, dass wenigstens eine ausgewiesene Bildungspolitikerin bei den Sondierungen zwischen CDU/CSU und SPD mit dabei ist: Karin Prien, Bildungsministerin von Schleswig-Holstein und Vize-Vorsitzende der Bundes-CDU. News4teachers

Tschüss Schuldenbremse! Ökonomen (wie Hüther) fordern massive Investitionen in Bildung

 

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23 Kommentare
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Gelbe Tulpe
1 Monat zuvor

Bevor man mehr Geld ins Bildungssystem steckt, sollte man lieber mal die Unterrichtsmaterialien und den Unterricht verbessern.

Wenn ich an meinen Unterricht in Mathe und Physik in der Schule und später im Studium denke, viel auf, dass man immer das, was man im Unterricht aufgeschrieben hatte, aufwendig aufbereiten wurde, da einfach Ansätze, Überschriften und wichtige Zwischenschritte fehlten.

Mehr Lehrer bzw. Dozenten oder mehr Digitalisierung bringt überhaupt nichts, solange der Unterricht weitgehend unverständlich ist.

Se Länd
1 Monat zuvor
Antwortet  Gelbe Tulpe

Meines Erachtens wird das Grundproblem schon in der Grundschule gelegt. Viele SuS weisen schon dort große Defizite in der Vermittlungssprache Deutsch auf. Auch scheint es eine Korrelation zwischen abnehmendem Interesse an Mathematik und der Klassenstufe zu geben. Ich unterrichte Mathematik und Informatik und tausche mich sehr viel mit Grundschullehrkräften und Sekundarstufe I Lehrkräften aus. Ab Klasse 4 sinken bei vielen SuS Interesse und Motivation. Dazu gibt es jetzt keine Studien, viel mehr Erfahrungsberichte von den jeweiligen Lehrkräften. Der völlig unnötige Einsatz von Taschenrechner gekoppelt mit schwierigen Verhaltensweisen an den ISS sind ebenfalls nach einigen Erfahrungsberichten ein sehr ungünstige Kombination. Der Anteil der sich dann in die Oberstufe kämpft hat ganz schön was hinter sich. Ich klammer hier mal vorsichtig die (Elite)Gymnasien aus. Tja und dann? Dann ist man in der Oberstufe und der Mathematikunterricht wird von Jahr zu Jahr abstrakter. In der Oberstufe versuchen wir einen Übergang zum Studium zu erreichen. Da darf es auch mal abstrakt werden oder man streitet sich im positiven Sinne fachlich über Ansätze und Lösungen. Auch gute Unterrichtsmaterialien machen keinen guten Unterricht, denn dieser Prozess wird von allen Beteiligten geprägt. Diese Konsumhaltung nervt mich langsam.

Andreas
1 Monat zuvor
Antwortet  Se Länd

Die Begabung für abstrakt-logisches Denken im Speziellen, die kognitiven Grenzen im Allgemeinen und der notwendige Arbeitsaufwand zur Kompensation dieser Lücken treffen auf die Pubertät. Das ist eine Lose-Lose-Lose-Lose-Situation.

Se Länd
1 Monat zuvor
Antwortet  Andreas

Klingt klug, sagt aber nichts. Weniger Eloquenz, mehr Inhalt bitte.

Rainer Zufall
1 Monat zuvor
Antwortet  Gelbe Tulpe

Mit Verlaub, Ihre eigene Schulerfahrung als Schüler/in kann keine belastbare Aussage über ein ganzes Land darstellen.

Andreas
1 Monat zuvor
Antwortet  Gelbe Tulpe

Wieso sollen die Verlage Aufwand investieren für Inhalte, die nicht mehr vermittelbar sind und auch nicht mehr so direkt im Lehrplan stehen?

Katze
1 Monat zuvor

“Ein sinnvoller Indikator in der Bildung könnte beispielsweise ausgehend von Mindestausgaben pro Schülerin und Schüler definiert werden.”
Richtig, aber auch die Mindestanforderungen an die Qualität im Bereich fachlicher Bildung wieder neu definieren.
Das “Mindest” wurde nicht nur bei den Ausgaben für Bildung sondern auch bei Anforderungen an die fachlichen Leistungen und erforderlichen “Anstrengungen” zur Erlangung eines bestimmten Bildungsabschlusses systematisch heruntergeschraubt. Diese “Talfahrt” hat in den letzten Jahren beträchtlich an Geschwindigkeit zugelegt, meinen nicht nur “Wirtschaftsweisen”.

“Man muss sich von der „Kultur des Durchwinkens“ verabschieden. Ob an der Schule oder an den Universitäten: Wir müssen unsere Aufgabe als Mentoren unserer Schüler und Studenten ernst nehmen, die Benotungen wieder an der Gaußschen Normalverteilung ausrichten und unsere Meinung über erbrachte Leistungen offen kommunizieren.”
Professor Gerhard Wolf (2016)

B. aus A.
1 Monat zuvor
Antwortet  Katze

Bei mir hat sich in den letzten Jahren über eine zunächst waagerechte Line (Gleichverteilung der Noten) inzwischen eine Gauß’sche Badewanne als neue “Normalverteilung” herausgebildet… sprich: unten tummelt es sich, wobei die meisten dann politisch gewollt aufgrund der festgelegten Punkteskala bestehen (müssen) – und oben tummelt es sich in der Folge ebenso, wobei man da dann kaum noch differenzieren kann. Dazwischen gibt es (fast) nichts mehr!

Realist
1 Monat zuvor
Antwortet  Katze

Das “Durchwinken” an Schule und Universität hat auch damit zu tun, dass wir mittlerweile Heerscharen an Jursiten haben, die sich mit Begeisterung auf Widersprüche, Anfechtungen von Bewertungen stürzen, die müssen ja schließlich auch leben (“Geld verdienen”). Ob am Ende der Widerspruch oder die Anfechtung erfolgreich ist, ist erst einmal egal, es produziert jedenfalls zu viel Arbeitsaufwand, der im System Schule nicht vorgesehen ist und der vom Lehrer letztendlich mit seiner Freizeit (und damit letztendlich seiner Gesudheit) bezahlt wird: Wie viel Prozent der Arbeitszeit ist für juristisiche Probleme oder Schriftverkehr mit der Schulbehörde eigentlich vorgesehen? Wahrscheinlich gar keiner, da einer “guter” Lehrer natürlich solche Probleme nicht hat…

Rainer Zufall
1 Monat zuvor
Antwortet  Katze

Ein FDP-Mann sprach sich für eine intellektuelle Elite aus und machte dies – bin völlig überrascht ^^

Der hätte solchen Unsinn nicht geduldet:
https://www.welt.de/vermischtes/article144128521/Maedchen-mit-Downsyndrom-legt-Top-Abitur-ab.html
Leuten die Chance geben, etwas zu erreichen… pfui! 😀

Katze
1 Monat zuvor
Antwortet  Rainer Zufall

Ich verstehe den Zusammenhang Ihres Pfui-Kommentars nicht.

Rainer Zufall
1 Monat zuvor
Antwortet  Katze

Das Beispiel entspräche nicht der Vorstellung, den Hochschulzugang/ das Studium nach Normalverteilung zu vergeben.
Menschen mit (sichtbarer) Behinderung sind an Sonderschulen angeblich viel besser aufgehoben. An Regelschulen lernen die nichts und halten die anderen vom Lernen ab 😉

potschemutschka
1 Monat zuvor
Antwortet  Rainer Zufall

Menschen mit Down-Syndrom sind nicht immer kognitiv beeinträchtigt! Ach, Rainer, das wurde Ihnen schon an anderer Stelle erklärt. Ihr Kommentar macht also, wieder einmal, keinen Sinn.

Rainer Zufall
1 Monat zuvor
Antwortet  potschemutschka

Behauptete nicht das Gegenteil.
Ich behaupte, dass das sinnlose Aussieben nach einer vermeintlich intellektuellen Elite die Bildungsbiographien behindert.

Aber der Weg ans Gymnasium fand garantiert zügig und unvoreingenommen statt….

“Die junge Frau hat zwar das Gymnasium absolviert, aber kein reguläres Abitur gemacht. Stattdessen hat sie eine auf ihre Person zugeschnittene Prüfung bestanden. Auf Italienisch heißt das „Piano educativo individualizzato“ oder kurz PEI. Es ist ein offizielles Zertifikat, anerkannt von den Hochschulen und Arbeitgebern wird es jedoch nicht. Silvias Mutter Cristina hofft jetzt, dass sich die Regierung in diesem Punkt bewegt.”

Ups, vielleicht hätten Sie denen auch schreiben sollen…
Naja, GARANTIERT läuft das in Deutschland besser. Da müssten die Eltern schon echt Stunk machen, um Kinder mit Behinderung fern zu halten 😉

ed840
1 Monat zuvor

Ist das nicht die Landesministerin, in deren Bundesland die jährlichen Bildungsausgaben pro Schüler im Bundesländervergleich mit am niedrigsten sind, wo bundesweit am wenigsten Unterrichtsstunden pro Woche unterrichtet werden und wo man jetzt trotz Lehrermangel und steigender Schülerzahlen plant, über 160 Lehrerstellen abzubauen? Soll das wirklich Hoffnung machen?

Nicht mein Thema
1 Monat zuvor
Antwortet  ed840

Jetzt wissen Sie auch, warum die Dame dabei ist! Wird bestimmt Bundesministerin. Neben Klöckner, Amthor, Spahn, Dobrindt, dem Bayern- Bauernpräsident…. kann man sich drauf freuen!

Eulisch
1 Monat zuvor

Ich glaube wir brauchen unbedingt !!! mehr Vorgesetzte unter 40, besser noch unter 30, in der Bildungswelt (z.B. in KM), die genau wissen wie das Bildungssystem wirklich funktioniert, weil sie in ihrem Alter schon 30 Jahre Erfahrung sammelten im Beruf, um älteren Kolleg*Innen dahingehend kompetent beraten zu können und Vorschriften veranlassen ! Stellenbesetzung gleicht manchmal wahrer Wertschätzung von oben 🙂

Realist
1 Monat zuvor
Antwortet  Eulisch

Da die KI demnächst viele BWLer und Juristen arbeitslos machen wird, könnte man dann nicht Frischlinge aus der Uni so als Vorgesetzte für die f… S… an den Schulen einstellen, damit die mal so richtig den neuesten universitären Bullsh… an den Schulen ausprobieren? Schulen als “Profit Center” oder “Anstalten öffentlichen (Un-)Rechts”?

Eulisch
1 Monat zuvor
Antwortet  Realist

Hmmm, jetzt hast du mich auf eine Idee gebracht …
Komm, wir setzen gleich ein paar Roboter ein! Kann ja nicht schaden, wenn man manches mal etwas genauer begutäugelt, was da so passiert. Auch wenn sie mit Binärcode arbeiten, Informationen seriell verarbeiten und nicht parallel wie gewisse Gehirne – manchmal ist Binärcode schließlich besser als Tertiärcode!
Und mal ehrlich: Wir sind doch mittlerweile alle schon halbe Hobby-Informatiker als Lehrer! Das klappt schon – einfach positiv denken. Stichwort: “Positivity”! Und wenn’s mal nicht klappt? Dann halt meditieren. Nach der Corona-Zeit sind wir doch auch alle fast halbe Virologen geworden – hat ja auch funktioniert!
Lehrer müssen schließlich Allrounder sein – und das “around the clock”! Wer sich noch nicht als Informatiker sieht, für den gibt’s nur eins: Sofort aufholen! Klar, natürlich ist das nicht offiziell vorgeschrieben … aber hey, sonst gibt’s die Zeugnisse halt erst nächstes Jahr!
Ach ja, kleine Erinnerung: Nächsten Monat kommt ein Update fürs elektronische Klassenbuch – mit ein paar Änderungen. Kein Stress! Wir bieten eine Fortbildung an. Die Teilnahme ist natürlich freiwillig (und wir wissen ja alle, was freiwillig im Schuldienst heißt … ).
Am Ende ist es doch nicht zu viel verlangt, einen kleinen Zusatzdienst für seinen Dienstherren zu leisten, oder? Das gehört sich doch! Schließlich geht es um das Gemeinwohl aller.
Und weil wir gerade so schön im Zukunftsmodus sind: Ich schlage vor, wir taufen unseren obersten Schulbot B5-358965/Beta. Alle anderen Bots bekommen eine Nummer – Top-down, versteht sich! Schließlich sind sie kostengünstiger, schneller, oft kompetenter, neutraler, gerechter, transparenter …
Ach Moment, das klingt ja fast schon ein bisschen gefährlich realistisch. Na gut, bleiben wir erst mal bei uns Menschen – mit all unseren analogen Fehlern, aber auch mit unserem einzigartigen Lehrer-Charme!

//fun off

Rainer Zufall
1 Monat zuvor

Ich sehe nicht ganz eine Neuigkeit in dieser Vorderung, mehr ein Ritual.
Zudem sieht es über den Zustand hinweg, dass Bildungs eine Ländersache ist, bei der noch gespart/ nicht investiert werden kann, weil es schon “früher” so war bzw. es niemanden interessiert.
Zudem ist die KMK ja mit ihrer Arbeit nach (ausschließlich?) eigener Ansicht zufrieden.

Ggf. werden die kostenlosen Vorderungen von Merz mit fruchtlosen Vorderungen um Geld zwischen Bund und Ländern versickern.
In Deutschland nennt man dies “Stabilität” 😉

Mondmatt
1 Monat zuvor

Investitionen in Bildung klingt gut.

Falls man sich dazu jedoch wirklich durchringen kann, dann ist die Frage wohin das Geld fließt.

Geht es etwa in bessere Ausstattung, mehr Personal, weniger Verwaltung durch Unterstützung von Verwaltungsfachkräften, sinnvolle Neugestaltung der Lehrpläne, Unterstützung durch Psychologen und Sozialarbeiter, Förderlehrer?

Wahrscheinlich eher nicht.

Man könnte ja auch Reformen aus dem Elfenbeinturm zwecks Errichtung eines persönlichen Denkmals und Befriedigung der eigenen Eitelkeit oder gar Umsetzung von Ideologien durchführen.

-Abi und Uni für alle durch Abschaffung der Leistungsbewertung. Die “1” für alle die den Weg finden.
-Diskriminierung von Randgruppen mindern in dem man spezielle Klassen für rothaarige Transsexuelle mit Migrationshintergrund schafft.
-Nachlauf im Dunkeln als neues Fach zur Stärkung von Sozialkompetenz und Selbstvertrauen.
-Hochbegabten Abschlüsse im Schwerpunkt Singen und Klatschen.
-Modelversuche mit Ausdehnung der Grundschulzeit bis zum Renteneintritt zur Absenkung der Anzahl der Bürgergeldempfänger.
-Sonderkurse zum richtigen pinkeln, essen mit Messer und Gabel, zur Frage wo ist vorne und hinten an der Hose beim Anziehen
-Impulsreferate zu Themen “Der deutsche Rammler im Wandel der Zeit” von örtlichen Karnickelzüchterverband oder Podiumsdiskussionen über “Den Nutzen der Schweine im Galopp-Rennsport”.

Was kann man mit der Bildung tolle Sachen anstellen anstatt die Grundlagen zu stärken.

Das wäre ja auch soooo langweilig.

Besseranonym_2
1 Monat zuvor
Antwortet  Mondmatt

“Was kann man mit der Bildung tolle Sachen anstellen anstatt die Grundlagen zu stärken”

Für viele Kids , die bei uns in den Beruflichen ankommen, ist der Grundlagenzug ICE-mäßig abgefahren.
Also geht der %-nichtkönner in eine Gruppe, der Dreisatzstar in die nächste, die Satzbaukoryphäe in eine weitere, der Geschichtsverweigerer in die Realismusfürallegruppe/ anti-fakenews-and-old…..
Wir versuchen diese Gruppen ernsthaft in den U zu integrieren; bauen unsere Gruppenchefs ( SuS ) immer wieder mit Extrabestechungsessen auf und, das funktioniert immer besser.
Wenn wir jetzt noch mehr LuL hätten…..
Dann würden wir so richtig “tolle Sachen” anstellen.

Andreas
1 Monat zuvor

Einfach mehr Geld in ein nicht funktionierendes Bildungswesen zu pumpen, kann nicht die richtige Lösung sein. Das bestehende Bildungssystem blendet wichtige Bildungsfelder aus bzw. vernachlässigt sie auf eklatante Weise (handwerkliche und praktisch-technische, gesunderhaltend-sportliche, vielfältig kulturelle sowie musische und weitere), es ist weitgehend unfähig auf die individuellen Bildungsbedarfe der enorm heterogenen Schülerschaft adäquat einzugehen. Vom wünschenswerten bundeseinheitlichen Standard sind wir meilenweit entfernt. Die Bandbreite der Schulqualität hat in Deutschland fatale Ausmaße angenommen – Bildungsgerechtigkeit sieht anders aus. Dass Schulen einen großen Handlungsspielraum in Bezug auf die konkrete Ausgestaltung ihres Herangehens an die Aufgabe besitzen, welche ihnen von Staat und Gesellschaft übertragen wurde, mag hier und dort dem Fortschritt dienlich sein. Festzustellen ist jedoch, dass wahrhafter Fortschritt nur dort eintritt, wo Schulleitung und Lehrkörper reformwillig sind, und derart “leistungsbereit”, dass sie nicht vor den Mühen zurückschrecken, welche das Beschreiten neuer Wege nunmal bereitet. Das ist zu selten der Fall, was dazu führt, dass wir nur sehr wenige sehr gute Schulen haben, und sehr viele eher schlechte. Der Lehrkräftemangel verstärkt diese Tendenz zusätzlich, weil er dazu beiträgt, dass sich womöglich einzelne sehr gute Lehrkräfte an schlechten Schulen aufreiben.
Da in den Lehrplänen bestimmte Bildungsfelder in Abhängigkeit von der Schulform nicht enthalten sind, werden diese Bildungsfelder nur an sehr guten Schulen abgedeckt – zum Beispiel durch Projekte im Zusammenwirken mit externen Partnern. Ganz sicher beiten viele Schulen derartige Formate an. Die Bandbreite bzgl. der Qualität dieser Angebote ist aber enorm groß – so dass solche Formate zum Teil als reine Alibiveranstaltungen anzusehen sind – richtig wertvolle Angebote sind rar. Außerdem kommt auch diesbezüglich die Individualität der Schüler in den meisten Fällen zu kurz, da oft klassenweise Pflichtveranstaltungen durchgeführt werden, in denen sämtliche Schüler alles durchlaufen – ob sie ein Thema nun interessiert oder nicht.
Ich kenne die bildungspolitischen Ansichten von Frau Prien nicht – was ich diesbezüglich allerdings von Seiten der CDU in den letzten Wochen vernommen habe, erstickt meine Hoffnung in Bezug auf Fortschritte in der Bildungspolitik im Keim. Sehr gern lasse ich mich eines Besseren belehren, aber mein Eindruck ist, dass man beabsichtigt, zu Bildung mit der Brechstange zurückzukehren, anstatt Freude am Lernen und mehr Leistungsbereitschaft durch mehr Individualität in der Bildung zu erlangen.
Wer Bildung fördern möchte, um unser Land auch wirtschaftlich wieder nach vorn zu bringen, der darf nicht einfach Millionen in ein Fass ohne Boden kippen, sondern der muss neue Konzepte mitliefern und klare Vorgaben machen. Ein erheblicher Teil der praktischen Bildung kann sehr individuell von zivilgesellschaftlichen Institutionen, Unternehmen, Handwerksbetrieben und Vereinen übernommen werden. Wenn mehr Geld für eine bessere Bildung ausgegeben werden soll, ist dabei nicht nur an das Bildungswesen in Form von Schulen zu denken, sondern auch an diese Akteure, welche sehr viel zu einer besseren Bildung beitragen können.