VBE: Lehrerschaft bei Inklusion stark verunsichert

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DORTMUND / SAARBRÜCKEN. Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) hat sich mit ungewöhnlich scharfen Worten von der rot-grünen Landesregierung in Nordrhein-Westfalen distanziert. Anlass sind die aus Sicht der Lehrergewerkschaft bislang unzureichenden Ankündigungen hinsichtlich der in den nächsten Jahren anstehenden Inklusion, also der Eingliederung behinderter Schülerinnen und Schüler.  „Die Lehrerinnen und Lehrer in NRW haben Sorge, dass die Umsetzung der UN-Konvention auf ihrem Rücken ausgetragen wird. Sie sind zunehmend verunsichert, weil sie spüren, dass der Druck auf die Schulen wächst, trotz fehlender personeller, räumlicher und zeitlicher Voraussetzungen inklusiv zu arbeiten“,  erklärte Udo Beckmann, Vorsitzender des VBE NRW und gleichzeitig Bundesvorsitzender der Gewerkschaft. „ Die Lehrkräfte wissen aber, dass sie unter den derzeitigen Bedingungen weder den behinderten noch den nichtbehinderten Kindern gerecht werden können.“ In Saarbrücken fiel unterdessen der offizielle Startschuss für ein saarländisches Pilotprojekt „Inklusive Schule“.

Gemeinsamer Unterricht ist in Deutschland immer noch die Ausnahme. Foto: Alex Büttner
Gemeinsamer Unterricht ist in Deutschland immer noch die Ausnahme. Foto: Alex Büttner

Die Sorge der Lehrkräfte in Nordrhein-Westfalen sei berechtigt, befand Beckmann. Erführen sie doch immer wieder, dass die Politik neue Anforderungen an die Schule festschreibe, ohne die notwendigen Gelingensbedingungen zu liefern. Ein Beispiel dafür sei das Thema Individuelle Förderung. Seit über fünf Jahren sei der Rechtsanspruch auf individuelle Förderung im NRW-Schulgesetz verankert – damals von der schwarz-gelben Landesregierung verabschiedet. Bis heute aber, so Beckmann, sei die notwendige Absenkung der Klassengrößen nicht erfolgt und fehle ein ausreichendes Fort- und Weiterbildungsangebot für die Lehrkräfte. Vor diesem Hintergrund warnt der VBE davor, dass der Umbau zu einem inklusiven Schulsystem auf dem Rücken der Lehrerschaft und zulasten der Schüler erfolge. Dass die demografischen Renditen (die relativen Stellengewinne durch sinkende Schülerzahlen also) im System blieben, wie von der Landesregierung angekündigt, sei  richtig. „Das reicht aber bei weitem nicht“, so Beckmann. Bis Ende des Jahres will die Landesregierung einen  Inklusionsplan für die nordrhein-westfälischen Schulen verabschieden, in dem das Vorhaben konkretisiert wird.

In Saarbrücken stellten elf Pilotschulen im Ministerium für Bildung ihre Konzepte für eine inklusive Förderung vor. „Auf der Grundlage der UN-Behindertenrechtskonvention werden wir die saarländischen Regelschulen stärker für Schülerinnen und Schüler mit einer Behinderung öffnen. Demnach müssen wir die Schulen strukturell so verändern, dass sie der Vielfalt aller Schülerinnen und Schüler gerecht werden“, sagte Bildungsminister Kessler.

Mehr zum Thema: Inklusives Schulsystem in NRW bis 2021?

https://www.news4teachers.de/2011/08/inklusives-schulsystem-in-nrw-bis-2021/

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