Matschie plant Lehrerbedarf gemeinsam mit Verbänden – gegen den Finanzminister

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ERFURT. Mehr Schüler, zusätzliche Lehrer: Bis zu 600 Neueinstellungen pro Jahr sind nötig, um die Schulen in Thüringen fit zu halten für die Zukunft – sagen Beamtenbund, GEW und Bildungsminister Matschie (SPD) in einem gemeinsamen Papier. Das CDU-geführte Finanzministerium sperrt sich vor allem gegen die geforderte Verbeamtung.

Thüringens Kultusminister Christoph Matschie macht sich bei den Lehrerverbänden beliebt. Foto: Kultusministerium Thüringen
Thüringens Kultusminister Christoph Matschie macht sich bei den Lehrerverbänden beliebt. Foto: Kultusministerium Thüringen

Thüringen, das von einer schwarz-roten Landesregierung geführt wird, benötigt in den kommenden Jahren deutlich mehr neue Lehrer als geplant. Das geht aus dem Personalentwicklungskonzept Schule hervor, das Bildungsminister Christoph Matschie (SPD) sowie die Gewerkschaft GEW und der Thüringer Beamtenbund in Erfurt gemeinsam vorstellten. Demnach werden bis 2020 die Schülerzahlen im Freistaat nicht sinken – im Gegensatz zu allen anderen Bundesländern. Zugleich scheiden viele Lehrer aus Altersgründen aus. «Wir brauchen 550 bis 600 Neueinstellungen im Jahr», sagte der GEW-Landeschef Torsten Wolf. Darin seien aber auch Aufgaben wie etwa das gemeinsame Lernen von Menschen mit und ohne Behinderung nicht einbezogen.

Matschie versprach, dass künftig alle Lehrer unbefristete Vollzeitverträge bekämen. Es hänge von der Attraktivität der Arbeitsbedingungen ab, ob der Freistaat genügend Personal finde, fügte er hinzu. Wichtig sei auch das Schulumfeld. Ob die Lehrer bald wieder als Beamte übernommen werden können, ist aber ungewiss. Derzeit blockiere Finanzminister Wolfgang Voß (CDU) eine Verbeamtung als zu teuer, sagte ein Sprecher des Bildungsministeriums. «Wir kämpfen weiter um die Zustimmung», fügte er hinzu. Seit 2007 werden in Thüringen Lehrer nicht mehr verbeamtet.

Laut GEW-Landeschef Wolf ist das Konzept «ein erster Aufschlag». Das Bildungsministerium habe «Gespräche auf Augenhöhe» ermöglicht und keine Verhandlungen geführt, betonte er. Die Feinsteuerung des Konzeptes – etwa die Fächerbesetzung und die Organisation der Personalreserve – müssten noch folgen. Wolf rief Finanzminister Voß auf, das Konzept zu übernehmen. «Auch ein Herr Voß hat Kinder und Enkel», fügte er hinzu.

Der Vorsitzende des Thüringer Beamtenbundes (TBB), Helmut Liebermann, nannte die Personalplanungen einen «Zeitenwechsel». Teilzeitmodelle hätten nun ein Ende, betonte er. Der Thüringer Lehrerverband befürchtet, dass der Freistaat weiter junge Lehrer verliert – vor allem durch die ausbleibende Verbeamtung. Schon jetzt könnten vielerorts ausgeschriebene Stellen nicht besetzt werden, sagte der Vorsitzende Rolf Busch dem MDR Thüringen.

Als einen ersten Schritt bezeichnete auch der schulpolitische Sprecher der Linken-Fraktion, Dirk Möller, das Konzept. Nun müssten endlich mehr Lehrer eingestellt werden. In einem ähnlichen Entwurf der CDU-Regierung unter Dieter Althaus waren von 2010 bis 2015 jährlich 500 Neueinstellungen vorgesehen. Thüringen habe es aber auf nur 400 Neueinstellungen gebracht, sagte GEW-Landeschef Wolf. dpa

 

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tutnichtszursache
10 Jahre zuvor

… und es tut sich weiterhin NICHTS. Habe einen Einserabschluss, aber mein Land Thüringen stellt mich trotzdem nicht ein. Meine Ausbildungsschule wollte mich unbedingt behalten, aber da war NICHTS zu machen. Von wegen Herr Matschie will die jungen Lehrer behalten. Wir werden regelrecht abgewimmelt.