Hamburg: Klare Mehrheit gegen Turbo-Abitur

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HAMBURG. 70 Prozent der Hamburger wollen zum Abitur nach neun Jahren zurück, ergab eine Umfrage. Doch das gefährdet nach Meinung der Bürgerschaftsfraktionen die Stadteilschulen. Schulsenator Ties Rabe will nicht schon wieder ein „Riesenreform“ riskieren. Die Initiative „G9-HH-Jetzt“ dagegen fühlt sich im Aufwind.

Hamburgs Bürger erteilen dem G8-Turbo-Abitur laut einer Umfrage eine Abfuhr. Gut zehneinhalb Jahre nach dem Start des beschleunigten Abiturs sprachen sich in einer Befragung des Meinungsforschungsinstituts Gess im Auftrag des «Hamburger Abendblatts» (Montag) 70 Prozent gegen die Hochschulreife nach acht Jahren aus. Sie votierten stattdessen für eine Rückkehr zur Reifeprüfung nach neun Jahren. Nur 21 Prozent der Bürger wollten das achtjährige Gymnasium behalten. Vier Prozent der Befragten war die Dauer egal, sechs Prozent machten keine Angaben.

Der Eingang des Helene-Lange-Gymnasiums in Hamburg (Foto: JakobS./Wikimedia)
Der Eingang des Helene-Lange-Gymnasiums in Hamburg. Eine deutliche Mehrheit der Bürger will einer Umfrage zufolge auch an den Gymnasien G9. (Foto: JakobS./Wikimedia)

Bereits seit Sommer 2013 versucht die Volksinitiative «G9-Jetzt-HH» eine Rückkehr zum Abitur nach neun Jahren an Gymnasien zu erreichen – und fühlt sich entsprechend bestätigt. «Das ist eine klare Botschaft an die verantwortlichen Politiker aller Bürgerschaftsparteien: Die Schulzeitverkürzung war eine politische Fehlentscheidung, G8 ist gescheitert», erklärte Initiativen-Sprecherin Mareile Kirsch. Es werde endlich Zeit, den Wunsch der überwältigenden Mehrheit der Eltern in Hamburg umzusetzen und das G9 auch an den Gymnasien zügig wiedereinzuführen.

«Was immer wieder erstaunt, ist, wie abgehoben die Politik im Rathaus von der Wirklichkeit und dem Wunsch von Eltern an der Basis ist», betonte Kirsch. Die Initiative hat für ihr Anliegen bereits fast 17 000 Unterschriften gesammelt – und kann nun bei einem Nein der Bürgerschaft ein Volksbegehren starten. Um dabei erfolgreich zu sein, muss die Initiative innerhalb von drei Wochen rund 62 000 Unterschriften zusammenbekommen. Will das Landesparlament dann immer noch nicht zustimmen, kann sie einen Volksentscheid erzwingen. Dieser könnte nach der Bürgerschaftswahl 2015 stattfinden.

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Schulsenator Ties Rabe (SPD) erklärte: «Wir alle wollen, dass unsere Schülerinnen und Schüler in Ruhe lernen können. Die entscheidende Frage ist, ob wir dazu schon wieder eine Riesenreform riskieren wollen, oder ob wir das Schulsystem endlich zur Ruhe kommen lassen.»

Bislang müssen die Schüler an den 60 allgemeinbildenden Gymnasien ihre Hochschulreife nach acht Jahren nachweisen. Die Initiative will erreichen, dass nicht nur an den Stadtteilschulen, sondern auch an den Gymnasien das Abitur nach neun Jahren abgelegt werden kann. In der Bürgerschaft sind bislang alle Fraktionen gegen eine Rückkehr zum Abitur nach neun Jahren an Gymnasien. Sie fürchten unter anderem eine Schwächung der ohnehin schon weniger beliebten Stadtteilschulen. (dpa)

Zum Bericht: Hamburg: Grüne wollen Stadteilschulen gegenüber den Gymnasien aufwerten

Zum Bericht: Volksbegehren in Sicht: Hamburg vor der Rückkehr zu G9?

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