Schulbeginn in Hessen – Kritik am Ganztagsangebot

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WIESBADEN. Schulbank statt Freibad: Für eine dreiviertel Million Kinder in Hessen hat am Montag der Alltag wieder begonnen. Die ABC-Schützen wurden heute eingeschult.

Die SPD kritisiert, die Landesregierung tue zu wenig für berufstätige Eltern. Für etwa 750 000 Kinder und Jugendliche in Hessen hat am Montag wieder die Schule begonnen. Noch einen Tag Schonfrist hatten die rund 50 000 Erstklässler: Für die meisten von ihnen beginnt der Unterricht erst am Dienstag. Die SPD kritisierte zu Beginn des neuen Schuljahres den schleppenden Ausbau der Ganztagsbetreuung.

Nicola Beer würde sich zu wenig um berufstätige Eltern kümmern, sagt die SPD; Foto: Frank Ossenbrink / Kultusministerium Hessen
Nicola Beer würde sich zu wenig um berufstätige Eltern kümmern, sagt die SPD; Foto: Frank Ossenbrink / Kultusministerium Hessen

Etwa 50 400 Lehrerstellen gibt es nach Angaben des Kultusministeriums im neuen Schuljahr – 150 mehr als im vergangenen Schuljahr. Damit sei das Verhältnis von Schülern pro Lehrer so gut wie noch nie. Zudem hätten 62 Schulen neue Ganztagsangebote. An 82 anderen Schulen würden die Angebote ausgeweitet.

Der SPD geht das viel zu langsam. Derzeit gebe es gerade mal 29 «echte» Ganztagsschulen im Land, sagte Hessens SPD-Vorsitzender Thorsten Schäfer-Gümbel am Montag beim Besuch der Frankfurter Willemerschule. «Das sind zweieinhalb Prozent aller Grundschulen in Hessen.» Im Falle eines Wahlsieges will die SPD 100 neue Ganztagsschulen pro Jahr schaffen. «Unser Ziel ist ein Ganztagsangebot für die Hälfte aller Grundschulen.»

«Das Land tut seinen Job nicht», kritisierte auch Frankfurts Oberbürgermeister Peter Feldmann (SPD). Die CDU-FDP-Regierung verlasse sich darauf, dass die Kommunen «schon irgendwas zusammenstückeln». Das Ganztags-Angebot an den meisten Schulen sei «meilenweit von dem entfernt, was Eltern und Kinder brauchen»: eine verlässliche Betreuung bis 17 Uhr aus einer Hand. In Frankfurt gebe es für 53 Prozent der Grundschüler ein Ganztagsangebot. Dieses sei kommunal finanziert und werde pro Jahr um zwei Prozent ausgebaut. Ganztagsschulen sind aus Sicht der SPD nicht nur ein Beitrag zur besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf, sondern auch zur Bildungsgerechtigkeit.

Hessens Kultusministerin Nicola Beer (FDP) appellierte an die Eltern, mit ihren Kindern Geduld zu haben: «Jedes Kind hat sein individuelles Lerntempo. Gerade am Anfang, wo noch vieles unbekannt ist, benötigen Kinder möglichst viel Unterstützung ihrer Eltern» sagte die Mutter von Zwillingen.

Ein besonderes Anliegen ist Beer der Schulweg. Die Eltern sollten mit den Erstklässlern den Schulweg ablaufen, Autofahrer besonders vorsichtig fahren.

Frankfurts Verkehrsdezernent Stefan Majer (Grüne) forderte Eltern laut Mitteilung auf, ihre Kinder selbstständig zur Schule gehen zu lassen. Als Mitfahrer im Auto würden die Kinder viel häufiger verletzt, als wenn sie zu Fuß oder mit dem Rad unterwegs seien. Außerdem sorgten die sogenannten Eltern-Taxis vor vielen Schulen für gefährliche Situationen im Straßenverkehr. dpa

(13.8.2012, aktualisiert am 14.8.)

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