Podcast: Problemfeld Berufsorientierung – warum junge Menschen sich verloren fühlen (und wie Schulen unterstützen können)

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BONN. Schule geschafft – und dann? Schon zum Ende der Schulzeit steht die Frage im Raum: „Welcher Job, welche Ausbildung, welches Studium passt zu mir?“ Bei der Vielfalt an Möglichkeiten fehlt jungen Menschen allerdings oft die Orientierung. Muss Schule sie also besser auf ihren neuen Lebensabschnitt vorbereiten? Wenn ja, wie? Darüber spricht Moderator Andreas Bursche mit der jungen Bürgerrätin Levi Truong, Medizintechnik-Studentin in Dortmund, und Ingo Leven, Co-Autor der Shell Jugendstudie, in dieser Folge von „Bildung, bitte!“.

Wie geht es weiter nach der Schule? Illustration: Shutterstock

Im Zentrum der aktuellen Podcastfolge geht es um ein Gefühl, dass viele junge Menschen meist zum Ende ihrer Schullaufbahn belastet: Sie fühlen sich „lost“, das heißt verloren und nicht, wie es weitergeht. Moderator Andreas Bursche diskutiert darüber mit einer Betroffenen: Levi Truong ist 22 Jahre alt, studiert Medizintechnik in Dortmund und engagiert sich im Bürgerrat Bildung und Lernen der Montag Stiftung Denkwerkstatt. Dort erarbeitet sie im Austausch mit mehr als 700 Menschen Empfehlungen für die Politik, wie sich Bildung in Deutschland verbessern lässt.

„Ich wüsste nicht, wen ich wählen sollte. Ich fühle mich von allen sehr stark vernachlässigt.“

Levi Truong sagt von sich selbst, sie habe Glück gehabt, weil sie zumindest schon früh gewusst habe, welchen beruflichen Weg sie einschlagen wollte. Doch in vielen anderen Bereichen fühle sie sich selbst durchaus „lost“ und nicht gut auf das Leben nach der Schule vorbereitet: Der Übergang von der Schule zur Universität sei schwierig gewesen: „Vor allem dieses Selbstständige-Lernen, das in der Uni gefragt ist, das haben wir so in der Schule nie kennengelernt, obwohl das Gymnasium von sich immer behauptet hat, uns auf das Studium vorzubereiten. Aber vorbereitet habe ich mich nicht gefühlt.“ Was nach dem Studium komme, sei ebenfalls noch unklar.

Auch politisch empfindet sich die junge Studentin als orientierungslos: „Ich wüsste nicht, wen ich wählen sollte. Ich fühle mich von allen sehr stark vernachlässigt.“ Sie hat das Gefühl, dass ihre Generation nicht gehört und politisch nicht repräsentiert wird. Dies sei eine weitverbreitete Wahrnehmung Jugendlichen.

Diplompsychologe Ingo Leven, der seit über 20 Jahren an der Shell-Jugendstudie mitarbeitet, ordnet Levis Erfahrungen wissenschaftlich ein. „Das, was Levi beschreibt, ist charakteristisch für die junge Generation.“ Junge Menschen seien oft erst einmal damit beschäftigt, ihre unmittelbaren Bildungs- und Berufswege zu navigieren. Zu dieser Orientierung gehöre auch herauszufinden, wer in der Politik die eigenen Interessen repräsentiere. Das zeichne junge Menschen aus und sei kein neues Phänomen.

Trotzdem wünscht sich Levi Truong, mehr Unterstützung für die junge Generation und mahnt: „Man möchte ja seinen Platz in der Gesellschaft finden. Wer aber seinen Platz in der Gesellschaft nicht findet, fühlt sich ausgeschlossen, könnte zum Beispiel radikalisiert werden oder ist einfach leichter zu beeinflussen.“ Aus ihrer Sicht könne die Berufswahl dabei helfen. Doch viele junge Menschen wüssten gar nicht, welche Möglichkeiten es gebe. Die wenigen Praktika oder Schnuppertage, die zu Schulzeiten vorgesehen seien, reichten nicht aus, um eine fundierte Entscheidung zu treffen.

Verunsicherung bei der Berufswahl

Eine weitere Schwierigkeit bei der Berufswahl laut Ingo Leven bilde das Gefühl, eine einmal getroffene Entscheidung nicht mehr revidieren zu können. Das sei seine Erfahrung aus den Gesprächen mit Jugendlichen im Rahmen der Befragungen für die Shell-Jugendstudie. Er erinnert sich an einen Fall vor zehn Jahren, in dem sich ein Jugendlicher zynisch für den „Blumenstrauß an Möglichkeiten“ bedankte und das Dilemma bildlich beschrieb: „Ich sehe so viele Blumen, die für mich infrage kommen, aber ich habe das Gefühl, dass ich mich für eine Blume entscheiden muss – und dann muss die eine auch die Richtige sein. Weil, wenn ich feststellen sollte, dass diese Blume doch nicht ganz meins ist, und ich würde sie zurückbringen wollen, wäre der Strauß in der Zwischenzeit verwelkt.“

Dieses Gefühl kennt auch Bürgerrätin Truong nur zu gut; erst durch ihre ehrenamtliche Arbeit und die Ausbildung zur Rettungssanitäterin beim Deutschen Roten Kreuz (DRK) habe sich diese Wahrnehmung verändert. „In der Rettungsdienstschule habe ich echt viele verschiedene Menschen kennengelernt, die vorher was anderes gemacht hatten. […] Menschen, Ende 30, Anfang 40, die die Berufsausbildung zum Notfallsanitäter machen, weil sie sagen, das macht mir mehr Spaß als der Beruf, für den ich studiert habe.“ Diese Vorbilder hätten ihr gezeigt, dass Umwege im Berufsleben möglich seien.

„Das Leben in die Schule zu bringen, ist zentral“

Im Rahmen der Shell-Jugendstudie zeige sich, dass viele junge Menschen erst in der Mitte des dritten Lebensjahrzehnts das Gefühl bekommen, zu wissen, wo sie hin wollen, erklärt Diplompsychologe Leven. Die Verantwortung, Orientierung zu finden, sieht er zweigeteilt. Einerseits sei die junge Generation aufgefordert, sich selbst ein Bild zu machen. „Wenn das dann bedeutet, in zehn, 15 Jahren festzustellen, der gewählte Pfad ist nicht mehr der richtige, ist das genauso legitim, wie zu sagen, ich wusste schon mit 16, wo ich hin will, und da bin ich angekommen.“ Andererseits verweist er auch auf die Schulen. Nicht nur die Angebote der schulischen Berufsorientierung seien entscheidend, sondern auch die Werkzeuge, die die Schulen jungen Menschen an die Hand geben, um weitreichende Entscheidungen treffen zu können.

Gefragt nach ihren Forderungen, wie sich Schule ändern müsse, damit sich die jungen Menschen weniger verloren fühlten, verweist Ingo Leven auf die Lehrpläne. Diese müssten lebensnäher gestaltet werden: „Das lässt sich auch anhand der Jugendstudie wunderbar ableiten.“ 90 Prozent der Jugendlichen wünschten sich etwa das Thema „Fake News“ als Unterrichtsinhalt. „Das Leben in die Schule zu bringen, ist zentral, und dann sollte auch die Berufsorientierung einen deutlich größeren Stellenwert einnehmen.“ Ähnlich fällt die Antwort von Levi Truong aus; sie fordert, dass sich der Bildungsplan deutlich mehr mit den Schülern selbst befassen müsse. Gleichzeitig müsse er aber an anderer Stelle entschlackt werden, damit Kinder nicht „irgendwann anfangen, 50, 60 Stunden in der Schule zu sitzen“.

„Die Anforderungen an Lehrende sollten verändert werden.“

Außerdem plädiert die Studentin dafür, das Lehramtsstudium umzustrukturieren, um es attraktiver zu gestalten. „Ich finde eine Art duales Studium deutlich besser und auch die Anforderungen an Lehrende sollten verändert werden.“ Aus ihrer Sicht sollte ein Mathematiklehrer beispielsweise kein vollständiges Mathematikstudium ablegen müssen. Denn: „Wir können uns ja viel wünschen, wie sich Schule und Bildung verändern sollten, aber wenn wir keine Lehrpersonen haben, die sich darum kümmern, dass die nächste Generation richtig unterrichtet wird und vor allem Lehrpersonen haben, denen das wichtig ist, was aus ihren Schülern wird, dann haben wir sowieso an jeder Stelle versagt, dann funktioniert das gar nicht erst.“ News4teachers

Hintergrund

Der Bürgerrat Bildung und Lernen besteht aus mehr als 700 zufällig ausgelosten Teilnehmer*innen aus ganz Deutschland und wurde 2020 von der Montag Stiftung Denkwerkstatt ins Leben gerufen. Sie hat auch den vorliegenden Podcast bereitgestellt.

Im Sinne einer lebendigen Demokratie diskutieren die Mitglieder des Bürgerrats gemeinsam über gesellschaftliche und bildungspolitische Fragen. Welche Probleme und Herausforderungen müssen im Bildungsbereich dringend bearbeitet werden? Wie könnten bildungspolitische Reformen aussehen, die Probleme lösen und gleichzeitig in der Gesellschaft mehrheitsfähig sind? Und: Wie soll gerechte Bildung in Zukunft aussehen?

Ein umfassendes Papier mit Empfehlungen wurde unlängst erarbeitet (News4teachers berichtete). Leitthema dabei: „Chancengerechtigkeit: Wie viel Freiheit braucht das Lernen?“

Der Bürgerrat Bildung und Lernen ist aktuell der einzige Bürgerrat, der auf Bundesebene aktiv ist und auch Kinder und Jugendliche einbezieht. Die mehr als 250 Schülerinnen und Schüler kommen über sogenannte Schulwerkstätten der Bundesländer dazu und sind vollwertige Mitglieder des Bürgerrats Bildung Lernen. Darüber hinaus haben sie aber auch eigene Empfehlungen entwickelt sowie einen offenen Brief unter dem Titel „Hört und zu!“ geschrieben.

www.buergerrat-bildung-lernen.de

Hier geht es zu weiteren Folgen der News4teachers-Podcasts:

Den Podcast finden Sie auch auf

 

Hausaufgaben, Noten, Leistungsdruck – “Es ist zu viel für mich”: Wie Schülerinnen und Schüler die Schule erleben

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dickebank
1 Monat zuvor

Hilfe, ich kann mich nicht entscheiden!

Das schulische Angebot zur Berufswahlvorbereitung und Kompetenzorientierung nimmt doch kaum ein Schüler ernst. Praktika werden gewählt, weil der beste Freund da auch einen Praktikumsplatz hat, weil man gehört hat, dass es dort chillig ist.

Teacher Andi
1 Monat zuvor

Und immer immer wieder dieselben Vorwürfe, die Schule bereite nicht auf das Berufsleben vor.
Ich sehe eigentlich nur Widersprüche in diesen Ausführungen. Zum einen wird bemängelt, dass man nicht genügend vorbereitet wird und das Angebot an Berufsorientierung zu wenig ist, zum anderen sind es wieder zu viele Möglichkeiten, die den Schülern aufgezeigt werden, und dann, oh Gott, muss man sich auch noch entscheiden!
Was erwarten die jungen Leute eigentlich? Ich gebe mal ein Beispiel an unserer Schule:
Berufsberatung vor Ort, jede Menge Infomaterial, das im Papierkorb landet, Fahrten zu Ausbildungsbetrieben, Fachhochschulen, Infoveranstaltungen verschiedener Art, Besuch von Ausbildungsmessen, Einladung von Experten …. Jeder Schüler bekommt Adressen an die Hand, wo er sich informieren kann. Das Interesse geht selbst in den Abschlussklassen gegen Null, vor allem wenn das Angebot die übliche Unterrichtszeit etwas übersteigt.
Was soll das also? Was sollen die Schulen noch machen? Die Schüler zu den Ausbildungen tragen? Warum, warum ist denn bei den meisten Schülern kaum noch Eigenmotivation und Eigeninitiative vorhanden? Eben, weil ihnen alles mundgerecht bereitet wird. Zu unserer Zeit (nein, früher war nicht alles besser) gab es, wenn man Glück hatte, Adressen, bei denen man Berufsbeschreibungsheftchen der Arbeitsämter kostenpflichtig bestellen konnte, aber man hat sich durchgekämpft und seinen Standüunkt erarbeitet, ohne Internet. Heute haben wir eine kostenlose Bedien-mich-Mentalität, die dann auch noch mit Füßen getreten wird. Nichts ist ausreichend, und selbst aktiv werden ist unzumutbar.
Nein, ich verstehe das nicht mehr.

Rüdiger Vehrenkamp
1 Monat zuvor
Antwortet  Teacher Andi

Dahingehend muss man Jugendliche nur mal fragen, welchen Beruf sie später mal erlernen wollen. Was Sie da an Antworten bekommen, ist haarsträubend. Hier mal mein Best of:

  • Millionär (aha…aber wie?)
  • Influencer
  • Fußballer
  • Kampfsportler
  • kein Plan
  • Ich will Bürgergeld
  • Ausbildung? Ich arbeite doch nicht für 1000€!
  • kein Plan
  • etwas, was keine Mühe macht

So oder so ähnlich höre ich das von etwa der Hälfte der Kids, die wir betreuen. Die andere Hälfte gibt wenigstens noch realistische Berufswünsche von sich, ist dann aber zu faul, sich um ein Praktikum oder die Ausbildung zu kümmern. Auch hier leben soziale Medien auf falsche Weise vor, die Ansprüche an Betriebe extrem hochzuschrauben, während man selbst immer weniger Kompetenzen mitbringt. Dort wird ja unter anderem vermittelt, dass jeder ein “Loser” ist, der sich von “nine to five” mit einem normalen Job abgibt, anstatt das eigene Business zu starten und sich selbst zu verwirklichen.

Ich weiß nicht wie, aber Schule und Ausbildung müssen wieder einen Stellenwert in der Gesellschaft kriegen und das Gebahren der weißgebleichten Influencerzähne aus Dubai mit fetter Karre vorm Burj Khalifa ersetzen.

447
1 Monat zuvor

Na ja…bei aller berechtigter Kritik:

Der EINE Punkt, der stimmt (zumindest in der Bundesrepublik) – normaler 9-5-Job als Angestellter in normalen Berufen…das ist halt “Loser”, WENN man nicht zusätzlich was am laufen hat, Vermögen aufbaut/investiert, ein nicht besteuerbares Projekt (z.B. Hausbau, Land/Forstwirtschaft usw. usf.) hat o.ä.

Ich meine das garnicht abwertend, aber ist doch so:
In ganz vielen Jobs gehen die Leute arbeiten, um am Ende des Monats bei +/- 0 rauszukommen und die Fahrt zur Arbeit, Versicherungen & Co. zu zahlen –> zu wenig Netto vom Brutto.

Und da stellt sich schon die Frage: “Warum?”.
Dass manche junge Menschen das schlicht nicht akzeptieren wollen finde ich total verständlich. Würde ich auch nicht.

(Wie gesagt, was diesen EINEN Punkt betrifft, würde ansonsten mitgehen)

447
1 Monat zuvor
Antwortet  Teacher Andi

Merke:

Grundsatzregel für Berichte, Reportage usw.:
Jeder und alles ist schuld – aber niemals, NIEMALS Schüler.

Deren leuchtende Augen strahlen in Lernbegier und Unschuld.

Besseranonym_2
1 Monat zuvor

” Gefragt nach ihren Forderungen, wie sich Schule ändern müsse, damit sich die jungen Menschen weniger verloren fühlten, verweist Ingo Leven auf die Lehrpläne. Diese müssten lebensnäher gestaltet werden: „Das lässt sich auch anhand der Jugendstudie wunderbar ableiten.“ 90 Prozent der Jugendlichen wünschten sich etwa das Thema „Fake News“ als Unterrichtsinhalt. ”

FORDERUNGEN, Wünsche würden es auch tun.
Ich stelle fest, dass die Wortwahl hier irgendwie für FRONTEN sorgt.
(Das Thema fakenews läuft bei mir schon lange durch – auch in Zusamnenhang mit KI und Quellenarbeit.)

Was mich also total stört, SuS und LuL sollten sich nicht mit Forderungen, oft gegenseitigem KleinKlein belasten, sondern die wirklichen Problematiken angehen, zB in der BS.
Alle Jahre wieder schlagen hier Leute aus den verschiedenen Vorhängerschulen/ Universitäten auf, die eigentlich nach Lehrplänen Wissen ABC mitbringen müssten. Fürn Hund: Alle Jahre wieder sondieren wir, wie weit wir zurückgehen müssen, wo der geeignete Anfangsnenner ist……und was an den SuS-Aussagen über die bisherigen Schulen/LuL 😉 stimmt.
Eins stimmt wirklich, mehr Wissen über das, wofür sie sich entscheiden, wäre gut für die Auszubildenden.
Ich denke, häufig schmälert der vorprüfungsmäßige Druck hinter und vor dem Pult den Raum für Betriebspraktika…..
Allerdings ist das ganze Leben von Wechsel geprägt, teils schon in der Ausbildung, durch Umorientierung, manchmal mit Zwang, Lebensumstände, Kündigung…….

Ich frage mich: Wir leben hier in einem im Vergleich zu anderen sicheren Land:
Was/wer macht diesen jungen Menschen so viel Angst, nimmt ihnen derart den Glauben an ihre Fähigkeiten, ihren Mut, das Leben – auch eigen/selbständig anzugehen ?
(Ich habe Antworten, die aber iM zu weit gehen würden)

Besseranonym
1 Monat zuvor
Antwortet  Besseranonym_2

Und nein! Falls jemand dies so sieht, das ist kein Angriff von BSlern auf MS, RS,WS, Gym ++ bis Uni.
Das soll zeigen, dass da einfach wieder die Problematik des ” Durchschleifens ” und der überfrachteten LPne und….und…. deutlich wird. Wir wissen, dass Ihr genau so strampelt wie wir.

vhh
1 Monat zuvor

Nicht repräsentiert und wahrgenommen fühlte meine Freunde und ich uns in den grauen, endlosen Kohl-Jahren auch, nur sprach niemand darüber. Ja, nichts Neues.
Schulen tun viel um vorzubereiten, meine GesSchule sogar gleichzeitig auf alles… Es ist aber ziemlich egal, wie selbstständiges Arbeiten vermittelt wird, 80% haben nicht das Ziel, Fähigkeiten zu erwerben. Gruppenarbeit? Gemeinsame Note, super, toll ein anderer machts. Klausur vorbereiten? Kurzzeitgedächtnis reicht. Wofür reicht das jeweils? Für die Endnote und den Abschluss, für diese 80% und deren Eltern das einzige Ziel. Ein Papier in der Hand und dann das große Staunen: das ist ja gar keine automatische Eintrittskarte! Die erwarten wirklich, dass ich das gelernt habe, Fake it geht nicht mehr.
Ich weiß auch nicht, wie oft wir mit Schülern darüber reden, dass Entscheidungen nie endgültig für ewig sind, nur arbeiten die lieben Eltern oft dagegen: überleg gut, das ist dein Beruf für vierzig Jahre oder ‘geh doch einfach zu Papa in den Betrieb, ist doch nur das Geld’. Ich würde dann auch lieber noch ein paar Jahre zur nächsten Schule gehen…
Die Schulen können viele Werkzeuge für das weitere Leben anbieten und bereitlegen, annhemen und einüben gehört aber auch dazu. Wenn Schule gesellschaftlich ein Servicebetrieb ist -Schüler rein, mit Abschluss raus- nützen diese Angebote wenig. Zum Erlernen von Fähigkeiten kann man niemand zwingen und wenn die später fehlen, haben nicht an erster Stelle die Schulen versagt. In einem Punkt werden die Schüler wirklich schlecht vorbereitet: die Welt ist deutlich weniger kuschelig als die Schule und Handeln oder Unterlassen hat manchmal dauerhafte Konsequenzen, viele erkennen das erst nachher.

Teacher Andi
1 Monat zuvor
Antwortet  vhh

Ich denke nicht, dass ein Studium oder Arbeitsleben “kuschelig” sein muss, und der große Fehler heutzutage ist, dass wir es den Kindern kuschelig machen wollen, aber dabei lernen sie nicht, sich im Leben durchzusetzen und die Ärmel mal hochzukrempeln. Ein völliog falscher Weg, es den Schülern immer mehr zu erleichtern. Das Studium erfordert viel Eigeninitiatve und Disziplin, wenn die Schüler von vorne bis hinten bedient werden, dann lernen sie das nicht. Das Gejammere wird immer größer.

Rüdiger Vehrenkamp
1 Monat zuvor
Antwortet  Teacher Andi

Studenten “jammern” doch inzwischen auch, dass alles zu viel und ungerecht sei. Vielleicht sollte man die Forderungen zur Abschaffung von Noten einfach auf Ausbildung und Studium übetragen und jedem seinen Abschluss ohne Prüfungen einfach in die Hand drücken.

Natürlich spricht nichts dagegen, diverse Bedingungen zu verbessern, aber eine in Watte gepackte Elite wird den Wohlstand des Landes nicht erhalten und die Probleme dieser Welt nicht lösen können.

Dil Uhlenspiegel
1 Monat zuvor

“90 Prozent der Jugendlichen wünschten sich etwa das Thema „Fake News“ als Unterrichtsinhalt.” – Zur Auswahl:

  • Schule bereitet nicht aufs Leben vor.
  • Selbstständiges Lernen kann man nicht in Schulen lernen.
  • Bildungsplan befasst sich nicht mit Schülern.
  • “Mathematiklehrer [sollte] kein vollständiges Mathematikstudium ablegen müssen”
  • politische Repräsentation ist eine gegebene Service-Leistung
  • Lehramt wird durch umstrukturiertes Studium attraktiver.
  • Ihr seid studierfähig.
  • Ich bin Lehrer.
uesdW
1 Monat zuvor
Antwortet  Dil Uhlenspiegel

Schüler sitzen 50-60 Stunden in der Schule

Hans Malz
1 Monat zuvor
Antwortet  Dil Uhlenspiegel

Ihr müsst eine Stunde mehr unterrichten, aber wir entlasten euch bei anderen Tätigkeiten.

Arbeitszeiterfassung hat keinen Einfluss auf die Attraktivität des Lehrberufs.

Unsere Berechnungen haben ergeben, dass die Schülerzahlen sinken und wir in 10 Jahren einen Lehrerüberhang haben.

KI wird den Lehrermangel beheben.

Alese20
1 Monat zuvor

Ich kann sehr gut verstehen, dass diese Generation sich lost fühlt. Es gibt so viele Möglichkeiten, Berufsbilder etc. Außerdem hat man heute den Anspruch, sich selbst zu verwirklichen und nicht einfach irgendwas arbeiten will, um das Geld zu verdienen. Ich finde das auch gut, weil man schließlich sehr viel Zeit bei der Arbeit verbringt – dann sollte es auch möglichst häufig Spaß machen.
Andererseits gibt es so viel Berufsorientierung wie noch nie in der Schule ( bspw. kein Abschluss ohne Anschluss). Ich wurde damals nur ins BIZ gekarrt und das war Null hilfreich. Ich weiß nicht, ob es für Gymnasiaten heute eine bessere Beratung für die Wahl des Studiums gibt…Gab es früher praktisch gar nicht und daher haben auch viele häufig das Fach gewechselt.
Gibt es heute eigentlich einen guten Test, der Interessen, Erwartungen und Fähigkeiten eruiert und einem anschließend Möglichkeiten aufzeigt? Das hätte ich hilfreich gefunden.

Den Themen “schlecht auf selbstständiges Lernen” vorbereitet oder die Anregungen zur Veränderung der LuL-Ausbildung kann ich nur beipflichten. Da muss dringend was passieren…

Teacher Andi
1 Monat zuvor
Antwortet  Alese20

Wie kann man auf selbständiges Lernen vorbereitet sein, wenn man alles mundgerecht vorgefertigt bekommt? Und das verlangen die Schüler.

Alese20
1 Monat zuvor
Antwortet  Teacher Andi

Das wird ihnen ja auch so antrainiert. Wenn ich immer alles vorgeschrieben bekomme, jeden Schritt, dann wird das irgendwann erwartet und als unfair empfunden, wenn es nicht mehr so ist. Man müsste den SuS nach und nach mehr Wahlfreiheiten ermöglichen oder mehr freies Arbeiten unter Anleitung bis sie das auch können. Das passiert leider viel zu wenig.

Teacher Andi
1 Monat zuvor
Antwortet  Alese20

Sind Sie tatsächlich Lehrer? Dann müssten Sie wissen, dass freies Arbeiten und Wahlmöglichkeit bei den wenigsten der Schüler funktionieren. Es gilt fast immer das Prinzip “so wenig wie möglich anstrengen”. Intrinsische Motivation war einmal ….

SoBitter
1 Monat zuvor
Antwortet  Teacher Andi

Das muss dann am Lehrer liegen. Bei mir gibt’s das schon noch.

Alese20
1 Monat zuvor
Antwortet  Teacher Andi

Nein, ich bin Pädagogin und Mutter.

Sepp
1 Monat zuvor

Wir haben flächendeckend ein zweiwöchiges Betriebspraktikum in Jahrgang 9 und eines in Jahrgang 11. Es gibt den Girls-Day und Boys-Day bzw. den Zukunftstag für eintägiges Schnuppern. Bei uns an der Schule laufen zusätzlich verschiedenste Info-Veranstaltungen, Berufsmessen, ein Langzeitpraktikum usw.
Und natürlich könnte man auch in den Ferien mal irgendwo ein kurzes, freiwilliges Praktikum machen, wenn man es denn will.

Während einige Schüler ihre Praktikumsplätze lange im Voraus organisiert haben, kümmern sich viele aber kaum. In diesem Jahr hatten wir viele Schüler, die 2 Wochen vor Praktikumsbeginn noch keinen Platz hatten.

Ich wage zu behaupten, dass es (zumindest bei uns) sehr viele Möglichkeiten zur Berufsorientierung gäbe, wenn man sie nur annehmen würde.

Auch den Aspekt zu eigenständigem Lernen kann ich zumindest für unsere Schule nicht bestätigen. Es gibt vielfältige Angebote, die die Schüler nur wahrnehmen müssten.
Spätestens in der gymnasialen Oberstufe sollten die Jugendlichen aber auch für sich passende Lerntechniken entwickelt haben. Wie kann man durch das Abitur kommen, ohne selbstständig zu lernen?

Sehr kritisch finde ich auch, dass in diesem Artikel wieder Aufgaben der Familie immer mehr in die Schule verlagert werden und es zunehmend ein Service-Denken gibt:

Gibt es so viele Eltern, die nicht mit ihren Kindern über den eigenen und mögliche Berufe sprechen?
Was hält mich als Jugendlichen davon ab, mich zu informieren? Die Möglichkeiten dazu sind enorm.

Ebenso unsinnig finde ich es, zu fordern, dass Lehrkräfte so hoch qualifiziert sein sollen, dass sie das echte Berufsleben vermitteln können, Alltagsbeispiele bringen, aber gleichzeitig nur an abgespecktes Studium absolvieren sollen.

Katze
1 Monat zuvor

“Sie fühlen sich „lost“ und nicht gut auf das Leben nach der Schule vorbereitet.”
Ach nee, da wurde wohl im bestellten Fühli-Fühli-Unterricht etwas zu viel gepampert und Noten und Abschlüsse “hinterhergetragen”.
Abiturienten Mitte bis Ende der 1990er Jahre hatten kaum Probleme mit diesem “Selbstständigen-Lernen” an der Uni und der kritischen Selbstreflexion bezüglich ihrer eigenen Leistungsfähigkeit. Sie fühlten sich mit Abitur in der Tasche nicht “lost”. Da haben wir wohl damals “richtig unterrichtet” und adäquate fachliche Forderungen gestellt.
Sehr verwunderlich, da wir noch gar nicht von der “Expertise” der Bürgerräte für Bildung und Lernen beeinflusst wurden.
Anfang der 2000er wurden uns dann SOL (Selbstorganisiertes Lernen), Frei- und Teamarbeit (Toll einer alleine machts – alle bekommen die Supi-Gruppennote) und Stoffreduzierdidaktik als das Non plus ultra des modernen Unterrichts eingeredet. Manche von uns kamen aus dem Wundern und Kopfschütteln über die didaktischen Fehlschüsse der Bildungsideologen und Metastudien-Gläubigen vom Elfenbeinturm gar nicht mehr raus.
An allen Schularten rutschten das fachliche Niveau und die Leistungsbereitschaft immer mehr ab.
Bestellt wurde Pony-Hof-Wohlfühlambiente (von Bürgerräten sogar Chill-Räume) mit Garantie auf Bestnoten bei geringstmöglicher Anstrengung und möglichst ohne bösen traumatisierenden Lernstress.
Die daraus resultierende Low-Performer-Mentalität von immer mehr jungen Erwachsenen bereitet selbstredend super auf Lehre, Beruf oder Studium vor (Ironie).
Der Hype der Kompetenzentwicklung auf Kosten von tiefgründigem Sach- und Fachwissen wurde von vielen Kollegen kritisch hinterfragt. Wer sich den zeitgeistkonformen Lehr- und Unterrichtsmodellen verweigerte, wurde als renitenter Oldschool- Konservativling abgestempelt. Zum Glück hinterfragen und verweigern bis heute viele KuK und agieren (noch) im Sinne des Leistungsgedankens.
Bei mir gibt’s im gymnasialen Bildungsgang bis heute klar strukturierten, fragend-entwickelnen (agilen) Frontalunterricht mit Phasen der selbständigen Erarbeitung von Lerninhalten (gern als Partnerarbeit) mit anschließender Bewertung von ausschließlich im Unterricht erbrachten Einzelleistungen. Das wissen manche SuS durchaus zu schätzen. Ich hoffe, die fühlen sich später im Studium nicht “lost”.
“Wir können uns ja viel wünschen, wie sich Schule und Bildung verändern sollten, aber wenn wir keine Lehrpersonen haben, die sich darum kümmern, dass die nächste Generation richtig unterrichtet wird.”
Genau, so ist es! Etwas weniger “Wünsch dir was” und “Schulschwatz” bitte!
Lasst die Lehrpersonen, die ihr noch habt einfach ihren Job machen, quatscht weniger rein, vertraut auf deren Expertise und begegnet ihnen wertschätzend.

Katze
1 Monat zuvor
Antwortet  Redaktion

Meine Ausführungen beziehen sich vorrangig auf:
“Vor allem dieses Selbstständige-Lernen, das in der Uni gefragt ist, das haben wir so in der Schule nie kennengelernt …”
Die Mehrzahl der KuK an den Gymnasien hätte dieses “Kennenlernen” in einem wissenschaftspropädeutischen und leistungsorientierten Unterricht gern ermöglicht. War nicht unsere Bestellung!

Teacher Andi
1 Monat zuvor
Antwortet  Redaktion

Berufsorientierung ist ein komplexes Vorhaben und die Schule kann nur erganzend oder motivierend zur aktiven Tätigkeit der Schüler rangieren, darum geht es. Die Schüler wollen nur noch bedient werden, und das individuell nach ihren Vorstellungen.

DerechteNorden
1 Monat zuvor
Antwortet  Redaktion

Wenn Lehrkräfte mit Berufsorientierung – aus nachvollziehbaren Gründen! – überfordert sind, dann sollen die verantwortlichen Landesregierungen professionelle Berufsberater*innen an Schulen bringen, um Lehrkräfte zu entlasten. Erschließt sich uns ohnehin nicht, warum Lehrerinnen und Lehrer für praktisch alles in der Schule zuständig sein sollen.”

Wie wahr, wie wahr!

Sepp
1 Monat zuvor
Antwortet  Redaktion

“Erschließt sich uns ohnehin nicht, warum Lehrerinnen und Lehrer für praktisch alles in der Schule zuständig sein sollen. Es gibt auch kein Krankenhaus, dessen Personal nur aus Ärzt*innen besteht.”

Liebe Redaktion,
Hier kann ich Ihnen absolut zustimmen. Das System Schule müsste viel offener sein für Zusammenarbeit mit externen Partnern. Nicht alles muss von Lehrkräften “on top” realisiert werden und gerade bei Berufsorientierung ist es doch im Interesse der Firmen, die passenden Schüler zu rekrutieren.

Teacher Andis posting habe ich übrigens anders verstanden als Sie:
Natürlich sollen an Schulen Informationen zu Berufen gegeben werden. Mich ärgert aber auch die zunehmende Service-Mentalität von Schülern und Eltern. Denn selbst wenn Infos zur Verfügung gestellt werden, ist die Berufswahl doch ein aktiver Prozess für die Jugendlichen.
Sie müssen sich – gemeinsam mit den Eltern – anhand von Informationen aktiv überlegen, ob ein bestimmter Beruf zu ihnen passt und ob sie diesen ergreifen wollen. Diese Entscheidung kann man nicht outsourcen…

Rainer Zufall
1 Monat zuvor

“90 Prozent der Jugendlichen wünschten sich etwa das Thema „Fake News“ als Unterrichtsinhalt.”

Wir sind kurz davor. In einem NEUEN Konzept müssen meine Schüler:innen einer Fee erklären, wie sie einer Freundin die Bildschirmlupe erklären können – kein Scherz!

Ich kann nicht beginnen, den ganzen Wahnsinn in nur dieser Aufgabe aufzudröseln -__-

Phantomdiskussion
1 Monat zuvor

Am Ende des Tages geht es darum, den Lebensunterhalt zu verdienen. Spaß wollten wir auch und Sperenzchen hatten wir ebenfalls im Kopf- aber früher oder später muss die Kasse stimmen, insbesondere dann, wenn man Familie und Verpflichtungen hat.
Da kommen die Jungen auch noch hinter.

dickebank
1 Monat zuvor

Bleibt ja noch die Frage offen, welche Zuständigkeiten die Erziehungsberechtigten bei der beruflichen Zukunft der eigenen Kinder haben.

Teacher Andi
1 Monat zuvor
Antwortet  dickebank

Diese Frage bleibt bei jeglichen Diskussionen dieser Art offen, was ich langsam sehr seltsam finde.

Rüdiger Vehrenkamp
1 Monat zuvor
Antwortet  dickebank

Eltern, die sich für schulische Belange interessieren, sind in der Regel auch die Eltern jener Kinder, bei denen es später läuft. Eltern, die bei keinem Elternabend auftauchen, sich weigern die Schul-App wie z.B. Sdui runterzuladen und in der Schule falsche Handynummern hinterlegen, um nicht vom Lehrer informiert (aka belästigt) zu werden, zeigen ihren Kindern ja da schon, was sie von Schule und Ausbildung halten.

Es braucht einfach einen gewissen Druck seitens des Elternhauses, Schule allein kann das gar nicht kompensieren. Selbst mit Schulsozialarbeit und Berufsberater nicht, denn man kann kein Kind zwingen, deren Angebote wirklich adäquat (!) wahrzunehmen. Wir begleiten Jugendliche auch mal zur Berufsberatung. Die Termine dafür machen wir für die Kids. Aber wer taucht nicht beim vereinbarten Treffpunkt auf? Wer setzt sich gelangweilt und kaugummikauend ins Büro des Beraters? Wer tritt sein vereinbartes Praktikum nicht an (O-Ton: “Da krieg ich ja kein Geld”) ? Wer nimmt Anschlusstermine zu Vorstellungsgesprächen nicht wahr? Ein kleiner Hinweis: Wir sind es nicht.

Besseranonym_2
1 Monat zuvor
Antwortet  dickebank

Rechtlich gesehen ?
Oder meinen Sie die Serviceorientierung mancher vieler Erziehungsberechtigten ?
Manchmal denke ich, der gesamte soziale Bereich, egal ob KiTa, KiGa, Schule, Pflege…….ist nur noch dazu da zu dienen – aber nicht vorrangig für die kids sondern eben als Servicekraft, damit der Laden daheim, die Wirtschaft, die Gesellschaftslokomitive, die Freieizeit, lediglich Erwachsene Marionetten entlasten. Denn solange die Dienstleistenden halbwegs funktionieren, ist kein Lob notwendig.
Dummerweise gehn halt jetzt viele…..weil sie den Wert des Klatschens kennen – andere wollen einfach nicht mehr, für mich absolut verständlich.

Hans Malz
1 Monat zuvor

“Im Wintersemester 2021/2022 bieten die deutschen Hochschulen 20.951 Studiengänge an. Davon sind 9.392 Bachelor- und 9.880 Masterstudiengänge, 1.298 solche mit staatlichem und kirchlichem Abschluss sowie 381 „Übrige“. 92 % aller Studiengänge führen zu den Abschlüssen Bachelor und Master.”

“Das Verzeichnis führt alle 328 anerkannten Ausbildungsberufe in Industrie und Handwerk, im öffentlichen Dienst, in der Hauswirtschaft, der Landwirtschaft, der Seeschifffahrt und in den freien Berufen auf.”

Der Wahnsinn!!! Wer soll denn da noch “beraten”. Im Ernst, wäre ich noch jung und müsste mich orientieren, käme ich auch nicht klar.

Die Schulen bieten schon an, was sie leisten können. In NRW: KAoA plus die Veranstaltungen, die wir mit der örtlichen Wirtschaft und den Kammern organisieren – Da geht einfach nicht mehr.

Viele Berufe und Studiengänge sind dabei so abstrakt, dass es schwer wird, selber die Inhalte zu erfassen. Früher: Bäcker, Mauer, Anwalt, Arzt. Heute: Elektroniker für Gebäudesystemintegration, Gestalter für immersive Medien, erneuerbare Energien (Studiengang), Onomastik, Promenadologie … Das raffen die Jugendlichen (zurecht) einfach nicht mehr und fühlen sich (zurecht) überfordert. Aber keine Angst, die Schule wird das schon auffangen. Wir schaffen das! … Nicht!

GBS-Mensch
1 Monat zuvor

In einer Welt der unendlichen Möglichkeiten ist FOMO eben ein Thema.
Das ist in der Ökonomie/Wirtschaftspsychologie hinreichend erforscht: je mehr Alternativen, desto schwieriger die Entscheidung bis hin zur Nichtentscheidung.

Insofern nichts Neues.

Hinzu kommen noch Effekte aus Familien, in denen Erwerbsarbeit gar nicht mehr zur Realität gehört und die nachwachsenden diesbezüglich keine Vorbilder und keinen Input haben.

447
1 Monat zuvor
Antwortet  GBS-Mensch

…oder sich (im Moment noch als Randphänomen) aussersteuerlich bzw. außerhalb des regulären Arbeitsmarktes arrangieren.

Was nicht mal illegal sein muss – ein älterer Schüler (der geplant ohne Abschluss abgehen wird, er findet Schule Quatsch) zeigte mir neulich mal Videos, was er und seine bäuerliche Familie so alles bauen, errichten, vermieten usw.

Der ist in der 9 und kann ‘nen Treckermotor zerlegen und reparieren, weiß wie man säumige Mieter los wird und wie man Beton gießt…irgendwie habe ich so den Verdacht, dass der recht gut durchs Leben kommen wird…

jpw
1 Monat zuvor

Wenn wir als Berufsschulzentrum für Technik (Berufsschule, Fachschule und Fachoberschule) auf einer der regionalen Bildungsmessen einen Messestand betreiben, können wir u.a. seit vielen Jahren folgendes beobachten:

  • in der Regel kommen keine SchülerInnen aus eigenem Antrieb zwecks Beratung an unseren Stand sondern stets voranschubst von Eltern/Großeltern
  • sobald klar ist, dass wir im Kern technische Bildungsgänge anbieten ergreifen fast alle die Flucht

Wenn wir in Oberschulen/Gymnasien unser Bildungsangebot präsentieren wollen oder über die Möglichkeiten in der beruflichen Bildung informieren wollen, stoßen wir ebenfalls in der Regel auch auf geringe Resonanz seitens Lehrkräften und Schulleitungen.

Irgendwas scheint hier ziemlich schief zu laufen …

447
1 Monat zuvor
Antwortet  jpw

Bei Technik und Realität muss man was können, weil man mit der daraus entstehenden Realität nicht “diskutieren” kann:
– falsch gemacht? Der Kabelbrand kommt.
– falsch gemacht? Der rasende Kunde hetzt einem Anwälte auf, weil der Wasserschaden hoch ist
– falsch gemacht? Die Wand kracht zusammen
– falsch gemacht? 17.000 Schrauben für die Mülltonne produziert
usw. usf.

Angesichts der “Vorbildwirkung” unserer gesellschaftlichen Führungskräfte…wieso dann nicht lieber im klimatisierten NGO-Büro philosophieren oder die Amtsstube wärmen?

Technik ist “dreckig”, macht böses CO2 und ist (im realen Unternehmen) halt auch irgendwie kapitalistisch und doof.

Insofern…ist es ein Wunder?

Juliane
1 Monat zuvor

Aha.
Hahahahahahahahahahahaha * nach Luft schnappend hahahahahahahahahahahahaha.

A.haha

Na – dann ist ja alles klar.
Das wupp ich bis Dienstag nach den Ferien!