Bayern: Lehrerverband will Lernpensum an Gymnasien halbieren

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MÜNCHEN. Das ist ein forscher Vorstoß des Lehrerverbands BLLV: Er fordert, dass der Lehrplan an Bayerns Gymnasien um 50 Prozent gekürzt wird. Die Landtags-SPD stimmt zu. Ein klares Nein kommt vom Kultusministerium und dem Philologenverband.

«Lernplan statt Lehrplan» – so lautet die Formel des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbandes (BLLV) für eine bessere Bildung an den Gymnasien im Freistaat. Der bisherige Lehrplan solle um 50 Prozent gekürzt werden, um den Schülern ein vertieftes Lernen zu ermöglichen, forderte BLLV-Präsident Klaus Wenzel in München. Kultusminister Ludwig Spaenle (CSU) und der Bayerische Philologenverband (bpv) kritisierten den Vorschlag, Zustimmung kam von der Landtags-SPD.

Das neue Konzept mit dem Titel «Lernplan Plus» soll nach dem Willen des BLLV künftig den Lehrplan der rund 400 bayerischen Gymnasien verändern. Lerninhalte sollen gekürzt, Fächer vernetzt und entwicklungspsychologische Aspekte verstärkt berücksichtigt werden. Es gelte, sich von der Fächervielfalt zu verabschieden und fächerübergreifend zu arbeiten, so Wenzel. Der Weg müsse vom «toten und trägen Fakten- und Vorratswissen» hinführen zu einem «lebendigen Handlungswissen».

Spaenle dagegen sieht die Hochschulreife der Gymnasiasten in Gefahr, sollte der Lehrplan tatsächlich um die Hälfte gekürzt werden, wie sein Sprecher am Dienstag mitteilte. Der Minister hält eine moderate Überarbeitung des Lehrplanes und individuelle Fördermöglichkeiten für Schüler für ausreichend.

Fritz Schäffer, BLLV-Abteilungsleiter für Schulpolitik, sagte, dass Schüler das kurzfristig angehäufte Wissen zu schnell wieder vergessen würden. Um die aktuelle Vielzahl an Themen im Unterricht tiefgreifend zu behandeln, reiche die Zeit nicht aus. Wenzel forderte zudem eine entspannte Arbeitsatmosphäre im Klassenzimmer, weniger Leistungsdruck und die Orientierung an den Interessen der Schüler. «Das bayerische Gymnasium muss wieder eine attraktive Bildungseinrichtung werden.»

Der Bayerische Philologenverband bezweifelt laut Mitteilung, dass das Gymnasium mit einem um die Hälfte reduzierten Lehrplan seinen Auftrag, junge Menschen studierfähig zu machen, noch erfüllen kann. «Das letzte, was wir uns erlauben dürfen, sind eine schlechtere Studienvorbereitung und steigende Abbrecherquoten unter Studenten», betonte der Philologenverband und warnte vor «zweifelhaften Reparaturversuchen» im Zuge der G8-Einführung.

Zustimmung findet der BLLV bei der Landtagsfraktion der SPD. Bildungspolitikerin Karin Pranghofer sagte laut Mitteilung, es sei gut, sich intensiv um den Lehrplan zu kümmern und nicht vom «Entrümpeln» immer nur zu reden. Zudem forderte sie in dem Zusammenhang, den Ausbau der bayerischen Gymnasien zu Ganztagsschulen zügig voranzubringen. «Lernen braucht Zeit, und diese Zeit haben Schüler in einer Ganztagsschule.» dpa

(15.5.2012)

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